Stellen Sie sich vor, Ihr Leben ist eine Lüge, eine sorgfältig inszenierte Illusion, die von Millionen Menschen weltweit beobachtet wird. In dieser packenden Analyse der "Truman Show" von Peter Weir tauchen wir tief ein in die metaphysischen und religiösen Schichten dieses intrigenreichen Films. Ist Truman Burbank, der ahnungslose Protagonist, ein moderner Messias, gefangen in einem künstlichen Paradies, oder ein Gefangener seiner eigenen medialen Existenz? Wir enthüllen, wie religiöse Motive, von biblischen Namen wie Simeon und Moses bis hin zu den allgegenwärtigen Farben Weiß und Rot, die Geschichte durchdringen und die komplexe Beziehung zwischen Schöpfer und Geschöpf beleuchten. Christof, der allmächtige Regisseur der Truman Show, wird als eine ambivalente Figur analysiert: Ist er ein wohlwollender Schöpfer oder ein kontrollsüchtiger Demiurg, der Truman die wahre Freiheit verweigert? Die Arbeit untersucht des Weiteren Parallelen zu Platons Höhlengleichnis, wobei Seahaven als eine moderne Version der dunklen Höhle interpretiert wird, in der die Bewohner nur Schatten der Realität wahrnehmen. Truman selbst wird zum Philosophen, der sich von seinen Fesseln befreit und den beschwerlichen Weg zur Erkenntnis beschreitet. Schließlich werden Elemente der gnostischen Lehre herausgearbeitet, die das dualistische Weltbild des Films untermauern. Truman wird zum Gnostiker, der sich aus der Knechtschaft der Welt befreit und nach dem Reich des Lichts strebt. Diese tiefgründige Analyse bietet neue Perspektiven auf die "Truman Show" als eine fesselnde Parabel über Wahrheit, Freiheit und die Suche nach dem Sinn des Lebens in einer zunehmend von Medien geprägten Welt, und untersucht, wie der Film Fragen nach Manipulation, Überwachung und der Konstruktion von Realität aufwirft. Schlüsselwörter: Truman Show, Peter Weir, Andrew Niccol, Mediensatire, Religionskritik, Metaphysik, Gnosis, Platons Höhlengleichnis, Christof, Truman Burbank, Seahaven, Medienparabel, Filminterpretation, philosophische Analyse, dualistisches Weltbild, Wahrheit, Freiheit, Erkenntnis, Überwachung, Manipulation, Realitätskonstruktion, religiöse Motive, gnostische Lehre, biblische Anspielungen, Schöpfer und Geschöpf, Filmtheorie, Medienethik, Popkultur, Filmwissenschaft, theologische Interpretation, Interpretation, Filmanalyse.
Inhalt
I. Einleitung
II. Hauptteil
1. Religiöse Motive
1.1 Hermeneutische Betrachtung Christofs als Schöpfer und Gott
1.2 Das Paradies Seahaven oder die beste aller möglichen Welten?
1.3 Die Erleuchtung und das Bild des Erlösers
2. Parallelen der Truman Show zu Platons Höhlengleichnis
3. Elemente der gnostischen Lehre in der Truman Show
III. Schluss
II. Einleitung
The Truman Show ist eine Mediensatire, die unter der Regie von Peter Weir nach der Drehbuchvorlage von Andrew Niccol im Jahre 1998 in die Kinos kam. In Kritiken unter anderem bezeichnet als eine Seifenoper mit Tiefgang, ein sarkastischer Thriller oder auch als Medienparabel, bietet die Truman Show eine Fülle philosophischer und theologischer Lesarten. Der kritische Tiefgang der Handlung bleibt bei dem Zuschauer, der sich auf die Fiktion einlässt, nicht ohne Wirkung, und bewusst spielt der Film mit der Doppelmoral des Publikums.
In der vorliegenden Arbeit werden die religiösen und metaphysischen Elemente in den Mittelpunkt des Interesses gerückt: Zunächst ist es von Bedeutung, sich mit den religiösen Motiven, wie sie vor allem in der Bibel und der christlichen Lehre zu finden sind, auseinander zu setzen und deren Bedeutung für die gesamte Problematik des Films aufzuschlüsseln.
Der zweite Teil der Arbeit beschäftigt sich mit Platons Höhlengleichnis und dessen eventuelle Übertragbarkeit auf den Film. Schwerpunkt liegt hier vor allem auf dem Erkenntnisproblem, mit dem sich die Handlung befasst, welches des weiteren im dritten Teil unter dem Aspekt der gnostischen Weltauffassung veranschaulicht werden soll. In meinen Überlegungen wird das dualistische Weltbild der beiden Anschauungen eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Als Grundlage der Interpretation des Films vor einem gnostischen Hintergrund diente mir hauptsächlich Hans Jonas Buch Gnosis. Ich beschränke mich in meiner Auseinandersetzung daher vorwiegend auf seine zentralen Erläuterungen zur gnostischen Weltanschauung.
Aufgrund der Tatsache, dass die Truman Show eine Fülle an religiösen und metaphysischen Elementen beinhaltet, ist es im Folgenden nicht möglich, alle Motive und Lesarten erschöpfend zu behandeln, und ich konzentriere mich daher auf die wesentlichsten.
Grundlage meiner Ausarbeitung ist der Film Die Truman Show (Deutsche Fassung) und das daraufhin entstandene Transkript, wobei das ursprüngliche Drehbuch von Andrew Niccol, das dem Film als Grundlage diente, besondere Berücksichtigung finden wird. Im Zusammenhang mit letzterem ist vor allem interessant, auch den Anhang[1] (Foreword to the Amarican Edition, Introduction und A short Hisory Of „The Truman Show “) in die Überlegungen mit einzubeziehen, da dieser das Gesamtbild der Handlung um einige bedeutende Aspekte und Tatsachen erweitert.
III. Hauptteil
1. Religiöse Motive
In der Truman Show findet sich eine große Zahl von Motiven wie Farben, Namen und Gegenstände, die religiösen Symbolwert aufweisen. Sie zu dechiffrieren trägt einen entscheidenden Teil zum tieferen Verständnis des Films bei.
Es finden sich eine Reihe biblischer Namen: Simeon ist einer der wichtigsten Mitarbeiter des diegetischen[2] Regisseurs Christof[3] und hat als solcher einen gewissen Einfluss auf den Verlauf der Dinge. Simeon bedeutet übersetzt Er (Gott) hat gehört. Simeon bemüht sich Christof zu bremsen, der in seiner Besessenheit den Protagonisten Truman fast umbringt.
Moses ist der diegetische Produzent der Truman Show. Biblisch taucht der Name Moses vor allem in Zusammenhang mit der sagenhaften Rettung aus dem Wasser auf. So versucht Moses im Film Christof von seinem Handeln abzubringen und Truman vor dem Ertrinken zu retten.
Die Farbsymbolik tritt vor allem in den Farben Weiß und Rot hervor. Die Farbe Weiß ist im Film sehr häufig zu finden. Den ersten Blick, den man auf das Stadtbild Seahavens, die Stadt in der Truman bereits sein ganzes Leben zugebracht hat, erhält, ist geprägt von den vielen weißen Häusern. Weiß als Symbol ethischer Reinheit und Vollkommenheit[4] spielt auf die Perfektion der Welt an, in der Truman lebt. Trumans gesamtes Leben ist „weiß“, es ist sauber, hell und freundlich. Mit der Farbe Weiß wird auch auf die naive Unschuld Trumans angespielt, die sein Wesen prägen und das Leben in seiner heilen Welt lange unreflektiert lassen.
Die Farbe Rot wird im Film vor allem im Zusammenhang mit Sylvia eingesetzt. Sie ist die unerfüllt gebliebene, große Liebe Trumans, von der ihm nur eine rote Weste geblieben ist. Die Symbolik von Rot als Farbe der Liebe, aber auch Ausdruck unbeherrschter Leidenschaften und Triebe wie Hass, Grausamkeit und Unzucht[5] sind zum großen Teil in Sylvias Charakter wiederzufinden. Die Liebe zu Sylvia ist Mitauslöser für das Aufbegehren Trumans. Sylvia ist von Hass gegen Christof erfüllt, der aus ihrer Sicht ihrem Glück oder zumindest aber Trumans Freiheit im Wege steht.
1.1 Hermeneutische Betrachtung Christofs als Schöpfer und Gott
Christof ist der Erfinder und Regisseur der diegetischen Truman Show. Als zentrale Figur des Films wird er vom Rezipienten als regieführend und herrschend wahrgenommen. Er hält sich selbst für Gott und handelt auch danach, so dass zunächst der Eindruck entsteht, er sei der Gott der in sich geschlossenen Welt Trumans. Inwiefern diese Auffassung haltbar ist, soll im folgenden analysiert werden.
Christof, der über den Verlauf der Show und damit über den Fortgang von Trumans Dasein bestimmt, maßt sich an, über Leben und Tod zu entscheiden. Exemplarisch dafür steht der fiktive, vom Regisseur inszenierte Tod von Trumans Vater Kirk. Auch glaubt sich Christof im Recht, Truman vor den Augen der ganzen Welt sterben zu lassen, mit der Begründung, dass die ganze Welt bei seiner Geburt ebenfalls dabei gewesen sei: MOSES For God´s sake, Chris! The whole world is watching! We can´t let him die in front of a live audience! – CHRISTOF He was born in front of a live audience! [6] Durch seinen schöpferischen Anteil an der Entstehung der Welt Trumans sieht Christof sich im moralischen Recht, über alles zu bestimmen, was in dieser geschieht und erhebt sich somit zum Lenker von Trumans Schicksal.
Eine Szene aus Andrew Niccols ursprünglichen Drehbuch, die jedoch nicht in den Film eingearbeitet wurde, ist das Pseudowunder mit dem Mann im Rollstuhl, der plötzlich joggen kann:
TRUMAN It´s you … isn´t it?
The jogger attempt to sidestep Truman.
JOGGER 1 Excuse me.
TRUMAN Remember? Two days ago I gave you my meatball sandwich in the park. You were in a wheelchair. Same sneakers. […]
JOGGER 2 (coming to his companion´s aid) Get the hell out of here. […]
TRUMAN (ironically referring to the jogger´s new found mobility) It´s a miracle![7]
Es geschieht ein Wunder, bei dem ein Lahmer wieder zum Gehen gebracht wird. Christof kann dieses „Wunder“ vollbringen - was ironischerweise nicht beabsichtigt ist - und übt damit eine göttliche Macht aus. Es ist eine Macht, die in der Bibel (Mt 9,1-8 und Joh. 5,1-18) Jesus von Gott erhielt, so dass er Menschen heilen kann. Der ohnehin schon argwöhnische Truman wird durch dieses vermeintliche Wunder seiner Umwelt gegenüber nur noch misstrauischer.
Christof beobachtet, im Mond sitzend und sich damit über den Dingen befindlich, jeden Schritt Trumans. So wie Gott alles sieht, hat Christof mittels 5.000 Kameras alles in der Welt Trumans im Blick, was auch der Name der Produktionsfirma Omnicam ausdrückt. Chistof selbst ist aber nicht zu beobachten. Trumans Leben wird in fast allen Bereichen einem weltumfassenden Fernsehpublikum dargeboten, doch Christof schirmt sein Privatleben prinzipiell vor Einblicken ab. Er nimmt damit eine gottgleiche Position ein, da auch Gott alles beobachten kann, ohne selbst beobachtet zu werden.
Tatsächlich tritt hier ein ganz anderes Problem zu Tage. Es vermischen sich zwei Wirklichkeitsebenen miteinander: Die Transzendenz, aus der heraus Christof agiert, ist nicht mehr klar von der Immanenz der Welt abgegrenzt, in der Truman lebt. Für Christof verschwimmt Realität und Fiktion. Er ist wie besessen von der Show und deren Vervollkommnung, er lebt nur noch dafür und verlässt seine geschaffene Welt nicht mehr.
Not that he [Christof] was seen about much, [...] as he lived a hermetic existence at the studios, where he had an apartment down the corridor from the control room. To say he was obsessed with the show would be an understatement. Like Truman, he lived most of the years inside the world he´d created, until it became him the only world.[8]
Christof kommt mit der realen Welt nicht mehr zurecht oder empfindet sie zumindest als schlecht und lebensunwürdig. Er erhält durch die Truman Show die Möglichkeit eine neue Welt nach seinen moralischen Maßstäben zu kreiieren, welche wohlgemerkt mehr als fragwürdig sind. Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut. (Gen. 1,31) Christof ist so überzeugt von seiner Schöpfung, dass er das Leben in dieser Welt für das beste hält und das Leben außerhalb dieser als unwürdig und nicht lebenswert.
Es war die Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte. (Gen. 2,4) Wie Gott schafft Christof eine in sich geschlossene Welt. Es ist eine neue Welt. Diese ist eine Insel mit einem eigenen Meer und einem eigenen Himmel. Marlon: Look at that sunset, Truman. […] That´s the Big Guy. What a paintbrush he´s got.[9] Der „große Mann”, der Schöpfer ist Christof, dessen Fiktion so weit eskaliert ist, dass sogar die Schauspieler der Show ihm diese Position zuerkennen.[10] Aus dieser alles lenkenden Position heraus, glaubt er zu wissen, was für „seine“ Welt und vor allem für „seinen“ Truman richtig ist.
Laut christlich-biblischer Lehre ist die Schöpfung auf den Menschen hin ausgerichtet. Er ist die Krone und Mittelpunkt der Schöpfungsordnung; um seinetwillen wurde die Welt erschaffen.[11] So ist auch Trumans Welt komplett auf ihn und vor allem auf die Bewahrung des Geheimnisses um sein Dasein angelegt. Christof erhebt mit seiner Schöpfung den Anspruch, eine bessere Welt geschaffen zu haben. So argumentiert er gegenüber Sylvia: I have given Truman a chance to live a normal life. The world. The place you live in ... is sick place. Seahaven is the way the world should be.[12] Christof sieht sich offensichtlich in der Allmachtsrolle des gnädigen Spenders und Wohltäters zum Glück und Wohle Trumans und der gesamten Menschheit. CHRISTOF I´m the creator ... of a television show that gives hope and joy and inspiration to millions.[13] Alle können an seiner Schöpfung teilhaben und sich an ihr erfreuen.
Doch erhebt sich im Laufe des Films durch den transzendentalen Drang Trumans die Schöpfung gegen seinen Schöpfer. Der Schluss des Films bildet ein Gespräch zwischen Christof, der gottähnlich (weil er für Truman unsichtbar ist) zu diesem herabspricht, und in dem sich Truman entscheiden muss, ob er unter der Obhut seines Gottvaters bleibt oder den transzendentalen Sprung ins Ungewisse wagt. Zu diesem Zeitpunkt hat Christof seine Pseudogottstellung bereits verloren.
Mit dem Versuch die Wahrheit herauszufinden und seine begrenzte Welt zu verlassen, verstößt Truman gegen Christofs Gesetze. Dieser versucht Truman von seinem Fortkommen abzuhalten und lässt zu diesem Zweck einen schweren Sturm aufkommen, wobei er Trumans Tod billigend in Kauf nimmt. Hier sind gewisse Parallelen zur Sintflut zu entdecken: Gott bereut es, den Menschen geschaffen zu haben, weil dieser schlecht ist, und will sie mit einer großen Flut alle vertilgen. Auch Christof nimmt Trumans Tod billigend in Kauf. Es mutet an wie eine Art Racheakt nach dem Motto: Wer nicht hören will, muss fühlen. Christof deckt damit seine Unzulänglichkeiten als Gott auf.
1.2 Das Praradies Seahaven oder die beste aller möglichen Welten?
Truman lebt in einer vollkommen künstlich geschaffenen Welt. Seahaven bildet den Inbegriff der Künstlichkeit. Christof - Designer und Architekt dieser einzigartigen Welt - verwirklicht darin seine Vorstellungen einer Idylle. Es ist eine gute Welt, von der das Schlechte ausgeschlossen ist. Dies soll sie zumindest in Christofs Visionen sein:
Christof´s vision of Truman´s world had its foundation in the past. “The future is the past,” he was fond of saying, along with, “The way we were is the way we ought to be.”
He despaired of the ugliness of modern urban life and saw a chance to inspire the world back to the small, close communities of nineteenth-century America – the town square surrounded by neat clapboard houses, with front porches close to the street, white picket fences, few cars, all combining to for a cozy neighborhood where anyone knew everyone else and life was wholesome and simple.[14]
Alle Charaktere in der Truman Show sind die Inkarnation von Idealen: die treusorgende Mutter, die liebende, verständnisvolle Ehefrau, der beste Freund, die ihre Rollen alle perfekt verkörpern.
Die Nähe zur biblischen Beschreibung und christlichen Vorstellung des Paradieses ist nicht zu übersehen. Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. (Gen. 2,15) Auf die Truman Show angewandt bedeutet dies, dass Christof der Schöpfer ist und Truman der Mensch, der in den Garten Eden namens Seahaven gesetzt wird. Das Hineinsetzen ist vor allem unter dem Aspekt der von Gott beziehungsweise Christof geschaffenen Ordnung von Bedeutung, in die sich die Bewohner zu fügen haben. Selbst für die Schauspieler, die teilweise ihr ganzes Leben der Trumanshow gewidmet haben, ist Seahaven das Sinnbild des Gartens Eden; Meryl: The Truman Show is ... lifestyle. It´s noble life. It is … a truly blessed life.[15]
Eine Wiederholung des Motivs von der Schöpfung und dem Garten Eden findet sich in der Szene, in der Kirk stirbt. Der ertrinkende Vater löst sich von der Hand seines Sohnes, so dass für einen kurzen Moment die Szene aus Michelangelos Deckengemälde in der Sixtinischen Kapelle wiederzuerkennen ist: die Erschaffung Adams. Truman verkörpert im Film den im Paradies ansässige Adam.
So wird das Produktionsteam auch nicht müde, Truman immer wieder darauf hinzuweisen, in was für einem Paradies er doch lebt. Mittel der Infiltration sind vor allem die Medien: Fernsehen, Radio und Bilder. Radio: And it´s another beautiful day in paradies, folks, but don´t forget to buckle up out there in radio land.[16] Möglich ist diese Einflussnahme aufgrund der Tatsache, dass es in Seahaven nur einen Fernseh- und Radiosender gibt, die nur zum Zwecke der Show eingesetzt werden.
Christof grenzt sich sehr offensichtlich mit seiner Schöpfung von der eigentlichen Wirklichkeit ab. Im Streit mit Sylvia, in dem sie ihm vorwirft Truman als Gefangenen zu halten, zeigt sich Christofs Überzeugung von der Richtigkeit und Wohltat seines „Werkes“:
I have given Truman a chance to live a normal life. [...] He can leave at any time. If it was more than just a vague ambition, if he was absolutely determined to discover the truth, there´s no way we could prevent him from leaving. What distresses you really, caller, is that ultimately, Truman prefers his “cell” as you call it.[17]
Truman ist der Gefangene im „goldenen Käfig”. Er lebt in einem Paradies, das sowohl biblisch wie auch filmisch ein (ab-)geschlossener Garten ist, dessen einziger Mangel in der fehlenden Freiheit besteht, dessen Truman sich jedoch nicht bewusst ist. Truman is the first child to have been legally adopted by a corporation.[18] Als solcher lebt Truman in absoluter Sicherheit und braucht sich um nichts Sorgen zu machen, was sich symbolisch schon in seinem Beruf wiederspiegelt: Er ist Versicherungsvertreter. Entscheidendes Problem ist, dass Fortschritt im Paradies nicht möglich ist. Truman kann Freiheit und Erkenntnis nur durch den Verlust seiner heilen Welt erlangen. So ist das Paradies auch immer schon ein verlorenes.
Oberflächlich scheint es zunächst so, als sähe Christof seine Aufgabe darin, Truman zu seinem Glück zu zwingen; in Wahrheit sieht er im Bestand von Trumans Glück jedoch die Erfüllung seines eigenen, nämlich die Weiterexistenz der Truman Show.[19]
In der Rolle des Gottvaters behandelt Christof Truman als seinen unmündigen Sohn und er alleine weiß, was gut für diesen ist. Die Chance selbst zu entscheiden, kann Truman schon deshalb nicht erhalten, weil dessen Vorraussetzung das Bewusstsein über seine Existenz wäre. Diese wird ihm aber nicht zugestanden, so dass Trumans naive Unwissenheit als Mittel zum Zweck gereicht.
Truman ist reines Medienobjekt und dient der Sache. Als er beginnt zum eigenständigen Subjekt zu werden, kommt es sinnbildlich gesehen zum Sündenfall. Sylvia spielt die Rolle der Eva, denn sie verführt Truman. Dieser kostet von der verbotenen Frucht und verstößt damit gegen die Gesetzte Christofs. Seine Erkenntnis macht ein Leben im Paradies unmöglich, auch wenn Christof versucht ihn dort zu halten. Doch es ist nicht Trumans Paradies, sondern das von Christof. Mit dem Verlust von Truman hat die gesamte Show keine Daseinsberechtigung mehr, und das Lebenswerk von Christof ist zerstört. Seine Schöpfung wird bedeutungslos.
Truman ist der positiv naive, gutgläubige, nette Nachbar, der den Idealtyp eines guten Bürgers abgibt. Stets gut gelaunt und für jeden ein nettes Wort parat lebt er dreißig Jahre in seiner wohlbehüteten Kleinstadtwelt, die der typischen amerikanischen Vorstadtidylle gleicht. An ihm wird das Exempel statuiert, dass ein Mensch in einer guten Umgebung auch automatisch gut werden muss.
Doch gerade die Perfektion, mit der diese Welt rein äußerlich geschaffen ist, macht sie für Truman fragwürdig. So heisst es schon in der Regieanweisung: There is something peculiar about the way the sun rises over Seahaven Island – the light appears in an arc that´s slightly too perfect and well-defined.[20] Es drängt sich die Frage auf: Ist diese Welt zu schön, um wahr zu sein? Ihr wohl eher alles entscheidendes Manko ist die existentielle Lüge, auf der sie basiert und die letzten Endes zum Zusammenbruch führt.
Im Laufe des Erkenntnisprozesses beginnt sich Truman, wenn auch zunächst noch unbewusst, gegen seinen Schöpfer und dessen Regelwerk aufzulehnen. Schon mit einfachsten unvorhergesehenen Verhaltensweisen bringt er das gesamte Konzept der Show durcheinander und stört die Idylle. Er erhebt sich damit nicht nur über seinen Schöpfer und bringt dessen Schöpfung in Gefahr, er entlarvt seine Welt auch als Werk eines übelwollenden Pfuschers. Christof ist der unfähige Schöpfer, der Demiurg, der an seiner eigenen Schöpfung scheitert. Im Glauben an seine gottgleiche Position sitzt er einem Selbstmissverständnis auf.
Er glaubt sich selbst unbeobachtet, ist dabei aber die Inkarnation des Mediums und damit kein Gott. Grundlegender Beweis dafür ist schon die Tatsache der existentiellen Lüge, auf der die Truman Show basiert. Das Verständnis der Lüge in der Bibel greift weit hinter die Ebene des bloß verbalen zurück: Lüge ist eine dem Nichtigen und Wertlosen verpflichtete Lebenshaltung, die notwendig in Opposition zu Gott steht, der nicht lügt.[21] Christof hat sich also in seiner selbstangedichteten Rolle übernommen und scheitert letzten Endes an ihr.
Gottes Beobachten ist die Bedingung der Erhaltung der Welt in allen Details von Moment zu Moment.[22] Beobachten heißt Macht zu haben. Christofs Macht beruht auf der Beobachtung und der Möglichkeit, daraufhin reagieren und manipulieren zu können. Als sich Truman seinem Beobachter entzieht, schwindet dessen Macht schlagartig; sich dessen bewusst werdend bricht Christof fast in Panik aus und setzt alle Mittel ein, um das „verlorene Schaf“ wiederzufinden. Es wird peinlich offenbar, wie hilflos Christof dem Willen Trumans zur Erkenntnis gegenübersteht.
Es entsteht der Eindruck als lebe Truman im Paradies. Es ist die schöne heile Welt, die ihm vorgespielt wird, die jedoch de facto einen entscheidenden Haken hat: Sie basiert auf einer existentiellen Lüge.
Wie sich innerhalb der Theodizee die Frage nach der Herkunft und dem Grund für das Böse in der Welt stellt, so stellt sich hier die Frage, ob die Lüge über Trumans Dasein mit der Begründung, dafür eine vermeintlich perfekte Welt zu schaffen, ausreichend gerechtfertigt ist. Die Antwort für Leibniz ist, dass diese Welt die beste aller möglich Welten sei. Auch Christof schafft die in seinen Augen beste aller möglichen Welten, kann daraus aber nicht alle Übel und Schlechte verbannen, wie eben die Lebenslüge über Trumans Existenz. So spitzt sich die Aufgabe sowohl der Schauspieler und Statisten wie auch die des Produktionsteams dahingehend zu, die Wahrheit über Trumans Existenz vor diesem zu verbergen und ihn vom Erkenntnisgewinn abzuhalten.
Auch die grausame Art, mit der Truman seinen Vater weggenommen bekommt, ist moralisch äußerst fragwürdig. Nicht nur dass der siebenjährige Truman mit dem Tod des Vaters fertig werden muss, er muss sich auch mit lebenslangen Schuldgefühlen (Truman (shouting at the surf): I´m sorry Dad! I´m sorry![23]) tragen, deren traumatische Ausprägung sich in der panischen Angst vor Wasser wiederspiegeln und die eigentlich völlig ungerechtfertigt sind. Dies alles wird jedoch inszeniert um das Gesamtbild der heilen Welt nicht zu zerstören.
Doch die Truman Show kann nur auf Basis dieser Lüge existieren. Truman ist der Star, aber er weiß es nicht; und gerade weil er es nicht weiß, ist er der Star.[24] Die Sendung, die 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche ausgestrahlt wird, findet nur deshalb so großen Zuspruch beim Fernsehpublikum, weil sich alle nach einer Idylle, einer heilen Welt, wie der Seahavens sehnen und sich an dem Glück Trumans erfreuen. We find many viewer leave him on all night for comfort.[25] Truman ist, wie sein Name schon impliziert, der einzige wahre, echte Mensch in der Show. Seine Gefühle sind echt und unverfälscht.
Die Show ist nur durch product placement und über den Verkauf der nachgebildeten Ausstattung, die via Katalog für den Zuschauer zu erwerben ist, zu finanzieren. Das Interesse des Käufers beruht auf dem Erwerb eines Stücks heiler Welt. Hierin liegt ein gewisser Wiederekennungswert des Rezipienten im diegetischen Publikum, denn im Angesicht von Ereignissen wie den Terroranschlägen auf das World Trade Center, dem Amoklauf in Erfurt oder auch dem Nahost-Konflikt sehnt sich wohl jeder nach einem Stück paradiesischer Umstände. Die Lust am Voyeurismus und der Anteilnahme wirkt somit selbstreflexiv.
1.3 Die Erleuchtung und das Bild des Erlösers
Eine der entschiedensten Schlüsselszenen befindet sich bereits ganz zu Anfang des Films, als der Scheinwerfer vom „Himmel“ fällt, und damit die Erleuchtung in Trumans leben „kracht“. Die darauf folgenden Erklärungsversuche des Produktionsteams, die via Radio in Trumans Leben in Szene gesetzt werden, entbehren so offensichtlich jeder Realität, dass sogar der naive, gutgläubige Truman feststellt, das hier irgendetwas nicht seine Ordnung hat. Der Erkenntnisprozess der damit bei Truman in Gang gesetzt wird, muss jeden bisherigen Glauben in ihm erschüttern.
Die fallende Lampe bringt die Erleuchtung: Eine Lampe bedeutet Licht. Licht ist das christliche Sinnbild für die Geistigkeit Gottes. Es ist die Grundlage allen Sehens und Erkennens. Denn das Gebot ist eine Leuchte und die Weisung ein Licht. (Spr. 6, 23) Truman erfährt eine Erleuchtung, die sein ganzes Leben verändert: Er beginnt seine Welt zu hinterfragen und erforscht dabei die Wahrheit über die echte Beschaffenheit seiner Wirklichkeit.
Während Gott den Erkenntnisprozess fördert und seine Propheten sendet, um dem Menschen beim Finden des Weges zum wahren Glauben zu helfen, wird Christof abermals als Demiurg entlarvt, weil er mit allen Mitteln jenen Erkenntnisprozess zu verhindern und alle Propheten von Truman fernzuhalten sucht.
Truman wird im Film durch seinen Erkenntnisgewinn selbst zum Überbringer des Lichts der Erleuchtung. Er ist mit Christus gleichzusetzen, der das Licht der Erkenntnis zu den Menschen bringt. Truman ist der Überbringer der Erlösung für das Fernsehpublikum. Seine Erlösung, die seine Freiheit bedeutet, empfinden die Zuschauer als eine Befreiung ihrer selbst und brechen in Jubelgeschrei aus, als sich Truman für das Verlassen seiner Welt entscheidet. Und das obwohl dies das Ende der Truman Show und für viele eines Teils ihres Lebensinhalts bedeutet.
Das Jesus-Motiv kehrt am Ende des Films noch einmal wieder. Truman, der am Anfang des Films panische Angst vor Wasser hat, überwindet dieses nicht nur mit einem Boot, sondern scheint in einer der allerletzten Szenen auf diesem zu gehen. Sein Weg führt ihn die Treppe zur „Himmelstür“ hinauf, die seine Freiheit bedeutet und gleichzeitig die Assoziation mit Christus Himmelfahrt provoziert.
Die Symbolik des künstlichen Lichtes ist an die Dunkelheit gebunden; in der Ostervirgil wird es zum Zeichen von Christi Sieg über Sündennacht und Tod; die Osterkerze ist Hinweis auf den auferstandenen Herrn.[26] Truman gelangt aus der Dunkelheit der Unkenntnis in das Licht der Wahrheit und überwindet dabei die Lüge über sein Dasein.
Als sinnbildlicher Christus hält Truman dem Fernsehpublikum einen Spiegel vor. Es findet eine Psychologisierung statt, bei der alle Zuschauer das seelische Empfinden des völlig verwirrten Truman miterleben. Psychologie bedeutet die Analyse der Psyche. In der neuzeitlichen Gesellschaft ist die Psyche zunehmend an die Stelle der Seele getreten. Die Seele ist der Teil des Menschen, mit dem sich die Religion beschäftigt. In der Welt der Fernsehzuschauer existiert die Religion in Form der Truman Show. Sie wird damit zum Sinnstifter. Hiermit wird ein neuzeitlicher Gesellschaftsaspekt thematisiert, in dem Medien zu einer neuen Religion erhoben werden, welche die herkömmlichen Religionen zunehmend ersetzen.
Die Wirrungen, die mit der Erkenntnis einhergehen, lassen Truman zunächst als irre geworden erscheinen; er bekommt phasenweise sogar diabolische Züge: Als er versucht Meryl seine neuesten Erkenntnisse mitzuteilen und bei ihr auf gespieltes Unverständnis stößt, wird er sarkastisch:
There it is! There it is! There´s that dented beetle! Yes! Whoooooooooo! Ha-ha! Ha... Do you wanna know how I did that? I´ll tell ya´. They´re on a loop. They go round the block. They come back. They go around again. They just go ´round and ´round! (almost singing) Round and round! [27]
Seine neue Erkenntnis lößt bei Truman zunächst völlige Verwirrung aus, da sie von so fundamentaler Bedeutung ist, dass sie seine gesamte Existenz in Frage stellt. Auf die Frage: Und wer bin ich? bekommt Truman von Christof die Antwort: Du bist der Star ! Trumans existiert nur in der Show und hat deshalb aus Sicht Christof gar keine eigenes Dasein: You can´t leave, Truman. You belong here … With me. Doch Truman setzt sich gegen Christofs Egoismus zur Wehr: Youn never had a camera in my head![28] Das Seelenleben von Truman stand immer außerhalb der Reichweite des Produktionsteams und war deshalb nicht zu kontrollieren. Dies entlarvt Christof erneut als unvollkommenen Schöpfer; es wird unmöglich, den Erkenntnisprozess aufzuhalten.
Christof hat in seiner Position eigentlich nur die Möglichkeit, Truman zu geleiten. Dies intendiert wohl auch die Namensgebung, welche sich an den Propheten Christopherus, einem Märtyrer und Heiligen der katholischen Kirche, anlehnt. Dieser geleitet der Legende nach das Jesuskind sicher durchs tiefe Wasser. In der Welt der Truman Show kann Christof Truman Sicherheit bieten und ihn beschützen, doch kann er dies nur, so lange die Grenzen von Transzendenz und Immanenz klar gezogen sind. Als diese beginnen zu verschwimmen, verliert auch Christof zunehmend an Einfluss.
Licht tritt im Laufe des Films des öfteren als zentrales Element in Erscheinung, doch wird dies im Folgenden noch einmal unter anderen Aspekten beleuchtet werden. Hier bleibt zunächst nur noch dies festzuhalten: Christof kann bestimmen, wann es Tag und Nacht wird, da er über eine geschlossene Welt regiert. Er hält sich zwar prinzipiell an der Tag-Nacht-Rhythmus, unterliegt diesem aber nicht zwingend. Er verfügt damit über eine immanent göttliche Macht. Diese spielt er zu dem Zeitpunkt aus, als ihm der Kontrollverlust droht: Nach dem Verschwinden Trumans lässt er es einige Stunden früher hell werden, da die Suche nach dem v erlorenen Schaf mit den Scheinwerfern ergebnislos bleibt. Der Einsatz des Lichtes ist damit das Eingeständnis, als Gottvater versagt zu haben, denn er hat seinen Schützling verloren und damit wird offensichtlich, dass er seine Augen eben doch nicht überall hat.
2. Parallelen der Truman Show zu Platons Höhlengleichnis
Wie weiter oben schon festgehalten, ist eine zentrale Problematik der Truman Show, die Auseinandersetzung mit verschiedenen Wirklichkeitsebenen. Die Immanenz der Welt Trumans steht im Gegensatz zur Transzendenz der „realen“ Welt, in der sich Christof, das Produktionsteam und das gesamte Fernsehpublikum bewegt, und mit deren Wirklichkeiten sich auch der Rezipient identifiziert. Im Laufe des Films beginnen sich die verschiedenen Ebenen zu vermischen.
Das dualistische Weltbild, dass im Film dargestellt wird, findet sich in Platons Ideenlehre.
Die Gleichnisse [Platons] versuchen die Bedeutung der Idee des Guten für das menschliche Wissenssystem und das menschliche Leben zu veranschaulichen, geben eine bildliche Darstellung des menschlichen Erkenntnisweges zu dem Guten, dem Ziel, der Mitte und dem Grund alles menschlichen Erkennens und Handelns.[29]
Die Idee des Guten als zentrales Element der Metaphysik Platons steht am Ende einer Kette von vier Arten von Gegenständen[30], die durch das Wahrnehmungs- und Erkenntnisvermögen des Menschen erfahren werden können, und bildet den leuchtendsten und besten unter ihnen. Platons Höhlengleichnis beschäftigt sich mit den Wirklichkeitsebenen des menschlichen Daseins und mit dem Weg des Erkenntnisgewinns über die wahre Beschaffenheit der Welt, in welcher der Mensch lebt.
Stelle dir Menschen vor in einer unterirdischen, höhlenartigen Behausung; diese hat einen Zugang, der zum Tageslicht hinaufführt, so groß wie die ganze Höhle. In dieser Höhle sind sie von Kind auf, gefesselt an Schenkeln und Nacken, so dass sie an Ort und Stelle bleiben und immer nur geradeaus schauen; ihrer Fesseln wegen können sie den Kopf nicht herumdrehen. Licht aber erhalten sie von einem Feuer, das hinter ihnen weit oben in der Ferne brennt. Zwischen dem Feuer und den Gefesselten aber führt ein Weg hin; dem entlang denke dir eine kleine Mauer errichtet, wie die Schranken, die die Gaukler vor den Zuschauern aufbauen und über die hinweg sie ihre Kunststücke zeigen. [ ... ]
Stelle dir nun längs der kleinen Mauer Menschen vor, die allerhand Gerät vorübertragen, so, dass diese über die Mauer hinausragen, Statuen von Menschen und anderen Lebewesen aus Stein und aus Holz und in mannigfacher Ausführung. Wie natürlich, redet ein Teil dieser Träger, ein anderer schweigt still. [ ... ]
Sie sind uns ähnlich, erwiderte ich. Denn erstens: glaubst du, diese Menschen hätten von sich selbst und voneinander je etwas anderes zu sehen bekommen als die Schatten, die das Feuer auf die ihnen gegenüberliegende Seite der Höhle wirft?[31]
Die Menschen sind von Geburt an unfrei und in ihrer Welt gefesselt. Sie sind sich dessen nicht bewusst. Truman ist ebenfalls ein Gefangener in seiner Welt, ohne es zu wissen. Er sieht nur das, was er sehen soll. Für ihn wird eine ganze Welt inszeniert, deren Bestandteile nur „Schatten“ sind und deren ontologischer Rang daher minderwertig ist. Zentraler Bestandteil der trumanschen Welt ist die Inszenierung, also eine Abbildung, eine Nachahmung im Sinne der Mimesis.
Truman kann die Träger der Figuren, die seine Erfahrungswelt ursächlich schattenhaft entstehen lassen, nicht sehen, geschweige dem, dass er überhaupt weiß, dass sie existieren. Er kann nicht hinter die Kulissen blicken. Wer in der Täuschung lebt, ahnt nicht, wer die Täuschung verursacht.[32] Der Rezipient des Films erfasst die Gesamtheit der verschiedenen Wirklichkeitsebenen. Um die Vorstellung in Platons Höhlengleichnis konsequent weiterzu-verfolgen, befindet sich der Rezipient also auf einer höheren Erkenntnisebene. Die Frage, die sich daraus ergibt, ist die, ob Truman im Laufe des Films die gleiche Erkenntnisstufe erreicht oder sich nicht sogar über diese erhebt. Dies soll im Folgenden näher beleuchtet werden.
Truman kennt nichts anderes und ist von der Echtheit seiner Umgebung überzeugt; es ist eine eigens für ihn geschaffene Wirklichkeit, in der er nicht bestimmen kann, was ihm vorgeführt wird. Truman genauso wie die Troglodyten (die Menschen in der Höhle) haben einen einsinnigen Wirklichkeitsbegriff. Sie können den Schein und das Künstliche, welches hinter den Schatten steckt und diesen erst verursacht, sowie die Wirklichkeit nicht ausein-anderhalten. Die Schattenwelt wird von ihnen als ganze und einzige Wirklichkeit begriffen.
Dem Rezipienten in der afilmischen Wirklichkeit ist sofort bewusst, dass Truman ein falsches Bewusstsein besitzt, und dass er einer konstitutionellen Irrung unterliegt. Der Irrtum, der bei Platon mittels seines Gleichnisses aufgedeckt werden soll, liegt ursächlich in der Verwechslung von Sein und Schein, um es genauer auszudrücken, den Schein für das Sein zu halten. Auf keinen Fall [...] könnten solche Menschen irgend etwas anderes für das Wahre halten als die Schatten jener künstlichen Gegenstände.[33] Das Höhlengleichnis wie die Truman Show stellt die Frage, ob Wirklichkeit immer schon eine vermittelnde, eine medialisierte Wirklichkeit ist.
Die Troglodyten und Truman glauben ihre Welt zu kennen, doch tatsächlich ist sie ihnen völlig fremd. Mit der fehlenden Weltkenntnis geht auch unmittelbar der Mangel an Selbstkenntnis einher, der von Platon nicht explizit unterschieden wird. So muss Truman nach seinem Erkenntnisprozess erst sich selbst finden: TRUMAN And who I am?[34]
Platon geht in seinem Gleichnis davon aus, dass der Mensch selbst nicht die Kraft hat, sich von seinen Fesseln zu befreien. Es muss jemand kommen, der den Menschen aus der Gefangenschaft befreit, ihn also auf den Weg der Erkenntnis bringt. Es bedarf des erzieherischen Zwangs, um die Seele nach oben zu bringen, in ihr ein Interesse zu erwecken, die Höhle zu überwinden.[35] Sylvia tritt in der Truman Show als die Befreierin in Aktion. Sie ist diejenige, die Trumans Erkenntnisprozess anstößt und gleichzeitig einen großen Teil des Ziels von Trumans Handeln[36] darstellt.
Der Weg zur Erkenntnis[37] ist ein mühseliger und schmerzvoller, wie auch Truman erfahren muss. Nicht nur dass ihm bei seinem Ausbruchsversuch die verschiedensten Hindernisse in den Weg gestellt werden: Verkehrsstau, ausgebuchte Flüge, Grayhound-Busse, die nicht abfahren, eine Feuerwand, ein nuklearer Ernstfall und Unwetter sind die Hürden, die sich in ihrer Unüberwindlichkeit zunehmend steigern. Auch die seelisch äußerst schmerzvollen Erfahrungen machen die Erkenntnis fast zu einem Kreuzweg: Truman wird seiner Entdeckungen wegen belächelt und muss erfahren, dass alle Menschen, die ihm bisher nahe standen, und denen er vertraute, ihn belogen haben. Es gibt wohl kaum eine schmerzlichere Erfahrung als den Vertrauensbruch eines geliebten Menschen. Der Fortschritt der Erkenntnis ist im Film vor allem an der Tatsache zu erkennen, dass Truman ein Stück seiner Naivität und Kindlichkeit verliert. Es findet gleichzeitig ein Reifeprozess statt.
Truman lässt sich trotz der Hindernisse von seiner Suche nach der Wahrheit nicht abhalten. Es offenbart sich der unversöhnliche Gegensatz zwischen Leben in der Täuschung und Durchschauen der Täuschung. [38] Truman ist in seinem Erkenntnisprozess nicht mehr zu stoppen, weil die Gegensätzen zu groß werden. Er kann nicht mehr zurückkehren in seine angestammte Welt und riskiert für die Wahrheit sogar sein Leben.
CHRISTOF We accept the reality of the world with which we´re presented.[39] Es ist einfacher anzunehmen, die Dinge seien so, wie sie scheinen, als den mühseligen Weg zu gehen, alles zu hinterfragen und über deren Wahrheitsgehalt zu reflektieren. Die Schauspieler der Show verbringen bewusst teilweise ihr gesamtes Leben in der „Höhle“ namens Truman Show, weil es den Reiz des schönen Scheins beinhaltet: MERYL It´s a noble life. It is … a truly blessed life.[40] Die Bequemlichkeit dieser Wirklichkeit lässt die kritische Frage nach der moralischen Vertretbarkeit unbedeutend werden. So stehen die Schatten in Platons Gleichnis für politisch-moralische Fehlmeinungen etwa über Gerechtigkeit, [41] der die Schauspieler trotz bessern Wissens ebenfalls erliegen.
Die Darsteller in der Truman Show treffen eine Entscheidung zwischen einem Leben in der Realität und einem in der Inszenierung, zwischen einem Leben in der Wirklichkeit außerhalb der Höhle und dem der scheinbaren Wirklichkeit in der Höhle.
Sylvia ist die einzige, die sich in die Show integriert, um Truman die „Botschaft“ über die wahre Beschaffenheit seiner Welt zu bringen. Doch Überbringer von schlechten Nachrichten leben stets gefährlich. Das Eintreten für die Wahrheit ist potentiell tödlich für den Philosophen.[42] Sylvia wird gewaltsam von Truman weggerissen und aus der Show entfernt. Mit der „Befreiung“ Trumans von seinen Fesseln, hat sie gleichzeitig einen Angriff auf Christofs selbstgeschaffene, schöne Wirklichkeit getätigt. Dieser hat sich in die Welt des schönen Scheins zurückgezogen, weil er mit der Realität nicht mehr zurechtkommt.
Auch die außenstehenden Zuschauer nehmen entscheidenden Anteil an der Scheinwelt. Sie begleiten Truman auf seiner Suche nach der Wahrheit, weil er stellvertretend für alle den Weg der Erkenntnis geht. Truman symbolisiert den Drang des Menschen zur Transzendenz.
Christof spricht des öfteren davon, dass die Anziehungskraft der Show vor allem von ihrer Realitätsnähe herrührt; doch ist es die Realität einer falschen Wirklichkeit. MARLON It´s all true. It´s all real. Nothing here is fake. Nothing you see on this show is fake. It´s merely controlled.[43] Doch ist es genau diese Kontrolle, die den Unterschied von Wirklichkeit und Inszenierung ausmacht. Truman und seine Welt haben nicht die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln, weil seine gesamt Umwelt unecht ist. Sein Leben und sein Werdegang sind zum größten Teil vorbestimmt und Teil einer Wirklichkeit, die nicht dem transzendentalen Erlebnishorizont des Fernsehpublikums oder des Produktionsteams entspricht.
Mit jeder Stufe der Erkenntnis, die Truman durchläuft, geht eine neues Wirklichkeits-verständnis einher: Zunächst erkennt er, dass die meisten Dinge in seiner Welt Kulissen sind. Nach und nach begreift er, dass er von Statisten umgeben ist, die sein Leben inszenieren. Danach muss er erfahren, dass alle seine Freunde, Verwandten und Bekannten ebenfalls „nicht wahr“ sind, bis er zu guter letzt der Tatsache gewahr wird, dass er das einzige ist, das echt ist.
Es ist eine Erkenntnisbewegung, die Aufklärung durch Aufdeckung von Verursachung, durch reflexives Einholen von Voraussetzungen gewinnt.[44] So erkennt auch Truman nach und nach durch Aufdeckung wie die Dinge zusammenhängen, und welchem Ursprung sie sind; bis er im krönendem Abschluss seinem „Schöpfer“ begegnete, wenn auch nur auf verbaler Ebene.
Aufgrund des offenen Endes des Films erfährt der Rezipient nicht, was Truman aus seinem Erkenntnisgewinn macht, nachdem er sein Welt verlassen hat. Der Ausgang impliziert, dass jedem Zuschauer bewusst ist, was Truman für eine Welt hinter der Tür erwartet, denn es ist die Welt der gegenwärtigen Gesellschaft, „unsere“ Wirklichkeit.
Natürlich bleibt hier fragwürdig, ob Truman wirklich die bessere Alternative gewählt hat, wie Christof hierzu anmerkt: There is no more truth out there than in the world I created for you. [45] Die Wahrheit hat Truman zu diesem Zeitpunkt bereits gefunden, und nun heißt es für ihn, mit dieser Erkenntnis ein besseres Leben in der Transzendenz zu führen, welche von Platon als das wahre Sein definiert wird. Es ist im Sinne Platons die Idee des Glücks, die hinter allem steht. Die Immanenz seines bisherigen Lebens wird von Platon als Prinzipien und Ordnung im Wirklichen bestimmt. Die beiden Ebenen sind zwar getrennt werden aber im Film zueinander in Beziehung gesetzt, die Grenzen verschwimmen nach und nach.
Doch womit ist zu erklären, dass Trumans Erkenntnisprozess erst Jahre nachdem Sylvia Truman von seinen Fesseln befreit hat, eigentlich richtig in Gang kommt? Die Erklärung liegt in der Tatsache begründet, dass nichts hartnäckiger [ist] als ein falsches Bewusstsein: Überzeugungssysteme zu schleifen ist ein langwieriger Prozess.[46] Die Erkenntnis erfolgt nicht von jetzt auf nachher, sondern bedarf einiger Zeit. Erst durch das Unterlaufen von einigen Pannen im Show-Ablauf, wie die herabstürzende Lampe, das Erscheinen von Kirk oder auch die Störung des Radiosenders, wird Trumans Interesse an den Vorgängen vorangetrieben.
Und wenn er ans Licht käme, hätte er doch die Augen voll Glanz und vermöchte auch rein gar nichts von dem zu sehen, was man ihm nun als das Wahre bezeichnete? [47] Das Licht der Erkenntnis, dass im Film sinnbildlich durch das Herabfallen der Lampe dargestellt ist und Truman so die Erleuchtung bringt, stößt Trumans Reflexionsprozess an. Die Erfahrungen, die Truman macht verwirren ihn zunächst und verunsichern ihn: TRUMAN Well, I don´t know what to think, Marlon. Maybe I´m losing my mind, but ... it´s like the whole world revolves around me somehow.[48] Die Wahrheit erscheint zunächst so absurd, dass sie für Truman nicht fassbar ist. Erst ganz langsam „gewöhnt er sich ans Licht“ und realisiert, was tatsächlich vor sich geht.
Truman begibt sich auf eine Reise. Symbolisiert wird dies auch durch den Namen seines Bootes: Santa Maria. Das Flagschiff Columbus auf seiner Entdeckerfahrt nach Amerika hieß ebenfalls Santa Maria. Der Reziepient assoziiert mit der Namensgebung den Willen zu neuer Erkenntnis.
Wie oben schon erläutert sind progressive Entwicklungen innerhalb des Paradieses nicht möglich. Platons Höhlengleichnis richtet sich gegen jene Wonnen des Gewöhnlichen und die Beharrungskraft des Üblichen.[49] Diese sind es, die Truman den Erkenntnisprozess erschweren. Die Fähigkeit, sich trotz allem aus seinem bisherigen Dasein zu befreien, spricht für seine Außergewöhnlichkeit, denn nur wenige sind zu dieser Erkenntnis fähig.
Im Höhlengleichnis steht die Höhle symbolisch für den Körper, in dem die Seele gefangen ist. Dahinter wiederum ist die orphisch-pythagoreische Abwertung des Daseins im Körper, der metaphorisch als Grabmal der Seele gewertet wurde, zu erkennen.[50] Truman ist in seiner „Kuppel“ gefangen. Ihm gelingt es jedoch, seine „Seele“ aus dem „Körperlichen“ zu befreien und sie zu sich selbst zu führen. Die Erkenntnis verändert den Charakter und die Lebensweise des Menschen und macht ihn zu einem besseren und glücklicheren Menschen.
Dass das Finden der Wahrheit Trumans Charakter gebildet hat, steht außer Frage; offen bleibt jedoch, ob er in seinem „neuen Leben“ glücklich wird, da wir über sein Leben „außerhalb der Höhle“ nichts erfahren.
Es handelt sich im Höhlengleichnis wie in der Truman Show um einen ontologischen Aufstieg; denn Erkenntnismehrung bedeutet, eine ontologisch überlegene Seinsstufe zu erklimmen.[51] Für Truman beginnt mit seinem Aufstieg ein neues Leben. Mit seinem Erkenntnisgewinn erhebt er sich sogar auf eine ontologisch höhere Stufe, als sich die Fernsehzuschauer und auch das Produzententeam befinden. Letzteres besteht schließlich nur aus den Träger der schatten-erzeugenden Gegenstände und Figuren, womit sie Teil der Scheinwelt der Höhle sind. Entscheidend ist nicht nur, dass Truman seine angestammte Daseinsform überwindet, sondern dass er den Erkenntnisprozess durchlaufen hat und daraus ein neues, höheres Verständnis von Dasein und Wirklichkeit erlangt.
Der didaktische Charakter des Höhlengleichnisses, nämlich die Menschen zum Verlassen der Höhle anzuregen, ist nicht zu übersehen. Die Truman Show knüpft hier an: Auch wenn die meisten Fernsehzuschauer gerne Teil der Truman Show wären, weil ihre Realität so schwer zu ertragen ist, zelebrieren sie die Selbstbefreiung Trumans. Es ist die symbolische Befreiung aller und der Sieg des Guten.
Interessant ist es hier in einem kurzen Diskurs noch zu beleuchten, dass der Rezipient des Films, sich selbst auf mehreren Wirklichkeits- also Seinsstufen bewegt. Er erfährt die Welt Trumans auf profilmischer Ebene, als geschlossen wenn auch unwirkliche Wirklichkeit. Daneben existiert die Realität der Fernsehzuschauer, die aus ihrer Perspektive, eine aus Trumans Sicht wohlgemerkt transzendental Perspektive, diesen beobachten. Diese Ebene ist ebenfalls profilmisch. Dazwischen befindet sich Christof mit seinem Team, das die Verbindung der beiden Welten bewerkstelligt, und diese dadurch nicht nur in ein Abhängigkeitsverhältnis bringt, sondern die Grenzen beider Wirklichkeiten beziehungsweise Wirklichkeitsstufen verschwimmen lässt. Die Fernsehzuschauer kennen zumindest teilweise die Träger der schatten-werfenden Figuren oder können sich ein Bild davon machen.
Der Rezipient des Films lebt seinerseits wiederum in seiner Wirklichkeit, die afilmisch ist, und er beobachtet aus dieser heraus die beiden anderen ontologischen Ebenen. Selbst für diesen verschwimmen die einzelnen Ebenen. Sowohl die Fernsehzuschauer wie die Rezipienten beobachten eine Schattenwelt und nicht die Wirklichkeit, so dass letzterem mit dem Film ein Spiegel vorgehalten wird.
Die Kameraführung macht es dem Rezipienten kaum möglich zu unterscheiden, wann er aus der Perspektive des Films Truman in der Truman Show beobachtet, und wann er diesen durch das Kameraobjektiv der Macher der Truman Show sieht. Unterstützt wird dies noch durch die Filmmusik, die ebenfalls nur selten einer Ebene zuzuordnen ist[52]. Dies ist vom Regisseur intendiert, um eine gewisse Verwirrung zu stiften und beim Rezipienten den Eindruck der ineinander verschlungenen Wirklichkeitsebenen zu erzeugen.
3. Elemente der gnostischen Lehre in der Truman Show
Ebenso wie in Platons Metaphysik geht die gnostische Lehre von einer streng dualistischen Kosmologie aus. Das griechische Wort Gnosis steht für Wissen oder Erkenntnis. Im Erkennen wird das wirkliche Sein der Dinge angeeignet. Erkenntnis im primären Sinne gibt es daher nur von den hinter der Erscheindungswelt stehenden Strukturen aller Wirklichkeit, die Plato „Ideen“ nennt.[53]
Zentrales Element in der gnostischen Bewegung ist die Betonung der Erkenntnis als Mittel der Erlösung, ja sogar als Form der Erlösung selbst, und der Anspruch, diese Erkenntnis in der eigenen ausgearbeiteten Lehre zu besitzen.[54] Die Gnosis beinhaltet ein Wissen von Gott und Gotteserkenntnis, das bezeichnenderweise kein natürlicher Zustand und das nichts von Natur aus Erkennbares ist. Es sind damit Gegenstände bezeichnet, die eindeutig in den Bereich des Glaubens und nicht in den der Vernunft fallen.
Bei der Problematik der Erkenntnis Trumans als das zentrale Element im Film handelt es sich ebenfalls um eine Form von Wissen, besser gesagt eine Form des allmählichen Wissensgewinns, das nicht auf „natürlichem“ Weg, also aus sich selbst heraus erreicht wird. Trumans Annahmen über die Dinge, die um ihn geschehen, beruhen zunächst auf Glauben und Vermutungen. Die zunehmend deutlicher werdenden Hinweise, die in Form von Pannen des Produktionsteams gestaltet sind, intensivieren den Glauben, bestätigen die Annahmen und machen sie schließlich zu Wissen.
Der Inhalt dieses Glaubens der Gnosis umfasst alles, was zum göttlichen Bereich des Seins gehört nämlich die Ordnung und die Geschichte der oberen Welten und das, was künftig daraus hervorgehen soll – die Erlösung des Menschen.[55] So stellt sich für Truman die implizite Frage, was „hinter“ seiner Welt liegt, was der transzendente Teil beinhaltet und was dieser für ihn bereit hält. Das Verlassen seiner Welt ist für ihn eine Erlösung, er befreit sich, wenn auch aus einem goldenen, so doch immer noch aus einem Käfig.
Entscheidend für das Verständnis der Gnosis ist die Offenbarungserfahrung in Form des Empfangens der Wahrheit, die in einem harten Gegensatz zur rationalen Erkenntnis steht. Gnostisches Wissen erhält somit die Funktion, die Erlösung herbeizuführen. Der höchste Gegenstand der Gnosis ist Gott: wenn seine Erkenntnis sich in der Seele ereignet, wird der Erkennende selbst umgestaltet und zu einem Teilhaber am göttlichen Sein.[56] Der Prozess des Erkennens ist reziprok und bedeutet immer auch ein von Gott Erkannt werden.
Es richtet sich nicht aufs Allgemeine, sein Ziel ist vielmehr das ganz und gar Besondere, und dieses muss sich selbst aktiv zu erkennen geben. Während hellenistische Vernunft sich von den Formen, die sie betrachtet, informieren (gestalten, bilden) lässt, soll gnosis das Subjekt transformieren (von Seele zu Geist), und zwar durch die substantielle Vereinigung mit einer Realität, die in Wahrheit selbst das höchste Subjekt in der Situation ist und strenggenommen überhaupt niemals Objekt wird.[57]
Der radikale Dualismus der gnostischen Lehre findet sich wie oben schon ausführlich abgehandelt in der Truman Show ebenfalls als zentrales Element. Die Möglichkeit zur transzendentalen Erfahrung ist die Vorraussetzung für Trumans Erkenntnisprozess.
Trumans Welt unter der Kuppel ist dem Kosmos als Reich der Finsternis gleichzusetzen, dem das in sich geschlossene und ferne göttliche Reich des Lichts entgegensteht. Eine bedeutende Parallele der Gnosis zur Truman Show liegt in der Theologie der Lehre, dass die Welt ein Werk niederer Mächte, der Archonten ist, die, obgleich sie mittelbar von ihm abstammen mögen, den wahren Gott nicht kennen und in dem Kosmos über den sie herrschen, seine Erkenntnis niederhalten.[58] Christof muss hier eindeutig diesen niederen Mächten zugeordnet werden, auch wenn er sich selber als Gott aufspielt. Er ist der Schöpfer der Welt Trumans und im Mittelpunkt seines Interesses steht das Niederhalten der Erkenntnis Trumans.
Nach der gnostischen Lehre müsste über den beiden Ebenen des Films Truman Show noch mindestens eine weitere angefügt werden, welcher der jenseitige Gott, der allen Geschöpfen übergeordnet ist, „bewohnt“. Im Film wird diese Ebene nur einmal durch Sylvia thematisiert. Sie ruft während Trumans Kampf gegen das Unwetter Gott um Hilfe an: Bitte Gott! Du kannst es. Sie spricht einen Gott an, welcher der gesamten Szenerie übergeordnet ist und dem sich auch Christof zu beugen hat. Die Rede ist hier von dem wahren Lenker des Schicksals.
Die übergeordneten Ebenen, die in der Gnosis als konzentrische Schalen dargestellt werden, umschließen die kosmische Sphäre Welt, welche den Mittelpunkt bildet. Dieses Bild findet sich auch in der Truman Show wieder. Die Ebenen setzen sich aus Trumans Welt, der Welt des Produzententeams, der des Fernsehpublikums und der tatsächlich göttlichen Sphäre zusammen, welche von Sylvia angesprochen wird.
In der Kosmologie der Gnosis gleicht das Universum, die Domäne der Archonten, [...] einem riesigen Gefängnis, dessen innerstes Verlies die Erde darstellt, der Schauplatz des menschlichen Lebens.[59] Alles, und damit sind auch die kosmischen Sphären gemeinte, was die Immanenz von der Transzendenz trennt, existiert um den Menschen von Gott und allem Göttlichen zu trennen. Die Archonten, die ihren Sitz in diesen Sphären haben, fungieren als eine Art Wärter, die mit ihrer Herrschaft die Welt tyrannisieren. Die Mitarbeiter des Produktionsteams und die Schauspieler sind sinnbildlich gesprochen diese Wärter, die Truman an seinem Erkenntnisgewinn und seiner daraus folgenden Flucht zu hindern suchen und sich dabei aller Mittel einer Tyrannei bedienen. Sie versperren ihm den Weg zur Wahrheit.
So wie jeder Archont seine Sphäre hütet, so hat jeder Mitarbeiter seine Aufgaben und trägt zur Aufrechterhaltung des Scheins bei. Die Verantwortung liegt in der Verhinderung des Erkenntnisgewinns Trumans.
Dass Truman der Gefangene ist, wird spätestens durch den Vorwurf Sylvias klar: He ´s not a performer, he´s a prisoner.[60] In seiner Rolle steht Truman pars pro toto für alle Menschen, so dass seine Erlösung auch gleichzeitig für alle (Fernsehzuschauer) eine Erlösung ist.
Ihrem physischen Aspekt nach ist diese Herrschaft das Naturgesetz; ihrem psychischen Aspekt nach, [...] zielt sie auf die Knechtung des Menschen.[61] Truman ist ein Mittel zum Zweck. Er ist Knecht der Medien, Knecht der Visionen Christofs; er muss seiner Freiheit entbehren, um Millionen Menschen eine heile Welt zu bieten.
Die Archonten werden in der Gnosis als die Schöpfer der Welt angesehen, es sei denn, diese Rolle ist ihrem Führer vorbehalten, der dann den Namen Demiurg trägt.[62] Diese Rolle fällt eindeutig Christof zu, als Schöpfer der Show, als Architekt und Konstrukteur der Welt Trumans.
Jedes Ding nun, dessen Form und Wirkungsart der Bildner (Demiurg) herstellt im beständigen Hinblick auf das sich immer das Gleichbleibende, das ihm dabei zum Muster dient, muss auf diese Weise unbedingt in jeder Hinsicht auf das beste gelingen; blickt er dabei aber auf das Gewordene hin und nimmt er sich dieses zum Muster, dann fällt das Werk nicht gut aus.[63]
Christof wird als der unfähige Stümper entlarvt, dessen Schöpfung sich über ihn erhebt. Sein Werk ist unvollkommen. Christof fällt seiner Überheblichkeit zum Opfer und kann seine Aufgabe als Wächter nicht mehr erfüllen. Er muss Truman gehen lassen.
Der Mensch und sein Dasein steht in der gnostischen Lehre im Mittelpunkt. Der Mensch, der Hauptzweck dieser riesigen Veranstaltung, besteht aus Fleisch, Seele und Geist. Aber reduziert auf die letzten Prinzipien, hat er einen zweifachen, nämlich weltlichen und außerweltlichen Ursprung. [64] Aus Trumans Perspektive ist sein Ursprung außerweltlich, da er nicht unter der eigens für die Show gebauten Kuppel geboren wurde. Doch ist seine gesamte Existenz, die Form seines Daseins nur durch die Voraussetzungen und Bedingungen der Show definiert. Diese Immanenz macht seinen weltlichen Ursprung aus.
Truman bildet von außen betrachtet das Medienobjekt, um das herum eine Show, eine ganze Welt aufgebaut, inszeniert und ausgerichtet ist. Doch dahinter verbirgt sich ein Subjekt. In der gnostischen Lehre ist der Geist (Pneuma oder Funken genannt) in der Seele eingeschlossen und wird als Teil göttlicher Substan z angesehen. Trumans Festsstellung: You never had a camera in my head! [65] bringt diesen Aspekt zum Ausdruck. Christof kann die Gedanken seines „Gefangenen“ nicht überwachen oder gar kontrollieren. Das Pneuma der Transzendenz ist belebt worden und strebt nach Erkenntnis.
Im unerlösten Zustand ist das Pneuma daher, eingetaucht in Seele und Fleisch, sich seiner selbst nicht bewusst, betäubt, schlafend oder berauscht durch das Gift der Welt – kurz, es ist unwissend. Sein Erwachen und seine Befreiung werden durch Erkenntnis bewirkt.[66]
Die Sinne getrübt durch die permanente Infiltration mit falschen Wahrheiten über seine Umwelt, lebt Truman dreißig Jahre, ohne sich seiner selbst oder seinem Dasein bewusst zu sein. Erst mit dem Erkenntnisgewinn erwacht er aus der Welt des schönen Scheins und befreit sich von seinen Fesseln.
Unter eschatologischen Gesichtspunkten betrachtet, ist das gnostische Streben auf die Befreiung des inneren Menschen aus der Knechtschaft der Welt und die Rückkehr zu dem ihm angestammten Reich des Licht ausgerichtet.
Die notwendige Bedingung dafür besteht darin, dass er um den außerweltlichen Gott weiß, das heißt – in Hinblick auf sich selbst – sowohl um seinen göttlichen Ursprung als auch um seine gegenwärtige Situation, und dementsprechend auch um die Natur der Welt, die diese Situation bestimmt.[67]
Übertragen auf Trumans Situation bedeutet dies, dass sein Weg aus seiner inszenierten Welt nur durch seine Selbst- und Welterkenntnis möglich geworden ist. Voraussetzung ist die Erfahrung über die wahre Beschaffenheit der Welt und der dahinterliegenden Wirklichkeitsebenen. Sein Nichtwissen hat sein bisheriges In-der-Welt-Sein bestimmt.
Wie im Höhlengleichnis so bedarf es auch in der Gnosis eines Boten, der die Schranken der Sphären durchbricht, die Archonten überlistet, den Geist aus seinem irdischen Schlaf aufweckt und ihm das erlösende Wissen von außerhalb zukommen lässt.
Dass dieser Bote durch Sylvia verkörpert wird, wurde bereits festgehalten. Hervorzuheben ist hier jedoch, dass Sylvia Christof und sein Produzententeam überwinden konnte, um Truman die Botschaft zu überbringen. Christof hat die Gefahr, die durch Sylvias Eingriff entstand, sehr wohl erkannt und zielt auf eine Abwertung ihres Verhaltens: Sylvia, you announced so melodramatically to the world ... do you think because you batted your eyes on Truman once, flirted with him, stole a few minutes of air time to trust yourself and your politics into limelight.[68]
Truman, der als Inbegriff des guten, anständigen Bürgers dargestellt wird, beginnt sich mit fortschreitender Erkenntnis gegen seine Welt zu richten. Das zunehmende Wissen macht das Individuum nicht nur souverän in der Sphäre des Wissens, sondern bestimmt auch sein praktisches Verhalten.[69] Trumans Handeln, auch wenn er sich dessen zunächst nicht bewusst ist, richtet sich gegen Christof: durch die absichtliche Verletzung der vom Demiurgen gesetzten Normen vereitelt der Pneumatiker den Plan der Archonten und trägt paradoxerweise zum Erlösungswerk bei.[70] Die permanenten Regelverletzungen Trumans, wie die Szene mit den wandlosen Fahrstühlen oder auch seine Fluchtfahrt mit Meryl zeigen, tragen entscheidend zu seinem Erkenntnisgewinn und seiner schlussendlichen „Erlösung“ bei.
Es ist mit Sicherheit interessant, die Parallelen der Gnosis und der Truman Show, die in diesem Abschnitt angegangen wurden, auch noch unter den Gesichtspunkten der gnostischen Bilderwelt und symbolischen Sprache zu untersuchen, wie sie vor allem von Hans Jonas herausgearbeitet wurden. Leider ist dies im Rahmen dieser Arbeit nicht zu leisten und muss daher außenvorgelassen werden.
Abschließend ist jedoch noch als wichtiges Element festzuhalten, dass die Einschätzung von Welt und Materie als böser Schöpfung und eine dadurch bedingte Erfahrung der Fremdheit des Gnostikers in der Welt[71] in der Truman Show deutlich hervortritt: Je umfassender Trumans Erkenntnis wird, desto befremdlicher wirkt seine Welt auf ihn, und desto mehr sucht er nach Wahrheit und nach dem vermeintlich dort zu findendem zu Hause.
IV. Schluss
Der Bezug der Truman Show zur Lehre der Gnosis und zum Höhlengleichnis ermöglicht eine Lesart, die es vor allem zulässt das dualistische Weltbild zu erkennen, welches unterschiedliche ontologische Stufen differenziert. Dahinter steht die zentrale Frage nach dem Weg der Erkenntnis und dessen Ziel. Der anfänglichen Unwissenheit, die einem Dämmerzustand gleicht, folgt ein schmerzhafter Erkenntnisprozess mit dem Ziel, eine höhere Seinsstufe zu erreichen. Dabei ist entscheidend, dass die Grenzen der Immanenz und Transzendenz für alle Beteiligten (Truman, das Produzententeam, die Fernsehzuschauer) zunehmend verschwimmen und ihren spektakulären Höhepunkt in der „Erlösung“ Trumans findet, der sich durch seinen Erkenntnisprozess auf die höchste ontologische Stufe erhebt. Die Stellvertreterrolle, die Truman in diesem Zusammenhang einnimmt, deckt die Symptomatik der Frage nach der Sinnhaftigkeit des menschlichen Daseins auf und macht den Betrachter auf eine neue Religiösität aufmerksam, deren Ursprung und Inhalt die Medien bilden.
Schlussendlich ist die Handlung pointiert in der Errettung der Seele aus ihrem niederen Dasein und der Annäherung der von Platon formulierten Idee des Glücks beziehungsweise der in der gnostischen Lehre angestrebten Annäherung und Erfahrung des Göttlichen durch den Prozess der Erkenntnis. Der stets durch eine Art Propheten (in der Truman Show durch Sylvia verkörpert) von außen initiierte Vorgang zeichnet sich durch die Unversöhnlichkeit der Täuschung und das Durchschauen der Täuschung aus und führt unweigerlich zu Trumans Erkenntnisgewinn über die wahre Beschaffenheit seiner Welt, die nichts anderes als eine Inszenierung ist und die damit der im Höhlengleichnis beschriebenen Schattenwelt entspricht.
Diese Schattenwelt ist das paradiesische Seahaven, dessen Schöpfer Christof dem Selbstmissverständnis der Gottgleichheit aufsitzt und im Laufe der Handlung als unfähiger Stümper, nämlich als Demiurg entlarvt wird. Offensichtlich wird dies nicht nur in seinem fortschreitenden Kontrollverlust, sondern auch mit der Tatsache, dass sein Anspruch eine bessere Welt geschaffen zu haben, immer wieder mit der Frage kollidiert, welche denn nun tatsächlich die (moralisch) bessere und vor allem die wahrere ist.
Progressive Prozesse sind im Paradies ausgeschlossen, und so ist auch das Paradies in der Truman Show bereits ein verlorenes. Mit dem Verlust des Paradieses geht der Verlust der Unschuld einher. Durch den fortschreitenden Erkenntnisgewinn verändert sich der Mensch und die Rückkehr zum ursprünglichen Zustand wird unmöglich.
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- http://www.filmspiegel.de/kritiken/scores.../trumanshowscore.php
[...]
[1] Der Anhang ist vor allem interessant, weil er zur Fiktion Truman Show eine komplette Vorgeschichte liefert, die im Laufe der Dreharbeiten unter Mitwirkung des Regisseurs und der Schauspieler entstanden ist.
[2] Aufgrund der Problematik, dass sowohl der Film wie auch die Show innerhalb des Films den Namen Truman Show trägt, ist es hier vor allem zu Beginn notwendig die afilmische Realität von der, die innerhalb des Film existiert genau zu differenzieren. Diegese: Alles, was die Diegese betrifft, d.h. alles, was sich laut der vom Film präsentierten Fiktion ereignet und was sie implizierte, wenn man sie als wahr ansähe. (Souriau, 1997)
[3] Die Bedeutung des Namens Christof wird im Laufe der Arbeit noch geklärt werden.
[4] Lurker, Manfred: Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole, S. 412
[5] Lurker, Manfred: Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole. S. 298
[6] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html. S. 38
[7] Niccol, Andrew: The Truman Show. S. 46
[8] Niccol, Andrew: The Truman Show. S. 119
[9] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 16
[10] Peter Weir berichtet im Anhang darüber, dass er es als äueßrst stimmulierend empfunden hat, die Fiktion um Trumans Welt weiterzuspinnen.
[11] Bibellexikon. Hg. von Klaus Koch, Eckart Otto, Jürgen Roloff, Hans Schmoldt. S. 454
[12] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 29
[13] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 39
[14] Niccol, Andrew: The Truman Show. S. 117
[15] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html
[16] http://www.un.official.com/Truman/TrumanShow.html S. 13
[17] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html. S. 29
[18] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html. S. 28
[19] Dass hier unter Trumans Glück das Leben in Seahaven gemeint ist, versteht sich von selbst.
[20] Niccol, Andrew: The Truman Show. S. 29
[21] Bibellexikon. Hg. von Klaus Koch, Eckart Otto, Jürgen Roloff, Hans Schmoldt. S. 316
[22] Luhmann, Niklas: Die Religion der Gesellschaft. Hg. von André Kieserling. S. 160
[23] Niccol, Andrew: The Truman Show. S. 26
[24] Dies ist an sich ja schon ein Paradoxen; denn die Rolle des Stars birgt in sich bereits einen exzessiven Kult um die eigentliche Persönlichkeit. Truman hat ein Übermaß an Aufmerksamkeit, von dem viel Menschen nur träumen können, und weiß noch nicht einmal darum.
[25] http://www.un.official.com/Truman/TrumanShow.html S. 2
[26] Lurker, Manfred. Wörterbuch biblischer Bilder und Symbole. S. 227
[27] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 19 f.
[28] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 39
[29] Kersting, Wolfgang: Platons Staat. S. 224
[30] Aufgrund der Komplexität des Gleichnisses muss hier auf eine nähere Erläuterung dieser Gegenstände verzichtet werden.
[31] Platon: Der Staat. 514 f.
[32] Szelzák, Thomas Alexander: Das Höhlengleichnis. S. 208
[33] Platon: Der Staat. 515
[34] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 39
[35] Kersting, Wolfgang: Platons Staat. S. 225
[36] Trumans Liebe zu Sylvia ist trotz der Ablenkungsversuche des Produktionsteams nicht geschwunden. Sie wiederzufinden bildet für Truman eine entscheidende Motivation, seinen Weg aus der Gefangenschaft zu suchen.
[37] Die Erkenntnis als begründetes Wissen von einem Sachverhalt.
[38] Szelzák, Thoams Alexander: Das Höhlengleichnis. S. 208
[39] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 29
[40] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 2
[41] Szelzák, Thoams Alexander: Das Höhlengleichnis. S. 211
[42] Szelzák, Thoams Alexander: Das Höhlengleichnis. S. 208
[43] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 2
[44] Kersting, Wolfgang: Platons Staat. S. 226
[45] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 39
[46] Kersting, Wolfgang: Platons Staat. S. 226
[47] Platon: Der Staat 516
[48] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 24
[49] Kersting, Wolfgang: Platons Staat. S. 227
[50] Szlezak, Thomas Alexander: Das Höhlengleichnis. S. 205
[51] Kersting, Wolfgang: Platons Staat. S. 228
[52] Die Problematik der Filmmusik ist am besten an der Szene, in der Truman Kirk wiederbegegnet, zu erkennen. Hier wird zum ersten Mal erkennbar, dass sich die Musik der Show mit der Fimmusik überschneidet.
[53] Markschies, Christof: Die Gnosis. S. 9
[54] Jonas, Hans: Gnosis. S. 56
[55] Jonas, Hans: Gnosis. S. 59
[56] Jonas, Hans: Gnosis. S. 60
[57] Jonas, Hans: Gnosis. S. 60
[58] Jonas, Hans: Gnosis. S. 69
[59] Jonas, Hans: Gnosis. S. 70
[60] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 29
[61] Jonas, Hans: Gnosis. S. 70
[62] Jonas, Hans: Gnosis. S. 71
[63] Platon: Tiamaios. 28
[64] Jonas, Hans: Gnosis. S. 71
[65] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 39
[66] Jonas, Hans: Gnosis. S. 71
[67] Jonas, Hans: Gnosis. S. 72
[68] http://www.un-official.com/Truman/TrumanShow.html S. 29
[69] Jonas, Hans: Gnosis. S. 73
[70] Jonas, Hans: Gnosis. S. 74
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in der Arbeit "Inhalt"?
Die Arbeit analysiert religiöse, metaphysische und philosophische Elemente in dem Film "The Truman Show". Sie untersucht die religiösen Motive, Parallelen zu Platons Höhlengleichnis und Elemente der gnostischen Lehre im Film.
Welche religiösen Motive werden in der Arbeit analysiert?
Die Arbeit analysiert biblische Namen wie Simeon und Moses, Farbsymbolik (Weiß und Rot), und betrachtet Christof als Schöpfer und Gott innerhalb der Truman Show-Welt. Sie untersucht auch die Darstellung von Seahaven als Paradies und Truman als eine Art Erlöserfigur.
Wie wird Christof im Film interpretiert?
Christof wird als der Schöpfer und Regisseur der Truman Show betrachtet, der sich selbst als gottähnlich wahrnimmt. Die Arbeit untersucht, inwiefern diese Interpretation haltbar ist, und analysiert Christofs Rolle als Lenker von Trumans Schicksal.
Was ist Seahaven und wie wird es dargestellt?
Seahaven ist die künstlich geschaffene Welt, in der Truman lebt. Sie wird als Inbegriff der Künstlichkeit und als eine Art Paradies dargestellt. Die Arbeit untersucht die Nähe von Seahaven zur biblischen Beschreibung des Gartens Eden.
Welche Parallelen werden zwischen der Truman Show und Platons Höhlengleichnis gezogen?
Die Arbeit zieht Parallelen zwischen den Wirklichkeitsebenen im Film und Platons Höhlengleichnis. Sie untersucht das Erkenntnisproblem, die Unterscheidung zwischen Sein und Schein und Trumans Weg zur Erkenntnis der Wahrheit.
Welche Rolle spielt Sylvia im Erkenntnisprozess Trumans?
Sylvia wird als die Befreierin dargestellt, die Trumans Erkenntnisprozess anstößt. Sie wird mit der Figur der Eva im biblischen Kontext verglichen, die Truman von der verbotenen Frucht kosten lässt.
Wie werden Elemente der gnostischen Lehre in der Truman Show interpretiert?
Die Arbeit analysiert den Dualismus zwischen Trumans Welt und der "realen" Welt außerhalb der Show. Sie untersucht die Rolle Christofs als Demiurg, der Trumans Erkenntnis niederhalten will, und die Darstellung der Welt als Gefängnis. Truman wird als Gefangener und seine Erkenntnis als Erlösung interpretiert.
Welche Bedeutung hat das Licht im Film?
Das Licht spielt eine zentrale Rolle als Sinnbild für die Geistigkeit Gottes und die Grundlage allen Sehens und Erkennens. Der Scheinwerfer, der vom Himmel fällt, wird als Auslöser der Erleuchtung in Trumans Leben interpretiert.
Was ist die Kernaussage der Arbeit?
Die Arbeit kommt zu dem Schluss, dass die Truman Show eine dualistische Weltbild darstellt, das unterschiedliche ontologische Stufen differenziert. Sie untersucht den Weg der Erkenntnis und dessen Ziel, und deckt die Symptomatik der Frage nach der Sinnhaftigkeit des menschlichen Daseins auf.
Welche Literatur wird in der Arbeit verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf eine Vielzahl von Quellen, darunter die Bibel, Platons "Der Staat", Hans Jonas' "Gnosis", sowie verschiedene filmwissenschaftliche und theologische Werke.
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- Chrstine Martin (Author), 2002, Religiöse und metaphysische Elemente im Film Truman Show, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/108009