Tauchen Sie ein in die dynamische Welt der audiovisuellen Medien und entdecken Sie, wie diese seit Jahrzehnten die Bildungslandschaft prägen. Von den Anfängen mit Schulfunk und Schulfernsehen bis hin zur heutigen Allgegenwärtigkeit von Multimedia-Anwendungen, bietet dieses Buch einen umfassenden Überblick über den Einsatz, den Nutzen und die Funktionen audiovisueller Medien im Unterricht. Erfahren Sie, wie der gleichzeitige Einsatz von Bild und Ton die Aufmerksamkeit der Lernenden steigern und komplexe Sachverhalte verständlicher machen kann. Untersuchen Sie die vielfältigen Möglichkeiten, audiovisuelle Medien zur Motivation, zur Steuerung von Aktivitäten und zur Darbietung von Inhalten einzusetzen. Doch neben den Vorteilen werden auch die Problemfelder beleuchtet, von den Herausforderungen der kommerziellen Produktion bis hin zu den Defiziten in der mediendidaktischen Kompetenz der Lehrkräfte. Dieses Buch analysiert kritisch die passiv-rezeptive Rolle, die Schüler oft beim Einsatz klassischer Medien einnehmen, und plädiert für neue Unterrichtskonzepte, die den Rollenwechsel vom Konsumenten zum Produzenten fördern. Es werden innovative Unterrichtsziele vorgestellt, die auf die Vermittlung von Medienkompetenz abzielen, darunter die bewusste Wahrnehmung von Medien, technische Fertigkeiten, die Entschlüsselung von Bildsymbolik und die aktive Nutzung von Medien zur Kommunikation. Abschließend wagt das Buch einen Blick in die Zukunft und zeigt neue Einsatzmöglichkeiten auf, wie audiovisuelle Medien zur Wiederholung, Einübung, Erfolgskontrolle und Kompetenzvermittlung eingesetzt werden können, um den Unterricht schülerzentrierter und handlungsorientierter zu gestalten. Es werden Kompetenzen für den bewussten Umgang mit Medien vermittelt, die technische, semantische und pragmatische Aspekte umfassen, um Schüler auf die Herausforderungen der modernen Informationsgesellschaft vorzubereiten. Entdecken Sie das Potenzial von Multimedia im Unterricht, von digitalen Lernprogrammen bis hin zu interaktiven Online-Plattformen, und lernen Sie, wie Sie diese effektiv in Ihren Unterricht integrieren können. Diskutiert werden u.a. die Wahl des Mediums, Kriterien für den Einsatz und die Vorbereitung, Durchführung und Evaluation von Medieneinsätzen.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Was sind Medien?
1.1. Was sind audiovisuelle Medien?
1.2. Klassische audiovisuelle Medien
1.3. Neue Medien/ Multimedia
2. Nutzen von audiovisuellen Medien
3. Funktion von audiovisuellen Medien im Unterricht
4. Einsatz von audiovisuellen Medien im Unterricht
4.1. Wahl des Mediums
4.2. Allgemeine Kriterien zum Einsatz von audiovisuellen Medien
4.3. Vorbereitung, Durchführung und Evaluation von audiovisuellem Medieneinsatz
4.4. Wirkung von audiovisuellen Medien auf den Lehr-Lernprozess
5. Problemfelder der audiovisuellen Medien
5.1. Die Klassischen audiovisuellen Medien
5.2. Die Neuen Medien/ Multimedia
6. Vorausschau
6.1. Neue Aufgaben der Medienerziehung
6.2. Unterrichtsziele beim Einsatz von audiovisuellen Medien und Multimedia
6.3. Neue Einsatzmöglichkeiten von audiovisuellen Medien
Literaturverzeichnis
Einleitung
Der Einsatz von audiovisuellen Medien hat in der Schule eine lange Tradition. Bereits in den 20er Jahren wurden Schulfunk und später Schulfernsehen im Unterricht eingesetzt (vgl. Hagemann 1978: 26). Mittlerweile ist der Einsatz von audiovisuellen Medien in der Schule nicht mehr wegzudenken. Ich möchte an dieser Stelle einen Überblick geben, wie audiovisuelle Medien derzeit im Unterricht genutzt und eingesetzt werden, welchem Zweck ein solcher Medieneinsatz dient und welche Funktion er im Unterricht ausfüllt. Anschließend zeige ich einige Problemfelder auf, die der Umgang mit audiovisuellen Medien beinhaltet und schließe mit einer Vorschau auf zukünftige Entwicklungen im Bereich der Mediendidaktik.
1. Was sind Medien?
Allgemein bezeichnet man alle Informationsträger als Medien. In didaktischen Zusammenhängen umfasst der Medienbegriff auch das Gerät selbst, obwohl es kein eigener Informationsträger ist. Man unter- scheidet bei allen Medien zwischen Hardware, dem Gerät selbst, und der Software, dem Inhalt, welcher der Hardware zugeführt wird. Medien können zunächst allgemein nach folgenden Kriterien eingeteilt werden:
a) personale Medien (Worte, Gesten) und nicht-personale Medien (z.B. Fernsehen)
b) Eigenproduktion, d.h. selbsthergestelltes Material, und Fremd- produktion
c) unterrichtliche Medien (z.B. Film, Rundfunk) und Unterrichts- medien (z.B. Schulhörfunk, Schulfernsehen)
d) didaktisch neutrale Medien, die nicht speziell für den Unterricht produziert werden
e) funktionsspezifische Medien, die für Unterrichtszwecke hergestellt werden und einen Sachverhalt vereinfacht darstellen
f) selbstunterrichtende Medien wie z.B. Lernprogramme
1.1. Was sind audiovisuelle Medien?
Alle Medien, die die auditiven und visuellen Sinnesorgane, d.h. Ohren und Augen, gleichzeitig ansprechen, werden als audiovisuelle Medien bezeichnet.
1.2. Klassische audiovisuelle Medien
Zu den klassischen audiovisuellen Medien werden Schallplatten, Tonbänder/-kassetten, Tonbildreihen, Tonbildschauen, Schulfunk und Schulfernsehen, 8mm Filme, 16mm Filme, Fernsehen, Video und CDs gerechnet.
1.3. Neue Medien/Multimedia
Neue Medien/Multimedia kombinieren unterschiedliche Codesysteme (Text, Bilder, Grafiken, Film etc.) und sprechen gleichzeitig die auditiven und visuellen Sinnensorgane an (vgl. Strittmatter 2000: 100). Unter Multimedia kann man z. B. computergestützte Lernprogramme fassen, den Personal Computer oder das Internet. Digitale Fotografie, digitales Video, Bildbearbeitung sind einige der Möglichkeiten zur Arbeit mit Multimedia.
2. Nutzen von audiovisuellen Medien
Der Vorteil von audiovisuellen Medien liegt in der gleichzeitigen sprachlichen und bildlichen Darstellung von Sachverhalten. Ein Sachverhalt wirkt auf den Rezipienten interessanter, wenn die (auditiv empfangenen) Information gleichzeitig bildlich darstellt werden. Aufgrund dessen kann sich allgemein die Aufmerksamkeit des Zuschauers erhöhen. Eine bildliche Darstellung kann darüber hinaus Anhaltspunkte geben, worauf der Rezipient seine Aufmerksamkeit richten soll (vgl. Strittmatter 2000: 85). Weiterhin kann ein Sachverhalt je nach Bedarf in der ganzen Komplexität geschildert werden oder vereinfacht dargestellt werden. Im schulischen Kontext sind audiovisuelle Medien Hilfsmittel der Lehrperson.
3. Funktion von audiovisuellen Medien im Unterricht
Ebenso wie alle im Unterricht eingesetzten Medien haben audiovisuelle Medien mehrere Funktionen. Sie sollen die Lernenden motivieren/ einstimmen, die Aktivität steuern, einen Sachverhalt darbieten und/oder erörtern. Darüber hinaus können sie zum Zweck der Wiederholung, Einübung, Zusammenfassung und Erfolgskontrolle genutzt werden. Die letztgenannten Funktionen kommen jedoch kaum zum Tragen.
Im derzeitigen schulischen Unterricht überwiegen die Funktionen der Darbietung und Motivation (vgl. Sacher 1994: 24). Dabei kommen am häufigsten Tonkassetten, Tonbildreihen, Schallplatten, Filme, Videos und CDs zum Einsatz. Hierbei werden Tonkassetten, Schallplatten und CDs primär zu Motivationszwecken benutzt, während Filme und Videos hauptsächlich der Darbietung und Motivation dienen (vgl. Sacher 1994: 27). Die Medien werden häufig sehr früh oder am Anfang einer Unterrichtsphase/-einheit verwendet und dienen meist dem bloßen Enrichment, d.h. „einer zusätzlichen Unterstützung und Anreicherung von Unterrichtsprozessen“ (Sacher 1994: 24).
4. Einsatz von audiovisuellen Medien im Unterricht
Es gibt unzählige Möglichkeiten audiovisuelle Medien im Unterricht einzusetzen. Die Möglichkeiten werden wiederum von vielen unterschiedlichen Faktoren bestimmt. All diese Möglichkeiten und Variationen erschöpfend darzustellen wäre an dieser Stelle zu umfangreich. Die Intention ist es einen allgemeinen Trend der Verwendung von audiovisuellen Medien aufzuzeigen.
In den letzten Jahrzehnten wurden audiovisuelle Medien überwiegend als Enrichment eingesetzt, als Auflockerung und Belebung des Unterrichts (vgl. Hagemann, 1978: 31). Hierbei trat der Lehrer hinter das Medium zurück, behielt jedoch seine lenkende Rolle bei. Zur Einstimmung der Schüler auf das Thema wurden audiovisuelle Medien am Anfang einer Unterrichtsreihe verwendet, zu späteren Zeitpunkten dienten sie auch der Motivation. Der Schwerpunkt lag hierbei auf einer passiv-rezeptiven Rolle der Schüler.
Im Aufkommen der Massenmedien hat sich ein neuer Schwerpunkt beim Einsatz der audiovisuellen Medien herausgebildet. Die Medien werden selbst zum Gegenstand des Unterrichts im Rahmen einer Medienerziehung. Diese macht „die Fähigkeit und Bereitschaft zur Analyse gewollter und ungewollter, ausgewiesener und unausgewiesener Medienwirkung ... zum Ziel des Unterrichts.“ (Hagemann 1978: 61)
4.1. Die Wahl des Mediums
Es gibt vielerlei Faktoren, die die Wahl des audiovisuellen Mediums im schulischen Unterricht bestimmen, z.B. didaktische Ziele, Lehrpläne, didaktische Methoden, oder formale Medieneigenschaften. Die generelle Bereitschaft der Lehrpersonen Medien im Unterricht zu verwenden, der organisatorische Aufwand, technische Kenntnisse, der Sättigungseffekt bei einigen Medien, das Interesse der Schüler und die Ausstattung der
Schule werden mit Sicherheit ebenfalls die Wahl des audiovisuellen Mediums bestimmen.
Die Anzahl und Variationen der bestimmenden Faktoren ist so unübersichtlich, dass es seit dem Aufkommen der Medien im schulischen Unterricht zahlreiche Versuche gab, diese Faktoren zu klassifizieren und strukturieren. Aber auch durch die „Entwicklung verschiedener Medien- taxonomien“ (Strittmatter 2000: 1) gelang keine befriedigende Klassifizierung. Aufgrund des Theoriedefizits muss die Lehrperson letztendlich auf sich allein gestellt über die Art des Medieneinsatzes entscheiden.
4.2. Allgemeine Kriterien zum Einsatz von audiovisuellen Medien
Wolfgang Protzner erstellte einige allgemeine Kriterien zur Auswahl von audiovisuellen Medien (vgl. Protzner 1977: 92-125):
Originalität bedeutet, dass Informationen möglichst wenig verändert werden, damit der Schüler einen authentischen Zugang zu den Materialien bekommt. Dieser Punkt verdient gerade im Zuge der größer werdenden Möglichkeiten der Manipulierbarkeit der Medien Beachtung.
Die Adressatenbezogenheit soll sicherstellen, dass die „Fähigkeiten der Benutzer der Medien weder über- noch unterfordert“ werden (Protzner 1977: 95). Diese Notwendigkeit ergibt sich aus den unterschiedlichen anthropogenen und soziokulturellen Fähigkeiten der Schüler.
Aktualität setzt voraus, dass nur die neuesten Informationen über einen Sachverhalt ausgewählt werden, denn nur mit den aktuellsten Informationen kann ein optimaler Erkenntnisgewinn erfolgen. Es erübrigt sich auf die Bedeutung dieses Kriteriums in Zeiten der Masseninformation und Globalisierung hinzuweisen.
4.3. Vorbereitung, Durchführung und Evaluation von audiovisuellem Medieneinsatz
Der Einsatz von audiovisuellen Medien im Unterricht kann planvoll oder spontan geschehen. Bei manchen audiovisuellen Medien ist Planung und Organisation unbedingt erforderlich, wen z.B. ein entsprechend ausgerüsteter Raum aufgesucht werden muss, während bei anderen Medien so gut wie gar keine Vorbereitung notwendig ist.
Wenn eine Vorbereitung erforderlich ist, kommen vier Phasen zum Tragen: Orientierung über das Medienangebot und Vorauswahl, Prüfung der ausgewählten Medien, Vorbereitung einzelner Unterrichtseinheiten, Unterrichtsdurchführung (vgl. Hagemann 1978: 130).
Die Orientierung über das Medienangebot sollte rechtzeitig geschehen, da ggf. die Medieneinsätze mit anderen Lehrpersonen koordiniert werden müssen. Bei der Vorauswahl kommen verschiedene Faktoren zum Tragen, die die Lehrperson hinsichtlich ihres geplanten Medieneinsatzes berücksichtigen und klären muss (s. 4.1). Zur Prüfung der ausgewählten Medien gehört eine Sichtung und Beurteilung der Materialien. Diese kann anhand eines Kriterienkatalogs erfolgen. Wenn die Beurteilung der Materialien zu einem positiven Ergebnis führt, konzentriert sich die Lehrperson auf die Vorbereitung einzelner Unterrichtseinheiten. Hage- mann empfiehlt dazu Leitfragen, aus deren Beantwortung sich Konsequenzen für die Durchführung des Unterrichts ableiten (vgl. Hagemann 1978: 133)
In der Unterrichtsdurchführung können audiovisuelle Medien „unterschiedliche Funktionen übernehmen, in verschiedenen Phasen eingesetzt werden oder eine zentrale oder mehr periphere Stellung einnehmen.“ (Hagemann 1978: 133). Wenn Medien eine zentrale Stellung einnehmen ist es wichtig sie im Unterrichtskontext möglichst gut zu integrieren. Unabhängig davon welche Funktion die audiovisuellen Medien im Unterricht übernehmen, sollten vor und nach dem Medieneinsatz vorbereitende und nachbereitende Unterrichtsphasen eingeplant werden. Dabei sollten die Aktions- und Sozialformen andere sein als im Medieneinsatz.
Dem Medieneinsatz im Unterricht sollte im Idealfall eine Evaluation folgen, d.h. eine rückschauende, bewertende Analyse des Medien- einsatzes. Die Analyse kann helfen Fehler im zukünftigen Unterricht zu vermeiden und die Medien effektiver einzusetzen. Hagemann fasst einige Analyseschwerpunkte in Form von Fragen zusammen. Die Fragen befassen sich mit dem Verhältnis von Medien zu Unterrichtszielen, -inhalten, -methoden, zu Lehrern, Schülern, zu schul- und unterrichtsorganisatorischen Bedingungen (vgl. Hagemann 1978: 138ff.). Sie können je nach Relevanz für die individuelle Analyse des Unterrichts sortiert werden. Hagemann macht in seinen Ausführungen deutlich, dass nicht immer eine umfassende Analyse, die alle Fragen behandelt, notwendig oder zeitlich möglich ist (vgl. Hagemann 1978: 139).
4.4. Wirkung von audiovisuellen Medien im Lehr-Lern-Prozess
Kennzeichnend für alle audiovisuellen Medien ist, dass sie Informationen gleichzeitig über Sprache und über visuelle Eindrücke vermitteln. So können Informationen besser aufgenommen werden, denn die Befürchtung, „dass sich Bild und Ton mehr blockieren als ergänzen, was zu einer Reduzierung der Verarbeitungsleistung führen kann“ (Strittmatter 2000: 86), bestätigt sich nicht. Die Effektivität von audiovisuellen Medien ist dennoch etwas umstritten, da ihre Wirkung auf Lernprozesse nicht eindeutig geklärt ist (vgl. Strittmatter 2000: 83).
Trotzdem kann der Einsatz von audiovisuellen Medien im Unterricht eine positive emotionale Wirkung haben, da die Lehrperson für den Zeitraum des Einsatzes entlastet wird. Die Aufmerksamkeit der Schüler wird auf das Medium gelenkt und richtet sich nicht mehr ausschließlich auf die Lehrperson. Eventuell vorhandene Spannung im Lehrer-Schüler- Verhältnis treten in den Hintergrund.
5. Problemfelder der audiovisuellen Medien
Defizite der audiovisuellen Medien können im didaktischen, methodischen, formalen, inhaltlichen oder organisatorischen Bereich liegen. Die Probleme im inhaltlichen Bereich können sein, dass der Hauptanteil der audiovisuellen Software (Filme, CDs) mittlerweile kommerziell produziert wird. Die Lehrperson vertritt indirekt die Interessen der Industrie und muss ggf. inhaltlich irrelevante Aussagen zugunsten des Gesamtmaterials hinnehmen.
Im organisatorischen Bereich wäre als problematisch anzuführen, dass ein audiovisueller Medieneinsatz häufig mit hohem zeitlichen und organisatorischen Aufwand verbunden ist. Dieser Aufwand ist aber innerhalb der traditionellen Grenzen des Stundenplans kaum zu leisten.
Die Defizite im didaktischen Feld liegen darin, dass dem Lehrkörper bisher anscheinend nicht genügend mediendidaktische und - pädagogische Kompetenzen vermittelt werden (vgl. Sacher 1994: 67). Des weiteren besteht ein Theoriedefizit, dass sich „konkret mit der Unterrichtspraxis in den Fächern, Schularten und Schulstufen“ auseinandersetzt (Sacher 1994: 68).
Die Probleme im methodischen Bereich ähneln denen im didaktischen Bereich. Auch hier herrscht ein Mangel an verwertbaren Theorien zum Einsatz von audiovisuellen Medien. Für bestimmte Aufgaben und Situationen im Unterricht - Wiederholung, Übung, Erfolgskontrolle - ist nicht genügend Material vorhanden (vgl. Sacher 1994: 67), was den Einsatz von audiovisuellen Medien stark auf die Funktionen der Darbietung und Motivation beschränkt. In den letzten Jahrzehnten ist die Medienvielfalt im täglichen Leben extrem angestiegen ist und macht neue Ansätze zum Umgang mit Medien erforderlich.
5.1. Die klassischen audiovisuellen Medien
Alle klassischen audiovisuellen Medien funktionieren nur über die EinWeg-Kommunikation. Das bedeutet, dass der Schüler in eine passivrezeptive Rolle fällt, die sehr der Rolle des Schülers im Frontalunterricht gleicht. Eine Mitgestaltung des Unterrichtsgeschehens ist hierbei kaum möglich, da die Lehrperson die Kontrolle über Medien und Medieneinsatz hat. Es besteht die Gefahr, dass schülerrelevante Themen trotz Medieneinsatzes nicht zum Unterrichtsinhalt werden.
Eine anderes Problem beim Einsatz von klassischen audiovisuellen Medien ist, dass die viele der Geräte schlichtweg veraltet sind. Dies beeinflusst die inhaltliche Auswahl der zu verwendenden Materialien, da aktuelle Themen für bestimmte Geräte nicht mehr kommerziell produziert werden, z.B. Schallplatten, 8mm- und 16mm Filme.
5.2. die Neuen Medien/ Multimedia
Auch der Einsatz von neuen Medien ist nicht unproblematisch. Zum einen sind hohe Anschaffungskosten für die Hardware nicht auszuschließen. Meistens sind speziell ausgestattete Räume aufzusuchen, was die Einbindung der Medien in den Unterricht erschwert und mit hohem Organisationsaufwand für die Lehrperson verbunden ist. Teilweise erfordert der Umgang mit den Neuen Medien einen hohen Grad an Technisierung. Schüler und Lehrer müssen sich technische Kenntnisse aneignen und sich ständig ‚weiterbilden’.
Im Umgang mit Multimedia macht sich die fehlende Theorieabdeckung besonders bemerkbar. Die Faktoren, die bereits beim Unterrichtseinsatz von konventionellen audiovisuellen Medien kaum zu überblicken waren, haben sich bei den neuen Medien vervielfacht. Da es sich nicht mehr um eine Ein-Weg-Kommunikationssituation handelt, müssen völlig neue Unterrichtskonzepte erarbeitet werden. Dies wirkt sich auf die Inhalte und Ziele aber auch auf die Methodik im Unterricht aus.
6. Vorausschau
Der Stellenwert der Medien hat sich in den letzten Jahrzehnten grundlegend gewandelt. Vom bloßen Handlanger der Informationsgesellschaft sind Medien zu Infotainment-Mogulen aufgestiegen. Viele Medien sind dergestalt im Alltag integriert, dass man sie sich nicht mehr aus dem täglichen Leben wegdenken kann.
Ihr Stellenwert und ihre allgegenwärtige Präsenz verlangen einen bewussten Umgang mit den Medien. Im Alltag ist der Medienumgang durch eine „oberflächliche, beiläufige Wahrnehmung gekennzeichnet“ (Maier 2001: 46). In der Schule soll „ein produktiver Umgang mit den
Medien erlernt“ werden, der „gleichzeitig den Rollenwechsel vom Konsumenten zum Produzenten einschließt“ (Maier 2001: 46). Diese Idee ist zunächst einmal nichts neues, denn genau diesen Gedankten verfolgte seit den 70er Jahren die Medienerziehung.
6.1. Neue Aufgaben der Medienerziehung
Die bisherigen Aufgaben der Medienerziehung beschränken sich jedoch weitestgehend auf die Analyse der Medien und der Medienwirkung. Die Analyse allein reicht aber nicht mehr aus um den Schülern einen kompetenten Umgang mit der Medienflut zu vermitteln. Eine Möglichkeit dazu sieht Wolfgang Maier in der Vermittlung einer Medienkompetenz, die die traditionelle Medienerziehung einschließt und erweitert (vgl. Maier 2001: 47ff.).
6.2. Unterrichtsziele beim Einsatz von audiovisuellen Medien und Multimedia
Ein Beispiel für neue Unterrichtsziele beim Einsatz von audiovisuellen Medien und Multimedia könnte die Vermittlung von folgenden Kompetenzen sein (vgl. Maier 2001: 47ff.):
1. Medien bewusst wahrnehmen, d.h. der „Veroberflächlichung“ entgegenwirken und Inhalte analysieren
2. Technische Kompetenz , d.h. Medien korrekt anwenden können
3. Semantische Kompetenz, die Fähigkeit Gestaltung und Bildsymbolik entschlüsseln und kritisch bewerten zu können
4. Pragmatische Kompetenz, die Fähigkeit mit Medien zu kommunizieren und Medien aktiv zu verwenden
Im Idealfall hätten diese Unterrichtsziele zur Folge, dass sich der Unterricht vom Lehrerzentrierten zum Schülerzentrierten wandelt, da nicht mehr die Lehrperson die Inhalte vorgibt, sondern sie sich aus den Erfahrungen und dem Handlungsbedarf der Schüler ergeben. Das geschieht, wenn Schüler selbständig eine Idee entwickeln oder aus einem Problem einen Handlungsbedarf ableiten.
6.3. Neue Einsatzmöglichkeiten von audiovisuellen Medien
Den derzeitigen Schwerpunkt beim Einsatz von Medien bilden Motivation der Schüler und Darstellung von Sachverhalten. Diese Funktion sollte zugunsten von anderen Funktionen wie Wiederholung, Einübung, Erfolgskontrolle und Kompetenzvermittlung im Umgang mit Medien zurücktreten. Kompetenzvermittlung könnte durch eigenständige Recherchen von Schülern stattfinden, durch die Dokumentation von Projekten, Durchführung von Video-Konferenzen, oder Bildbearbeitung. Für den Einsatz audiovisueller Medien zum Zweck der Wiederholung, des
Einübens und der Leistungsüberprüfung müsste jedoch mehr didaktisches fächerbezogenes Material zur Verfügung stehen.
Abschlussbemerkung
Bei meiner Recherche ist mir aufgefallen, dass der Medieneinsatz nicht so unumstritten ist wie es vielleicht angenommen wird. Die Wirkung und Effektivität ist immer noch nicht erwiesen, obwohl der Medieneinsatz bereits seit Jahren Alltag im Unterrichtsgeschehen ist. Es ist auch etwas befremdlich, dass nach fast 90 Jahren Medieneinsatz immer noch keine schlüssige Methodik bzw. ausreichendes didaktisches Material vorhanden zu sein scheint. Es scheint zwar Ansätze von Neuerungen in der Mediendidaktik zu geben, aber die praktische Umsetzung in der Schule hinkt beträchtlich hinterher. Insgesamt war ich erstaunt über soviel unterschiedliches und teilweise kontroverses Material im Bereich des Medieneinsatzes.
Literaturverzeichnis
Hagemann, Wilhelm. 1978. Einf ü hrung in die Mediendidaktik.
Studientexte. 1. Auflage. Köln. Verlagsgesellschaft Schulfernsehen
Maier, Wolfgang. 2001. Mit Medien motivierten: Beispiele f ü r den
Unterricht. 1. Auflage. Wiesbaden. Universum Verlagsanstalt GmbH KG
Protzner, Wolfgang. 1977. Zur Medientheorie des Unterrichts. 1. Auflage. Stuttgart. Reclam Verlag
Sacher, Werner, u.a. 1994. Audiovisuelle Medien und Medienerziehung in der Schule. Strukturelle und typologische Ergebnisse einer Repr ä sentativuntersuchung. 1. Auflage. München. KoPäd Verlag
Häufig gestellte Fragen
Was sind Medien laut diesem Dokument?
Allgemein werden alle Informationsträger als Medien bezeichnet. In didaktischen Zusammenhängen umfasst der Medienbegriff auch das Gerät selbst, obwohl es kein eigener Informationsträger ist. Es wird zwischen Hardware (dem Gerät selbst) und Software (dem Inhalt) unterschieden.
Wie werden Medien eingeteilt?
Medien können nach verschiedenen Kriterien eingeteilt werden, darunter: personale versus nicht-personale Medien, Eigenproduktion versus Fremdproduktion, unterrichtliche versus Unterrichtsmedien, didaktisch neutrale versus funktionsspezifische Medien und selbstunterrichtende Medien.
Was sind audiovisuelle Medien?
Audiovisuelle Medien sprechen gleichzeitig die auditiven (Ohren) und visuellen (Augen) Sinnesorgane an. Beispiele sind Schallplatten, Tonbänder, Filme, Fernsehen, Video und CDs.
Was sind Neue Medien/Multimedia?
Neue Medien/Multimedia kombinieren unterschiedliche Codesysteme (Text, Bilder, Grafiken, Film etc.) und sprechen gleichzeitig die auditiven und visuellen Sinnensorgane an. Beispiele sind computergestützte Lernprogramme, Personal Computer und das Internet. Digitale Fotografie und Bildbearbeitung sind einige der Möglichkeiten zur Arbeit mit Multimedia.
Welchen Nutzen haben audiovisuelle Medien?
Der Vorteil liegt in der gleichzeitigen sprachlichen und bildlichen Darstellung von Sachverhalten, was die Aufmerksamkeit erhöhen kann. Sie können Sachverhalte komplex oder vereinfacht darstellen und sind Hilfsmittel für Lehrpersonen.
Welche Funktionen haben audiovisuelle Medien im Unterricht?
Sie sollen motivieren/einstimmen, die Aktivität steuern, einen Sachverhalt darbieten und/oder erörtern, und zur Wiederholung, Einübung, Zusammenfassung und Erfolgskontrolle dienen. Derzeit überwiegen Darbietung und Motivation.
Wie werden audiovisuelle Medien im Unterricht eingesetzt?
In den letzten Jahrzehnten überwiegend als Enrichment, zur Auflockerung und Belebung des Unterrichts. Zunehmend werden sie selbst zum Gegenstand des Unterrichts im Rahmen der Medienerziehung.
Welche Kriterien gibt es für die Wahl des Mediums?
Faktoren wie didaktische Ziele, Lehrpläne, didaktische Methoden, formale Medieneigenschaften, Bereitschaft der Lehrpersonen, organisatorischer Aufwand, technische Kenntnisse, Interesse der Schüler und Ausstattung der Schule spielen eine Rolle.
Welche allgemeinen Kriterien gibt es zum Einsatz von audiovisuellen Medien?
Wolfgang Protzner erstellte Kriterien wie Originalität (möglichst wenig veränderte Informationen), Adressatenbezogenheit (Fähigkeiten der Benutzer weder über- noch unterfordern) und Aktualität (neueste Informationen).
Wie sieht die Vorbereitung, Durchführung und Evaluation von audiovisuellem Medieneinsatz aus?
Die Vorbereitung kann planvoll oder spontan geschehen und umfasst Orientierung über das Medienangebot, Prüfung der Medien, Vorbereitung einzelner Unterrichtseinheiten und Durchführung. Die Evaluation ist eine rückschauende Analyse des Medieneinsatzes.
Welche Wirkung haben audiovisuelle Medien im Lehr-Lern-Prozess?
Sie können Informationen besser vermitteln, da Sprache und Bild gleichzeitig wirken. Sie können eine positive emotionale Wirkung haben, da sie die Lehrperson entlasten und die Aufmerksamkeit der Schüler lenken. Allerdings ist die Wirkung auf Lernprozesse nicht eindeutig geklärt.
Welche Problemfelder gibt es bei audiovisuellen Medien?
Defizite können im didaktischen, methodischen, formalen, inhaltlichen oder organisatorischen Bereich liegen. Inhaltlich problematisch ist der hohe Anteil kommerziell produzierter Software. Organisatorisch sind der hohe zeitliche und organisatorische Aufwand zu nennen. Didaktisch mangelt es an mediendidaktischen und -pädagogischen Kompetenzen und verwertbaren Theorien.
Welche Probleme gibt es bei klassischen audiovisuellen Medien?
Sie funktionieren über Ein-Weg-Kommunikation, was zu einer passivrezeptiven Rolle der Schüler führt. Viele Geräte sind veraltet, was die inhaltliche Auswahl einschränkt.
Welche Probleme gibt es bei Neuen Medien/Multimedia?
Hohe Anschaffungskosten für Hardware, spezielle Räume sind erforderlich, hoher Grad an Technisierung, fehlende Theorieabdeckung. Völlig neue Unterrichtskonzepte sind nötig.
Welche neuen Aufgaben der Medienerziehung gibt es?
Die Medienerziehung sollte eine Medienkompetenz vermitteln, die die traditionelle Analyse der Medien und der Medienwirkung einschließt und erweitert.
Welche Unterrichtsziele gibt es beim Einsatz von audiovisuellen Medien und Multimedia?
Vermittlung von Kompetenzen wie Medien bewusst wahrnehmen, technische Kompetenz, semantische Kompetenz (Gestaltung und Bildsymbolik entschlüsseln) und pragmatische Kompetenz (mit Medien kommunizieren und Medien aktiv verwenden).
Welche neuen Einsatzmöglichkeiten von audiovisuellen Medien gibt es?
Der Schwerpunkt sollte zugunsten von Wiederholung, Einübung, Erfolgskontrolle und Kompetenzvermittlung im Umgang mit Medien zurücktreten. Eigenständige Recherchen, Dokumentation von Projekten, Video-Konferenzen, Bildbearbeitung.
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- Erika Nahlovsky (Author), 2001, Audiovisuelle Medien, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/106975