Das Wort Wissenschaftstheorie ist die englische Übersetzung von Philosophy of science. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts wurde es zum allgemein üblichen Begriff. Der erste Wissenschaftstheoretiker war Aristoteles. Seit den 60er Jahren wird der Begriff als Theorie aller Art über Wissenschaftsbereiche aller Art definiert. Die wörtliche Übersetzung des englischen Begriffs lautet Theorie der Wissenschaft, über die Wissenschaft. (vgl. Brockhaus)
Die Wissenschaftstheorie reflektiert über Wissenschaft, ist also eine Meta-Theorie. Oder, anders gesagt, ihr Objekt ist die Wissenschaft. Jeder betreibt Wissenschaftstheorie, wenn er über Wissenschaft spricht, egal ob über eine Einzelwissenschaft oder über Wissenschaft im Allgemeinen. Je nachdem wird von Spezieller Wissenschaftstheorie oder Allgemeiner Wissenschaftstheorie gesprochen. (vgl. Niedermair 2004, S. 5 f.) Eingeordnet wird die Wissenschaftstheorie in die Erkenntniskategorie. Sie beschäftigt sich damit, wie menschliche Erkenntnis überhaupt möglich ist. Den größten Bereich bildet die Erkenntnistheorie. Daraus leitet sich die Wissenschaftstheorie ab. Diese führt zu einer bestimmten Methodologie, aus der sich dann die konkreten Methoden und Techniken zur Datengewinnung und Datenauswertung ableiten lassen.
Während die Erkenntnistheorie also über menschliche Erkenntnis im Allgemeinen diskutiert, geht es der Wissenschaftstheorie darum, was als wissenschaftliche Erkenntnis gelten kann. Dazu formuliert sie Vorschriften über den Weg der Erkenntnisgewinnung, wie wissenschaftliche Erkenntnis zustande kommen soll. (vgl. Lamnek 2005, S. 47 f.) Außerdem beschäftigt sie sich mit dem Begriff und der Einteilung der Wissenschaft, mit ihren Methoden, ihren Erkenntnisprinzipien, ihrer Sprache, ihren Vorraussetzungen und ihren Geltungsgrundlagen. (vgl. Brockhaus) Sie richtet ihre Aufmerksamkeit also darauf, wie sich Wissenschaft auf Forschungsgegenstände bezieht und sich ihnen nähert, welche Verfahren und Methoden sie dabei anwenden und wie sie ihre Hypothesen und Theorien begründen. (vgl. Niedermair 2004, S. 6) Wichtig ist dabei, dass sie so generell bleibt, dass sie für alle Einzelwissenschaften gilt, aber doch so konkret ist, dass sich aus ihr klare Handlungsanweisungen ableiten lassen können. (vgl. Lamnek 2005, S. 47). (...)
Inhaltsverzeichnis
- 1 Die Wissenschaftstheorie
- 2 Die Hermeneutik als wissenschaftstheoretische Position
- 2.1 Definition
- 2.2 Geschichte
- 2.3 Verstehen
- 2.4 Der hermeneutische Zirkel
- 2.4.1 Hermeneutischer Zirkel I
- 2.4.2 Hermeneutischer Zirkel II
- 2.5 Hermeneutische Differenz
- 3 Abduktion und Hermeneutik
- 3.1 Deduktion und Induktion
- 3.2 Abduktion
- 3.3 Hermeneutisches Verstehen und die Abduktion
- 4 Pro und Contra der Hermeneutik
- 4.1 Contra - Kritikpunkte am hermeneutischen Verstehen
- 4.2 Pro-Gegenargumente und Vorteile der Hermeneutik
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Hermeneutik als wissenschaftstheoretische Position. Ziel ist es, die Hermeneutik zu definieren, ihre Geschichte nachzuzeichnen und ihre Rolle im wissenschaftlichen Verstehen zu beleuchten. Die Arbeit analysiert auch die Vor- und Nachteile des hermeneutischen Ansatzes.
- Definition und Geschichte der Hermeneutik
- Das hermeneutische Verstehen
- Der hermeneutische Zirkel
- Abduktion und Hermeneutik
- Kritik und Gegenargumente zur Hermeneutik
Zusammenfassung der Kapitel
1 Die Wissenschaftstheorie: Dieses Kapitel führt in den Begriff der Wissenschaftstheorie ein, beleuchtet ihre Einordnung in die Erkenntnistheorie und beschreibt ihre Funktion als Meta-Theorie, die über Wissenschaft reflektiert. Es werden verschiedene wissenschaftliche Perspektiven vorgestellt, darunter die Hermeneutik, der Kritische Rationalismus und die Kritische Theorie, die jeweils unterschiedliche Herangehensweisen an Forschungsgegenstände repräsentieren und unterschiedliche methodische und theoretische Optionen bevorzugen. Der Vergleich mit einer Brille verdeutlicht, wie die Wissenschaftstheorie verschiedene Perspektiven auf Forschungsgegenstände ermöglicht und dem Forscher hilft, die jeweils beste Herangehensweise auszuwählen.
2 Die Hermeneutik als wissenschaftstheoretische Position: Dieses Kapitel widmet sich der Hermeneutik als einer der im ersten Kapitel vorgestellten wissenschaftstheoretischen Positionen. Es beginnt mit einer Definition des Begriffs, der etymologisch aus dem Griechischen stammt und mit dem Götterboten Hermes in Verbindung gebracht wird. Verschiedene Definitionen der Hermeneutik werden vorgestellt, wobei der Fokus auf der Kunst der Interpretation von Zeichen und dem Verstehen von Sinnzusammenhängen liegt. Die Geschichte der Hermeneutik wird von ihren Anfängen in der frühchristlichen Bibelauslegung bis zu ihrem Aufstieg als geisteswissenschaftliche Methode durch Denker wie Schleiermacher, Dilthey und Heidegger nachgezeichnet.
Schlüsselwörter
Hermeneutik, Wissenschaftstheorie, Verstehen, Interpretation, Hermeneutischer Zirkel, Abduktion, Deduktion, Induktion, Geisteswissenschaften, Kritische Theorie, Kritischer Rationalismus, Methoden, Erkenntnis.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Hermeneutik als Wissenschaftstheoretische Position
Was ist der Inhalt dieses Textes?
Der Text bietet eine umfassende Übersicht über die Hermeneutik als wissenschaftstheoretische Position. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Definition, der Geschichte, dem Verstehensprozess und der Rolle der Hermeneutik im wissenschaftlichen Kontext. Darüber hinaus werden Vor- und Nachteile des hermeneutischen Ansatzes diskutiert, und die Abduktion im Verhältnis zur Hermeneutik wird beleuchtet.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Die zentralen Themen sind die Hermeneutik selbst, ihre Definition und historische Entwicklung, das hermeneutische Verstehen, der hermeneutische Zirkel, der Vergleich mit anderen wissenschaftstheoretischen Positionen (wie dem Kritischen Rationalismus und der Kritischen Theorie), die Abduktion und die kritische Auseinandersetzung mit den Vor- und Nachteilen der Hermeneutik. Der Text führt auch in die Wissenschaftstheorie allgemein ein.
Welche Kapitel umfasst der Text und worum geht es in ihnen?
Der Text gliedert sich in mehrere Kapitel: Kapitel 1 behandelt die Wissenschaftstheorie allgemein und verortet die Hermeneutik innerhalb verschiedener wissenschaftlicher Perspektiven. Kapitel 2 widmet sich der Hermeneutik im Detail: Definition, Geschichte, Verstehen und der hermeneutische Zirkel werden ausführlich erklärt. Kapitel 3 untersucht die Beziehung zwischen Abduktion und Hermeneutik, während Kapitel 4 die Kritik an und die Gegenargumente für die Hermeneutik vorstellt.
Was ist der hermeneutische Zirkel?
Der Text beschreibt den hermeneutischen Zirkel als einen zentralen Aspekt des hermeneutischen Verstehens. Es werden zwei Aspekte des Zirkels unterschieden. Er beschreibt die wechselseitige Abhängigkeit von Teil und Ganzem im Verständnisprozess: Das Verständnis des Ganzen hängt vom Verständnis der Teile ab, und umgekehrt beeinflusst das Verständnis der Teile das Verständnis des Ganzen. Der Text erklärt dies ausführlicher und differenziert zwischen den beiden Aspekten des hermeneutischen Zirkels.
Welche Rolle spielt die Abduktion in diesem Text?
Der Text untersucht die Abduktion im Zusammenhang mit der Hermeneutik. Er vergleicht die Abduktion mit Deduktion und Induktion und analysiert, wie abduktives Schließen zum hermeneutischen Verstehen beiträgt. Die Abduktion wird als ein wichtiger Aspekt des Interpretationsprozesses dargestellt.
Welche Kritikpunkte an der Hermeneutik werden angesprochen?
Der Text widmet sich auch den Kritikpunkten an der Hermeneutik. Es werden Argumente vorgestellt, die die Objektivität und die Möglichkeit der Falsifizierung hermeneutischer Interpretationen in Frage stellen. Diese Kritikpunkte werden jedoch im Anschluss mit Gegenargumenten und den Vorteilen der Hermeneutik kontrastiert.
Welche Schlüsselbegriffe sind für das Verständnis des Textes wichtig?
Schlüsselbegriffe sind Hermeneutik, Wissenschaftstheorie, Verstehen, Interpretation, Hermeneutischer Zirkel, Abduktion, Deduktion, Induktion, Geisteswissenschaften, Kritische Theorie, Kritischer Rationalismus, Methoden und Erkenntnis.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text ist für Leser gedacht, die sich akademisch mit der Hermeneutik und ihrer Rolle in der Wissenschaft auseinandersetzen möchten. Das umfassende Inhaltsverzeichnis und die klaren Zusammenfassungen machen ihn sowohl für Studierende als auch für Forschende zugänglich.
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- Sigrid Lang (Author), 2006, Hermeneutik. Die Kunst des Verstehens, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/114826