Den Ausgangspunkt der Theorie der Konversationsimplikaturen, die der Sprachphilosoph
H. P. Grice im Rahmen der „William James Lectures“ im Jahre 1967 an der Harvard
University entwickelt und in den Folgejahren in Form von Aufsätzen1 publiziert hat,
bildet der besonders in Gesprächen häufig zu konstatierende Unterschied zwischen dem
wörtlich Gesagten (‚what is said’) und dem mit der Äußerung Gemeinten (‚what is
meant’). Grices Theorie geht von der Frage aus, woher wir in einer bestimmten Situation
wissen, was der Sprecher bzw. Schreiber meint und versucht zu erklären, wie ein Hörer
bzw. Leser2 von der Ebene des explizit Gesagten zur Ebene der implikatierten Bedeutung
gelangt. Sie beschäftigt sich mit den Mechanismen, durch die Implikaturen erzeugt und
interpretiert werden und erklärt, inwiefern man in bestimmten Situationen mehr bzw.
etwas anderes meinen kann als man tatsächlich sagt, d.h. mehr als durch den
konventionalen Gehalt der geäußerten sprachlichen Ausdrücke wörtlich übermittelt wird.
Dies soll zunächst an einem Beispiel verdeutlicht werden, bei dem es sich um einen
Logbucheintrag handelt:
(1) Ein Kapitän und sein Maat haben seit längerem Streit. Der Maat spricht gerne dem Rum zu, und
der Kapitän will dies nicht länger dulden. Als der Mann wieder mal besoffen ist, trägt der Kapitän
ins Logbuch ein: Heute, 11. Oktober, der Maat ist betrunken. Als der Maat während seiner
nächsten Wache diese Eintragung liest, wird er erst wütend, dann überlegt er kurz, schließlich
trägt er ins Logbuch ein: Heute, 14. Oktober, der Kapitän ist nicht betrunken.3
Der Eintrag des Maats sagt mehr aus als bloß, dass der Kapitän nicht betrunken ist. Vor
dem Hintergrund, dass ein Logbuch dafür vorgesehen ist, besondere Vorkommnisse
festzuhalten, meint die Eintragung des Schiffsoffiziers, dass es einer Seltenheit oder
zumindest einer Besonderheit gleichkommt, dass der Kapitän nicht betrunken ist, und
entkräftet somit den vorangegangenen Eintrag des Kapitäns in gewisser Weise.
Manchmal sagen wir exakt das, was wir meinen, aber meistens sind wir nicht absolut
explizit. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Ausgangspunkt: Sagen und Meinen...
- Das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaximen..
- Der Begriff der konversationellen Implikatur …..
- Befolgung der Konversationsmaximen..
- Missachtung und „Ausbeutung“ der Konversationsmaximen
- Eigenschaften von Konversationsimplikaturen.
- Typologie der Implikaturen.….....
- Skalare und klausale Implikaturen als Beispiele für generalisierte Quantitätsimplikaturen .…………..
- Implikaturen als Beschränkungen für Lexikalisierungen.
- „Heckenausdrücke' für Maximen (,maxim hedges')
- Redecharakterisierung als selbstkritische Sprachreflexion .......
- Ausblick: Weitere Anwendungsbereiche und offenen Fragen....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Theorie der konversationellen Implikaturen, die von H. P. Grice entwickelt wurde. Sie analysiert die Mechanismen, durch die Implikaturen erzeugt und interpretiert werden, und erklärt, wie man in bestimmten Situationen mehr oder etwas anderes meinen kann als man tatsächlich sagt.
- Das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaximen
- Der Begriff der konversationellen Implikatur
- Die Eigenschaften von Konversationsimplikaturen
- Die Typologie der Implikaturen
- Die Anwendung der Theorie auf verschiedene sprachliche Phänomene
Zusammenfassung der Kapitel
- Ausgangspunkt: Sagen und Meinen: Dieses Kapitel führt in die Theorie der konversationellen Implikaturen ein und stellt den Unterschied zwischen dem wörtlich Gesagten und dem Gemeinten heraus. Es wird anhand eines Beispiels verdeutlicht, wie ein Hörer von der Ebene des explizit Gesagten zur Ebene der implikatierten Bedeutung gelangt.
- Das Kooperationsprinzip und die Konversationsmaximen: Dieses Kapitel erläutert das Kooperationsprinzip, das die Grundlage für eine rationale und effiziente Kommunikation darstellt. Es werden die vier Konversationsmaximen der Qualität, Quantität, Relation und Modalität vorgestellt, die sich in Submaximen untergliedern.
- Der Begriff der konversationellen Implikatur: Dieses Kapitel definiert den Begriff der konversationellen Implikatur und beschreibt die verschiedenen Arten von Implikaturen. Es werden die Bedingungen für die Entstehung von Implikaturen erläutert.
- Befolgung der Konversationsmaximen: Dieses Kapitel untersucht, wie die Konversationsmaximen in der Praxis befolgt werden. Es werden Beispiele für Äußerungen analysiert, die die Maximen erfüllen.
- Missachtung und „Ausbeutung“ der Konversationsmaximen: Dieses Kapitel befasst sich mit den Fällen, in denen die Konversationsmaximen bewusst missachtet werden. Es werden verschiedene Strategien der „Ausbeutung“ der Maximen vorgestellt, wie z.B. Ironie, Sarkasmus und Metaphern.
- Eigenschaften von Konversationsimplikaturen: Dieses Kapitel beschreibt die wichtigsten Eigenschaften von Konversationsimplikaturen, wie z.B. ihre Abhängigkeit vom Kontext, ihre Widerrufbarkeit und ihre Nicht-Wahrheitsbedingtheit.
- Typologie der Implikaturen: Dieses Kapitel stellt verschiedene Arten von Implikaturen vor, wie z.B. generalisierte Implikaturen, partikuläre Implikaturen und konventionelle Implikaturen.
- Skalare und klausale Implikaturen als Beispiele für generalisierte Quantitätsimplikaturen: Dieses Kapitel analysiert skalare und klausale Implikaturen als Beispiele für generalisierte Quantitätsimplikaturen. Es wird gezeigt, wie diese Implikaturen auf der Grundlage der Konversationsmaximen entstehen.
- Implikaturen als Beschränkungen für Lexikalisierungen: Dieses Kapitel untersucht, wie Implikaturen die Möglichkeiten der Lexikalisierung beeinflussen. Es wird gezeigt, dass bestimmte Bedeutungen nicht lexikalisiert werden können, weil sie durch Implikaturen impliziert werden.
- „Heckenausdrücke' für Maximen (,maxim hedges'): Dieses Kapitel befasst sich mit „Heckenausdrücken“, die verwendet werden, um die Gültigkeit der Konversationsmaximen einzuschränken. Es wird gezeigt, wie diese Ausdrücke die Interpretation von Äußerungen beeinflussen.
- Redecharakterisierung als selbstkritische Sprachreflexion: Dieses Kapitel untersucht, wie die Theorie der konversationellen Implikaturen zur Analyse von Redecharakterisierungen verwendet werden kann. Es wird gezeigt, wie Sprecher durch die Verwendung von Implikaturen ihre eigene Rede bewerten und kommentieren.
- Ausblick: Weitere Anwendungsbereiche und offenen Fragen: Dieses Kapitel gibt einen Ausblick auf weitere Anwendungsbereiche der Theorie der konversationellen Implikaturen und stellt offene Fragen zur Weiterentwicklung der Theorie.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die konversationellen Implikaturen, das Kooperationsprinzip, die Konversationsmaximen, die Eigenschaften von Implikaturen, die Typologie der Implikaturen, die Anwendung der Theorie auf verschiedene sprachliche Phänomene und die Bedeutung der Implikaturen für die Sprachphilosophie und die Pragmatik.
- Arbeit zitieren
- Thomas Strobel (Autor:in), 2003, Konversationelle Implikaturen, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/114600