Bilanz
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die SAP AG wies zum Ende des dritten Quartals 2004 einen Gesamtumsatz von 6,87Mrd. € aus. Unternehmen mit einer solchen Menge an Kapitalfluss werden im DAX gehandelt und gehören zu den sog. BlueChips, das sind die 30 Umsatzstärksten Firmen in Deutschland.
In ganzem kann gesagt werden, dass die SAP AG über eine äußerst solide Kapitalstruktur aufweist und trotz Zeiten eines Wirtschaftswachstums von nur 1,5%, schafft es SAP Gewinnsteigerungen von über 20% zu erzielen. Die Produkte SAP’s verkaufen sich auf dem gesamten Weltmarkt und gelten als führend innerhalb der ERP-Branche.
Das Unternehmen ist im ERP-Markt an der Weltspitze und wird da wohl noch viele Jahre bleiben.
Die Bilanz des SAP-Konzerns findet man, wie bei Aktiengesellschaften üblich, auf deren Internetseite unter dem Menüpunkt Investor Relationes. Doch um eine vernünftige Unternehmensbewertung vorzunehmen, reicht die Bilanz alleine nicht aus. Dazu muss zusätzlich die sog. Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) mit herangezogen werden, welche man etwas versteckt unter „Zusätzliches“ finden kann. Ausgestattet mit diesem Material lassen sich Kennzahlen bilden, die einer reellen Unternehmensbewertung Rechnung tragen.
Allen voran die Eigenkapitalrentabilität:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Diese beschreibt das Verhältnis in Prozent zwischen Gewinn und dazu eingesetztem Kapital, oft wird auch vom ROE (Return on Equity) im Neudeutschen gesprochen. Jedoch unterliegt dieses Verhältnis einem entscheidenden Kritikpunkte. Es kann nämlich durch die Aufnahme von Fremdkapital die Eigenkapitalrentabilität gesteigert werden, so lange die Zinsen für Fremdkapital unterhalb der Gesamtkapitalrentabilität liegen.
Marktstrategie des SAP-Konzerns
Schauen wir uns die Gewinn und Verlustrechnung genauen an, fällt auf, dass von rund 1,7Mrd. € Umsatzerlöse nur 0,491Mrd. durch den eigentlichen Verkauf von Software erzielt werden. Die größten Posten nehmen Beratungserlöse, Serviceerlöse und Wartungserlöse ein. Nur 20% des Umsatzes werden als durch R/3 usw. erzielt. Hier lässt sich auch deutlich die Marktstrategie SAP’s ableiten, die einem uralten Marketinggesetz folgt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Den Kunden mit relativ geringen Anschaffungskosten zu binden, um dann mit den Folgekosten das eigentliche Geld zu verdienen. Mache den Kunden abhängig von dir, dann hat er keine andere Wahl, als bei dir –zu deinen Preisen- zu kaufen.
So fest und tief in die Unternehmensabläufe integrierte Systeme, führen nun mal zu Abhängigkeit in Form von Updates, Gesetzesänderungen, Fusionen usw. zu einer Abhängigkeit des Anbieters. Dessen ist sich SAP natürlich wohl bewusst.
Entwicklung der Verschuldung
Blättern wir im Finanzkalender einige Jahre zurück, genauer gesagt ins Jahr 1998, entdecken wir, dass die SAP zu diesen Zeiten fast ausschließlich (92%) durch Schulden finanziert war. IT-Projekte und der Entwicklung in der Anfangsphase sind äußerst kostenintensiv. Die SAP ging früher also her und finanzierte eben diese Kosten mit Fremdkapital, heute nach fetten Jahren und fetten Gewinnen ist die Verschuldung SAP’s vom Management auf gerade noch 18% gedrückt worden. Es kann also nun wieder von einer Marktüblichen Verschuldung gesprochen werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Als Sehenswert kann auch der Grad des eigenen Kapitals innerhalb des Unternehmens betrachtet werden, mit über 60%, weißt SAP eine Quote aus, die 40% über dem Durchschnitt deutscher Unternehmen liegt.
Der Verlauf des Aktienkurses
Nach Emission im Jahre 88 lag der Ausgabekurs bei umgerechnet rund 7,50€. Auf diesem Niveau verharrte der Kurs auch die nächsten 8 Jahre, auch nach Einführung des Blockbusters R/3 reagierte der Kurs kaum, die Unternehmen warteten erst einmal ab. Als bekannt wurde, dass SAP hier ein wirklich gutes ERP-Produkt geschaffen hat, reagierte der Markt. Der Kurs schoss 5 Jahre steil nach oben (250€), bis schließlich der Zerfall der New Economy einsetzte und die Aktie mit in die Tiefe riss (42€). Heute steht der Kurs wieder auf einem Wert von ca. 130€, das Tal der Tränen ist überwunden.
Standardsoftware vs. Individualsoftware
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Software lässt sich in 2 Hauptgruppen aus Sicht der Produktion einteilen. Zum einen die Standardsoftware zum anderen die Individualsoftware.
Da das Kernprodukt R/3 und deren Module ein Gemisch aus beiden sind, sei hier kurz auf die Vor- und Nachteile der jeweiligen Gruppen eingegangen.
Bei der SSW sind –heute ein wichtiges Argument- die Kosten verhältnismäßig gering da keine Nachträgliche Anpassung, spezielle Beratung usw. stattfinden muss (Folgekosten). Ein geschultes Supportteam kann Fragen oder Probleme meist schnell und effizient behaben, bei der ISW hingegen sind immer spezielle Personen nötig, die für das jeweilige Unternehmensprojekt schon Erfahrungswerte besitzen. Auch lässt sich bei SSW der Aufbau von Foren und FAQ vereinfachen und bessere gestalten, da die Streuung des Produktes am Markt sehr viel größer ist.
Auch die relativ geringen Kosten der SSW geben dem Kunden eine gewisse Investitionssicherheit, bei der ISW kann dies schon leicht den Haushalt eines ganzen oder mehrerer Jahre beeinflussen.
Doch die Vorteile der ISW liegen darin, dass hier eine Software geschrieben wird, die ganz spezifisch auf das jeweiligen Unternehmen und dessen Branche abgestimmt ist. Betriebsprozesse werden somit viel effizienter optimiert.
Solution Maps
Solution Maps sind graphische Abbildungen der internen Geschäftprozesse beim Kunden. Sie dienen als Orientierungs- hilfe bei der Visualisierung einer Implementierung eines SAP ERP- Systems. Sie sind auf branchen- spezifische Prozesse ausgerichtet, damit eine umfassende Unter- nehmenslösung zusammen- gestellt werden kann, die mit bestimmten Softwaretechnologien kompatibel sind. Die Solution Map hier rechts wurde für die Automobil- industrie entwickelt. Die hierarch- ische Anordnung dient der besseren Übersichtlichkeit, blau einge- klammert der Bereich Procurement (Beschaffung), der ein wichtiger –wenn nicht der wichtigste- Teil eines Autobauers darstellt. Nach diesem Modell werden auch später die Module seitens SAP auf den Kunden zugeschnitten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Modul Vertrieb
Der Vertrieb befindet sich seit der IT-Revolution in ständigem Wandel, die Struktur der globalen Verkaufsabteilungen werden homogenisiert, Abläufe vereinfacht und optimiert. Ein immer noch zentrales Problem sind die nach wie vor sehr hohen Kosten und die Kundenneutrale Produktion –also Produktion auf Vorrat. Erklärtes Ziel der Verkaufsabteilungen ist es, nur noch auf Kundenwunsch zu produzieren und zu liefern.
Die Vorteile liegen auf der Hand: ein Bruchteil der üblichen Kosten, schnellere Lieferzeiten, Minimierung der Bestände. Diese Optimierungsprobleme standen bei der Entwicklung des Moduls „Vertrieb“ im Vordergrund.
Stammdaten: Sie dienen als Basis für die Aktivitäten im Vertrieb. Dazu zählen Materialdaten, Produktdaten und vor allem Kundenstammdaten die evtl. Kundenrabatte oder Transportkosten zusätzlich enthalten können. Somit ist eine Kundengerechte Preisfindung möglich.
Verkauf: Hier werden alle Aktivitäten des Verkaufs gelistet, bis hin zur Abwicklung der entsprechenden Aufträge. Diese werden automatisch in das Angebot übernommen und um die entsprechenden Daten wie z.B. Material, Preis und Liefertermin ergänzt. Innerhalb der Auftragsbearbeitung stellen Funktionen wie Verfügbarkeit, Kreditlimit und Preis als Entscheidungsgrundlage zur Annahme oder Ablehnung eines Auftrages.
Versand: Der Versand soll die Termingerechte und kostengünstigen Bereitstellung und Versendung der bestellten Artikel zu den vereinbarten Konditionen gewährleisten.
Vertriebsunterstützung: Hierin sind alle Vertriebsrelevanten Informationen über Kunden, Interessenten, Partner sowie Mitbewerber und deren Produkte enthalten. Sie bilden die Grundlage für Akquisitionen und enthalten u.a. Mailinglisten und Telefonnummern zu Ansprechpartnern. Ziel ist, interessierte Kunden gezielt mit Produktinformationen zu versorgen.
Fazit:
Abschließend ist zu sagen, dass SAP verdient Weltmarktführer geworden ist, was nicht zuletzt auch an den Mitarbeitern liegt, die sich in Walldorf sehr wohl fühlen. SAP hat mit die höchste Betriebszugehörigkeit in Deutschland. Was letztendlich auch an der überdurchschnittlichen Bezahlung liegen dürfte.
Quellenverzeichnisse:
Internet: Unternehmensdaten und betriebswirtschaftliches
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bücher:
SAP R/3 für Anwender SAP Branchenlösungen
Häufig gestellte Fragen zu "Bilanz"
Was ist der Gesamtumsatz der SAP AG zum Ende des dritten Quartals 2004?
Der Gesamtumsatz der SAP AG zum Ende des dritten Quartals 2004 betrug 6,87 Mrd. €.
Welche Marktstrategie verfolgt die SAP AG?
Die SAP AG verfolgt eine Marktstrategie, bei der Kunden durch relativ geringe Anschaffungskosten gebunden werden, um dann mit den Folgekosten das eigentliche Geld zu verdienen. Dies basiert auf dem Prinzip, Kunden abhängig zu machen, sodass sie keine andere Wahl haben, als weiterhin zu den Preisen des Anbieters zu kaufen.
Wie hat sich die Verschuldung der SAP AG entwickelt?
Im Jahr 1998 war die SAP AG fast ausschließlich (92%) durch Schulden finanziert. Nach Jahren des Wachstums und hoher Gewinne wurde die Verschuldung auf etwa 18% reduziert, was als marktüblich betrachtet wird.
Wie hat sich der Aktienkurs der SAP AG entwickelt?
Nach der Emission im Jahr 1988 lag der Ausgabekurs bei rund 7,50€. Nach der Einführung von R/3 stieg der Kurs steil an (bis 250€), bevor er im Zuge des Zerfalls der New Economy wieder sank (bis 42€). Der Kurs hat sich erholt und liegt derzeit bei etwa 130€.
Was sind Standardsoftware (SSW) und Individualsoftware (ISW) und welche Vor- und Nachteile haben sie?
Standardsoftware sind vorgefertigte Programme, die für einen breiten Anwendungsbereich entwickelt wurden. Individualsoftware wird speziell für die Bedürfnisse eines einzelnen Unternehmens entwickelt. SSW sind in der Regel kostengünstiger und einfacher zu implementieren, während ISW besser auf die spezifischen Anforderungen des Unternehmens zugeschnitten sind.
Was sind Solution Maps?
Solution Maps sind graphische Darstellungen der internen Geschäftsprozesse beim Kunden. Sie dienen als Orientierungshilfe bei der Visualisierung einer Implementierung eines SAP ERP-Systems und sind auf branchenspezifische Prozesse ausgerichtet.
Welche Bereiche umfasst das Modul Vertrieb im SAP-System?
Das Modul Vertrieb umfasst Stammdaten, Verkauf, Versand und Vertriebsunterstützung. Stammdaten bilden die Basis für Vertriebsaktivitäten. Im Verkauf werden alle Aktivitäten bis zur Auftragsabwicklung abgebildet. Der Versand gewährleistet die termingerechte und kostengünstige Bereitstellung. Die Vertriebsunterstützung enthält relevante Informationen über Kunden, Interessenten und Wettbewerber.
Was sind die Ziele des Moduls Vertrieb?
Das Ziel des Moduls Vertrieb ist es, die Struktur der globalen Verkaufsabteilungen zu homogenisieren, Abläufe zu vereinfachen und zu optimieren. Ein erklärtes Ziel ist es, nur noch auf Kundenwunsch zu produzieren und zu liefern.
Was wird über die Unternehmenskultur von SAP gesagt?
Es wird gesagt, dass die Mitarbeiter sich in Walldorf sehr wohl fühlen, was zu einer hohen Betriebszugehörigkeit führt, möglicherweise aufgrund überdurchschnittlicher Bezahlung.
- Quote paper
- Oliver Speier (Author), Tina Paul (Author), Tim Häseker (Author), 2005, SAP - Von Walldorf an die Wallstreet -eine Erfolgsgeschichte, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/109320