Was verbirgt sich wirklich hinter dem Schleier des Beobachtbaren? Diese tiefgreifende Analyse der Beobachtung als Methode der empirischen Sozialforschung enthüllt die vielschichtigen Ebenen, auf denen wir soziale Realität erfassen und interpretieren. Von quantitativen Ansätzen, die auf Objektivität und messbare Daten setzen, bis hin zu qualitativen Methoden, die die subjektiven Bedeutungen und Interpretationen sozialer Akteure in den Mittelpunkt stellen, erkundet dieses Buch das gesamte Spektrum der Beobachtungstechniken. Tauchen Sie ein in die Welt der Feld- und Laborbeobachtungen, lernen Sie die Unterschiede zwischen teilnehmender und nicht-teilnehmender Beobachtung kennen und verstehen Sie, wie Struktur und Offenheit unsere Wahrnehmung beeinflussen. Untersucht werden die fundamentalen Bestandteile jeder Beobachtung – Beobachtungsfeld, Beobachtungseinheit, Beobachter und Beobachtete – und beleuchtet, wie diese Elemente interagieren und das Ergebnis prägen. Doch Vorsicht: Die Beobachtung ist kein neutraler Akt. Die selektive Wahrnehmung des Beobachters, seine Vorurteile und Erfahrungen, sowie ethische Überlegungen der Forschungspraxis selbst bergen die Gefahr von Verzerrungen und Fehlinterpretationen. Dieses Buch bietet nicht nur einen umfassenden Überblick über die verschiedenen Formen und Anwendungen der Beobachtung in den Sozialwissenschaften, sondern setzt sich auch kritisch mit ihren Grenzen und potenziellen Fehlerquellen auseinander. Es ist eine unverzichtbare Lektüre für alle, die sich mit empirischer Forschung, Sozialanalyse und dem tieferen Verständnis menschlichen Verhaltens beschäftigen – ein Wegweiser durch das Labyrinth der sozialen Wirklichkeit, der Ihnen hilft, die Welt um uns herum mit neuen Augen zu sehen. Entdecken Sie die Werkzeuge und das Wissen, um Beobachtungen präziser, ethischer und aussagekräftiger zu gestalten, und navigieren Sie sicher durch die Herausforderungen der modernen Sozialforschung.
Inhaltsverzeichnis
Beobachtung
1 Einleitung
2 Beobachtung
2.1 Quantitative und qualitative Beobachtung
2.1.1 Quantitativ orientierte Beobachtung
2.1.2 Qualitativ orientierte Beobachtung
2.2 Bestandteile der Beobachtung
2.2.1 Beobachtungsfeld
2.2.2 Beobachtungseinheit
2.2.3 Beobachter
2.2.4 Beobachtete
2.3 Formen der Beobachtung
2.3.1 Feldbeobachtung/Laborbeobachtung
2.3.2 Teilnehmende/ nicht-teilnehmende Beobachtung
2.3.3 Hoher /geringer Partizipationsgrad
2.3.4 Strukturierte/unstrukturierte Beobachtung
2.3.5 Offene/verdeckte Beobachtung
3 Vor und Nachteile
4 Überlegungen und Anmerkungen
5 Unklarheiten
Beobachtung
1 Einleitung
Die Beobachtung ist seit langem eines der wichtigsten Verfahren in der empirischen Sozialforschung und anderen Wissenschaften, wie zum Beispiel der Psychologie. Ziel dieser Ausarbeitung ist es zunächst einen Überblick über die Beobachtung, ihre verschiedenen Verfahren und deren Anwendung zu geben. Dazu habe ich als Quellen vor allem die Arbeiten von Diekmann, Schnell, Gehring und Bales benutzt. So bildet den ersten Teil meiner Arbeit, zunächst eine Zusammenfassung der relevantesten Inhalte dieser Texte. Hier werde ich zunächst einige allgemeine Begriffe aus dem Bereich der Beobachtung erklären, bevor ich dann anschließend die einzelnen Formen der Beobachtung näher erläutern werde.
Den Schluss soll eine Kritik der eigenen Beobachtung bilden in der die möglichen Fehlerquellen genannt werden.
2 Beobachtung
Unter Beobachtung verstehen wir das systematische Erfassen, Festhalten und Deuten sinnlich wahrnehmbaren Verhaltens zum Zeitpunkt seines Geschehens.
Unter dem Begriff der wissenschaftlichen Beobachtung versteht man eine Datenerhebungstechnik, die es einem ermöglicht sinnlich wahrnehmbares Verhalten zu erfassen. Unter ,,Verhalten" ist die ,,die direkte Beobachtung menschlicher Handlungen, sprachlicher Äußerungen, nonverbaler Reaktionen (Mimik, Gestik, Körpersprache) und anderer sozialer Merkmale (Kleidung, Symbole, Gebräuche, Wohnformen usw.)" zu verstehen. Die wissenschaftliche Beobachtung unterscheidet sich von einer alltäglichen Sozialreportage vor allem durch zwei Kriterien. Dies ist zum einen, der bei einer wissenschaftlichen Beobachtung vorhandene Bezug auf Forschungshypothesen und zum anderen die stärkere Kontrolle und Systematik, welche es der wissenschaftlichen Beobachtung ermöglichen empirisch abgesicherte und somit anerkanntere Ergebnisse als die einer Sozialreportage zu liefern. Doch hat bei allen Vorteilen auch die wiss. Beobachtung nicht zu verleugnende Nachteile, die ich im späteren Teil meiner Ausarbeitung noch ansprechen werde. Im Folgenden werde ich zunächst einmal einige Grundbegriffe erläutern die für die Beschäftigung mit dem Thema Beobachtung unabdinglich sind.
2.1 Quantitative und qualitative Beobachtung
In der Sozialforschung besteht ein Unterschied zwischen einer quantitativen und einer qualitativen Konzeption, und daher auch eine Differenz zwischen quantitativ bzw. qualitativ orientierten Beobachtungsstudien. Die quantitative Beobachtung begreift die soziale Realität als objektiv und mit kontrollierten Methoden erfassbar.
Demgegenüber steht die qualitativ orientierte Beobachtung. Diese ist durch die Annahme gekennzeichnet, dass soziale Akteure Objekten Bedeutungen zuschreiben, sich nicht starr nach Normen und Regeln verhalten, sondern soziale Situationen interpretieren und so prozesshaft soziale Wirklichkeit konstituieren.
2.1.1 Quantitativ orientierte Beobachtung
Quantitative Studien unterscheiden sich von qualitativen in erster Linie durch die wissenschaftstheoretische Grundposition, den Status von Hypothese und Theorie sowie dem Methodenverständnis, woraus das Postulat der Werturteilsfreiheit wissenschaftlicher Aussagen, die Trennung von Entdeckungs- und Begründungszusammenhang und die Theorienprüfung folgen. Soziale Realität wird objektiv gegeben und mittels kontrollierter Methoden erfassbar angesehen. Empirische Forschung soll Theoriegeleitete Daten über die soziale Realität sammeln, wobei diese Daten den Kriterien der Reliabilität, der Validität sowie der Repräsentativität und der intersubjektiven Überprüfbarkeit zu genügen haben und in erster Linie der Prüfung der vorangestellten Theorien und Hypothesen dienen. Forscher haben den Status unabhängiger wissenschaftlicher Beobachter, welche die soziale Realität von außen und möglichst objektiv erfassen sollen.
Diese Ansprüche äußern sich in der Entwicklung strukturierter Beobachtungsschemata, und in einer Forschungspraxis, die der Forderung nach intersubjektiver Überprüfbarkeit durch die personelle Trennung von Forscher und Feldarbeiter sowie der Erhebung großer Fallzahlen gerecht zu werden versucht.
Zentraler Kritikpunkt gegen die quantitative Sozialforschung sind der durch die Theorie stark begrenzte Erfahrungsbereich und dass die Beschäftigung mit der Methode den eigentlichen Gegenstand überlagert.
2.1.2 Qualitativ orientierte Beobachtung
Die qualitative Sozialforschung beruft sich demgegenüber auf das interpretative Paradigma, die Hermeneutik und die Phänomenologie. Zentral ist die Annnahme, dass soziale Akteure Objekten Bedeutungen zuschreiben, und sich somit nicht starr nach Normen und Regeln verhalten, sondern soziale Situationen interpretieren und so prozeßhaft soziale Wirklichkeit konsitutiern.
Daraus resultieren Spezifische Forschungsprinzipien:
- Offenheit: Der Untersuchungsgegenstand und nicht vorab entwickelte Theorien und Hypothesen bestimmen die Forschung.
- Prozesscharakter von Gegenstand und Forschung: Die sozialen Akteure schaffen Wirklichkeit, indem sie diese dauernd interpretieren und neu aushandeln.
- Reflexivität: Es werden keine vorab aus der Theorie abgeleiteten Hypothesen geprüft, sondern im laufenden Forschungsprozess generiert, modifiziert und verallgemeinert.
- Problemorientierung: Die Formulierung und Auswahl der Forschungsfrage resultiert aus dem vom Forscher wahrgenommenen gesellschaftlichen Problemen.
Für qualitativ- teilnehmende Beobachtungsstudien bedeutet dies den Verzicht auf vorab konstruierte Beobachtungsschemata, standardisierte Verfahrensweisen und –regeln und die Teilnahme der Forscher in dem natürlichen Lebensumfeld der Untersuchten.
2.2 Bestandteile der Beobachtung
Vergegenwärtigt man sich eine Untersuchunksituation, in der mit der Methode der Beobachtung gearbeitet wird, lassen sich vier Elemente erkennen, welche die Beobachtung prägen.
- Durch die Rahmenbedingungen, unter denen die Beobachtung abläuft;
- Durch die Angabe derjenigen Verhaltensweisen, die erfasst werden sollen;
- Durch den/die Beobachter;
- Die Beobachteten.
2.2.1 Beobachtungsfeld
Der Bereich, in dem eine Beobachtung stattfinden soll, bezeichnet man als Beobachtungsfeld. Dabei handelt es sich nicht ausschließlich um das räumliche Umfeld, in dem die Beobachtung stattfinden soll, vielmehr spielen auch der soziale Bereich, der Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen der Untersuchung eine Rolle. Die Beschreibung des Beobachtungsfeldes gibt somit Antwort auf die Frage: „Wo, wann und unter welchen Rahmenbedingungen wird beobachtet.
Vorkenntnisse über das Vorschungsfeld erweisen sich aber bei jeder Beobachtung als ausgesprochen wichtig. Da die Beobachtung Zeitgleichheit und räumliche Nähe voraussetzt, sind Informationen darüber, wann und wo ein bestimmtes soziales Verhalten beobachtet werden kann, unerlässlich.
2.2.2 Beobachtungseinheit
Eine Beobachtungseinheit bezeichnet diejenigen Teilbereiche sozialen Geschehens, der der konkrete Gegenstand der Beobachtung sein soll.
Bei der quantitativen orientierten Beobachtung ist eine Beobachtungseinheit die kleinste, vollständig deutbare Einheit eines Verhaltens für jeden Satz eine.
Qualitative Untersuchungen jedoch wollen Situationen in ihrer Ganzheit erfassen und verwenden deshalb weniger stark abgegrenzte Beobachtungseinheiten, hier werden eher ganze Situationen als Beobachtungseinheiten verstanden.
2.2.3 Beobachter
In Bezug auf den Beobachter muss in erster Linie berücksichtigt werden, welchen Beobachterstatus er bzw. sie in der Beobachtung einnimmt- d.h. inwieweit nimmt der Beobachter an der zu untersuchenden sozialen Situation teil – und wird zweitens bestimmt durch die Beobachter Rolle.
Quantitativ orientierte Beobachtungsdesigns betonen die Rolle als forschender Beobachter, was meist mit einem geringen Partizipationsgrad im Feld verbunden ist.
Qualitativ orientierte Beobachtungsdesigns betonen dagegen die Teilnehmerrolle, was einen hohen Partizipationsgrad des Forschers im Feld und die Identität von Forscher und Beobachter voraussetzt.
2.2.4 Beobachtete
Hier kommt es darauf an wie transparent die die Beobachtung für die Betroffenen sein soll. Es kann dabei entweder der Beobachter seine Tätigkeit aktiv offen legen oder die Beobachtungssituation kann ohne Information für alle erkennbar sein. Weiters kann verdeckt beobachtet werden, so dass die Beobachtung von den Beobachteten weder gewusst noch bemerkt wird.
2.3 Formen der Beobachtung
Die folgende Aufzählung und Beschreibung der verschiedenen Beobachtungsformen soll einen Überblick über die verschiedenen Möglichkeiten, die die wissenschaftliche Beobachtung bietet, geben.
2.3.1 Feldbeobachtung/Laborbeobachtung
Beobachtungen in natürlichen sozialen Situationen werden als Feldbeobachtungen und Beobachtungen in künstlich, experimentell erzeugten Situationen als Laborbeobachtung bezeichnet. Der Unterschied bei der Feld- und Laborbeobachtung liegt in dem Umfeld, in dem die Beobachtung vorgenommen wird: Während bei der Feldbeobachtung soziales Verhalten innerhalb des natürlichen Kontexts studiert wird, bedient sich die Laborbeobachtung künstlich geschaffenen Situationen, in denen Verhalten beobachtet werden. Bei der Laborbeobachtung stellt sich die Frage, ob die so erhaltenen Ergebnisse Aussagen über das entsprechende Verhalten im natürlichen Kontext zulassen, und sie sich damit auf die Realität übertragen lassen. Bestimmte Situationen können jedoch kontrolliert nicht hervorgerufen werden.
Vorteile der Laborbeobachtung sind allerdings die leichtere Wiederholbarkeit im Vergleich zur Feldbeobachtung und somit eine leichtere Überprüfbarkeit, und es kann ,,im Labor" gezielter, genauer und kontrollierter beobachtet werden.
2.3.2 Teilnehmende/ nicht-teilnehmende Beobachtung
Die Dimension Teilnahme bezieht sich auf den Partizipationsgrad des Beobachters an der sozialen Situation, die er beobachtet.
Bei der teilnehmenden bzw. nicht-teilnehmenden Beobachtung handelt es sich um die Position des Beobachters zum Gegenstand seiner Forschung, d.h., ob der Wissenschaftler selbst ein Teil der zu beobachtenden Situation ist oder die Verhaltensabläufe als Unbeteiligter beobachtet. Die nicht-teilnehmende Beobachtung zeichnet sich dadurch aus, dass der Beobachter von außen die in der Situation ablaufenden sozialen Prozesse registriert, ohne selbst an ihnen anders als beobachtend beteiligt zu sein. Die teilnehmende Beobachtung ist dadurch charakterisiert, dass der Beobachter selbst eine im Beobachtungsfeld definierte Rolle übernimmt und sich den anderen Handelnden gegenüber dieser Rolle entsprechend verhält, ohne von ihnen als Beobachter mit einem wissenschaftlichen Interesse erkannt zu werden.
2.3.3 Hoher /geringer Partizipationsgrad
Nimmt der Forscher bei der Beobachtung eine soziale Rolle ein, kann diese entweder aktiv oder passiv sein. Aktiv ist sie, wenn der Forscher bestimmte Situationen provoziert oder herbeiführt. Hierbei spricht man von einem hohen Partizipationsgrad bzw. von einer aktiv-teilnehmenden Beobachtung. Im Gegensatz dazu kann der Forscher aber auch eine passive Rolle einnehmen, so z.B. als Mitglied der Gruppe. Beobachtet er nur den Verlauf der Dinge und nimmt selbst keinen Einfluss auf das Geschehen, so ist sein Partizipationsgrad niedrig bzw. es liegt eine passiv-teilnehmende Beobachtung vor.
2.3.4 Strukturierte/unstrukturierte Beobachtung
Die Dimension Strukturiertheit bezieht sich sowohl auf den Prozess der Wahrnehmung als auch auf den der Aufzeichnung
Strukturierte und unstrukturierte Beobachtungen unterscheiden sich in dem Grad ihrer Differenziertheit. Dabei beachtet der Forscher bei der unstrukturierten Beobachtung relativ grobe Kategorien sozialen Verhaltens. Je differenzierter diese Kategorien werden, desto strukturierter wird die Beobachtung. Deshalb gehen die unstrukturierten Beobachtungen den strukturierten meist voraus, besonders dann, wenn das zu beobachtende Feld noch unerforscht ist. Denn um konkrete Forschungshypothesen aufstellen zu können, die mit Hilfe eines Beobachtungsschemas untersucht werden, bedarf es zunächst einer genauen Kenntnis des Beobachtungsfeldes. Strukturierte Beobachtungen verlaufen meist anhand eines so genannten Beobachtunkschemas.
2.3.5 Offene/verdeckte Beobachtung
Die Dimension Offenheit bezieht sich auf die Transparenz der Beobachtungsituation für die Beobachteten und kann zwischen verdeckter und offener variieren.
Bei der offenen Beobachtung ist dem Beobachteten bewusst, dass ein Wissenschaftler anwesend ist, der ihn in der vorliegenden Situation beobachtet. Für den Forscher bedeutet dies, dass er sich freier und offener im Feld bewegen kann, im Gegensatz zur verdeckten Beobachtung. Die durch die ungewohnte Situation des ,,beobachtet-werdens" auftretenden Verzerrungen der Beobachtungen durch Verhaltensänderungen sind jedoch nachteilig.
Bei der verdeckten Beobachtung weiß keiner der Beobachteten von der Existenz eines Forschers in der Gruppe. Dadurch sollen sie sich so natürlich und ungestört wie möglich fühlen. Eine verdeckte Beobachtung wird in der Sozialforschung jedoch nur selten angewendet, da sie ethisch meist nicht zu vertreten ist.
3 Vor und Nachteile
Die grundlegenden Probleme der wissenschaftlichen Beobachtung lassen sich unter zwei Bereiche subsumieren: Probleme, die mit der selektiven Wahrnehmung des Beobachters verbunden sind, und Probleme, die sich aus der Teilnahme des Beobachters im Feld, d.h. aus der Forschungspraxis selbst ergeben.
Selektivität der Wahrnehmung basiert darauf, dass der Beobachter aus der Vielfalt der in einem bestimmten Moment vorhandenen Umweltreize nur einen bestimmten Teil aufnehmen kann. Ebenso wird durch Erfahrung, vorhergehender Beobachtungen, Vorstellungen sowie Vorurteilen die Wahrnehmung beeinflusst. Sie äußert sich u.a. auch in der Überbetonung von nachvollziehbaren Ereignissen und im Übersehen von Selbstverständlichkeiten. Auf der sprachlichen Ebene kann es durch die selektive Wahrnehmung zu Abstraktionen, Interpretationen und Wertungen kommen. Die Teilnahme des Beobachters im Feld ist mit unterschiedlichen Problemen verbunden. Feldeintritt und Rollendefinition des Beobachters können die vorhandene Selektivität der Wahrnehmung ebenso massiv verstärken. Zudem sind reaktive Effekte, wie die Beeinflussung des Beobachtungsfeldes durch den bzw. die Beobachter, als mögliches Problem einer Verzerrung in Beobachtungsverfahren zu nennen.
Im Forschungsprozess können „Eigenbestimmungsrechte“ beteiligter Personen verletzt werden. Aber auch die gezielte Manipulation von Situationen oder einzelnen Situationsmerkmalen kann forschungsethisch bedenklich sein (Veränderung der Lebensweise).
Jede Forschung und jede Veröffentlichung kann zu einer Schädigung der Untersuchten führen, wen z.B. ohne oder entgegen ihres Willen aufgedeckt wird.
4 Überlegungen und Anmerkungen
Anwendungsrestriktionen der beschriebenen Methoden sind die Grenzen menschlicher Wahrnehmungsfähigkeit, Zeit- und Kostenargumente, die Begrenzung auf beobachtbare Phänomene sowie die enorme sozialen und fachlichen Anforderungen an die Forscher. Überdies lastet auf qualitativ- teilnehmenden Beobachtungen ein besonderer Rechtfertigungsdruck, der aus der Kritik an Beobachtungen allgemein und aus dem qualitativen Vorgehen speziell resultieren.
Um diesen Problemen entgegenzuwirken empfiehlt sich eine Schulung der Beobachter vor Testbeginn und die Auswahl eines Beobachtungsdesigns das stark strukturiert ist und nicht viel Spielraum zu verschiedenen Deutung, seitens der Beobachter, zulässt.
Literaturverzeichnis
Atteslander, Peter, [2000], Methoden der empirischen Sozialforschung, (9.Auflage), Berlin –N.Y., Walter de Gruyter
Hunt, Morton [1992]; Die Praxis der Sozialforschung, Frankfurt – N.Y., Campus Verlag
Diekmann, A. [1995], Empirische Sozialforschung. Grundlagen, Methoden, Anwendungen. Reinbek: Rowohlt Taschenbuchverlag.
Schnell, R., Hill P., B. & Esser, E. [1999], Methoden der empirischen Sozialforschung (6. Auflage). München: R. Oldenbourg.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema des Textes?
Der Text behandelt das Thema Beobachtung in der empirischen Sozialforschung und anderen Wissenschaften, wie zum Beispiel der Psychologie.
Welche Arten von Beobachtung werden unterschieden?
Der Text unterscheidet zwischen quantitativer und qualitativer Beobachtung, Feldbeobachtung und Laborbeobachtung, teilnehmender und nicht-teilnehmender Beobachtung, Beobachtungen mit hohem und geringem Partizipationsgrad, strukturierter und unstrukturierter Beobachtung sowie offener und verdeckter Beobachtung.
Was sind die Bestandteile einer Beobachtung?
Die Bestandteile einer Beobachtung sind das Beobachtungsfeld, die Beobachtungseinheit, der Beobachter und die Beobachteten.
Was ist ein Beobachtungsfeld?
Das Beobachtungsfeld ist der Bereich, in dem eine Beobachtung stattfindet. Es umfasst den räumlichen und sozialen Kontext, den Zeitpunkt und die Rahmenbedingungen der Untersuchung.
Was ist eine Beobachtungseinheit?
Eine Beobachtungseinheit bezeichnet die Teilbereiche sozialen Geschehens, die der konkrete Gegenstand der Beobachtung sein sollen. Bei quantitativen Beobachtungen sind es kleinere, deutbare Einheiten, bei qualitativen eher ganze Situationen.
Was versteht man unter teilnehmender Beobachtung?
Bei der teilnehmenden Beobachtung nimmt der Beobachter selbst an der zu beobachtenden Situation teil und übernimmt eine Rolle im Beobachtungsfeld.
Was versteht man unter strukturierter Beobachtung?
Strukturierte Beobachtung verwendet differenzierte Kategorien sozialen Verhaltens, meist anhand eines Beobachtungsschemas, im Gegensatz zur unstrukturierten Beobachtung, die gröbere Kategorien verwendet.
Was versteht man unter offener und verdeckter Beobachtung?
Bei der offenen Beobachtung ist den Beobachteten bewusst, dass sie beobachtet werden. Bei der verdeckten Beobachtung wissen die Beobachteten nichts von der Beobachtung.
Welche Vor- und Nachteile hat die Beobachtung als Methode?
Zu den Problemen gehören die selektive Wahrnehmung des Beobachters und reaktive Effekte durch die Teilnahme des Beobachters im Feld. Forschungsethische Bedenken können bei verdeckten Beobachtungen oder Manipulation von Situationen auftreten.
Welche Anwendungsrestriktionen gibt es bei der Beobachtung?
Grenzen der menschlichen Wahrnehmungsfähigkeit, Zeit- und Kostenargumente, Begrenzung auf beobachtbare Phänomene sowie die hohen sozialen und fachlichen Anforderungen an die Forscher sind Anwendungsrestriktionen.
Was ist quantitative Beobachtung?
Quantitative Beobachtung begreift die soziale Realität als objektiv und mit kontrollierten Methoden erfassbar.
Was ist qualitative Beobachtung?
Qualitative Beobachtung nimmt an, dass soziale Akteure Objekten Bedeutungen zuschreiben und soziale Situationen interpretieren, wodurch soziale Wirklichkeit entsteht.
Was sind die Vorteile der Laborbeobachtung gegenüber der Feldbeobachtung?
Die Laborbeobachtung ist leichter wiederholbar und kontrollierbarer als die Feldbeobachtung.
Welche Rolle spielt der Partizipationsgrad des Beobachters?
Der Partizipationsgrad beschreibt, inwieweit der Forscher aktiv oder passiv an der beobachteten Situation teilnimmt. Ein hoher Grad bedeutet aktive Teilnahme, ein geringer Grad passive Teilnahme.
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- Markus Kern (Author), 2004, Quantitative und qualitative Beobachtung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/109044