Die Schüler sollen Wissen über das Leben von adligen Kindern auf einer Burg im
Mittelalter erlangen. Die gewonnen Informationen sollen sie dazu nutzen, das Leben
der Kinder früher mit dem Leben von Kindern heute (ihrem Leben) zu vergleichen.
Dabei sollen ihnen Gemeinsamkeiten und Unterschiede bewusst werden und sie sollen
erkennen, dass etwa viele Spiele, die heutige Kinder aus ihrem Alltag kennen, schon vor Jahrhunderten gespielt wurden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Sachanalyse des historischen Gegenstands
3. Geschichtsdidaktische Analyse
4. Formulierung der geschichtsdidaktischen Frage – Relevanz des Themas hier und heute
5. Geschichtsdidaktische Rekonstruktion
6. Rahmenbedingungen
7. Lernmaterialien
8. Lernziele
9. Methodische Überlegungen (Unterrichtsverlauf)
10. Literaturverzeichnis
11. Anhang (Materialien)
1. Einleitung
Verschiedene Aspekte sind bei dem gewählten Thema, das nur einen kleinen Teilausschnitt eines fächerübergreifenden Projekts zum Thema „Mittelalter - Leben auf der Burg“ darstellt, zu berücksichtigen.
Zunächst ist festzustellen, dass das Leben der Menschen (Kinder, Ritter, Bauern) im Mittelalter, der (Auf-)Bau von Burgen und weitere Aspekte rund um das Mittelalter in den Interessensbereich von vielen Grundschülern fallen. Diese Themen faszinieren Kinder im Grundschulalter und motivieren daher sehr zur Beschäftigung mit den Inhalten. Viele Städte in Deutschland feiern Mittelalterspektakel oder veranstalten mittelalterliche Märkte, so dass das Thema Mittelalter in großen Teilen der Gesellschaft „in Mode“ gekommen zu sein scheint. Zudem liegen zahlreiche Bilderbücher, Puzzles, Quizkarten zu dem Thema vor, nicht zu vergessen Modellbausätze von bekannten Spielzeugfirmen mit entsprechenden Spielfiguren. Es ist zu erwarten, dass Jungen im Allgemeinen an dem Thema mehr Interesse zeigen werden als Mädchen, geht es dabei doch auch um faszinierende Turniere, Waffen und Rüstungen.
Im hessischen Rahmenplan Grundschule ist dieses Thema ebenfalls vorgesehen.
Es beinhaltet die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit von Menschen, Gegenständen und menschlichen Schaffens und auch mit dem Aspekt Zeit bzw. der historischen Dimension von Zeit (Rahmenplan Grundschule Hessen, S. 135). Das Leben früher und heute zu vergleichen, ist einer der Schwerpunkte der vorgestellten Stunde.
Von Vorteil für die Durchführung einer Einheit zu diesem Themengebiet wäre es, wenn eine Burg bzw. Burgruine oder ein (nachkonstruiertes) mittelalterliches Bauernhaus in der Nähe des Schulortes zu finden ist. Eine Exkursion - als Einstieg oder Vertiefung - zu einer historischen Stätte würde sich sehr anbieten, um die Motivation der Schüler (weiter) zu erhöhen bzw. um den Kindern den Unterrichtsinhalt zu veranschaulichen. Auch der Besuch eines Museums, das mittelalterliche Bilder, Spiele, Arbeitsgeräte sowie andere Gebrauchsgegenstände ausstellt, empfiehlt sich. Da dieser Unterrichtsentwurf jedoch nicht auf eine spezielle Klasse an einer bestimmten Schule zugeschnitten ist, habe ich mich dagegen entschieden, in diesem Entwurf näher auf eine solche Exkursion einzugehen, die nur konkret in Bezug auf einen Ort geplant werden kann.
Vielmehr bezieht sich meine Stundenplanung auf die Behandlung des Lebens adliger Kinder auf einer Burg im (Hoch-)Mittelalter. Dabei lasse ich die Kleinkind- bzw. Babyphase außer acht.
Der Umfang des vorgestellten Unterrichts bezieht sich auf mindestens eine Doppelstunde. Dabei ist zu erwähnen, dass diese Stunden nicht isoliert zu betrachten sind, sondern dass sie als Teil einer größeren Einheit gedacht sind, welche die Beschäftigung mit den Themen Ritter, Burgen und Leben im Mittelalter beinhaltet.
So soll diese Stunde kein Einstieg in das übergeordnete Thema sein, sondern eine Vertiefung des Themas „Leben auf der Burg“ darstellen. Dabei wird ein Bezug zur aktuellen Lebenssituation der Kinder durch Themen wie Spiele, Erziehung oder Kochen und Essen hergestellt.
Den Einstieg in die Stunde stellt eine Bildbetrachtung und -besprechung dar. Dabei habe ich das Bild „Die Kinderspiele“ von Peter Bruegel aus dem Jahr 1560 ausgewählt. Anschließend bilden die Partnerarbeit an den Texten sowie die Bearbeitung der Arbeitsblätter die Erarbeitungsphase.
Vor dieser Stunde sollte die Klasse bereits einiges über Ritter und Burgen erfahren haben. So sollten z.B. Aufbau, Formen und Funktionen von mittelalterlichen Burgen und ihrer Elemente schon behandelt worden sein. Der harte Alltag der armen Landbevölkerung, die Themen Lehnsherrschaft und Leibeigenschaft, sollten ebenso im Unterricht thematisiert werden wie das hier vorgestellte Thema der adligen Kinder, um den Schülern ein vielseitiges Verständnis der mittelalterlichen Verhältnisse und der Gesellschaft zu ermöglichen.
Grundsätzlich ist dieses Thema gut geeignet, um es fächerübergreifend zu behandeln. Für Deutsch bietet sich etwa eine (begleitende) Lektüre an; auch gibt es viele Möglichkeiten die Schüler zu dem Thema Geschichten verfassen zu lassen und so ihre Phantasie zu fordern und zu fördern. In Musik bieten sich z. B. das Hören und Nachspielen mittelalterliche Klänge und für Kunst das Anfertigen von Bastelarbeiten oder Malaufgaben zum Thema an (z. B. Nachbau einer Burg aus Karton; vgl. dazu: Rahmenplan Grundschule Hessen).
2. Sachanalyse des historischen Gegenstands
Das Mittelalter
Der vorliegende Unterrichtsentwurf beschäftigt sich mit der Zeit des Mittelalters, wofür die Zeit des Hochmittelalters exemplarisch steht.
Das Mittelalter ist in der europäischen Geschichte die Zeit zwischen Antike und Neuzeit; reicht also etwa vom vierten (sechsten) bis in das 16. Jahrhundert. Die Zeit des Hochmittelalters erstreckt sich von der Mitte des elften Jahrhunderts bis etwa zum Ende des zwölften Jahrhunderts.1 Die Zeitangaben in der Literatur schwanken jedoch je nach Land und kulturhistorischen Vorstellungen.
Burgen
Eine Burg ist ein historisches Bauwerk, welches im Mittelalter einer adligen Familie als Wohn- und Verwaltungssitz sowie als Schutz- und Verteidigungsanlage diente. Burgen gab es in verschiedenen Formen, je nach Region und Bauplatz.
Höhenburgen
Höhenburgen dienten in erster Linie als Flieh- bzw. Schutzburgen. Ihre Bewohner bzw. ihre Erbauer nutzten sie auch als Macht- und Herrschaftsinstrumente gegen ihre Untertanen und gegen (andere) Fürsten und Könige. Da die Burganlagen des Mittelalters in der Regel den Verteidigungs- und Wehrcharakter trugen, war das Leben innerhalb der Anlagen in den meisten Bereichen von wenig Komfort begleitet. Die gesamte Anlage wurde in Höhenlagen durch enge, steile Wege und Felswände an zumindest drei Seiten wehrhafter.2
Wasserburgen
In Niederungen (wie im heutigen Norddeutschland) wurden hingegen so genannte Wasserburgen errichtet; sie sicherten zusätzlich ein Wassergraben und ein schmaler Zubringer durch meist sumpfiges Gelände.3
Kinder/ Kindheit auf einer mittelalterlichen Burg
Auf einer Burg lebten sowohl die Kinder der Adelsfamilie, als auch die Kinder der Bediensteten. Die Ausführungen und der Unterricht beschränken sich jedoch auf die adligen Kinder.
Das Ende der Kindheit kennzeichnet schon das siebte Lebensjahr. Adlige Jungen gingen dann oft an einen fremden Hof um zum ritterlichen Knappen erzogen zu werden. Bei Mädchen stand ab diesem Zeitpunkt die Erziehung zur Ehe- und Hausfrau im Vordergrund. Sie blieben deshalb länger im elterlichen Haushalt.4
Bis zum siebten Lebensjahr genossen die Kinder viele Freiheiten und hatten viel Zeit zum Spielen.
Schule
Die schulische Bildung war im Mittelalter lange Zeit nur den adligen Jungen vorbehalten und dies auch nur, wenn das Kind für den geistlichen Stand bestimmt war.5 Der Unterricht fand dann im Kloster statt. Auf der Burg lernten die Kinder vor allem durch das Abschauen und die Nachahmung von Tätigkeiten der Erwachsenen. Mädchen wurde häufig von der Mutter das Lesen und Schreiben beigebracht.
Spiele(n) und Spielzeug
Als typisches Mädchenspielzeug werden in der Literatur vor allem Puppen angeführt. Als typisches Spielzeug für Jungen gelten Ritterpuppen, Spielzeugwaffen, das Steckenpferd, Windrädchen, Kreisel, der Reif, Murmeln und Bälle.6 Dabei muss erwähnt werden, dass auch Mädchen viele Arten des „Jungenspielzeugs“ nutzten.
Zu dem spielen mit Spielzeug kamen viele Spiele im Freien: Gruppenspiele wie Blindekuh ebenso wie das Spielen mit Tieren.7
Essen und Kochen
Das Essen auf der Burg war auch für die Adelsfamilie meist sehr einfach. Es bestand häufig nur aus Brot und Brei. Das wichtigste Nahrungsmittel war das Getreide, außerdem gab es oft Eier, Milch und sauren Wein. Am weitesten verbreitet unter den
Getreidesorten war in unseren Regionen der Roggen, aber auch Weizen, Gerste und Hafer wurden angebaut. Während man aus dem Roggen und dem Weizen vor allem Brot herstellte, diente die Gerste meist zum Bierbrauen und der Hafer als Pferdefutter, wenn er nicht zum Brei für die Menschen gekocht wurde. Kartoffeln, Reis und Teigwaren gab es hingegen noch nicht.
Fleisch war im Mittelalter eine Festtagsspeise und wurde nur zu besonderen Anlässen serviert. Schließlich benötigte man die meisten Tiere als Nutztiere. Sie wurden erst geschlachtet, wenn sie zu sonst nichts mehr taugten.8
3. Geschichtsdidaktische Analyse – Relevanz des Themas hier und heute
Die Auseinandersetzung der Kinder mit der menschlichen Vergangenheit, mit dem Anderssein von Menschen und Dingen vor Jahrhunderten, dem eigenen kulturellen Ursprung (für Kinder mit europäischer Abstammung) und die Erkenntnis Gegenwärtiges als Gewordenes zu begreifen, sind wichtige Punkte, die für die Behandlung dieses Unterrichtsinhaltes sprechen. Dabei ist für den Themenbereich Mittelalter das Leben der Kinder gerade für den Primarbereich ein elementarer Bestandteil.
Die Themen der einzelnen Stationen Spielen, Essen und Kochen, Schule und Erziehung von Jungen und Mädchen ermöglichen den Kindern persönliche, analoge Erfahrungen mit dem Erarbeiteten zu vergleichen und ebenso ein Verständnis für das Leben damals zu gewinnen wie das eigene Leben mit dem Leben damals zu vergleichen und Veränderungen aber auch Gemeinsamkeiten zu erkennen.
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1 Vgl.: Microsoft Encarta 2002
2 Vgl.: West Lehrmittel GmbH, S.19
3 Vgl.: West Lehrmittel GmbH, S.19
4 Vgl.: Klaus Arnold: Die Einstellung zum Kind im Mittelalter. In: Mensch und Umwelt im Mittelalter. Hrsg. Bernd Herrmann, 3. Auflage, Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt GmbH 1987, S.57f
5 Vgl.: Klaus Arnold, S.58
6 Vgl.: Elisabeth Loffl-Haag: Hört ihr die Kinder lachen? Zur Kindheit im Spätmittelalter. Pfaffenweiler: Centaurus-Verlags-Gesellschaft 1991, S.89ff
7 Vgl.: Elisabeth Loffl-Haag, S.117ff
8 Vgl.: Hans-Peter von Peschke: von Peschke, Hans-Peter: Burgen. Nürnberg: Tessloff Verlag 1998, S.26
- Quote paper
- Peter Kapinus (Author), 2007, Unterrichtsstunde: Kindheit auf der mittelalterlichen Burg, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/113335