Die Geschichte der Menschheit ist wahrscheinlich jedem mehr oder weniger gut bekannt. Man kann sicher in einer groben Beschreibung die Geschehnisse vom ersten aufrecht gehenden Menschen bis zum Pyramidenbau, vom Römischen Reich bis zum Mittelalter und von der Reformation bis heute nachvollziehen, doch ist damit alles gesagt über unsere Geschichte? Wer kann heute, außer den Professionellen der einschlägigen Berufe, schon Angaben zur Vergangenheit der behinderten Bevölkerungsgruppe machen?
Sicher ist, dass die Historie voller negativer Ereignisse für Menschen mit Behinderungen war und sich ihre soziale Situation erst im Laufe des letzten Jahrhunderts grundlegend verbesserte.
Hierzu trugen und tragen im Wesentlichen die Rehabilitationswerkstätten bzw. Werkstätten für behinderte Menschen bei.
In einer solchen Einrichtung leistete ich meinen Zivildienst ab, was mich auch dazu bewegte das Studium der Sozialpädagogik aufzunehmen, um mein dort gewecktes Interesse an der Arbeit mit behinderten Menschen auch im späteren Beruf weiterzuführen.
Meine Dienststelle war eine Rehabilitationswerkstatt des Diakonie-Verbundes-Eisenach, welches eine von vier Einrichtungen dieser Art in Thüringen darstellt. Hier werden verschiedene Stromzähler regeneriert, es gibt eine Hauswirtschafts – und Gebäudeserviceabteilung, eine Keramik und Kerzengruppe, verschiedene Montagearbeiten werden ausgeführt und eine Arbeitsgruppe ist für Garten - und Landschaftsgestaltung – bzw. pflege zuständig.
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Im Nachfolgenden werde ich versuchen darzustellen, wie es zur Entstehung der WfbM kam. Ich werde mich zunächst zu den Wurzeln des Begriffes ‚Behinderung’ begeben, dann einige Definitionsweisen aufzeigen und einen Überblick über die häufigsten Behinderungsarten geben. Daraufhin folgt die historische Betrachtung der Entwicklung von WfbM´s von der Urgesellschaft bis zur heutigen Existenz dieser Einrichtung und ihrer Rahmenbedingungen. Zum Abschluss werde ich noch einen Ausblick auf das weitere Bestehen der Werkstätten vornehmen und die kommenden Herausforderungen für diese in Ausschnitten erarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Begriffsklärungen
- 1.1 Entwicklung des Begriffs „Behinderung“
- 1.2 Einblick in verschiedene Definitionsweisen
- 1.3 Überblick über Behinderungsarten
- 2. Die Entwicklung von Werkstätten für behinderte Menschen
- 2.1 Umgang mit behinderten Menschen in der Urgesellschaft
- 2.2 Der Beginn der Weltgeschichte
- 2.3 Das Altertum
- 2.3.1 Das alte Ägypten
- 2.3.2 Die antike griechische Gesellschaft
- 2.3.3 Das römische Reich
- 2.4 Behinderte im Mittelalter
- 2.5 Die Anfänge der Behindertenpädagogik ab 16. Jahrhundert
- 2.5.1 Bedlam als Vorbild in Europa
- 2.5.2 Die ersten kommunalen Tollhäuser in Deutschland
- 2.6 Die Entwicklungen im ausgehenden 19. Jahrhundert bis Ende des Zweiten Weltkrieges
- 2.6.1 Sozialdarwinismus und Behinderte
- 2.6.2 Der erste Weltkrieg und seine Wirkung
- 2.6.3 Das Sterilisierungsgesetz
- 2.6.4 Beginn der nationalsozialistischen „Euthanasie“
- 2.7 Der Neubeginn nach 1945 in der DDR
- 2.7.1 Geschützte Arbeit 1962 - 1982
- 2.7.2 Konzeption der Geschützten Werkstätten
- 2.7.2.1 Arbeitsgestaltung
- 2.7.2.2 Aufgaben
- 2.7.2.3 Finanzierung
- 2.7.3 Die Wende 1989
- 2.8 Der Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg in der BRD
- 2.8.1 Der Sozialstatt
- 2.8.2 Leistungen der Werkstätten für Behinderte
- 2.8.3 Die Werkstattgrundsätze
- 2.9 Die Werkstatt für Menschen mit Behinderungen heute
- 2.9.1 Das SGB IX
- 2.9.2 Das Selbstverständnis der WfbM
- 2.10 Perspektiven für die Zukunft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Geschichte der Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) und deren sozialen Kontext. Sie beleuchtet die Entwicklung der WfbM von der Urgesellschaft bis zur Gegenwart und analysiert die sich verändernden Perspektiven für Menschen mit Behinderungen.
- Entwicklung des Begriffs „Behinderung“ und unterschiedliche Definitionsweisen.
- Historische Betrachtung des Umgangs mit Behinderung in verschiedenen Epochen.
- Entstehung und Entwicklung der WfbM im 20. Jahrhundert.
- Soziale und politische Rahmenbedingungen der WfbM.
- Zukünftige Herausforderungen und Perspektiven für die WfbM.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und beschreibt den persönlichen Hintergrund des Autors. Kapitel 1 klärt den Begriff „Behinderung“ und seine historische Entwicklung. Kapitel 2 bietet einen umfassenden historischen Überblick über den Umgang mit behinderten Menschen, beginnend mit der Urgesellschaft und den verschiedenen historischen Epochen bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Es werden verschiedene Aspekte, wie der Umgang in Ägypten, im antiken Griechenland, im Römischen Reich und im Mittelalter beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Entwicklung der WfbM von den Anfängen der Behindertenpädagogik bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs, inklusive der Betrachtung des Sozialdarwinismus, des ersten Weltkriegs und des nationalsozialistischen Regimes.
Schlüsselwörter
Behinderung, Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM), Geschichte, Sozialgeschichte, Behindertenpädagogik, Sozialdarwinismus, Nationalsozialismus, Rehabilitation, Integration, SGB IX.
- Quote paper
- Torsten Kreissl (Author), 2004, Die Geschichte der Werkstatt für behinderte Menschen. Eine historische Betrachtung mit Blick auf die soziale Situation behinderter Menschen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/108983