Eine Arbeit über das Werk von Paul Virilio zu schreiben ist nicht ganz einfach, auch dann nicht, wenn nur „kleine“ Aspekte aus seinen Werken entnommen werden. Sein Gesamtwerk umfasst bis jetzt vielfältige Themen, die Virilio immer unter einen „ungewöhnlichen“ Gesichtspunkt interpretiert, analysiert. Mit seinen eigenen Worten: „In der Tat nahm ich bei direkter Beobachtung zweier Gegenstände jedesmal einen dritten wahr, der sich aus ihrem Zusammentreffen bildete, die Leere, die Transparenz nahm zwischen ihnen Gestalt an, die Zwischenform hatte unleugbar mindestens ebensoviel zahlenmäßiges Gewicht wie jede Form für sich allein“0 . Und diese nicht nur verstanden im Hinblick auf feste Körper, sondern im Hinblick auf alle ihn interessierenden Bereichen, wie z. B. die vielfältigen Möglichkeiten menschlicher Interaktion. Virilio hegt damit den Anspruch, Bereiche zu erschließen, die so nicht unmittelbar erschlossen werden, da der Fokus anderer „Betrachter“ auf das nahezu unmittelbar Erfassbare beschränkt ist. Inwieweit seine Analysen dem, von mir so interpretierten Anspruch gerecht werden, muss der geneigte Leser seiner Schriften selbst entscheiden. Es lohnt sich allemal. In meiner Arbeit habe ich nun den Versuch gemacht einen bestimmten Themenkomplex herauszugreifen und diesem eine aufbauende Struktur zu verleihen. Genau: Eine Form zu konstruieren, die es dem Leser ermöglicht die jeweiligen Schritte zurückzuverfolgen. Der Beginn meine Darstellung benötigt eine kleine Bemerkung. Wenn von der Frau, als erstem „Transportmittel“ für den Mann die Rede ist, beschleicht einen schnell ein Gefühl des Unbehagens, scheint es doch einer Männerphantasie entsprungen zu sein die, die Frau auf ihren Körper reduziert, sie zum Objekt macht. Es geht allerdings um die daraus resultierenden „Möglichkeiten“. Und die Unterdrückung der Frau ist eine weiterhin praktizierte Handlungsweise, wenn auch in anderer Form, in unserer Gesellschaft. Kurz: Es geht nicht darum, die Frau quasi biologisch bedingt auf die Rolle einer für immer Abhängigen vom Manne darzustellen. Vielmehr beschäftigt sich der erste Punkt um die, aus der Unterdrückung der Frau, in „ursprünglichen“ Nomadengruppen entstehenden Vorteile. Der zweite Punkt soll zeigen, wie sich die in Punkt eins gezeigten „Vorteile“ weiterentwickeln. Im Hauptteil der Arbeit (Punkt 2.) geht es um die Konsequenzen aus dem ersten Teil und im letzten Abschnitt wird ein kleiner Ausblick auf eine mögliche Zukunft gegeben.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Evolution des Transportwesens
1.1. Der Ursprung der Transportmittel
1.2. Entwicklung des Transportwesens
2. Auswirkungen der Evolution des Transportwesens
2.1. Auflösung des Sichtbaren
2.2. Freiwillige Beschränkung
3. Die letzte Grenze
3.1. Reorganisation des Menschen
4. Schlussbemerkung
5. Literaturverzeichnis
Einleitung
Eine Arbeit über das Werk von Paul Virilio zu schreiben ist nicht ganz einfach, auch dann nicht, wenn nur „kleine“ Aspekte aus seinen Werken entnommen werden. Sein Gesamtwerk umfasst bis jetzt vielfältige Themen, die Virilio immer unter einen „ungewöhnlichen“ Gesichtspunkt interpretiert, analysiert. Mit seinen eigenen Worten: „In der Tat nahm ich bei direkter Beobachtung zweier Gegenstände jedesmal einen dritten wahr, der sich aus ihrem Zusammentreffen bildete, die Leere, die Transparenz nahm zwischen ihnen Gestalt an, die Zwischenform hatte unleugbar mindestens ebensoviel zahlenmäßiges Gewicht wie jede Form für sich allein“0. Und diese nicht nur verstanden im Hinblick auf feste Körper, sondern im Hinblick auf alle ihn interessierenden Bereichen, wie z. B. die vielfältigen Möglichkeiten menschlicher Interaktion. Virilio hegt damit den Anspruch, Bereiche zu erschließen, die so nicht unmittelbar erschlossen werden, da der Fokus anderer „Betrachter“ auf das nahezu unmittelbar Erfassbare beschränkt ist. Inwieweit seine Analysen dem, von mir so interpretierten Anspruch gerecht werden, muss der geneigte Leser seiner Schriften selbst entscheiden. Es lohnt sich allemal.
In meiner Arbeit habe ich nun den Versuch gemacht einen bestimmten Themenkomplex herauszugreifen und diesem eine aufbauende Struktur zu verleihen. Genau: Eine Form zu konstruieren, die es dem Leser ermöglicht die jeweiligen Schritte zurückzuverfolgen. Der Beginn meine Darstellung benötigt eine kleine Bemerkung. Wenn von der Frau, als erstem „Transportmittel“ für den Mann die Rede ist, beschleicht einen schnell ein Gefühl des Unbehagens, scheint es doch einer Männerphantasie entsprungen zu sein die, die Frau auf ihren Körper reduziert, sie zum Objekt macht. Es geht allerdings um die daraus resultierenden „Möglichkeiten“. Und die Unterdrückung der Frau ist eine weiterhin praktizierte Handlungsweise, wenn auch in anderer Form, in unserer Gesellschaft. Kurz: Es geht nicht darum, die Frau quasi biologisch bedingt auf die Rolle einer für immer Abhängigen vom Manne darzustellen. Vielmehr beschäftigt sich der erste Punkt um die, aus der Unterdrückung der Frau, in „ursprünglichen“ Nomadengruppen entstehenden Vorteile. Der zweite Punkt soll zeigen, wie sich die in Punkt eins gezeigten „Vorteile“ weiterentwickeln. Im Hauptteil der Arbeit (Punkt 2.) geht es um die Konsequenzen aus dem ersten Teil und im letzten Abschnitt wird ein kleiner Ausblick auf eine mögliche Zukunft gegeben.
1. Evolution des Transportwesens
1.1. Der Ursprung der Transportmittel
Beginnend mit dem Geschlechtsakt lässt sich nach Virilio festhalten, dass die Frau „das erste Transportmittel der Gattung, ihr allererstes Vehikel“[1] war. Die Frau „transportierte“ den Samen und dann, weitergehend, das ungeborene Kind in ihrem Körper und brachte selbiges anschließend zur Welt. Diese geschlechtlich- biologische Trennung, oder auch Grenze, zwischen Mann und Frau bewirkte weiterhin eine Domestizierung der Frau. Noch bevor sich eine „Kultur“ der Sklaverei und Tierzucht entwickelt hatte, wurde die Frau zu einem ökonomischen Faktor unter der Kontrolle des Mannes. Sie diente dem Mann als „Lasttier“ und arbeitete auf dem Feld. Bei Ortsveränderungen oder Konfrontationen schleppte sie die Lasten und sorgte dadurch dafür, dass sich der Mann vom Jäger zum Krieger entwickeln konnte, da er sich um die Versorgung keine Gedanken machen musste. Nach Virilio konnte sich der Jäger aufgrund der Frau dem homosexuellen Duell widmen, „er (konnte) sich also zum Männerjäger, zum Krieger entwickeln“ 1.
Weiterhin verschaffte die „Last- Frau“ dem „Jagd- Mann“, aufgrund der Versorgung, eine erste Freiheit, die Bewegungsfreiheit, welche nach Virilio eine Befähigung zur Bewegung und weiter zum Krieg darstellte. Sie war die erste logistische Stütze und gleichzeitig die Vorbedingung des Krieges. Warum? Durch die Domestizierung der Frau erweiterte sich die Bewegungsfähigkeit einer Gruppe, und bisher eher lokal begrenzte Konflikte konnten sowohl in die Länge, als auch in die Breite gezogen werden. Die Gruppe war nicht mehr von den Tieren, die sie einstmals jagten, abhängig, da die Frau dem Jäger die Versorgung nachtrug und ebenso die Waffen. Um es deutlicher zu machen: Die Jagd nach Tieren bestimmte nicht mehr vollends das Überleben einer Gruppe, da man notfalls auf die, von der Frau mitgetragene Nahrung zurückgreifen konnte. Weiterhin wurde damit die Auseinandersetzung mit einem Gegner über längere Zeit ermöglicht. Welches wiederum die Verfolgung von Gegner ermöglichte, oder auch die in Besitznahme von anderen Gebieten, so, dass die Auswahl der Gebiete erstmals nicht von den Tieren und damit der unmittelbaren Nahrungssuche abhängig war. Somit verschaffte die Frau der Gruppe nicht nur Bewegungsfreiheit sondern auch Zeit. Die Vorbedingung des Krieges war sie selber. Jeder Eroberungswille war von der Domestizierung der Frau abhängig – so, dass in jedem Gebiet in welches eine Gruppe eindrang sogleich die gefangenen Frauen zu „Transportmitteln“ umorganisiert wurden.
Eine Erweiterung und nochmalige Verlängerung von Konflikten wurde erst durch die Züchtigung von Reittieren möglich, welche den menschlichen „Transportmitteln“ an Ausdauer und Geschwindigkeit überlegen sind. Und nach dem Reittier durch technische Errungenschaften, doch dazu mehr im nächsten Kapitel.
Zusammenfassend: Die Frau war der Ursprung der „Transportmittel“ und ermöglichte dadurch eine Verlängerung des Kampfes und eine Spezialisierung des Jägers auf den Kampf mit Männern, oder auch nach Virilio „eine Spezialisierung auf die Obszönität des narzißtischen, homosexuellen Duells, das unendlich viel schrecklicher ist als der Kampf mit wilden Tieren, weil es einen ständigen Wechsel der Taktiken und Strategien erforderlich macht“2.
1.2. Entwicklung des Transportwesens
Durch die Züchtigung von Reittieren stieg der Mann, symbolisch, von der Frau ab und erklomm eine neue „Stufe“ der Bewegungsfreiheit. Allerdings ergaben sich damit auch ungeahnte Probleme. Die Geschwindigkeit des neuen Vehikels machte den Reiter zugleich auch zu einem Abhängigen – einem von der „Gewalt“ seines Reittiers abhängigen. Im Unterschied zum „Frauen- Vehikel“ lag die Kontrolle der Bewegung nun nicht mehr unabdingbar in seiner „Gewalt“. In diesem Zusammenhang ist die Beobachtung von Pferden im Galopp interessant, um den Verlust der Kontrolle zu illustrieren. Während des Galopps gibt es mehrere Zeitpunkte, in dehnen das Pferd mit allen Beinen in der Luft steht und dadurch der Reiter keine Möglichkeit der Intervention hat, wie es auch schwierig ist im vollem Galopp die Richtung unmittelbar zu ändern. Der Verlust von Kontrolle über das Reittier konnte erst mit der Erfindung von Sporen entgegengewirkt werden, welche nebenbei auch eine Geschwindigkeitssteigerung ermöglichten.
Angemerkt sei, dass diese neue „Stufe“ der Bewegungsfreiheit zwar neue Formen der Konfliktbewältigung ermöglichte und eine neue Freiheit schaffte, die Freiheit der Geschwindigkeit, doch diese stellte sich mit den fortschreitenden technischen Möglichkeiten (Auto, Flugzeug…) auch als Ende aller Freiheiten heraus. Sichtbar an den mannigfaltigen Regeln im Straßenverkehr. Allerdings nur wenn man, wie Virilio, die Freiheit der Bewegung als erste, vorrangige Freiheit einstuft.
Die Geschwindigkeitssteigerung des Tier- Vehikels ermöglichte den Menschen ebenfalls eine neue Unabhängigkeit. Durch die Schnelligkeit des Reittiers werden Orte zu Ausgangs- oder Ankunftspunkten, die man hinter sich lässt oder anläuft. Die Umgebung verwandelt sich unter dem Reiter in eine Reihe von Möglichkeiten, das Gebundensein- Fest-Gebundensein an einen bestimmten Ort löste sich auf. Damit markierte die Aneignung von Tier- Vehikeln den Anfang, der alles durchdringenden Maxime von der Geschwindigkeit in jeglichen Bereichen, vor allem im militärischem Bereich. „Die Schnelligkeit macht das Wesen des Krieges als auch des modernen Staates aus“3. Durch das Tier- Vehikel wurden die alten „Kriegspraktiken“ ad absurdum geführt, es kam nicht mehr darauf an eine marschierende „Festung“ in die Schlacht zu führen (wie etwa bei den Römern), da diese von der Kavallerie ausmanövriert werden konnte. Folglich musste das Militär so umorganisiert, in kleine Gruppen aufgespalten werden, dass die neue Maxime der vollständigen „Bewegung“ umgesetzt werden konnte. Stillstand war die unvermeidliche Niederlage (genau wie heute).
Das Erhalten, sowie die Kontrolle, der Bewegung und damit auch der Geschwindigkeit zieht sich als Grundbedingung durch alle technischen Errungenschaften. Die gesamte Motorisierung von Vehikeln über die Entwicklung von Feuerwaffen und anderen technischen Gerätschaften führt diese Grundbedingung weiter (Siehe: Virilio, Der negative Horizont, S. 79-80). Es handelte sich um eine Entwicklung, welche sich auch auf die Logistik auswirkte. Um der Maxime gerecht zu werden, wurden Strassen gebaut, die zuerst einmal dafür da waren, dass die Materialen zur benötigten Stelle geschafft werden konnten. Das gleiche gilt für Schienen und allen anderen „Transportwege“. Der Boden wurde unmittelbar für diese Aufgabe präpariert. So wie z. B. die Alliierten im 2. Weltkrieg Brückenköpfe und Häfen für ihre „Beweglichkeit“ gebaut und genutzt hatten. Im „zivilem“ Bereich verdeutlichen die Städte in den USA die Ausrichtung auf Geschwindigkeit, Beweglichkeit in eindrucksvoller Weise. Für den Betrachter scheint es, dass ganze Städte um Strassen herumgebaut wurden.
Eine weitere Auswirkung der gesteigerten „Mobilität“ zeigt sich in der Auflösung von gesonderten „Konfliktplätzen“. Damit sind Plätze, etwa eine ebene Fläche, gemeint, auf denen in den Anfängen von kriegerischen Auseinandersetzungen zwei Armeen aufeinander trafen. Im Zuge dieser Entwicklung ist „der Kriegsschauplatz nicht mehr die territoriale Grenze, sondern der Aktionsort der Transportmaschine“4. Das Auflösen von bestimmten „Konfliktplätzen“ steht symbolisch für eine allgemeine Tendenz der Auflösung.
Halten wir fest: Ausgehend von der Domestizierung der Frau, über das Tier- Vehikel hat die Evolution des Transportwesens eine Freiheit geschaffen, die Freiheit der Geschwindigkeit, welche sich im Laufe der Zeit zur „Maxime“ der technischen Errungenschaften erhob und die nun weitere Folgen nach sich zog, welche im folgendem behandelt werden sollen.
2. Auswirkungen der Evolution des Transportwesens
2.1. Auflösung des Sichtbaren
Seit der Evolution des Transportwesens befindet sich, zumindest die so genannte, westliche Zivilisation in einem Umbruch. Die „Maxime“ der Geschwindigkeit nistet sich, dank der technischen Errungenschaften, in allen Bereichen der „Gesellschaft“ ein. Um einige Beispiele zu geben: Durch die neuen Möglichkeiten der „Echtzeitübertragung“ im Fernsehen kann der Zuschauer, ohne seinen Platz am Fernseher zu verlassen, „virtuell“ an jedem Platz der Welt sein, an „wichtigen“ Ereignissen „live“ teilnehmen. Ebenso ermöglicht dem „User“ das Internet einen Aufbau von „Freundschaften“, oder zumindest das unkomplizierte, daher einfache Gespräch mit anderen Menschen. Auch dieses in „Echtzeit“. Mit einer Internetkamera entsteht ebenso die Möglichkeit eine Vis-à-vis Situation. Anhand der beiden Beispiele sollte kurz aufgezeigt werden, dass sich die technischen Entwicklungen nicht nur auf das Militär beschränken, zudem wir aber nun zurückkehren werden. Bei näherem Interesse für oben genannte Beispiele siehe: Paul Virilio, Rasender Stillstand. 1997.
Wenn die Front nur noch abhängig ist von der Reichweite der Transportmaschinen oder mit den Worten von General Guderian dort ist, wo sich die Panzer befinden, dann muss erstens die Armee immer in Bewegung bleiben um auf „Ereignisse“ reagieren/ agieren zu können und zweitens aus dem Bereich der Sichtbarkeit verschwinden. Die Handlungsfähigkeit besteht nun aus diesen zwei Prämissen.
Um den Bereich der Sichtbarkeit zu verlassen, vollzog sich eine Metamorphose der Soldaten. Während bei „klassischen“ militärischen Operationen sich die Soldaten durch Uniformen in grellen Farben von Gegnern unterschieden, wurde die Uniform im Verlauf der „Militärgeschichte“ an die Gegebenheiten des geographischen Geländes angepasst. Zur Vereinheitlichung eines möglichen Auflösens der gesamten Mannschaft oder des Verschmelzens mit der „Umwelt“ wählte jede Nation ihre eigenen, meist neutralen, stumpfen Farben aus der Palette der Grautöne. Dadurch verschwindet der einzelne Soldat vom Schlachtfeld. Er wird zu einer Nummer, die man ihm, im Falle des Todes abnimmt. Mit der Tarnung verwirklicht sich eine erste Form der „Entkörperung“ des Menschen. Im Gefecht verschwindet der Gegner aus dem unmittelbaren „Gesichtsfeld“, so dass quasi ins „Nichts“ geschossen wird und ebenso verschwindet auch der tote, verletzte Körper. Überdies führte die Tarnung dazu, dass „man (nicht mehr weiß), wer wer ist, man kann vielmehr durch gezielte Verwandlung irgend jemand, irgend etwas werden“5. Jeder Soldat kann sich in einen Soldaten des Gegners verwandeln, indem er die Uniform wechselt. Wodurch jeder Krieger zum Gespenst geworden ist, ein Gespenst, das sich verwandelt.
Die Uniform, der Kampfanzug, könnte sich in Zukunft, aufgrund der schon vorhandenen „Entkörperung“, zu einer Art „Zivilkleidung“ entwickeln, so wie es bei der Polizei bereits praktiziert wird. Auf diese Weise würde die Unterscheidung zwischen ziviler und militärischer Kleidung verschwinden. So wie auch die klassische Inszenierung des „Krieges“ im Zuge der Auflösung der „Körperlichkeit“ verschwunden ist. Im Zuge einer solchen Entwicklung besteht keine Abgrenzung von Konflikten mehr, jeder Bereich kann dadurch „militarisiert“ werden. Maßnahmen betreffen alle möglichen Bereiche der „Gesellschaft“. Um dies deutlich zu machen seien die Anschläge vom 11 September in Erinnerung gerufen. Ein Anschlag „quasi“ aus dem „Nichts“ mit „zivilen“ Kämpfern und die „um sich greifenden“ Gegenmaßnahmen.
Wobei die „Entkörperung“ des Soldaten eng mit der Mechanisierung der Armee und der soldatischen Ausrüstung verbunden ist. Als die Kämpfer noch mit z.B. Speeren aufeinander zielten, war die Geschwindigkeit der Waffe so gering, dass ihre Flugbahn berechnet werden konnte, um diese mit Hilfe des Schildes zu parieren. Weiterhin bestand Sichtkontakt zwischen beiden Fraktionen. Mit der Entwicklung von Geschossen (Kugeln, Raketen…) wird ein Parieren unmöglich. Die Geschwindigkeit steigerte sich, ebenso wie die Entfernung und die „Entkörperung“ der Soldaten. Maschinen und Menschen verschwanden unter der gesteigerten Geschwindigkeit. Da alles zum möglichen Ziel werden konnte, verbarg man die Maschinen ebenso unter einer Tarnung, wie den einzelnen Soldaten. Einen vorläufigen Höhepunkt des eingeschlagen Weges stellte der STEALTH- Bomber dar. Konzipiert um vom Radar nicht erfasst zu werden, wird die Maschine erst „sichtbar“ wenn sie ihre Bomben oder Raketen abschießt. Durch seine Reichweite und „Unsichtbarkeit“ vereint die Maschine die genannten Maximen in sich. Der Pilot verschwindet vollständig in seiner Maschine, seiner Prothese. Symbolisch zieht sich der Pilot den STEALTH- Bomber wie eine Ritterrüstung über seinen Körper. Ausgestattet mit diesem technischem Vehikel und seinen Eigenschaften erleben wir so einen „Verlust“ der vormals herrschenden Kunst des einzelnen Soldaten. Der Krieg ist zur Kunst des kämpfenden Motors geworden. Im weiteren Verlauf dieser Entwicklung ist es wichtiger geworden den Gegner über die Möglichkeit zu täuschen, dass der Bomber, oder eine Rakete, eine bestimmte Bahn fliegen könnte, als ihn über ihre wirkliche Existenz zu täuschen.
Die nicht Erfassung des STEALTH- Bombers vom Radar stellt eine weitere „Stufe“ der technischen Entwicklung dar. Sie kann als exemplarisch gelten für eine Verdopplung des Blicks. Der Pilot sieht neben der eigentlichen Landschaft noch ein „virtuelles“ Abbild der Landschaft auf seinen Instrumenten, wie auch die Person vor dem Radar. Dadurch kommt es aber auch zu einer Verdoppelung der Flugbahn militärischer Flugobjekte. Die reale Flugbahn im Raum und die „virtuelle“ auf den Radarschirmen. Und der „virtuelle“ Raum wird zu einem weiterem „Schlachtfeld“. Um den Gegner zu täuschen werden Störsignale entsendet, wodurch das Radar unbrauchbar wird, es werden rein „virtuelle“ Signale entsendet, welche auf den Radarbildschirmen wie „echte“ Umrisse von Vehikeln wirken, womit sich die Konflikte immer mehr in einem Randbereich zwischen „realer“ und „virtueller“ Welt abspielen, bis nur noch die unmittelbare Auswirkung dieser Konflikte in der „Realität“, im wahrsten Sinne des Wortes, einschlagen. Aus dem eigentlichem „Kriegsgeschehen“ verschwindet der Mensch immer mehr hinter seinen technischen Apparaturen, seinen Prothesen. Im „zivilen“ Bereich schließt er sich mit ihnen ein.
2.2. Freiwillige Beschränkung
“Das Koma ist ein Zustand, bei dem die Beziehung zur Außenwelt verlorengeht“6.
Mit den fortschreitenden technischen Errungenschaften erleben wir eine zunehmende „Verkümmerung“ der menschlichen Bewegung, der physischen Fortbewegung, zugunsten eines audiovisuellen, statischen Vehikels. Jegliche „Bewegung“ erfolgt aus einem Sitz heraus, welcher umgeben ist von verschiedenen Apparaten, mit denen der hierin Sitzende interagiert und mit seiner „Umwelt“ in Kontakt tritt. Selbst das Auto, als klassisches modernes Transportmittel verliert seine ursprüngliche Funktion. Ausgestattet mit Stereoanlage, Telefon, Fernseher, PC, etc. dient es nicht mehr der Bewegung von einem Punkt zum Anderem, sondern wird zu einem Transportmittel von Freude an der Musik, Geschwindigkeit usw. Das Auto „mutiert“ zu einem Darstellungsmittel, sehr gut beobachtbar z. B. an der MTV Sendung „Pimp my ride“. Abgekapselt von der Außenwelt und ausgestattet mit einer Kontrollstation begibt sich der „Passagier“ in seinen Sitz von dem aus nun jegliche Funktion ausgeübt werden kann, wie in einem Sessel für „Geh- Behinderte“. Angeschnallt in seinem Sitz lässt sich der Mensch von seinen Maschinen, die ihn umgeben, umsorgen, versorgen und begibt sich damit in eine freiwillige Abhängigkeit, analog zum Rollstuhlfahrer, welcher allerdings wohl eher unfreiwillig in diese Situation geraten ist. Am deutlichsten zeigt sich die Gestalt des freiwilligen Behinderten, wieder einmal, im militärischen Bereich der Kampflugzeuge.
Moderne Kampflugzeuge werden um die Pilotenkapsel, das Cockpit herum konzipiert, so dass der Pilot vom seinem Sitz aus alle wichtigen Instrumente ereichen kann. So in seiner Maschine eingeschlossen wird dieser zum Abhängigen jener Instrumente. Sein „Überleben“ hängt von den „Großtaten“ seiner motorischen und audiovisuellen Ausrüstung ab. Weiterhin geht der, so Eingeschlossene, eine Synthese zwischen der „Wirklichkeit“ des realen Raums und der simulierten „Wirklichkeit“ seiner Instrumente ein. Ausgestattet mit einem Bordcomputer, welcher laufend eine virtuelle Karte vom überflogenen Gebiet, samt klimatischen Veränderungen liefert, wodurch auch ein Flug in vollständiger Dunkelheit ebenso „einfach“ wird wie am Tag, verändert der Computer die eigene Wahrnehmung des Piloten zugunsten einer Wahrnehmung welche im voraus durch die Rechenleistung des Computers diktiert wird. Eine nochmalige Einschränkung der Wahrnehmung seiner „Umwelt“ erfährt der Pilot durch die Benutzung spezieller Nachtsichtgeräte, welche das Sichtfeld zusätzlich einschränken. Um Verwirrungen zu vermeiden, ein Nachtflug ist auch ohne ein Nachtsichtgerät möglich, dazu reichen präzise Funkanweisungen und vor allem ein Radar, sowie eine geographische Karte der Umgebung. Gleichwohl geht die Entwicklung von Pilotenhelmen weiter voran, wodurch die Einschränkung des Sichtfeldes in absehbarer Zeit komplett ausgelöscht wird, zugunsten einer verstärkten „virtuellen“ Wahrnehmung. Nach Virilio erprobt man bei der NASA ein Simulationssystem (ein mit optischen Fasern versehener Helm), welches die Wahrnehmung der Umgebung direkt in die Augäpfel des Piloten projiziert und dadurch das Sichtfeld erweitert. Ein optische Kamera, gesteuert durch die Augenbewegungen des Piloten.
Ausgerüstet mit einer solchen Technik verschwindet die unmittelbare Umgebung, ähnlich einer gängiger Meinung über Halluzinationsphänomene unter dem Einfluss von Drogen, aus dem Bereich der Wahrnehmung und geht in eine „virtuelle“ Wahrnehmung über, das Flugzeug löst sich aus diesem Bereich und hinterlässt den, mit seinem Sitz verschmolzenen, mit Prothesen ausgestatteten, vollständig von der elektronischen Umweltkontrolle jener Prothesen abhängigen Menschen.
Im gleichen Maße wie die Kampflugzeuge und Autos um den Sitz herum gestaltet werden, vollzieht sich eine Umstrukturierung der Wohnflächen. Anstatt die unterschiedlichen häuslichen Funktionen in verschiedene Räume zu verteilen, bündelt man alle Funktion mit Hilfe technischer Apparate an einem Punkt. Die Bewohner brauchen sich nicht mehr physisch Fortbewegen, sondern können von ihrem Sitz aus alles mit der Fernbedienung kontrollieren Ein „Ausbrechen“ aus den Wohnräumen ist ebenfalls nicht notwendig, können doch alle möglichen Orte von der Couch, diesem Symbol des „modernen“ Menschen, aus erreicht werden, wie auch das Einkaufen, Kontaktaufnahme usw. Die elektronische Umweltkontrolle reduziert die Handlungen auf ein Minimum. Einzig die Ernährung, Körperpflege, Kleidung und der Gang zur Toilette müssen von den „freiwillig Beschränkten“ noch selbst ausgeführt werden, bzw. werden noch selbst ausgeführt. Natürlich sind das nicht die einzigen Handlungen, die quasi noch notwendig sind, aber die Tendenz sollte klar geworden sein. Vergleichbar mit einem Piloten ist auch der Bewohner mit Prothesen ausgestattet, welche mit einem Rest an körperlicher Leistungsfähigkeit bedient werden können und er begibt sich so in die Lage eines Querschnitts- oder Arm- und Beingelähmten. Eingeschlossen in der Wohnung, seinem Sitz, interagiert der Bewohner mit seinen audiovisuellen Vehikeln, und über diese, mit der „realen Umwelt“. Allerdings erfolgt die Interaktion mit einer „realen Umwelt“ im Rahmen einer „virtuellen Umwelt“, denn nichts anderes stellen das Internet oder der Fernseher dar. Eine wirkliche Auseinandersetzung im realen Raum, außerhalb der eigenen vier Wände, findet nicht mehr statt, bzw. wird nicht mehr notwendig. Es findet eine Gewöhnung an die Abwesenheit der realen Anwesenheit von Personen statt, wie sie teilweise bei ältern Menschen zu Beobachten ist, z. B. wenn der Fernseher oder das Radio angeschaltet wird, um die reale Abwesenheit von Menschen zu kompensieren. Gewöhnt an ein Allein-Sein durchzieht der Verlust von realer Präsenz auch Orte des gemeinsamen realen Verkehrs, etwa eine Diskothek. Abgeschirmt durch Verstärker von 7000 Watt und Laserstrahlen tanzt jeder für sich allein in mitten der Menge. Ebenso wie in der Wohnung konstruieren die Musik und die Laserstrahlen einen „virtuellen“ Raum, sie sind gleichfalls Prothesen. Zumal jede Diskothek ein bestimmtes Publikum ansprechen möchte. Eine Steigerung dieser Form von Abwesenheit stellt das Kino dar, in welchem jegliche Ablenkung als Störung des Filmgenusses interpretiert werden kann. Auch zeigt sich hier wieder die Ausrichtung auf den Sitz, umgeben von technischen Prothesen (Boxen, Steuerung des Sitzes) zur Förderung des Filmgenusses. Das Kino stellt somit einen „öffentlichen“ Ort dar, welcher eigentlich ein „virtueller“ Raum des Filmgenusses ist, analog zur technischen Wohnung, als „virtuelle“ Interaktionsumgebung. Und nach Virilio geht der passionierte Kinogänger grundsätzlich allein ins Kino.
Im Anschluss an das zu Beginn des Kapitels gemachte Zitat lässt sich nun konstatieren: „Die häusliche Interaktivität, d.h. der zunehmende Verlust der Beziehung zur äußeren Umwelt, ist also wohl eine technische Form des Komas “7.
Wenn alles auf den Sitz und damit auf eine Einschränkung von physischer Bewegung ausgerichtet ist, wodurch der Mensch aus dem realen „Raum“ verschwindet, sich auflöst, stellt sich die Frage: Wie wird diese Entwicklung weitergehen? Einen kleinen Ausblick möchte ich im letzten Abschnitt geben.
3. Die letzte Grenze
3.1. Reorganisation des Menschen
Im Zuge der allgemeinen Bewegungslosigkeit und Passivität des modernen Menschen, welche zur Abschaffung der bestehenden Notwendigkeit der physischen Stärke und Muskelanstrengung geführt hat, wird sich die technische Entwicklung nun verstärkt dem eigentlichem Körper zuwenden. Bedingt durch die so erlangte Passivität verlangt der moderne Mensch nach einem Ausgleich für seine Passivität, welche ihm neue Möglichkeiten eröffnet. Ebenso muss der Körper an die stärkere Verbreitung von audiovisuellen statischen Vehikeln angepasst werden. Genauer: an die durch jene Vehikel beschleunigte Welt. Nach Virilio besteht die Notwendigkeit einer Verschmelzung zwischen Mensch und Maschine, deren Anfang bereits durch die Prothesen erfolgte. Eine erste Form dieser Zusammenkunft stellt die Transplantation von Herzschrittmachern dar. Eine Maschine im Körper eines Menschen, welche gleichsam den biologischen Lebensrhythmus dieses Menschen vorgibt. Hier zeigt sich auch der Versuch die Fähigkeiten eines Menschen wirkungsvoll zu stimulieren, und zwar die Wiedererweckung des nahezu „toten“ Fleisches. Die Transplantationen von Herzschrittmachern bildet dann auch einen erfolgreichen Ausgangspunk für weitere biotechnische Neuerungen, denn wie sollte man, so fragt Virilio „angesichts dieser Tatsache noch annehmen können, dass die Dinge in ihrem Zustand verharren? Wie, dass diese plötzliche Stimulierung des Herzrhythmus durch eine Prothese nicht ihre Fortsetzung in weiteren Ausschweifungen finden wird, in der Verbreitung weiterer Verfahren zur Beschleunigung solcher Biorhythmen, die für zur langsam erachtet werden“8 ? Mit Hilfe von technischen Implantaten könnten in Zukunft die Menschen ihre Grenzen erweitern und ihre Wissensdefizite untereinander beseitigen. Nehmen wir als Beispiel die gestiegenen Anforderungen im Bereich der Wissenserweiterung. Die Aufnahmefähigkeit des Menschen scheint begrenzt und damit auch die Möglichkeit z. B. alle Sprachen der Welt zu lernen. Im menschlichen Kopf befindet sich allerdings genug Raum, um darin zusätzliche Systeme und Speicher zu implantieren, mit deren Hilfe nun immer mehr gelernt werden kann. So könnte man neue Formen des Denkens, der Wahrnehmung, des Urteilsvermögens und der Einbildung mit Hilfe von Implantaten hinzufügen. Ebenso lassen sich alle Sprachen der Welt in einem Chip speichern, welche man je nach Bedarf abruft. Eine solche Form der Wissenserweiterung wäre quasi die positive Seite der technologischen Implantate, vorausgesetzt der Mensch könnte diese frei bedienen und wäre nicht abhängig von ihnen. Als Vorbild einer solchen Entwicklung steht bildlich der Invalide, welcher dank seiner Ausrüstung seine Behinderung überwinden kann. Indes ist es auch vorstellbar, dass technische Implantate auf eine subtilere Art, und ohne Wissen des Menschen, in dessen Körper gelangen und diesen dann auf eine, nicht von ihm gewünschte Art, beeinflussen. Virilio denkt hierbei an ein Untermischen technischer Implantate ins Essen oder den Verkauf intelligenter Tabletten analog zu heutigen Vitamintabletten, welche versprechen etwa die geistigen Fähigkeiten zu steigern.
Beide Möglichkeiten zeigen eine „Reorganisation“ des Menschen an sich, welche noch die Interaktion des sesshaften Menschen außer acht läst. Wie schon beschrieben verschwindet der „reale“ Raum der Interaktionen aus dem Bereich äußerer Beziehungen, zugunsten einer „virtuellen“ Interaktion. Mit Hilfe der Transplantationstechniken können beide Bereiche in Zukunft verschmelzen. Durch die Entwicklung optischer Körper, welche eine Person mit Hilfe seiner Transplantate steuern kann, wird es dann möglich sein mit anderen Augen zu sehen, jemanden mit anderen als den eigenen Händen zu berühren, an einem Ort zu sein ohne wirklich da zu sein und so einen Ausgleich für die Passivität des modernen Menschen herzustellen. Wie eine solche Interaktionsweise aussehen könnte lässt sich z. B. in Stanislaw Lems Buch „Frieden auf Erden“ nachlesen.
Sollte so eine Form der Interaktion möglich sein, erleben wir im gleichen Augenblick die vollständige Auflösung des Körpers; aus dem eigenen für immer verbannt, übergelaufen in einen optischen Körper vollzieht sich so der „Traum“ vom vollständig „geistigem“ Wesen eingeschlossen in seiner „Matrix“, in welcher er sich über die körperlichen Einschränkungen erhebt.
Soweit der kleine Ausblick in eine mögliche Zukunft.
4. Schlussbemerkung
Beim lesen der Arbeit, vor allem des letzten Teils fühlt sich der geneigte Leser vielleicht an einen Science Fiktion Roman erinnert. Ein Gefühl, welches sich auch bei der Recherche für diese Arbeit einstellte, vor allem wenn man schon einige „Lem“ Bücher gelesen hat. Daran sollte aber nicht der „Wert“ von Virilio´s Arbeit gemessen werden. Ich möchte also nicht die zuletzt aufgeführten Punkte, in denen noch nicht existierende technologische Möglichkeiten betrachtet wurden. als „Zukunftsspielerei“ abwerten - es handelt sich um einen Ausblick. Betrachten wir die anderen Abschnitte der Arbeit, so erhofft sich der Autor eine Vermittlung neuer, beziehungsweise anderer Sichtweisen auf die fortschreitende Technisierung unsere Gesellschaft. Inwieweit das vermittelt werden konnte kann hier nicht beantwortetet werden.
Virilio selbst nennt die von mir beschriebene Evolution des Transportwesens, Revolution der Transportmittel. Da ich aber die Entwicklung des Transportwesens als eine Weiterentwicklung bestehender „Verhältnisse“, daher als eine logische Fortsetzung eben jener begreife, habe ich den Begriff Evolution gewählt. Ob gerechtfertigt oder nicht muss jeder selbst entscheiden. Weiterhin entschied ich mich für den Begriff Transportwesen zugunsten von Transportmittel um zu Vermeiden, dass der Leser nur an Fahrzeuge denkt. Ich hoffe „Transportwesen“ enthält ein größeres Spektrum an gedanklichen Vorstellungen.
Als letzte Bemerkung möchte ich noch darauf hinweisen, dass ich in eben diesem Augenblick auf einem Stuhl vor meinem Rechner sitze und diese Worte in die Tastatur hämmere. Über den Grund für diese Bemerkung oder auch die Relevanz möge der Leser selbst entscheiden.
5. Literaturverzeichnis
Lem, Stanislaw Frieden auf Erden. Frankfurt am Main: Suhrkamp Taschenbuchverlag, 1998
Virilio, Paul Der negative Horizont: Bewegung,
Geschwindigkeit, Beschleunigung. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 1995
Ästhetik des Verschwindens. Berlin: Merve
Verlag GmbH Berlin, 1986
Die Sehmaschine. Berlin: Merve Verlag GmbH
Berlin, 1989
Rasender Stillstand. Frankfurt am Main: S.
Fischer Verlag GmbH, 1997
Die Eroberung des Körpers: Vom
Übermenschen zum überreizten Menschen.
München, Wien: Carl Hanser Verlag München,
Wien, 1994
Krieg und Fernsehen. München, Wien: Carl
Hanser Verlag München, Wien, 1993
[...]
0 2 Virilio, Paul, Der negative Horizont: Bewegung, Geschwindigkeit, Beschleunigung. Frankfurt am Main 1995, S. 17
1 Virilio, Paul, Der negative Horizont: Bewegung, Geschwindigkeit, Beschleunigung. Frankfurt am Main 1995, S. 29, 31
2 Virilio, Paul, Der negative Horizont: Bewegung, Geschwindigkeit, Beschleunigung. Frankfurt am Main 1995, S. 33
3 Virilio, Paul, Der negative Horizont: Bewegung, Geschwindigkeit, Beschleunigung. Frankfurt am Main 1995, S. 58
4 Virilio, Paul, Der negative Horizont: Bewegung, Geschwindigkeit, Beschleunigung. Frankfurt am Main 1995, S. 59
5 Virilio, Paul, Der negative Horizont: Bewegung, Geschwindigkeit, Beschleunigung. Frankfurt am Main 1995, S. 101
6 Virilio, Paul, Rasender Stillstand. Frankfurt am Main 1997, S. 122
7 Virilio, Paul, Rasender Stillstand. Frankfurt am Main 1997, S. 122
Häufig gestellte Fragen zum Text
Was ist der Hauptfokus dieses Textes?
Der Text analysiert die Evolution des Transportwesens und dessen Auswirkungen auf die menschliche Gesellschaft, insbesondere im Hinblick auf Geschwindigkeit, Beweglichkeit und die Auflösung des Sichtbaren. Er untersucht auch mögliche zukünftige Entwicklungen, die eine Reorganisation des Menschen durch Technologie beinhalten.
Was sind die zentralen Themen des Textes?
Die zentralen Themen umfassen die Rolle der Frau als frühestes "Transportmittel", die Entwicklung von Transportmitteln durch Tierzucht und Technologie, die Konsequenzen von gesteigerter Mobilität und Geschwindigkeit, die Auflösung traditioneller Kriegsformen, die Entkörperung des Soldaten, freiwillige Beschränkung durch Technologie und potenzielle zukünftige Verschmelzungen von Mensch und Maschine.
Wie beginnt die Evolution des Transportwesens laut dem Text?
Der Text argumentiert, dass die Frau das erste Transportmittel war, beginnend mit der "Transportierung" des Samens und des ungeborenen Kindes. Dies führte zur Domestizierung der Frau und ihrer Nutzung als "Lasttier", was dem Mann erlaubte, sich auf die Jagd und den Krieg zu konzentrieren.
Welche Auswirkungen hat die Züchtigung von Reittieren auf die menschliche Gesellschaft?
Die Züchtigung von Reittieren ermöglichte eine neue Stufe der Bewegungsfreiheit und Geschwindigkeit, veränderte jedoch auch die Formen der Konfliktbewältigung und führte zur Entwicklung des modernen Staates und des Krieges. Die Schnelligkeit wurde zur Maxime.
Was bedeutet die "Auflösung des Sichtbaren" im Kontext des Textes?
Die "Auflösung des Sichtbaren" bezieht sich auf die zunehmende Unsichtbarkeit von Soldaten und Maschinen durch Tarnung und Technologie. Dies führt zu einer Verdopplung des Blicks (reale und virtuelle Wahrnehmung) und einer Verlagerung von Konflikten in einen Randbereich zwischen realer und virtueller Welt.
Was versteht der Text unter "freiwilliger Beschränkung"?
"Freiwillige Beschränkung" beschreibt die zunehmende "Verkümmerung" der menschlichen Bewegung zugunsten audiovisueller, statischer Vehikel. Menschen kapseln sich in Sitzen ein, umgeben von Technologie, und werden von diesen abhängig, was zu einer Art "technischem Koma" führt.
Wie sieht eine mögliche Zukunft gemäß dem Text aus?
Die zukünftige Entwicklung könnte zu einer Verschmelzung von Mensch und Maschine durch technische Implantate führen, die es ermöglichen, menschliche Fähigkeiten zu erweitern und Wissensdefizite zu beseitigen. Es besteht auch die Möglichkeit einer vollständigen Auflösung des Körpers und eines Übergangs in eine "geistige" Existenz in einer "Matrix".
Welche Rolle spielt der Begriff "Prothese" im Text?
Der Begriff "Prothese" wird verwendet, um die technischen Apparaturen zu beschreiben, die den Menschen umgeben und seine Fähigkeiten erweitern, aber gleichzeitig auch seine Wahrnehmung einschränken und ihn von der realen Welt entfremden. Beispiele hierfür sind Kampfflugzeuge, Autos und die Ausstattung von Wohnräumen.
Was kritisiert der Text?
Der Text kritisiert die zunehmende Abhängigkeit des Menschen von Technologie, die Einschränkung der körperlichen Bewegung, die Auflösung der realen Welt in eine virtuelle und die potenziellen negativen Auswirkungen dieser Entwicklungen auf die menschliche Erfahrung und die Gesellschaft.
Was sind einige der Schlüsselbegriffe und Konzepte, die im Text verwendet werden?
Einige der Schlüsselbegriffe und Konzepte sind: Evolution des Transportwesens, Auflösung des Sichtbaren, freiwillige Beschränkung, Prothese, virtuelle Realität, Reorganisation des Menschen, Beschleunigung, Geschwindigkeit und Bewegung.
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- Lars Okkenga (Author), 2005, Beschleunigung des Menschen: Entkörperung, Bewegung, Auflösung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/109890