Die Frage der intraregionalen Wanderung unter besonderer Berücksichtigung des Lebenszykluskonzeptes, betrifft die Gesellschaft mehr, als es ein Einzelner glauben mag. Während des ganzen Lebens sind wir von solchen Wanderungsentscheidungen betroffen. Ob ein Umzug in eine fremde Stadt aufgrund eines angefangenen Studiums, oder Wegzug aufs Land zur Familiengründung, sowie der eventuelle spätere Rückzug in ruhige abgeschiedene Lagen, um den Lebensabend zu genießen. Das alles sind Migrationen, die durch lebensphasenabhängige Entscheidungen ausgelöst worden sind. Meistens passieren Migrationen nicht spontan, sondern sind von Vorphasen langer Planungen begleitet, denn eine Entscheidung für eine Wanderung, also schlicht eine langfristige Wohnsitzverlagerung, trifft wohl kein Mensch richtig leicht. Jeder ist mental, familiär, beruflich und emotional an einen bestimmten Ort gebunden, und je länger er schon an diesem Ort lebt, desto schwerer fällt ihm die Entscheidung, von diesem Ort wegzuziehen. Das ist besonders an älteren Menschen zu sehen, die vielleicht seit ihrer Geburt in einem bestimmten Dorf, oder in einer Stadt leben. Für sie ist es extrem schwierig, egal aus welchen Gründen, aus ihrer Heimat wegzuziehen, auch wenn sie von Kriegen, Baumaßnahmen, oder Naturfaktoren bedroht werden. Bei jüngeren Menschen hingegen, ist die Bereitschaft zur Migration z.T. sehr hoch. Ein Beispiel ist der Wegzug der Kinder aus dem Haushalt der Eltern. Welcher Jugendliche freut sich nicht auf den Augenblick, an dem er endlich dem Elternhaushalt den Rücken kehren darf und in eine eigene „Bude“ zieht? Natürlich gibt es Ausnahmen, aber die bestätigen mal wieder die Regel. Meistens sind junge Menschen, die noch nicht fest im Berufsleben stehen, die mobilsten, da sie noch nicht an so viele Faktoren wie Ältere gebunden sind, und weil sie noch nicht so starke Wurzeln in einem bestimmten Gebiet geschlagen haben. Außerdem sind sie oft bereit für vermeintlich bessere Berufs- und Bildungschancen wegzuziehen. Mit dem Alter ändert sich auch der Typus der Wanderungen und v.a. die Gründe für diese. Es sind einfach andere Faktoren, die zu Wanderungen animieren. Extreme Motivatoren für Migrationen sind politische und wirtschaftliche Gründe, sowie Vertreibungen jeglicher Art.
Die Definition der „Region“ ist sehr vielfältig
konkreter dreidimensionaler Ausschnitt aus der Erdoberfläche
der „Wanderungsbegriff“ in der Umgangssprache und der Literatur unterschiedlich verwendet
Beziehungen zwischen räumlicher und sozialer Mobilität
Zwischen den beiden Arten der Mobilität besteht ein deutlicher Zusammenhang. Meist sind Änderungen des Wohnortes eng mit den Änderungen von Arbeitsplatz, oder Beruf verknüpft, d.h. dass räumliche Mobilität nur im sozialstrukturellen Zusammenhang gesehen werden kann
„Binnenwanderungen:. An dieser Stelle sollte man sich den administrativ festgelegten Verwaltungsgrenzen bedienen, um eine Nah- und Fernabgrenzung zu treffen. Dazu zählen Stadtgrenzen, Gemeindegrenzen, Kreisgrenzen, Grenzen der Regierungsbezirke und der Länder.
pragmatische Lösung des Problems der Regionsabgrenzung bildet die Operationalisierung dieses Begriffes durch die Orientierung an den Einflussbereichen von Ober- und Mittelzentren.oder Planungsregionen
dauerhafte, oder zumindest längerfristige Wohnsitzverlagerung
regressionsanalytische Wanderungsmodell. Dieses hebt sich von der Annahme ab, dass nur die Bevölkerungszahlen des Zu- und des Abwanderungsgebietes als Einflussfaktoren für Wanderungsbewegungen angesehen werden
vier Faktorengruppen analysieren:
1. Faktoren in Verbindung mit dem Herkunftsgebiet
2. Faktoren in Verbindung mit dem Zielgebiet
3. intervenierende Hindernisse (z.B. Gesetz, Kosten...)
4. persönliche Faktoren
jeder dieser Faktoren die gleiche Bedeutung und Wichtigkeit für den Migrationsvorgang
eine Familie mit Kindern ist der Meinung, dass ein Einfamilienhaus im suburbanen Raum besser wäre, um die Kinder groß zu ziehen, als eine Mietwohnung in der Stadt. Das wäre der Faktor 4, also persönliche Präferenzen. Die Folge ist: die Familie wandert an den Stadtrand und mietet oder kauft ein Einfamilienhaus. Von den Auswahlmöglichkeiten A, B, oder C, wählt die Familie die ihrer Meinung nach beste Alternative. Der Grund dafür ist:
a. die Familie erachtet die Stadt aus naheliegenden Gründen als einen ungeeigneten Ort um Kinder groß zu ziehen (Faktor 4. und 1.),
b. die gewählte Alternative erscheint den Entscheidern aus verschiedenen Gründen sinnvoll (4. und 2.), und
c. bei den ausgeschlossenen möglichen Orten haben die Nachteile überwogen (4. und 3.)
Zu erkennen ist die sog. Push – Pull - Systematik, was im Klartext heißt, dass Wanderungen durch abstoßende Kräfte der Herkunftsregion und anziehende Kräfte der Zielregion determiniert werden
probabilistische und verhaltensorientierte Wanderungsmodelle
individuelles Verhalten und beschreiben Wanderungsentscheidungen unter Unsicherheitsbedingungen
Ausfallen der Entscheidung (die nicht zwangsweise von nur einer Person getroffen werden muss) vom individuellen Anspruchsniveau abhängig, aber auch vom Grad der Informationsbeschaffung und –verarbeitung über alle Migrationsalternativen
Such-, Wahrnehmungs- und Bewertungsverhalten der Entscheidungsträger im Vorfeld der Migration
auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen und hier insbesondere die Situation auf dem Wohnungsmarkt
Industrialisierung. Damals noch von sehr hohen Bevölkerungswachstum geprägt, wanderten viele Menschen aus dem ländlichen Bereich in die Städte. Das führte zu einem starken Bevölkerungszuwachs in den Städten. Diese Wanderungen waren meist motiviert durch Strukturwandlungen in der Landwirtschaft („Agrarische Revolution“) und Ansiedlungen von Industrie in alten und neuen städtischen Zentren
wirtschaftlichen Wachstum verbunden, Bevölkerung und Wirtschaft waren stark konzentriert, da das damalige Verkehrsnetz und Einkommen nur arbeitsplatznahe Wohnungen zuließen
„Stadtrandwanderung“, oder „Suburbanisierung“. Dabei handelt es sich um die intraregionale Dekonzentration von Bevölkerung, Arbeitsplätzen und Infrastruktur in verdichteten Regionen hochindustrialisierter Länder. In München begann sie z.T. schon relativ früh, nämlich zu Zeiten des bayr. Königreiches, war damals aber nur auf die Adelsschicht und Oberschicht beschränkt
Gräfelfing oder Planegg wurden damals mit Villen bebaut, die der Oberschicht ermöglichten, den Wohnstandort an den Erholungsstandort zu verlagern. Das waren Gesellschaftsschichten, die, wenn überhaupt, nur an wenigen Tagen dem Geldverdienen nachgehen mussten und dadurch auch keinem Zwang ausgesetzt waren in der Nähe der Arbeitsstätte zu wohnen. Man kann nur mutmaßen, dass das Lebenszykluskonzept damals nicht in der heutigen Form eine Rolle spielte: das geht aus der o.g. Tatsache des nicht täglichen Erwerbs hervor. Die alltägliche Mobilität war sehr beschränkt; ein Nahverkehrssystem existierte praktisch nicht, was dazu beitrug, dass die gewöhnlich arbeitenden Gesellschaftsschichten ihren Wohnort am Arbeitsplatz orientieren mussten
Stadt-Umland-Wanderung setzte sich fort und erreichte seinen Höhepunkt in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts. Das steigende Pro-Kopf-Einkommen und die allgemeine extrem hohe Zunahme der persönlichen Mobilität, sei es aufgrund von Automobilisierung oder dem rasanten Ausbau der ÖPNV-Systeme, erlaubten es den Stadtbürgern, flexibler mit der Wohnstandortwahl umzugehen und sie auch nach der persönlichen Lebensplanung zu richten. Andererseits bringt diese Auswanderung in stadtnahe Gemeinden viele Probleme mit sich. In erster Linie wäre die enorme Verstärkung des Pendelverkehrs zu nennen, die aufgrund der Trennung der Funktionen „Wohnen“ und „Arbeiten“ und somit längeren Verkehrswegen, eine hohe verkehrliche Belastung der Verdichtungsräume erzeugt. Dadurch wird das Wohnen in der Großstadt durch ein steigendes Verkehrsaufkommen und zunehmende Umweltbelastung beeinträchtigt.
- der Unterauslastung der städtischen Infrastruktur steht eine Überbelastung im Umland gegenüber,
- nach Geschäftsschluss tritt eine Verödung der Innenstädte mit negativen Konsequenzen auf,
- durch eine Umschichtung der Sozialstruktur verlieren die Städte weiter an Attraktivität,
- die Steuereinnahmen in den Städten sinken zu Gunsten der Umlandgemeinden,
steigende Bodenpreise und knapper Baugrund führen zur weiteren Zersiedelung der Landschaft
Das rasante Wachstum, etwa in den 60er oder 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts, führte so einige ehemals landwirtschaftlich geprägte Dörfer an den Rand des Zusammenbruchs. Man begriff z.B. erst sehr spät, dass man Bautätigkeiten mit sinnvoller Planung regeln muss. Oft hat die Bebauung gewuchert und einen gesichtslosen Siedlungsbrei hinterlassen. Bauernhäuser neben hochverdichteten Hochhäusern, vermischt mit Gewerbeflächen und Einfamilienhäusern; solch eine Bebauung wäre heute undenkbar. Unbelebte Schlafstädte ohne Zentrum, ohne Kultur- und Freizeitangebot, aus denen die Kaufkraft in die Großstadt abfließt. Unterentwickelte Infrastruktur, die dem rasanten Wachstum und den Ansprüchen der Bewohner nicht gerecht wird.
ergeben sich aus der Analyse der Wanderungsmotive Standortvor- bzw. Nachteile für bestimmte Gebiete. So ergibt sich für die Kernstädte nur bei den berufsbezogenen Wanderungen eine positive Bilanz. Ihr Bedeutungsüberschuss liegt demnach allein in ihren Ausbildungs- und Arbeitsplätzen
Heutzutage ist diese Aussage aus einer älteren Literatur kritisch zu sehen, denn in den letzten Jahrzehnten hat eine enorme Gewerbesuburbanisierung stattgefunden. Die außerstädtischen Gewerbegebiete haben sehr an Bedeutung gewonnen
Die Diskussion über den Bau einer ringförmigen S-Bahnverbindung, zeigt ganz deutlich, wie sehr sich der typische Pendlerstrom geändert hat. Man fährt nicht mehr morgens in die Stadt zur Arbeit und fährt nach Feierabend ins Umland wieder heim, sondern man fährt sozusagen immer und überall hin. Die Städter fahren auch mal in Umlandgewerbegebiete und die Umlandbewohner fahren genauso in andere, auch weitere entfernte Umlandgemeinden in die Arbeit. Der Pendelstrom ist also nicht mehr konzentrisch, sondern sehr dispers und polyzentrisch. Das ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass die alten Strukturen der Funktionsteilung Arbeiten in der Stadt – Wohnen im Umland, nicht mehr gelten
Seit ungefähr 20 Jahren ist aber auch ein Prozess der Wiederbesiedelung der innenstadtnahen Bereiche zu verzeichnen. Die sog. „Gentrification“ also Veredelung von städtischen Wohngebieten, führte dazu, dass ehemals unbeliebte, verkommene und zur Ghettobildung neigende Viertel z.T. zum großen Teil wieder sehr beliebt sind. Das ist zurückzuführen auf die Immigration von kinderlosen Lebensgemeinschaften, Künstlern, Homosexuellen, Stadtbewohnern mit alternativen Lebensweisen und jungen Singlehaushalten. Die Innenstadt gilt als „hip“, solange man keine Familie gründet und Kinder erziehen muss. Das basiert auf der Tatsache, dass immer weniger Menschen früh heiraten und Kinder bekommen und nicht bereit sind wegen Kindern auf einen komfortablen Lebensstandard zu verzichten. Für diese Leute bieten diese innenstadtnahen Bezirke den optimalen Wohnstandort, sie bieten eine Fülle von für diese Bevölkerungsgruppe wichtigen Einrichtungen (Kultur, Kneipen, Ateliers, Bildungseinrichtungen der höheren Art, u.s.w.). Das ist ein optimales Beispiel für die Tatsache, wie sich durch die Veränderung der Lebensweisen und somit der Lebenszykluskonzepte, auch die Wanderungsprozesse anpassen und verändern
Bei Motiven, die die Wohnfunktion direkt oder indirekt betreffen, ist der Saldo der Kernstadt negativ (vgl. BÄHR 1983: 360). Zu beachten ist die Tatsache, dass sich hinter „veränderten Wohnwünschen“, auch veränderte Rahmenbedingungen des Wohnungsmarktes und andere Zwänge (Kündigungen, Mieterhöhungen) verbergen. Das bedeutet, und widersetzt sich dem Lebenszykluskonzept, dass nicht immer ein ausdrücklicher Wunsch zum Verlassen der Kernstadt existiert, es vielmehr ein äußerer Druck ist, der die „Stadtflucht“ eher zur „Stadtverdrängung“ mutieren lässt.
POPP (1976) konnte für Erlanger Altstadt zeigen, dass sich dort mehrere Wanderungsabläufe, die sehr unterschiedlich sein können, überlagern. Er klassifizierte sie in 4 Typen, deren Motivation unterschiedlich ist (vgl. BÄHR 1983: 360, 361). Der Typ 1 entspricht der arbeitsplatz- und studienplatzorientierten Wanderung meist junger Einpersonenhaushalte. Die Vorteile der Innenstadt liegen in den geringen Entfernungen zum Arbeits- bzw. Studienplatz, sowie zu den wichtigen Einkaufsstätten und z.T. in relativ niedrigen Mieten. Nach Beendigung des Studiums oder nach einem Arbeitsplatzwechsel, wird die Innenstadt nach einer kurzen Wohndauer verlassen.
Beim Typ 2 ist der Zuzug in die Kernstadt ähnlich motiviert. Der Wegzug steht mit Wohnungsgründen in Verbindung. Die äußeren Anlässe für einen Wohnungswechsel können eine Heirat, der Nachzug von Familienangehörigen, oder die Vergrößerung des Haushalts im Rahmen des Lebenszyklus sein. Wird der Arbeitsplatz in der Innenstadt beibehalten, steuert dieser Personenkreis einen großen Beitrag zum Anschwellen des Pendlerstromes bei.
Beim Typ 3, der seltener vertreten ist, handelt es sich vielfach um einen erzwungenen Wohnwechsel. Hier ist der Anteil älterer Menschen besonders hoch. Der 4., ebenfalls seltener Typ, ist eine Unterform vom Typ 1, wobei nach einem Zuzug von Außen, noch innerhalb der Kernstadt umgezogen wir. Das trifft häufig für Gastarbeiter und Studenten zu. (vgl. BÄHR 1983: 361)
lebenszyklisch bedingte Veränderungen in der Gewichtung und Berücksichtigung der Ziele. Bei jungen Menschen stehen andere Ziele (wie Bildung, Haushalt, Freizeit...) im Vordergrund, während für ältere Leute, andere Ziele wichtiger sind
Für die Stadt Bonn als Ganzes folgt aus der Betrachtung des Migrationsbaumes der Hinweis auf Altersruhesitzwanderung und die Tatsache, dass viele Familien mit Kleinkindern aus der Stadt ausgewandert sind. Der zunehmende Anteil der älteren Menschen in unserer Gesellschaft und der zunehmende Wohlstand, führen dazu, dass immer mehr Rentner und Pensionäre aus den umweltbelasteten Agglomerationsräumen wegziehen und sich für das Alter einen neuen Wohnstandort in landschaftlich reizvolleren und klimatisch begünstigten Gegenden suchen
In den anderen Teilen der Stadt hat sich die alterspezifische Mobilität anders ausgewirkt. Es gibt einen hohen Gegensatz zwischen den innenstadtnahen Bereichen und dem Stadtrand, in der dazwischenliegenden Zone ist die Mobilität im Allgemeinen geringer und die Bevölkerungszusammensetzung weniger einseitig.
In der „Innenstadt Nord“ überwiegen die Zuzüge der 20 – 24jährigen, verlassen wird das Gebiet v.a. von Familien in wachsenden und konsolidierten Phasen des Lebenszyklus. Noch auffälliger ist der Prozess in der „Innenstadt Süd“, wo die negativen Werte für Kinder und Kleinkinder besonders ausgeprägt sind. Hohe Zuwächse verzeichnet der Bereich hauptsächlich bei den 15 – 29jährigen. Die ebenfalls negativen Bilanzen für fast alle Gruppen über 59, bestätigen die in mehreren Untersuchungen zum intraurbanen Umzugsverhalten älterer Menschen gemachten Beobachtungen. Demnach sind die Wanderungsströme dieser Bevölkerungsgruppe ebenfalls überwiegend nach außen gerichtet. Die Überalterung so mancher zentrumsnaher Wohnbereiche erklärt sich nicht aus verstärkten Zuzügen, sondern aus einer geringen Mobilität dieser Gruppe
Einen anderen Typ verkörpert „Auerberg“, ein Neubaugebiet am Stadtrand von Bonn. Alle Altersklassen verzeichnen eine Bevölkerungszunahme durch Wanderungen, sie ist jedoch bei den Kleinkindern und der Elterngeneration am höchsten. Bei einem Neubaugebiet aus den 50er Jahren verhält es sich dagegen ganz anders. Hier ist in fast allen Altersgruppen eine starke Abwanderung zu verzeichnen, wobei sie am deutlichsten bei der jungen Generation zu Tage tritt, die damals das Elternhaus verließ
Der Wohlstand und die Mobilität haben im starken Maße zugenommen, die Verkehrssysteme sind leistungsfähiger und dynamischer geworden. Die Migrationen finden über größere Entfernungen statt, ohne zwangsweise nicht-intraregional zu werden. Die Region ist meiner Meinung nach kein starrer, festgezurrter Begriff, sondern wird mit der zunehmenden Globalisierung ausgedehnter, so wie „kleiner“ die Welt wird. Hochleistungsfähige Verkehrsnetze, moderne Kommunikationsweisen (denkt man an die Revolution, die das Internet ausgelöst hat), größere Agglomerationsräume und immer kürzere (hier würde ich statt „mental maps“, „mental distances“ sagen) subjektive Entfernungen, führen zu einer Vergrößerung der subjektiven, empfundenen Region. V.a. die Ballungsräume und ihre Regionen werden immer größer und wuchern geradezu in die umliegenden Landschaften. Um wieder mal als das einleuchtendste Beispiel München hervorzuheben: die Entfernung München - Augsburg war früher nur mit einer „halben Reise“ zu bewerkstelligen. Irgendwann baute man eine Eisenbahnlinie, heute liegt Augsburg fast im Einzugsbereich der Münchner S-Bahn, so dass in absehbarer Zeit sicherlich eine S-Bahnlinie dort hinführen wird. Ich denke, in einer Zeit in der jeder „einfach mal so“ übers Wochenende in sein mehrere hundert Kilometer entferntes Ferienhaus reisen (ob fahren oder fliegen...) kann, bedarf auch der Begriff der „intraregionaler Wanderung“ einer distanzbezogenen Korrektur.
- Frauen sind deutlich häufiger als Männer mit einem Partner zusammen gezogen
- Personen mit einem Volksschulabschluss sind wesentlich häufiger erst mit der Heirat ausgezogen, wesentlich seltener allein in eine Wohnung oder ein Untermieterzimmer gezogen waren, als Personen mit höheren Abschlüssen und seltener in eine Wohngemeinschaft eingetreten waren.
Typisch für die Migrationen in der Gründungsphase ist die Gentrification
Hier nehmen generell die Ansprüche an den Wohnraum zu und durch meist bessere berufliche Stellung als in der Gründungsphase, nimmt auch der Wohlstand der Familie zu.
Manche würden sich zwar wünschen aus der Stadt auszuziehen, können es sich jedoch schlichtweg nicht leisten.
Eine empirische Untersuchung von E. STEINER (1974) in der Stadt und Großraum München, zeigt welche Gründe wesentlich für den Umzug wachsender Haushalte waren. Die wichtigsten drei waren:
- Raummangel
- Ausstattungsmängel
- Standortmängel (laut, schmutzig)
Die Mängel, die in Verbindung mit der alten Wohnung stehen sind Lärm- und Luftverschmutzung, sowie Ausstattungsmängel; bei kinderreichen Familien sind es eine drohende Kündigung [soziale Unakzeptanz vieler Kinder in einer Familie ?; Anm. d. Verf.] und fehlender Spielplatz. Folglich ergeben sich Ansprüche an den Wohnstandort, die nur in bestimmten Lagen realisiert werden können. Zu diesen Standortfaktoren zählen hauptsächlich:
- Nähe von Schule
- Nähe vom Arbeitsplatz
- Ruhige Lage
- Gute Verkehrsverbindungen
- Einkaufsmöglichkeiten
Dass daraus nicht zwingend eine Wanderung ins Stadtumland erfolgt ist ersichtlich, denn nicht nur das Stadtumland bietet explizit diese Standortvorteile. Einerseits können auch manche ruhigere Viertel in innenstadtnahen Bereichen durchaus diese Anforderungen erfüllen, andererseits bestehen oft in Umlandgemeinden ebenso wie in dicht bebauten Gebieten Defizite, die diese Faktoren betreffen. Im Falle der Expansionsphase sind die Wanderungsbewegungen z.T. sehr diffus, und noch weniger in eine bestimmte Richtung kanalisiert, wie die Wanderungen in der Gründungsphase, wo v.a. die ausbildungsbezogene Wanderung relativ stark innenstadtgerichtet ist.
Das liegt daran, dass nach erfolgten Wanderungen in der Gründungs- und Expansionsphase die Motivation zu weiteren Wanderungen stark nachlässt
Als Motivatoren gelten in diesem Fall mehr evtl. auftretende Push-Faktoren, die die Familie zur Wanderung zwingen. Freiwillige Wanderungen werden aufgrund der starken Gewöhnung der Betroffenen an die physische und soziale Umwelt und Umgebung möglichst unterlassen. Als ein wichtiger Grund hierfür gilt die Assimilierung der Kinder an die eigene Bildungsanstalt und die damit verbundenen sozialen Verknüpfungen. In der Praxis zeigt sich, dass Eltern nur sehr ungern ihre Kinder von einer Schule nehmen, um sie dann an eine andere zu versetzen. Eine Ausnahme bildet die Versetzung an eine weiterführende Schule, die von vornherein eine andere Bildungsanstalt indiziert, wie aber schon gesagt entstehen nur selten Notwendigkeiten zur freiwilligen Wohnsitzverlagerung.
Ein Hauptmotiv für Wanderungen in dieser Lebensphase ist ein durch den Arbeitgeber erzwungener Arbeitsstellenwechsel, der manchmal mit einem Wohnortwechsel einher geht. Eine bestimmte Wanderungsrichtung ist an dieser Stelle jedoch beim besten Willen nicht auszumachen, die starke Abhängigkeit von der Arbeitsstelle eines Elternteiles, führt durch Abwägung aller vor und Nachteile eines bestimmten Wohnstandortes zu einer Wanderung in die Nähe der Arbeitsstätte, wo auch immer sich diese befindet.
. So ist man auf das momentane, meist niedrige Einkommen, und das Ersparte angewiesen, was nicht immer eine wünschenswerte Mobilität tatsächlich erlaubt
Oft ist man von Behörden abhängig, die einem eine Sozialwohnung o.ä. zuweisen. In der bereits schon erwähnten Untersuchung von E.STEINBERG (1974), äußern die Rentner nur wenig Ansprüche an den Wohnraum, da sie sich vom Wohnungsamt abhängig fühlen. Als Wohnstandort der Rentner werden alte Viertel, bzw. altes Stadtgebiet angegeben
Häufig sind es auch externe Faktoren (als push-Faktoren), die ältere Menschen zur Wanderung bewegen. Das wären z.B. eine drohende Kündigung der Wohnung, die Wohnausstattung der alten Wohnung (Fehlen von Zentralheizung, Bad, Lift werden zu lebensbedrohlichen Faktoren) und persönliche Gründe. Pull-Faktoren sind meiner Meinung nach nur bei den reicheren Rentnern als Motivatoren anzusehen, denn nur mit genügend Geld lässt sich ein bestimmter persönlicher Wunsch nach qualitativer Verbesserung des Wohnraumes realisieren
Ich persönlich beobachte eher eine Abneigung älterer Menschen gegenüber Wohnsitzverlagerungen, „wenn es nicht unbedingt sein muss“. Sie fühlen sich durch Umzüge überfordert und sind oft sehr stark mental und z.T. auch familiär an einen bestimmten Standort gebunden
Siedlungen für Alte errichten lassen. Diese beinhalten natürlich das ganze Spektrum an Einrichtungen , die der wohlhabende Rentner zum Leben braucht, wie:
- eine gut ausgebaute Infrastruktur,
- Nähe zu Versorgungseinrichtungen,
- Krankenhäuser und Kliniken,
Häufig gestellte Fragen
Was versteht man unter dem Begriff "Region"?
Die Definition der "Region" ist vielfältig, wobei es sich konkret um einen dreidimensionalen Ausschnitt aus der Erdoberfläche handeln kann.
Wie wird der Begriff "Wanderung" verwendet?
Der "Wanderungsbegriff" wird in der Umgangssprache und der Literatur unterschiedlich verwendet. Es gibt Beziehungen zwischen räumlicher und sozialer Mobilität, die eng miteinander verknüpft sind.
Was sind "Binnenwanderungen"?
"Binnenwanderungen" können durch administrativ festgelegte Verwaltungsgrenzen definiert werden, um eine Nah- und Fernabgrenzung zu treffen. Dazu zählen Stadtgrenzen, Gemeindegrenzen, Kreisgrenzen, Grenzen der Regierungsbezirke und der Länder.
Wie kann man das Problem der Regionsabgrenzung pragmatisch lösen?
Eine pragmatische Lösung des Problems der Regionsabgrenzung bildet die Operationalisierung dieses Begriffes durch die Orientierung an den Einflussbereichen von Ober- und Mittelzentren oder Planungsregionen.
Was ist mit "dauerhafte, oder zumindest längerfristige Wohnsitzverlagerung" gemeint?
Es bezieht sich auf eine dauerhafte, oder zumindest längerfristige Wohnsitzverlagerung.
Was analysiert das regressionsanalytische Wanderungsmodell?
Das regressionsanalytische Wanderungsmodell hebt sich von der Annahme ab, dass nur die Bevölkerungszahlen des Zu- und des Abwanderungsgebietes als Einflussfaktoren für Wanderungsbewegungen angesehen werden. Es analysiert vier Faktorengruppen: Faktoren in Verbindung mit dem Herkunftsgebiet, dem Zielgebiet, intervenierende Hindernisse und persönliche Faktoren.
Welche Faktoren beeinflussen den Migrationsvorgang?
Faktoren in Verbindung mit dem Herkunftsgebiet, dem Zielgebiet, intervenierende Hindernisse (z.B. Gesetz, Kosten...) und persönliche Faktoren beeinflussen den Migrationsvorgang.
Was ist die "Push – Pull - Systematik"?
Die "Push – Pull - Systematik" bedeutet, dass Wanderungen durch abstoßende Kräfte der Herkunftsregion und anziehende Kräfte der Zielregion determiniert werden.
Was sind probabilistische und verhaltensorientierte Wanderungsmodelle?
Probabilistische und verhaltensorientierte Wanderungsmodelle beschreiben Wanderungsentscheidungen unter Unsicherheitsbedingungen und das individuelle Verhalten.
Was war die Ursache der Landflucht während der Industrialisierung?
Während der Industrialisierung, geprägt von hohem Bevölkerungswachstum, wanderten viele Menschen aus dem ländlichen Bereich in die Städte aufgrund von Strukturwandlungen in der Landwirtschaft und Ansiedlungen von Industrie in städtischen Zentren.
Was ist "Stadtrandwanderung" oder "Suburbanisierung"?
"Stadtrandwanderung", oder "Suburbanisierung", ist die intraregionale Dekonzentration von Bevölkerung, Arbeitsplätzen und Infrastruktur in verdichteten Regionen hochindustrialisierter Länder.
Welche Probleme entstehen durch die Stadt-Umland-Wanderung?
Die Stadt-Umland-Wanderung führt zu einer Verstärkung des Pendelverkehrs, Unterauslastung der städtischen Infrastruktur, Verödung der Innenstädte, sinkenden Steuereinnahmen in den Städten und steigenden Bodenpreisen.
Was ist "Gentrification"?
"Gentrification", also Veredelung von städtischen Wohngebieten, hat dazu geführt, dass ehemals unbeliebte Viertel wieder beliebt sind, vor allem bei kinderlosen Lebensgemeinschaften, Künstlern, Homosexuellen und jungen Singlehaushalten.
Welche Wanderungstypen gibt es laut POPP (1976)?
POPP (1976) klassifizierte Wanderungen in 4 Typen: arbeitsplatz- und studienplatzorientierte Wanderung junger Einpersonenhaushalte, Zuzug in die Kernstadt mit Wegzug aus Wohnungsgründen, erzwungener Wohnwechsel (oft ältere Menschen) und Umzug innerhalb der Kernstadt (häufig Gastarbeiter und Studenten).
Wie beeinflusst der Lebenszyklus die Wanderungsziele?
Der Lebenszyklus beeinflusst die Gewichtung und Berücksichtigung der Ziele. Junge Menschen haben andere Ziele (Bildung, Freizeit...), während ältere Leute andere Ziele wichtiger finden.
Welche Auswirkungen hat die Altersruhesitzwanderung?
Die Altersruhesitzwanderung führt dazu, dass immer mehr Rentner und Pensionäre aus umweltbelasteten Agglomerationsräumen wegziehen und sich für das Alter einen neuen Wohnstandort in landschaftlich reizvolleren Gegenden suchen.
Welche Gründe führen zu Umzügen wachsender Haushalte?
Die wichtigsten Gründe für den Umzug wachsender Haushalte sind Raummangel, Ausstattungsmängel und Standortmängel (Lärm, Schmutz).
Welche Faktoren beeinflussen die Standortwahl?
Die Standortwahl wird beeinflusst durch Nähe von Schule, Nähe vom Arbeitsplatz, ruhige Lage, gute Verkehrsverbindungen und Einkaufsmöglichkeiten.
Welche Rolle spielen Push-Faktoren bei Wanderungen in der Konsolidierungsphase?
In der Konsolidierungsphase spielen Push-Faktoren eine größere Rolle, da freiwillige Wanderungen aufgrund der Gewöhnung an die Umgebung möglichst unterlassen werden. Die Assimilierung der Kinder an die Schule ist ein wichtiger Grund.
Welche Faktoren beeinflussen die Wanderungsentscheidungen älterer Menschen?
Externe Faktoren (drohende Kündigung, mangelhafte Wohnausstattung) und persönliche Gründe beeinflussen die Wanderungsentscheidungen älterer Menschen. Reiche Rentner können sich auch von Pull-Faktoren leiten lassen.
Was sind typische Merkmale von Siedlungen für Alte?
Siedlungen für Alte beinhalten eine gut ausgebaute Infrastruktur, Nähe zu Versorgungseinrichtungen, Krankenhäuser, Rehazentren und altengerechte Freizeiteinrichtungen.
Wie hat sich der Begriff "Region" verändert?
Mit der zunehmenden Globalisierung wird der Begriff "Region" ausgedehnter. Hochleistungsfähige Verkehrsnetze, moderne Kommunikationsweisen und größere Agglomerationsräume führen zu einer Vergrößerung der subjektiven, empfundenen Region.
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- Martin Doskoczynski (Author), 2002, Intraregionale Wanderungen unter besonderer Berücksichtigung des Lebenszykluskonzeptes, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/110410