Was, wenn dein Leben, deine Ehre und deine Zukunft von einem einzigen, verhängnisvollen Geheimnis abhängen? In Gerhart Hauptmanns erschütterndem Drama "Rose Bernd" stürzt eine junge Frau im Schlesien des frühen 20. Jahrhunderts in einen Strudel aus Leid und Verzweiflung. Die 22-jährige Rose, hin- und hergerissen zwischen den Erwartungen einer strengen Gesellschaft und den Begierden widersprüchlicher Männer, findet sich in einem Netz aus Lügen, Erpressung und Gewalt gefangen. Ihre Liebe zu Christoph Flamm, einem verheirateten Bauern, führt zu einer ungewollten Schwangerschaft, die ihr Leben für immer zu verändern droht. Der brutale Maschinist Streckmann nutzt Roses Notlage schamlos aus, während ihr frommer, aber schwacher Verlobter August Keil blind für die Wahrheit bleibt. Gezwungen, einen Meineid zu schwören, um ihre Ehre zu retten, sieht sich Rose immer tiefer in einen Abgrund getrieben, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. Als sie schließlich ihr neugeborenes Kind tötet, scheint ihr Schicksal besiegelt. Doch war es wirklich Mord oder die verzweifelte Tat einer Frau, die von allen verlassen wurde? Hauptmanns meisterhafte Schilderung des schlesischen Milieus, seine eindringlichen Charaktere und die universellen Themen von Schuld, Sühne und sozialer Ungerechtigkeit machen "Rose Bernd" zu einem zeitlosen Klassiker des Naturalismus. Entdecken Sie ein packendes Psychogramm einer Frau, die zum Opfer ihrer Umstände wird, und tauchen Sie ein in eine Welt, in der Moral und Recht nicht immer Hand in Hand gehen. Erleben Sie, wie Rose Bernd, gefangen in den Fängen einer bigotten Gesellschaft, um ihre Würde und ihr Überleben kämpft, und stellen Sie sich die Frage: Wer ist wirklich schuldig an ihrem tragischen Schicksal? Eine bewegende Geschichte über Liebe, Verlust und die zerstörerische Kraft von Geheimnissen, die bis heute nichts von ihrer Brisanz verloren hat. Tauchen Sie ein in dieses Meisterwerk der deutschen Literatur und lassen Sie sich von der Intensität und Wahrhaftigkeit der Geschichte Rose Bernds fesseln. Ein Muss für jeden Liebhaber anspruchsvoller Dramen und eine tiefgründige Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der menschlichen Natur.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Inhalt
3. Charakterisierung
4. Thema
5. Historischer Hintergrund
6. Geographischer Hintergrund
7. Interpretation und Motivgestaltung
8. Rezeption
9. Der Autor
10. Bedeutende Werke
1. Einleitung:
Seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts haben sich Schriftsteller wie Goethe und Hebbel in ihren Werken immer wieder mit dem Schicksal von Kindesmörderinnen auseinandergesetzt und über deren seelische Nöte informiert. Der Kindesmord wurde zu einem beliebten Motiv bis in die Gegenwartsliteratur hinein. Auch Gerhart Hauptmann widmete sich in seinem Werk „Rose Bernd“ diesem Thema.
2. Inhalt:
Die 22-jährige Rose Bernd ist in den Bauern Christoph Flamm verliebt und erwartet ein Kind von ihm. Flamm hat eine gelähmte Frau im Rollstuhl. Der brutale Maschinist Streckmann, der auch Rose will, weiß vom Verhältnis mit Flamm, erpresst und vergewaltigt sie. Frau Flamm, der Rose anvertraut, dass sie schwanger ist, tröstet sie und hilft ihr.
Rose hofft jedoch, durch die Heirat mit dem frommen Buchhalter August Keil, den Roses streng katholischer Vater für sie ausgesucht hat, die Schande verbergen zu können. Später versucht Streckmann noch einmal, sie zu vergewaltigen, aber dieses Mal schreit Rose und Keil will sie verteidigen. Der viel stärkere Streckmann schlägt ihm jedoch ein Auge aus. Bei dieser Auseinandersetzung beschuldigt Streckmann Rose, mit allen Männern geschlafen zu haben. (Leseprobe)
Es kommt zu einem Prozess gegen Streckmann, Rose schwört aber einen Meineid, weil sie sich schämt. Frau Flamm, obwohl sie weiß, dass das Kind von ihrem Mann ist, will ihr zwar noch immer helfen, kann den Meineid aber nicht begreifen. Da Rose immer wieder von Männern verfolgt wird, weiß sie sich nicht mehr zu helfen und tötet ihr neugeborenes Kind nach der Geburt. Da- nach sucht sie Zuflucht im Vaterhaus, wo sie ihrem Vater und Keil den Mein- eid und den Mord gesteht.
3. Charakterisierung:
Rose Bernd:
Sie ist 22 Jahre alt und ein schönes, kräftiges Bauernmädchen. Sie ist eine in die Ausweglosigkeit getriebene, alleingelassene und überforderte Kreatur. Die von Männern missbrauchten Frau wird aufgrund der Umstände und des Milieus, in dem sie lebt, zur Kindsmörderin.
Bernd:
Bernd ist Roses Vater. Er ist ein tief religiöser, bibellesender Mensch, trägt einen weißen Bart und hat eine weiche Stimme, als ob er ein schweres Lungenleiden überstanden hätte.
Christoph Flamm:
Flamm ist Großbauer und der Liebhaber Roses. Er ist etwa 40 Jahre alt und macht einen scheuen, stattlichen und sportlichen Eindruck mit einer sympathischen Erscheinung.
Arthur Streckmann:
Streckmann ist Lokomobilenmaschinist und trägt einen blonden, bis auf die Brust reichenden Bart. An seiner Haltung und seiner Kleidung sieht man, dass er außergewöhnlich viel von sich hält und dass er sich seiner besonderen Schönheit vollkommen bewusst ist.
August Keil:
August ist ungefähr 35 Jahre alt und ist Buchbinder als Beruf. Er hat ein bleiches Gesicht, einen dünnen, dunklen Schnurrbart und einen Spitzbart. Seine ganze Gestalt verrät den Stubenhocker. Bernd hat ihn als Mann für Rose bestimmt.
4. Thema:
Hauptmann greift in seinem Werk das Milieu der kleinen Leute auf. Das Thema ist der „Fluch der Zerstreuung“, der auf den Menschen lastet und Schuld am Schicksal der Kindsmörderin ist, so Hauptmann.
5. Historischer Hintergrund:
Gerhart Hauptmann schrieb das Schauspiel „Rose Bernd“ im Frühjahr und Sommer 1903 in Agnetendorf. Es beruht auf einer wahren Begebenheit:
Zwischen dem 15. und 17. April 1903 wurde vor dem Schwurgericht in Hirsch- berg (Schlesien) der Fall der ledigen Landarbeiterin Hedwig O. verhandelt. Sie war angeklagt, ihr uneheliches Baby ermordet und einen Meineid ge- schworen zu haben. Die Angeklagte war geständig, ihre Schuld bewiesen. Zum Schrecken der Juristen stimmten die Geschworenen auf Freispruch - ein öf- fentlicher Skandal. Gerhart Hauptmann war einer der Geschworenen.
Wichtiger als dieser authentische Hintergrund ist jedoch die motivgeschichtliche Tradition des Schauspiels, die von der Literatur des Sturm und Drang ausgeht. Schon Goethe und Wagner griffen das Motiv des Kindsmords auf und übten Kritik an den großen Standesunterschieden und der inhumanen Härte des Strafvollzugs aus.
6. Geographischer Hintergrund:
„Rose Bernd“ spielt in Schlesien, Hauptmann macht in seinem Werk jedoch keine näheren Angaben zum Ort des Geschehens.
7. Interpretation und Motivgestaltung:
Das naturalistische Sozialdrama ist in 5 Akte unterteilt. Die wesentlichen Ereignisse in diesem durch den Dialekt atmosphärisch dicht gezeichneten schlesischen Kleinbürgermilieu geschehen vor und zwischen den Akten, wäh- rend das Schauspiel selbst auf deren Enthüllung angelegt ist. Statt das soziale Anliegen hervorzuheben, nahm Hauptmann sich den Auswir- kungen moralischer Korruption auf den Einzelnen an. Er stellte das Schicksal von Menschen dar, deren Scheitern bereits in ihren Unzulänglichkeiten ange- legt ist.
Der äußere Aufbau des Werkes mit Peripetie (griechisch: Wendung), Katast- rophe und seiner Stoff- und Motivwelt folgt zwar dem klassischen Schema, doch das Fehlen des für die Tragödie der deutschen Klassik wichtigen Struk- turmerkmals der Intrige (franz.: Ränkespiel) verweist bereits auf grundle- gende Unterschiede.
8. Rezeption:
„Rose Bernd“ wurde am 31. Oktober 1903 am Deutschen Theater in Berlin ur- aufgeführt. In der Folgezeit wurden zwei Filme über das Schauspiel gedreht:
1919 Deutschland (Regie: A. Halm) Stummfilm
1956 BRD (Regie: W. Staudte)
Das Werk Hauptmanns ist als eines der zehn besten Stücke des deutschspra- chigen Raumes ausgewählt worden. Die Theateraufführungen zu „Rose Bernd“ werden heute noch von vielen Jugendlichen besucht, weil der irrsinnige Weg Rose Bernds vom jungen Mädchen bis hin zur verletzten Frau eindrucksvoll geschildert wird.
9. Der Autor:
Gerhart Hauptmann wurde am 15. November 1862 als Sohn eines reichen Gastwirtes in Obersalzbrunn in Schlesien geboren. Hauptmann durchlebte eine glückliche Kindheit, geprägt durch die Liebe zur schlesischen Heimat mit all ihren Naturschönheiten und Sagen. Diese Naturverbundenheit zeigt sich in seinem frühen Wunsch, Landwirt zu werden.
Er besucht jedoch zuerst die Realschule und dann die Kunstschule in Breslau (um 1880). Drei Jahre später beginnt er die Studien der Naturwissenschaft, Philosophie und Griechisch und macht eine Seereise nach Hamburg, die sich über Barcelona und Marseille bis nach Neapel fortsetzte. So kam er nach Rom, wo er bis 1884 als Bildhauer mit dem Künstlernamen „Gherardo Haupt- mann“ arbeitete.
Seine Erkrankung an Typhus zwang ihn zur Heimkehr nach Berlin. Dort setzte er sein Studium fort und nahm zusätzlich noch Schauspielunterricht. 1885 heiratete er Marie Tienemann, die Tochter eines Großkaufmanns, die seine Existenz als freier Schriftsteller sicherte.
Von 1885 bis 1888 arbeitete er als freier Schriftsteller in Erkner, einem kleinen Dorf in der Nähe von Berlin. Der Ort hatte eine große Bedeutung für ihn, da dort drei seiner vier Söhne geboren wurden. Außerdem schloss er sich dort auch dem literarischen Verein „Durch“, einem Club junger kritischer Schreiber, an.
1891 erwarb er ein Haus in Schreiberau/Schlesien und lebte bis zu seinem Tod am 06. Juni 1946 abwechselnd dort und in Berlin. Begraben wurde er im Friedhof von Kloster auf Hiddensee (mit dem "Großen Traum" unter seinem Haupt, das Neue Testament in den Händen).
Wichtige Auszeichnungen:
Für sein Lebenswerk erhielt Gerhart Hauptmann im Jahr 1912 den Nobelpreis für Literatur. Zudem wurde ihm ein Ehrendoktor der Universitäten Leipzig und Oxford verliehen. 1914 zeichnete ihn Kaiser Wilhelm II. mit dem RotenAdler-Orden aus.
Mit seinen Dramen avancierte Hauptmann zum Hauptvertreter des Naturalismus innerhalb der deutschen Literatur.
10. Bedeutende Werke Hauptmanns sind:
Dramen:
- Vor Sonnenaufgang (1889)
- Die Weber (1892)
- Kollege Crampton (1892)
- Der Biberpelz (1893)
- Rose Bernd (1903)
- Die Ratten (1911)
Erzählungen:
- Bahnwärter Thiel (1887)
- Der Apostel (1890)
- Der Narr in Christo Emmanuel Quint (1910)
- Mignon (1947)
Quellen:
Primärliteratur:
Gerhart Hauptmann: Rose Bernd. Frankfurt a. M. 1988.
Sekundärliteratur
Kindlers Literaturlexikon
Microsoft Encarta 99 Enzyklopädie http://www.krref.krefeld.schulen.net http://members.eunet.at
Häufig gestellte Fragen zu "Rose Bernd"
Was ist das Thema von "Rose Bernd"?
Das Thema ist das Milieu der kleinen Leute und der "Fluch der Zerstreuung", der auf den Menschen lastet und Schuld am Schicksal der Kindesmörderin ist, so Hauptmann.
Wer ist Rose Bernd?
Rose Bernd ist ein 22 Jahre altes, schönes und kräftiges Bauernmädchen. Sie ist eine in die Ausweglosigkeit getriebene, alleingelassene und überforderte Kreatur, die durch die Umstände und das Milieu zur Kindsmörderin wird.
Wer sind die wichtigsten Charaktere in "Rose Bernd"?
Die wichtigsten Charaktere sind Rose Bernd, Bernd (Roses Vater), Christoph Flamm, Arthur Streckmann und August Keil.
Was ist der historische Hintergrund von "Rose Bernd"?
"Rose Bernd" beruht auf einer wahren Begebenheit: Der Fall der ledigen Landarbeiterin Hedwig O., die angeklagt war, ihr uneheliches Baby ermordet und einen Meineid geschworen zu haben. Gerhart Hauptmann war einer der Geschworenen.
Wo spielt "Rose Bernd"?
"Rose Bernd" spielt in Schlesien, aber Hauptmann macht keine näheren Angaben zum Ort des Geschehens.
Was ist die Handlung von "Rose Bernd"?
Die 22-jährige Rose Bernd ist in den Bauern Christoph Flamm verliebt und erwartet ein Kind von ihm. Sie wird von Streckmann erpresst und vergewaltigt. Sie versucht, die Schande durch die Heirat mit August Keil zu verbergen, aber scheitert. Sie tötet ihr neugeborenes Kind und gesteht den Mord und den Meineid.
Wie wurde "Rose Bernd" aufgenommen?
"Rose Bernd" wurde am 31. Oktober 1903 am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführt. Es wurden zwei Filme über das Schauspiel gedreht. Das Werk ist als eines der zehn besten Stücke des deutschsprachigen Raumes ausgewählt worden.
Was ist das Genre von "Rose Bernd"?
Es handelt sich um ein naturalistisches Sozialdrama in 5 Akten.
Wann hat Gerhart Hauptmann "Rose Bernd" geschrieben?
Gerhart Hauptmann schrieb das Schauspiel im Frühjahr und Sommer 1903 in Agnetendorf.
Was sind einige von Gerhart Hauptmanns bedeutenden Werken?
Zu seinen bedeutenden Werken gehören "Vor Sonnenaufgang", "Die Weber", "Kollege Crampton", "Der Biberpelz", "Rose Bernd", "Die Ratten", "Bahnwärter Thiel", "Der Apostel", "Der Narr in Christo Emmanuel Quint" und "Mignon".
- Arbeit zitieren
- Messner, Matthias (Autor:in), 2001, Hauptmann, Gerhart - Rose Bernd, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/105346