In nahezu jedem Lebensbereich, lassen sich heutzutage digitale Informations- und Kommunikationstechnologien finden. Dies gilt auch für den Gesundheitssektor. Die Digitalisierung bieten Möglichkeiten, die Akteure des Gesundheitswesens digital zu vernetze, um eine hochwertige und effiziente Gesundheitsversorgung der Patienten zu gewährleisten. Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den am wenigsten digitalisierten Branchen in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, wird das deutsche Gesundheitswesen als niedrig digitalisiert beschrieben (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. 2011 wurde die elektronische Gesundheitskarte eingeführt. 2015 kam es zum Inkrafttreten des E-Health-Gesetzes, dennoch ist die Umsetzung langsamer als geplant. Das übergreifende Ziel des E-Health-Gesetzes für eine moderne Medizinversorgung, ist eine sektorübergreifende, interdisziplinäre Kommunikation von gesundheitsspezifischen Patientendaten. Ein wesentlicher Risikofaktor ist jedoch die Gefährdung des Datenschutzes und eine somit resultierende Ungerechtigkeit bei der Behandlung von Patienten.
Inhalt
1.0 Einleitung
2.0 Theoretischer Hintergrund
3.0 Hauptteil
3.1 Umsetzung
3.2 Vorteile
3.3 Einführung der elektronischen Patientenakte am Beispiel Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
3.4 Elektronische Patientenakte und Datenschutz
4.0 Fazit
Literaturverzeichnis
1.0 Einleitung
In nahezu jedem Lebensbereich, lassen sich heutzutage digitale Informations- und Kommunikationstechnologien finden. Dies gilt auch für den Gesundheitssektor. Die Digitalisierung bieten Möglichkeiten, die Akteure des Gesundheitswesens digital zu vernetze, um eine hochwertige und effiziente Gesundheitsversorgung der Patienten zu gewährleisten. Die Gesundheitswirtschaft gehört zu den am wenigsten digitalisierten Branchen in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie, wird das deutsche Gesundheitswesen als niedrig digitalisiert beschrieben (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi), 2017). 2011 wurde die elektronische Gesundheitskarte eingeführt. 2015 kam es zum Inkrafttreten des E-Health-Gesetzes, dennoch ist die Umsetzung langsamer als geplant. Das übergreifende Ziel des E-Health-Gesetzes für eine moderne Medizinversorgung, ist eine sektorübergreifende, interdisziplinäre Kommunikation von gesundheitsspezifischen Patientendaten. Ein wesentlicher Risikofaktor ist jedoch die Gefährdung des Datenschutzes und eine somit resultierende Ungerechtigkeit bei der Behandlung von Patienten.(Lux et al., 2017)
2.0 Theoretischer Hintergrund
Basis für die Einführung der elektronischen Patientenakte ist das E-Health-Gesetz. Das E-Health-Gesetz, oder auch Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen, wurde am 3.12.2015 vom Deutschen Bundestag beschlossen. Ziel ist es, die Mitwirkenden im Gesundheitswesen dahingehend zu unterstützen, eine flächendeckende IT-Infrastruktur einzuführen. Durch die Einführung des E-Health-Gesetzes, wird eine Grundlage für die rechtlichen Rahmenbedingungen der Gesundheitstelematik-Infrastruktur geschaffen. Diese fördert die Digitalisierung und Vernetzung der Akteure im Gesundheitswesen, sowie den Aufbau von elektronischen Services. Darunter zählen eBrief, eEntlassbrief, eMedikationsplan und telemedizinische Services mittels der eGK.(Müller-Mielitz & Lux, 2016) Ziel des E-Health-Gesetzes ist es, eine einheitliche Telematikinfrastruktur unter Berücksichtigung höchster Sicherheitsstandards zu schaffen. Ebenso die einzelnen Leistungserbringer miteinander zu vernetzen, um die sektorübergreifende interdisziplinäre Kommunikation zu stärken. Die Patienten sollen dadurch umfassend über ihre gesundheitlichen Daten informiert sein und eigenverantwortlich, hinsichtlich ihrer Gesundheitsversorgung, agieren.(Dörries et al., 2017)
3.0 Hauptteil
Die Digitalisierung von Dienstleistungen ist ein Trend in allen Branchen und auch ein Trend bei der Nutzung durch die Bürger. Callcenter-Mitarbeiter werden durch Chatbots ersetzt, Banken haben den Kundenprozess größtenteils digitalisiert und Friseure in der Nähe bieten elektronische Terminverwaltung und virtuelle Frisurenberatung an. Auch im Gesundheitswesen hat die Digitalisierung große Fortschritte gemacht, aber hier meist nur direkt im Kontext der medizinischen Leistungserbringung: Operationsroboter oder volldigitale Operationssäle sind Beispiele für Hightech-Anwendungen. Andere Bereiche wie die teilnehmerübergreifende digitale Betreuung oder Dokumentation des Behandlungsprozesses, die Nutzung von Teilnehmernetzwerken oder einheitlichen Standards stehen erst am Anfang. Dafür gibt es verschiedene Erklärungen. Erstens ist der Gesundheitsmarkt aufgrund von Regulierungen und Restriktionen sehr komplex, was sich negativ auf Innovationen auswirkt, beispielsweise in Form von Markteintrittsbarrieren. Auch fehlen digitale, sowie finanzielle Anreize. Darüber hinaus ist ein Umdenken der Akteure notwendig, nicht nur die punktuellen Ergebnisse ihrer medizinischen Leistung aus der Perspektive der Patienten zu betrachten, sondern auch die Effizienz und Qualität des gesamten Behandlungsprozesses zu berücksichtigen. Administrative Tätigkeiten im stationären Alltag sind mit viel Arbeitsaufwand verbunden. Der zeitliche Aufwand für Dokumentation im stationären Alltag ist hoch und nimmt viel von der Zeit in Anspruch, welche für die eigentliche Patientenversorgung genutzt werden sollte. Die Dokumentation im Pflegealltag, lässt sich als unverzichtbare Pflicht für Pflegekräfte werden. Sie ist enorm wichtig, um transparent die pflegerischen Tätigkeiten zu dokumentieren, ebenso wie die Verabreichten Medikamente oder auch interdisziplinären Geschehnisse am Patienten, wie zum Beispiel radiologische Untersuchungen, Physiotherapie oder auch Ergotherapie. Die exakte Dokumentation ermöglicht das Verständnis für außenstehende Berufsgruppen. Im Falle einer Klage bietet diese Dokumentation für den Leistungserbringer eine gewisse Sicherheit.(Lux et al., 2017)
3.1 Umsetzung
Die Einführung der elektronischen Patientenakte in Deutschland befindet sich seit Jahren im Rückstand. Im Vergleich zu anderen, strukturähnlichen Ländern, ist Deutschland deutlich hinter den skandinavischen Ländern Dänemark und Estland. Diesen Vorsprung ermöglichen die Länder durch eine starke Regierung, sowie durch das frühzeitige festlegen von Rahmenbedingungen und Zielen. Die Aufgaben und Fähigkeiten der elektronischen Patientenakte, wurde von Anfang an in den Best-Practice-Ländern klar definiert, ebenso technische und Interoperabilitätsstandards. (Amelung et al., 2016)
3.2 Vorteile
Im deutschen Gesundheitssystem kommt es aufgrund einer fragmentierten Versorgungsstruktur, zu einer erschwerten sektorübergreifenden Versorgung. Es kann zu Informationsverlusten kommen, welche die Kommunikation im interdisziplinären Team erschwert und nicht nur Mehraufwand, sondern auch einen erhöhten Kostenfaktor mit sich zieht. Durch den Einsatz der elektronischen Patientenakte sollen diese Barriere überwunden werden. Basis dafür, ist das Schaffen von Transparenz, durch das Offenlegen der Durchgeführten Maßnahmen am Patienten, sowie die dadurch entstehende Steigerung der Effizienz und Effektivität. (Heinze & Hilbert, 2008) Neben der zielgerichteten, beziehungsweise patientenbezogenen Behandlung, können durch die elektronische Patientenakte kostenintensive Doppelbehandlungen und nicht notwenige Folgebehandlungen reduziert oder sogar vermieden werden. Durch das Speichern beispielsweise, des stationären Entlassungsberichts kann der Übergang zur ambulanten Weiterversorgung durch verschiedene Fachärzte fließend von Statten gehen und besser koordiniert werden. Der Bedarf an einer digitalisierten, sowie besser koordinierten Patientenversorgung steigt mit immer höher werdenden Zahlen von multimorbiden Patienten, sowie Patienten die an chronischen Erkrankungen leiden. Die meist komplexen Krankheitsbilder setzten voraus, dass ein adäquater Informationsaustausch der einzelnen Disziplinen der Patientenversorgung stattfindet, um eine gute, gesundheitsförderliche Behandlung ermöglichen zu können. Ein weiterer Vorteil der elektronischen Patientenakte, ist die Arzneimittelsichert. Durch die Speicherung von Medikationsdaten, kann überprüft werden, ob die einzelnen Medikamente sich gegenseitig beeinflussen, oder ob es sogar Kontraindikationen beim Verabreichen beim spezifischen Patienten vorliegen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass so Medikationsfehler und unerwünschte Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen, vermieden werden können.(Heinze & Hilbert, 2008) Die elektronische Patientenakte hat nicht nur Vorteile für den Patienten. Der administrative Aufwand für die unterschiedlichen Disziplinen kann mit der elektronischen Patientenakte erheblich reduziert werden. Beispielweise müssen papierbasierte Dokumentationen nicht gesucht werden, oder von anderen Fachrichtungen angefragt werden. Die dadurch entstehenden Zeitersparnisse, können den Versorgungsalltag entzerren und es bleibt mehr Zeit für die eigentliche Behandlung und Betreuung der Patienten. Die übersichtliche Darstellung der Gesundheits- sowie Krankheitsdaten kann zu einer Verbesserung des Krankheitsverständnis seitens der Patienten führen. Durch das Selbstständige zugreifen auf die elektronische Patientenakte steigt das Selbstmanagement der Patienten, ebenso die Therapietreue.(Eckrich et al., o. J.) Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Einführung der elektronischen Patientenakte zur einer Verbesserung der Patientenversorgung, aufgrund einer transparenteren Informationsbasis. Gesundheitsökonomisch betrachtet können Kosten gespart werden und die multiprofessionelle Kommunikation wird gestärkt.
3.3 Einführung der elektronischen Patientenakte am Beispiel Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zählt zu den modernsten Universitätskliniken Europas. Unter den Leitsatz „Wissen-Forschen-Heilen durch vernetzte Kompetenz“, versorgt das Krankenhaus der Maximalversorgung 450000 Patienten im Jahr. Seit 2011, arbeitet das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, mit einer komplett digitalisierten Patientenakte und erhielt als erstes Krankenhaus in Europa die Bewertung EMRAM1 Stage 7. Stage 7 ist die höchste Stufe des Modells. Im Vergleich dazu wurde Deutschland 2016 mit 2,3 eingestuft. Das Projekt startet 2006 mit dem obersten Ziel, eines neues Basissystem einzuführen, welches bis zur Inbetriebnahme des Klinikneubaus fertig sein. Das Projekt am Universitätsklinikum, wurde in verschiedene Phasen unterteilt. Die erste Phase war geprägt von der Bereitstellung der Funktionalitäten für die elektronische Patientenakte. In der zweiten Phase wurden Spezialbereiche bearbeitet, sowie andere Bereiche, welche essenziell für ein Krankenhaus der Maximalversorgung sind, mit besonderem Fokus auf dem Medikationsprozess.(Groth-Tonberge et al., 2012) Durch die Verbesserung des Medikationsprozesses wurde die Arzneimitteltherapiesicherheit erhöht, die Prozesse vereinfacht, sowie die Zufriedenheit der angestellten Pflegekräfte und des ärztlichen Personals. Ein wichtiger Faktor, bei der Umstrukturierung von Krankenhausprozessen, ist ein professionelles Change-Management. Die Aufgabe des Change-Managements ist es, die Einbindung der betroffenen Personengruppe sicherzustellen, sowie unnötige Reibungsverluste zu vermeiden. Ein weiterer wichtiger Faktor bei der Umsetzung ist die umfassende Schulung des Personals. Durch die durchgeführten Maßnahmen kam es am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf zu nachhaltigen Auswirkungen. Im Jahr 2010 erreichte das Klinikum ein ausgeglichenes Geschäftsergebnis. Nur ein Jahr später folgte die Auszeichnung von der Healthcare Information and Management System Society. ( UKE Geschäftsbericht , 2017)
3.4 Risiken der Elektronische Patientenakte
Die Digitalisierung der Patientenakte bietet viele Chancen, um die Patientenversorgung effizienter und sicherer zu gestalten. Neben den Vielen Vorteilen gibt es jedoch eine Schwachstelle. Die Gesundheitsdaten der Patienten werden als schützenswertes Gut beschrieben und fallen unter §3 Absatz 9 des Bundesdatenschutzgesetzes. Dies führt zu komplexen Anforderungen für die Verarbeitung von persönlichen sensiblen Daten. In langjährigen Diskussionen in Bezug auf die Einführung der elektronischen Gesundheitskarte wurde jedoch gezeigt, dass die datenschutzrechtlichen Anforderungen an die IT-Sicherheit, durchaus lösbar sind. In der langjährigen Diskussion um die elektronische Gesundheitskarte (eGK) waren Bedenken um Datenschutz und Datensicherheit vielfach Gegenstand einer vielschichtigen öffentlichen Diskussion und halfen zunächst, diese zu verhindern oder auf wenige Zusatzfunktionen zu beschränken. Aus IT-Sicht lässt sich jedoch die Einhaltung von Datenschutzvorgaben lösen, was sich bereits in vielen anderen Branchen und Anwendungsbereichen bewährt hat.
Vielmehr sollten die Chancen und Risiken beim eigentlichen Adressaten – dem Patienten – im Fokus stehen. Wie gut ist der ländliche Raum – und insbesondere der einzelne Bürger – an die digitale Infrastruktur angebunden? Welche besonderen Anforderungen und Nutzungsverhalten haben unterschiedliche Generationen, insbesondere „Generation Y“ oder „Generation Z“, für die die Nutzung von Internet und mobilen Endgeräten noch selbstverständlicher ist? Auch die Leistungserbringer müssen sich der Frage stellen, ob der Einsatz telemedizinischer (digitaler) Lösungen die Diagnose und Behandlung verändern wird. Die Auswirkungen auf diese Berufsgruppe, ihre Arbeitsprozesse und den Umfang ihrer Dienstleistungen/Verhaltensweisen wurden bisher kaum untersucht. (Dörries et al., 2017)
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1 Electronic Medical Record Adoption Model, vergeben von der Healthcare Information and Management System Society
- Quote paper
- Hanna Weigmann (Author), 2021, Die Einführung einer elektronischen Patientenakte im Klinikum, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1132837