Hippokrates war einer der ersten Ärzte, die versuchten, Krankheiten rational zu erklären und sich von der mythischen Volksheilkunde zu lösen. Damit wurde er zu einem Vorläufer der modernen Medizin. Dennoch stellte er sich nicht gegen die griechische Religion, schließlich war sein Beruf heilig. Völlig neu war der Denkansatz, dass nicht eine Krankheit, sondern ein krankes Individuum behandelt werden müsse. Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie, die drei großen Themen des Corpus Hippocraticum, weichen in Bezug auf Behandlungsmittel und -methoden nicht wesentlich von der alten Volksmedizin ab, sondern erreichen ihren Erfolg hauptsächlich durch systematische Beobachtung und Individualisierung. Im Zuge des Individualisierens wird Hippokrates auch auf den Gedanken gekommen sein, dass man Frauen nicht wie Männer behandeln darf. Seiner Meinung nach unterscheiden sich die Geschlechter so sehr voneinander, dass man einen eigenen medizinischen Ansatz für die Frauen benötigt. Damit begründete er die Gynäkologie.
Im Folgenden will ich diese besondere Fachrichtung skizzieren und sie mit der modernen Medizin vergleichen, so gut ich das als medizinische Laiin kann. Dazu teile ich jeden Aspekt in die Lehre des Hippokrates und die heutigen Sichtweisen ein. In vielen Dinge stimmen hippokratische und moderne Medizin überein, in anderen wurden sie nur durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse verändert. Deshalb kann man die hippokratischen Überlegungen durchaus als Grundsteine der modernen Gynäkologie verstehen, obwohl zwischen den Forschungen so viel Zeit liegt. Es gilt: Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang.
Inhaltsverzeichnis
A Leben und Werk des Hippokrates
B Vergleich zwischen hippokratischer und moderner Gynäkologie
1 Wesen der Frau
1.1 Anatomie
1.1.1 Das Fleisch
1.1.2 Die Brüste
1.1.3 Die Gebärmutter
1.2 Die Menstruation
1.3 Krankheitsursachen und Behandlungsgrundsätze
1.4 Zweck und Methoden medizinischer Behandlung
1.5 Geschlechtskrankheiten
2 Empfängnis
2.1 Der Samen
2.1.1 Herkunft und Zusammensetzung
2.1.2 Geschlechterverteilung und Vererbung
2.2 Fruchtbarkeit und Verhütung
2.3 Unfruchtbarkeit
3. Schwangerschaft
3.1Symptome und Prüfmittel
3.2 Vereinigung und Entwicklung des Samens
3.4 Embryoschädigende Krankheiten und Fehlgeburten
3.5 Abtreibung
4. Geburt
4.1 Termin und Grund
4.2 Frühgeburt
4.3 Beginn und Verlauf
4.4 Lage des Kindes
4.5 Geburtshilfliche Methoden
4.6 Nachgeburt
5. Wochenbett
5.1 Lochialreinigung
5.2 Milchentstehung
5.3 Leiden nach der Geburt
C Zusammenfassung
D Literaturverzeichnis
Primärliteratur
Sekundärliteratur
Internet
Zeitschriften
A Leben und Werk des Hippokrates
„„&O bißow braxußw, hÖ de? teßxnh makrhß – Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang.“[1] Wie recht Hippokrates (Abb. 1 und 2) mit diesem Ausspruch hatte, zeigt sich jetzt, knapp 2500 Jahre nach seinem Ableben: Fast jedem ist sein Name aus dem hippokratischen Eid, den die Ärzte auch heute noch in abgewandelter Form schwören, bekannt. Doch über das Leben dieses berühmten Mannes ist nur weniges sicher bekannt. Er kam vermutlich um 460 v. Chr. auf der kleinasiatischen Insel Kos zur Welt, führte die Familientradition der Asklepiaden, der Nachfahren des sagenhaften Heilgottes Asklepios, fort und reiste als Wanderarzt durch Griechenland und Kleinasien. Um 375 v. Chr. starb er hochbetagt in Thessalien. Um seine Person sind mit der Zeit viele Legenden entstanden, in denen er als Idealarzt verehrt wurde, doch für seine unmittelbaren Zeitgenossen war er wahrscheinlich nur ein Arzt wie viele andere.
Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang. Hippokrates’ Erkenntnisse in der Heilkunst sind im Corpus Hippocraticum festgehalten. Er umfasst rund sechzig Schriften. Wieviele davon er wirklich selber geschrieben hat, ist unklar. Die einzelnen Schriften unterscheiden sich in Sprache und Denkweise teilweise so sehr, dass man davon ausgeht, dass sie nicht von einem einzigen Verfasser stammen. Die anderen Autoren waren vermutlich Ärzte aus Kos und dem benachbarten Knidos, deren Werke, weil sie in derselben Bibliothek standen, später dem Corpus hinzugefügt wurden.[2]
Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang. Hippokrates war einer der ersten Ärzte, die versuchten, Krankheiten rational zu erklären und sich von der mythischen Volksheilkunde zu lösen. Damit wurde er zu einem Vorläufer der modernen Medizin. Dennoch stellte er sich nicht gegen die griechische Religion, schließlich war sein Beruf heilig. Völlig neu war der Denkansatz, dass nicht eine Krankheit, sondern ein krankes Individuum behandelt werden müsse. Innere Medizin, Chirurgie und Gynäkologie[3], die drei großen Themen des Corpus, weichen in Bezug auf Behandlungsmittel und -methoden nicht wesentlich von der alten Volksmedizin ab, sondern erreichen ihren Erfolg hauptsächlich durch systematische Beobachtung und Individualisierung.[4] Im Zuge des Individualisierens wird Hippokrates auch auf den Gedanken gekommen sein, dass man Frauen nicht wie Männer behandeln darf. Seiner Meinung nach unterscheiden sich die Geschlechter so sehr voneinander, dass man einen eigenen medizinischen Ansatz für die Frauen benötigt. Damit begründete er die Gynäkologie.[5]
Im Folgenden will ich diese besondere Fachrichtung skizzieren und sie mit der modernen Medizin vergleichen, so gut ich das als medizinische Laiin kann. Dazu teile ich jeden Aspekt in die Lehre des Hippokrates und die heutigen Sichtweisen ein.[6] In vielen Dinge stimmen hippokratische und moderne Medizin überein, in anderen wurden sie nur durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse verändert. Deshalb kann man die hippokratischen Überlegungen durchaus als Grundsteine der modernen Gynäkologie verstehen, obwohl zwischen den Forschungen so viel Zeit liegt. Es gilt: Das Leben ist kurz, die Kunst ist lang.
B Vergleich zwischen hippokratischer und moderner Gynäkologie
1 Wesen der Frau
1.1 Anatomie
1.1.1 Das Fleisch
Eine Frau hat ein lockereres Fleisch (aöraiosarkoteßrhn) und ist zarter (aÖpalvteßrhn) als ein Mann. Deshalb zieht ihr Körper schneller mehr Feuchtigkeit herbei als der des Mannes[7]. Wenn sich der Körper der Frau mit verhaltenem Blut, das nicht als Menstrualblut abgegangen ist, anfüllt, bekommt sie wegen der Anfüllung und Erhitzung[8] Beschwerden (plhroumeßnvn tvqn sarkvqn kai? jermainomeßnvn poßnoV gißgnetai.). Wenn das zuviel gewordene Blut abfließt, erleidet sie keine Schmerzen. Da der Mann ein festeres Fleisch hat, stellt sich kein Leiden durch die Blutfülle ein. Sein Körper zieht nur soviel Blut herbei, wie er zu seiner eigenen Ernährung bedarf, und da er nicht zart ist, wird er weder übermäßig angespannt noch erhitzt. Außerdem strengt sich der Mann mehr körperlich an und führt so einen Teil der Feuchtigkeit ab.[9]
Der Vorstellung, dass das Fleisch der Frau lockerer ist als das des Mannes, wird die Beobachtung zugrunde liegen, dass die Frau mehr Fettgewebe hat als der Mann[10] und die Muskeln der Frau meistens nicht so stark ausgeprägt sind. Durch die Entdeckung des Blutkreislaufs ist die Ansicht, dass der Körper mit Blut angefüllt wird, überholt, da das Blut vom Herzen durch Blutgefäße ständig durch den ganzen Körper gepumpt wird (Abb. 3).[11]
Die Wärme des Blutes richtet sich nach der Körpertemperatur, die nicht vom Geschlecht, sondern vom Stoffwechsel und von der Entfernung zum Körperkern, dem Inneren des Rumpfs und des Kopfs, abhängt (Abb.4).[12] Heutzutage unterscheidet man Mann und Frau in chromosomalem, gonadalem und standesamtlichem Geschlech und nicht in der Beschaffenheit ihres Fleisches.[13]
1.1.2 Die Brüste
Da Frauen im Gegensatz zu Männern Milch erzeugen (gaßla poießousi)[14], entwickeln sich bei ihnen Brustdrüsen (mazoiß). Die Brüste der Frauen sind wie auch ihr restlicher Körper locker (aöraihß), die der Männer sind wegen der Festigkeit ihres Körpers klein.[15]
Wir wissen heute, dass sowohl Mädchen als auch Jungen Brustdrüsen haben. Mit Beginn der Geschlechtsreife verstärkt sich die Entwicklung der weiblichen Brustdrüsen (Mammae) unter Einfluss von Hormonen. Unter Binde- und Fettgewebe befindet sich der eigentliche Drüsenkörper. Dieser besteht aus etwa 15-20 Läppchen, deren Milchgänge (Ductus lactiferi) alle in der Brustwarze (Mamille), die vom stark pigmentierten Warzenhof umgeben ist, münden.[16] Form und Größe der Brüste sind vererblich und sehr verschieden.[17]
1.1.3 Die Gebärmutter
Meist wird die Gebärmutter mit den Pluralen aiÖ mhqtrai oder aiÖ uÖsteßrai bezeichnet. Die Scheide (oÖ auöxh?n tvqn mhtreßvn) wird als ein Teil der Gebärmutter betrachtet, während die Eierstöcke und die Eileiter, auch die Clitoris bei den Hippokratikern keine Erwähnung finden.[18] Die Gebärmutter hat zahlreiche gekrümmte Höhlungen (koßlpouw suxnou?w kai? gamyou?w), die alle in unterschiedlichen Entfernungen zur Scham liegen (tou?w me?n thloteßrv, tou?w de? plhsiaiteßrv touq aiödoißou). Lebewesen, die viel gebären, haben mehr Höhlen als die, die nur wenige Kinder kriegen.[19] Die Gebärmutter ist für alle Frauenkrankheiten verantwortlich. Indem sie aus ihrer natürlichen Stellung vorfällt oder sich verlagert, ruft sie Schmerzen und Krankheiten hervor.[20]
Heutzutage unterscheidet man zwischen äußeren (Vulva) und inneren Geschlechtsorganen (Abb. 8). Zur Vulva gehören die kleinen und großen Schamlippen und die Klitoris (Abb. 6). Als innere Geschlechtsorgane bezeichnet man die Scheide (Vagina), die Gebärmutter (Uterus), die Eierstöcke (Ovarien) und die Eileiter (Tuben) (Abb. 7). Die birnenförmige Gebärmutter hat nur eine Gebärmutterhöhle[21], die durch den Gebärmutterhals (Zervix) und den Muttermund (Portio) mit der Scheide verbunden ist. Am oberen Teil der Gebärmutter münden die beiden Tuben ein, die jeden Monat eine Eizelle zur Gebärmutter leiten. Die Gebärmutter ist mit Bändern im Becken befestigt und dadurch beweglich und dehnbar.[22]
Die Gebärmutter kann zwar vorfallen oder sich entzünden, doch sie ist nicht an allen Frauenkrankheiten schuld, da diese auch ganz andere Ursachen haben können.
1.2 Die Menstruation
Bei der Frau fließt regelmäßig überschüssiges Blut ab.[23] An den mittleren Tagen ist der Monatsfluss (katamhßnia) am dicksten und stärksten (paxußtata kai? pleiqsta), während er am Anfang und am Ende geringer und dünner (eölaßssona kai? leptoßtera) ist. Bei einer gesunden Frau fließen ungefähr 2 attische Kotylen (kotußlai dußo aöttikai?)[24] Blut ab. Dauert der Fluss länger oder kürzer als zwei oder drei Tage, ist er krankhaft und führt zu Unfruchtbarkeit (eöpißnosow kai? aäforoßw).[25]
Eine kinderlose Frau (gunaiqka aätokon eöouqsan) wird durch den Monatsfluss schwerer und eher krank als eine Frau, die schon geboren hat (tetokuiqan). Denn eine Frau, die bereits Kinder bekam, hat durch Geburt und Lochialreinigung (hÖ loxeißh kaßjarsiw)[26] breitere Äderchen und eine geweitete Gebärmutter. Ihr Körper ist im Gegensatz zu dem einer kinderlosen Frau daran gewöhnt, gefüllt zu werden wie bei einer Schwangerschaft (eön gastri? eöxoußsh#).[27]
Wenn eine Frau mit einem engen Muttermund oder einem weit von der Vulva entferntem Gebärmutterhals keinen Geschlechtsverkehr hat oder infolge irgendeines Leidens viel Flüssigkeit verloren hat, kann Feuchtigkeitsmangel entstehen. Die Gebärmutter wird leichter, kann sich drehen und verschließen. Die daraus resultierende Verhaltung des Monatsflusses (Amenorrhöe) führt zu Erstickungsgefühlen[28] (pnißc), Fieber (puqr), Frost und Kreuzschmerzen (frißkh kai? oösfußow aälghma).[29] Wenn sich der Monatsfluss im sechsten Monat immer noch nicht eingestellt hat, übt das überschüssige Blut Druck auf die Organe aus, bis der Tod eintritt.[30] Durch bluttreibende Einlagen, Brech- und Abführmittel kann die Amenorrhöe behandelt werden.[31]
Bei unmäßigem Essverhalten und exzessivem Geschlechtsverkehr kann es zur Hypermenorrhöe, also zu übermäßigem Monatsfluss, kommen. Dies hat eine krankhafte Erweiterung des Muttermundes zur Folge.[32] Durch Aufsetzen eines Schröpfkopfs auf die Brustwarzen kann der Monatsfluss gehemmt werden.[33]
Mittlerweile wissen wir, dass es unter Einfluss von Geschlechtshormonen einmal im Monat zu einem Eisprung kommt. Das reife Ei verlässt den Eierstock und durchwandert den Eileiter in Richtung Uterus. Ist die Eizelle auf ihrem Weg zur Gebärmutter nicht befruchtet worden, löst sie sich auf und die verdickte, mit Nährstoffen angereicherte Gebärmutterschleimhaut, in die sich das befruchtete Ei einnisten sollte, ist überflüssig. Die oberste Schicht der Gebärmutterschleimhaut löst sich also ab und zerfällt. Sie wird zusammen mit Blut und Scheidenflüssigkeit entleert. (Abb. 9) Die Dauer, die Stärke und der Verlauf der Blutung sind bei jeder Frau unterschiedlich. Durchschnittlich dauert sie 5 bis 7 Tage und es werden ca. 65 ml Flüssigkeit ausgeschieden. (Abb. 10)[34] Zu einer Amenorrhöe kann es durch organische oder psychische Krankheiten kommen. Der Eisprung findet nicht statt und deshalb bleibt die Blutung aus. Für die verschiedenen Formen der Amenorrhöe gib es entsprechend der Ursache unterschiedliche Behandlungswege (Differentialtherapie). Auch die Hypermenorrhöe wird durch organische Krankheiten ausgelöst. Das organische Grundleiden ist Richtlinie für die Behandlung.[35]
1.3 Krankheitsursachen und Behandlungsgrundsätze
Die Krankheitsursachen bei Frauen werden in göttliche und menschliche Ursachen unterteilt. Die göttlichen Ursachen (to? jeiqon) beschreiben das natürliche Umfeld, also die Gegend (touw toßpouw) und die Jahreszeit (ta?w vÄraw). Kälte ruft bei Frauen Flüsse hervor, während Wärme Flüsse zum Stehen bringt. Die menschlichen Ursachen beziehen sich auf die Natur der Frau. Sehr weiße Frauen sind feuchter (uÖgroßteraiß te kai? rÖovdeßsterai), dunkle Frauen trockener (sklhroßteraiß te kai? strufnoßterai). Die Weinfarbigen bilden ein Mittelmaß. Auch bei den verschiedenen Altersstufen gibt es solche Unterschiede. Jüngere Frauen sind gewöhnlich feucht und reich an Blut (uÖgroßterai kai? polußaimoi), während die älteren immer trockener (chroßterai kai? oölißgaimoi) werden. Für die richtige Behandlung muss der Arzt alle Ursachen genau prüfen.[36]
[...]
[1] Corp. Hippokr., Aph. 1, Kap. 1 (Jones, W. H. S. (Hrsg.): Hippocrates Vol IV, Herakleitus on the universe, Cambridge, Massachusetts·London MCMLXXIX)
[2] Alle Angaben aus Weisser, U.: Hippokrates, in v. Engelhart, D. und Hartmann, F. (Hrsg.): Klassiker der Medizin I, Von Hippokrates bis Hufeland, München 1991, S.11-13
[3] Die innere Medizin befasst sich mit Erkrankungen fast aller inneren Organe und Organsysteme, die Chirurgie (hÖ xeirourgißa = Ausübung der Wundarzneikunst) mit Wunden, Brüchen und Operationen und die Gynäkologie (hÖ gunhß = die Frau + oÖ loßgow = die Lehre) mit Frauenkrankheiten und Geburtshilfe. (Meyers Lexikonredaktion (Hrsg.): Meyers Grosses Taschenlexikon in 24 Bänden, Mannheim∙Leipzig∙Wien∙Zürich 19955, Bd. 10, s. v. innere Medizin, S. 196, Bd. 4, s. v. Chirurgie, S. 259 und Bd. 9, s. v. Gynäkologie, S. 82)
[4] Diepgen, P.: Geschichte der Medizin, Die historische Entwicklung der Heilkunde und des ärztlichen Lebens, I. Band: Von den Anfängen der Medizin bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, Berlin 1949, S. 77-91
[5] Cancik, H. und Schneider, H. (Hrsg.): Der neue Pauly, Enzyklopädie der Antike, Stuttgart·Weimar 1998, Band 5, s.v. Gynäkologie, Sp. 29f
[6] Der erste Teil gibt jeweils die Meinung Hippokrates’, der zweite die Meinung der heutigen Ärzte wieder. Die Lehre des Hippokrates ist durchweg im Indikativ geschrieben, auch wenn sie oftmals nicht mit der heutigen Meinung übereinstimmt. Die von mir benutzen Abkürzungen für Autor und Titel sind aus Der neue Pauly, Bd. 5, s. v. Hippokrates, Sp. 591f übernommen. Leider ist es mir nicht gelungen, Bilder, die die antiken Vorstellungen verdeutlichen, zu finden. Dennoch hoffe ich, dass die Beschreibungen an Hand der modernen Bilder nachzuvollziehen sind.
[7] Verglichen wird dies mit Wolle und dichtem Gewebe. Die Wolle nimmt, da sie locker und weich ist, mehr Wasser auf als das voll und dicht gewebte Gewand.
[8] Das Blut der Frau ist wärmer als das des Mannes.
[9] Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap. 1.11-1.19 (Grensemann, H. (Hrsg.): Hippokratische Gynäkologie, Die gynäkologischen Texte des Autors C nach den pseudohippokratischen Schriften De Muliebribus I, II und De Sterilibus, Wiesbaden 1982)
[10] normaler Fettgehalt des Körpers beim Mann 15%, bei der Frau bis 20% (dtv-Lexikon in 20 Bänden, Mannheim∙München 1992, Band 5, s.v. Fettleibigkeit, S. 281)
[11] Speckmann, E.-J. und Wittkowski, W. unter Mitarbeit von Enke, A.: Bau und Funktion des menschlichen Körpers, Praxisorientierte Anatomie und Physiologie, Augsburg 199818, S. 260; In einem Aufsatz von Karlhans Abel zum Thema „Die Lehre vom Blutkreislauf im Corpus Hippocraticum“ wird diskutiert, ob die Meinung von R. Kapferer, dass den Hippokratikern der Blutkreislauf bekannt war, richtig ist. Abel kommt zu dem Schluss, dass die Verfasser der Schriften „De corde“, „De alimento“ und „De ossium natura“ keine Kenntnis von der geschlossenen Blutbahn und der Blutbewegung hatten. (Aus: Flashar, H. (Hrsg.): Antike Medizin (Wege der Forschung, Band CCXXI), Darmstadt 1971) Ich schließe mich dieser Meinung an, da zumindest in den von mir behandelten Texten nie eine Andeutung auf einen Blutkreislauf gemacht wird. In der Abbildung stehen die Pfeile für die Strömungsrichtung des Blutes, rot für Sauerstoff reiches und Kohlendioxid armes, blau für Sauerstoff armes und Kohlendioxid reiches Blut.
[12] Meyers Grosses Taschenlexikon, Bd. 12, s. v. Körpertemperatur, S. 148
[13] chromosomal: Der Mensch hat 23 Chromosomenpaare: 22 Autosomenpaare und zwei Geschlechtschromosomen. Eine normale Frau hat zwei X- Chromosomen, ein normaler Mann ein X- und ein Y- Chromosom. (Stegner, H.-E.: Gynäkologie und Geburtshilfe, Stuttgart 19843, S. 1); s. u. II.1.b) Geschlechterverteilung und Vererbung
gonadal: In den Geschlechtsdrüsen (Gonaden), einem Teil der inneren Geschlechtsorgane (Mann: Hoden, Frau: Eierstock), entwickeln sich die Keimzellen (Ei- oder Samenzellen). (Meyers Grosses Taschenlexikon, Bd. 8, s. v. Geschlechtsdrüsen, S. 132)
standesamtlich: nach der Geburt aufgrund äußerer geschlechtstypischer körperlicher Merkmale festgelegt („Hebammenge-schlecht“). (Stegner: Gynäkologie, S. 1)
[14] s. u. V.2. Milchentstehung
[15] Corp. Hippokr., Gland., Kap. 16.1 (Kapferer, R. (Hrsg.): Die Werke des Hippokrates, Die hippokratische Schriften-sammlung in neuer deutscher Übersetzung, Teil 8, Die Drüsen, Die Stellen am Menschen, Die Flüssigkeiten und ihre Anwendung, Stuttgart 1936, griech. Joly, R. (Hrsg.): Hippocrate, Tome XIII, Des lieux dans l´homme, Du système des glandes, Des fistules, Des hémorroïdes, De la vision, Des chairs, De la dentition, Paris 1978)
[16] Speckmann und Wittkowski: Bau und Funktion, S. 382f
[17] Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) (Hrsg.): Kinderwunsch 1, Ein „kleines Wunder“: Die Fort-pflanzung, Fruchtbarkeit bei Mann und Frau, Köln 1999, S. 28
[18] Fasbender, H.: Entwicklungslehre, Geburtshülfe und Gynäkologie in den Hippokratischen Schriften, Stuttgart 1897, S. 73-78
[19] Corp. Hippokr., Genit., Kap. 31 (Kapferer, R. (Hrsg.): Die Werke des Hippokrates, Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung, Teil 16, Der Samen - Das Werden des Kindes, Das Herz, Die Geistesstörung - Die Tollwut, Die Nieswurzanwendung, Stuttgart 1936, griech. Littré, É. (Hrsg.): Hippokrates, Opera Omnia, Band 7, Amsterdam 1979); Hier findet sich auch eine genaue Beschreibung über die Entstehung von Zwillingen: Bei Zwillingen teilt sich der Samen und gelangt in zwei verschiedene Höhlungen, in denen er gleichermaßen aufwächst.
[20] Corp. Hippokr., Loc. Hom., Kap. 47 (in Kapferer, R. (Hrsg.): Die Werke des Hippokrates, Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung, Teil 24, Die Frauenkrankheiten 2. Buch, Die Unfruchtbaren, Stuttgart 1939); In Corp. Hippokr., Mul. 2 (Kapferer) und Corp. Hippokr., Nat. Mul. (Kapferer, R. (Hrsg.): Die Werke des Hippokrates, Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung, Teil 25, Die Natur der Frau, Das Siebenmonatskind - Das Achtmonatskind, Die Überfruchtung, Die Zerstückelung des Embryos, Das Zahnen, Stuttgart 1939) werden Lageveränderungen, Vorfälle, Schwellungen, Ausflüsse und andere Krankheiten der Gebärmutter und Mittel zu deren Behandlung ausführlich erläutert.
[21] Bei Anlageanomalien oder Fehlbildungen kann es allerdings auch zu einem doppelten Uterus, also zwei getrennten Höhlen, kommen. (Stegner: Gynäkologie, S. 23f)
[22] BZgA: Ein „kleines Wunder“, S. 29-31
[23] s. o. I.1.a) Das Fleisch
[24] Eine attische Kotyle sind ca. 0,226 l. Zwei attische Kotylen also ca. 0,453 Liter. (Kroll, W. (Hrsg.): Paulys Real – Encyclopädie der Classischen Altertumswissenschaft, Stuttgart 1922, Band 11, s. v. Kotyle, Sp. 1547)
[25] Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap. 6.1, 6.2 (Grensemann)
[26] Lochialreinigung s. u. V.1.
[27] Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap.1.1, 1.7 (Grensemann)
[28] Nähere Erläuterung des Erstickungsgefühls in Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap. 7 (Kapferer, R. (Hrsg.): Die Werke des Hippokrates, Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung, Teil 23, Die Frauenkrankheiten 1. Buch, Die Krankheiten der Jungfrauen, Stuttgart 1939)
[29] Weitere Beschreibungen finden sich in Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap. 2 (Kapferer) und Corp. Hippokr., Nat. Mul., Kap. 18 und 39 (Kapferer)
[30] Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap. 2.1-2.19 (Grensemann)
[31] Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap. 3 (Kapferer); Weitere Mittel bei Verhaltung des Monatsflusses finden sich in Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap. 3, 74 und 86-88 (Kapferer) und Corp. Hippokr., Nat. Mul., Kap. 23, 39, 71, 72, 74 und 77 (Kapferer)
[32] Corp. Hippokr., Mul. 1, Kap. 5.1-5.2 (Grensemann)
[33] Corp. Hippokr., Aph. 5, Kap. 50 (Sticker, G. (Hrsg.): Die Werke des Hippokrates, Die hippokratische Schriftensammlung in neuer deutscher Übersetzung, Teil 14, Die hippokratischen Lehrsätze (Aphorismen), Stuttgart 1934); Weitere Mittel bei zu starkem Monatsfluss in Corp. Hippokr., Nat. Mul., Kap. 74 (Kapferer)
[34] o.b. & Carefree Beratung (Hrsg.): Vom Erwachsenwerden, Die Broschüre für Mädchen und Jungen, o.O. 1998, S. 30-35
[35] Stegner: Gynäkologie, S. 60-69
[36] Corp. Hippokr., Nat. Mul., Kap. 1 (Kapferer, griech. Littré); vgl. Hippokr., Mul. 2, Kap. 2 (Kapferer)
- Quote paper
- Diplom-Mathematikerin Maja Glück (Author), 2001, Ein Vergleich zwischen hippokratischer und moderner Gynäkologie, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/111461