Was wäre, wenn ein einzelnes Haus eine Revolution auslösen könnte? Tauchen Sie ein in die faszinierende Geschichte des „Haus am Horn“, einem architektonischen Manifest des Bauhauses in Weimar, das 1923 als revolutionärer Versuchsbau für die erste große Bauhaus-Ausstellung entstand. Entdecken Sie, wie der jüngste Bauhaus-Meister Georg Muche, unterstützt durch Walter Gropius' Architekturbüro und die engagierte Arbeit von über 20 Studierenden und Lehrenden, ein Wohnhaus schuf, das die Grenzen zwischen Kunst, Handwerk und Technologie neu definierte. Erfahren Sie mehr über die Vision des Bauhauses, eine Synthese aus Kunst und Technik zu schaffen und Individualität zu fördern, fernab jeglicher Nachahmung traditioneller Meister. Das „Haus am Horn“ verkörperte den Wunsch nach einer modernen Wohnform für die Familie ohne Hauspersonal, mit pflegeleichten Materialien, intelligenter Raumaufteilung und dem Fokus auf Kommunikation. Es widerspiegelte den Trend zur mobilen Arbeitskraft und integrierte ökologische Aspekte wie passive Solarenergienutzung und Wärmedämmung. Tauchen Sie ein in die Welt der Bauhaus-Künstler wie Alma Buscher, Marcel Breuer und Erich Dieckmann, die mit ihren innovativen Designs das Interieur prägten. Obwohl die geplante Bauhaussiedlung aufgrund wirtschaftlicher Not nicht realisiert werden konnte, blieb das „Haus am Horn“ als einzigartiges Musterhaus erhalten. Doch nach dem Wegzug des Bauhauses aus Weimar geriet es in den Fokus kulturpolitischer Auseinandersetzungen und wurde sogar als „kulturbolschewistische Wüstenarchitektur“ diffamiert. Erst durch das Engagement von Prof. Bernd Grönwald ab 1971 wurde das Haus vor dem Verfall gerettet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Begeben Sie sich auf eine Reise durch die wechselvolle Geschichte dieses architektonischen Juwels, das seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört und bis heute ein Treffpunkt für Architekten, Künstler und Designliebhaber aus aller Welt ist. Erleben Sie, wie das „Haus am Horn“ zu einem Symbol für die Ideale des Bauhauses wurde: Teamwork, Innovation und die Verschmelzung von Kunst und Leben. Dieses Buch ist eine Hommage an den Pioniergeist des Bauhauses und eine Einladung, die transformative Kraft der Architektur neu zu entdecken.
BAUHAUS - „HAUS AM HORN“
Versuchsbau des Bauhauses in Weimar 1923
Das „Haus am Horn“ ist der Entwurf des jüngsten Bauhaus-Meister Georg Muche. Gebaut wurde es
mit der Unterstützung des Architekturbüros von Walter Gropius. Der Anlass dafür war die erste große Bauhaus-Ausstellung im Jahre 1923. Errichtet und ausgestattet wurde es von mehr als 20 Studierenden und Lehrenden. Erst 1996 wurde das „Haus am Horn“ durch die UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
- Bauhausgeschichte
Der deutsche Architekt Walter Gropius gründete 1919 das Bauhaus. Gedacht war es als eine
Avantgardeschule neuen Typs . Sie sollte der Vorkämpfer für neue Ideen sein. Mit der These „Kunst und Technik - eine neue Einheit“ gab Gropius dem Bauhaus automatisch das Profil als erste Designhochschule der Welt. Das Bauhaus war der Zusammenschluss zweier „Kunstschulen“, der Großherzoglichen Hochschule für Bildende Kunst und der Großherzoglichen Kunstgewerbeschule Henry van de Veldes. Diese neue Gruppierung war verbunden mit den politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Entwicklungsprozessen der Weimarer Republik.
Als Mittelpunkt der Ausbildung stand die Förderung aller Talente eines Studierenden sowie die Ausprägung seiner Individualität. Dies bedeutet aber ebenso, dass das Bauhaus nicht die Nachahmung der großen Meister förderte.
Die erste öffentliche Präsentation, veranlasst durch das Thüringische Bildungsministeriums, des
Weimarer Bauhauses hatte eine herausragende Bedeutung. Stattfinden sollte es im Sommer 1923. An dieser Stelle kommt das „Haus am Horn“ - oder besser gesagt die Ursprungsidee - ins Spiel.
- Idee von der Architektur
Die Idee war, eine eigene Bauhaussiedlung zu entwerfen und zu bauen. Zu diesem Zweck bewirkte Gropius 1920 einen studentischen Wettbewerb. Grund für diese Idee war der unmittelbare Mangel an Räumen für Unterricht, Werkstätte, Ateliers und letztendlich die fehlenden Wohnräume. Eine Bauhaussiedlung würde diese Not überwinden helfen.
Ein Jahr später gründet sich eine Bauhaus-Siedlungsgenossenschaft GmbH. Damit begann die eigentliche Vorgeschichte des „Haus am Horn“ in Zusammenarbeit mit dem bereits genanntem Architekturbüros Gropius.
- Ursprungsidee von Gropius
Es gab mehrere Ideen, wie diese Siedlung gestaltet werden sollte. So zum Beispiel von dem jungen, ungarischen Architekten Fred Forbat. Er schlug ein modernes Sieldungskonzept vor. Seine Idee war unter anderem fabrikartige Reihen von Werkstattgebäuden und Einfamilienreihenhäuser.
Walter Gropius dagegen entwickelte seinen „Wabenbau“, den „Baukasten im Großen“ . Gemeint sind damit Wabenzellen die aus vorfabrizierten Bauteilen gefertigt sind. Somit sind die verschiedenen Teile zu unterschiedlichen Typenhäusern zusammenfügbar. Mit Hilfe der Industrialisierung des Wohnungsbaus ist ein solches Bauvorhaben mit niedrigen Planungs-, Bau-, Kosten- und Zeitaufwand durchführbar. Da diese Art von Gebäude aus verschiedenartigen Bestandteilen einbezieht, ist es individuell an die Bedürfnisse der Familien anpassbar verhindert die monotone Gestaltung von Häusern und Siedlungen. So könnte die Wohnungsnot überwunden werden.
- Idee von Muche
Als Georg Muche seinen Vorschlag eines modernen Wohnhauses vorstellt, verzichtet Gropius auf seine Ambitionen und Ideen zugunsten des jungen Bauhaus-Meisters. Muches Haus ist konzipiert als Wohnhaus für eine moderne Familie , dass ohne jegliches Hauspersonal auskommt. So wird zum Beispiel die Frau bei ihrer traditionellen Hausarbeit durch pflegeleichte Materialien und moderne Haustechniken entlastet. Dafür dient auch die geschickte Raumorganisation.
Mittelpunkt der Idee ist die Kommunikation in der Familie und im Freundeskreis . Alle Räume des Gebäudes umschließen den Hauptraum. Dabei sind sie zu ihren Gunsten minimiert, vergleichbar etwa mit Schiffskabinen oder Eisenbahnabteilen.
Mit dem zentralen Wohnraum wird das Motiv des klassischen Atriumhauses oder der Palladianischen Villen wiederaufgenommen. Ebenfalls auf historische Vorbilder verweist die strenge doppelte Symmetrie mit seinen Eckbetonungen. Durch die leichte Drehung aus der Straßenflucht wird der Baukörper wie ein griechischer Tempel erlebbar gemacht. Er wirkt stets dreidimensional.
Durch die unregelmäßige Brechung des Lichtes wird in dem Gebäude eine eher meditative Atmosphäre erzeugt. Gesteigert wird dies noch durch die grünlic h-gelbe Farbigkeit.
In dem zentralen Wohnraum sind die Fenster zum Beispiel in Form von Oberlichtfensterbändern auf der Süd- und Westseite zu finden.
- „Haus am Horn“
Vor der geplanten Architektur des Bauhauses existierte eine weiße und anonyme Architektur. Doch das Bauhaus stand nicht mehr für diese Art. Das Bauhaus stand für einen vielgestaltigen Ansatz und versuchte eine neue Definition für das Verhältnis von Farbe und Architektur zu finden.
Das „Haus am Horn“ ist aber nicht nur ein Ausstellungsgebäude. Denn dieses Haus ist das Resultat von Teamwork und die Wiedervereinigung aller künstlerischen Disziplinen am Bau. Durch diese Zusammenarbeit unterscheiden sich sämtliche Bauten des Bauhauses in ihrem Entstehungsprozess von denen anderer. So zum Beispiel die formal ähnlichen Bauten der klassischen Moderne von Mies van der Rohe oder Le Corbusier. Ihre Bauten waren von ihnen bestimmt und gestaltet.
Beim „Haus am Horn“ jedoch waren mehr als zwanzig Studierende und Lehrende beteiligt.
Dadurch entstand ein spannungsvolles und facettenreiches Spektrum an Designlösungen. Zur Veranschaulichung dieser Arbeit folgt eine Aufzählung der verschiedenen Schüler und ihrer Arbeiten: Leuchten: Alma Buscher, Carl Jakob Jucker und Gyula Pap (in der Metallwerkstatt) Wohnzimmer und Zimmer der Dame : Marcel Breuer Speisezimmer und Zimmer des Herrn: Erich Dieckmann Kinderzimmer: Alma Buscher und Erich Brendel Küche: Benita Otte und Ernst Gebhardt Teppiche: Lis Deihardt, Martha Erps, Benita Otte, Agnes Rogh é und Gunta Stölzl
Dieses gesamte Mobilia r ging nach dem Ausstellungsende in den Besitz des Bauunternehmer Adolf Sommerfelds, welcher den Bau finanziert hatte. Doch diese Bauhausoriginale verschwanden nach dem Zweiten Weltkrieg und so können nur noch Originalphotos vom dem ursprünglichen Zustand einen Eindruck vermitteln.
Das „Haus am Horn“ wurde als Experimentierfeld zur Erprobung neuer Materialien, Baukonstruktionen und Bautechnologien genutzt.
Das „Haus am Horn“ war der architektonische Ausdruck für den Trend zur mobilen Arbeitskraft, welcher von Amerika ausging. So fand man in dem Gebäude wenig bewegliches Mobiliar. Schränke wurden durch Einbauschränke ersetzt und durch den Wegfall dieser sperrigen Möbel war den Bewohnern das Umziehen erleichtert.
Bei diesem Musterhaus konnte auch ein Ökologischer Ansatz gefunden werden. Wie die passiven Sonnenhäuser gab es eine Öffnung nach Süden und Westen und die untergeordneten Räume waren an der Nordseite zu finden. Die Funktionsbereiche wurden also „zoniert“. Ebenso gab es eine überdurchschnittlich gute Wärmedämmung und die Gesamtanlage war in sich kompakt (auch durch die minimierten Räume). Dadurch entstand eine Einsparung an Energie, Transportaufwand und Bauland.
Leider konnte die geplante Bauhaussiedlung selbst nicht durchgeführt werden. In der Nachkriegszeit befand sich auch Weimar in einer wirtschaftliche Not. Die Inflation verhinderte den Bau eine ganzen Siedlung. Daraus resultiert, dass es nur das „Haus am Horn“ gibt - das Musterhaus.
Nachdem das Bauhaus 1925 aus Weimar vertrieben wurde und nach Dessau flüchten muss, gerät das 1924 verkaufte „Haus am Horn“ aus dem Blickfeld der internationalen Architekturdiskussionen. Die Weimarer titulieren das Gebäude als „Kaffeemühle“ und es wird in den kulturpolitischen Streit der Nazis um das „deutsche“ Haus einbezogen. Im direkten Vergleich mit Goethes Gartenhaus wird es als „kulturbolschewistische Wüstenarchitektur“ verunglimpft (Bolschewismus: Theorie und Taktik des revolutionären marxistischen Flügels der russischen Arbeiterbewegung).
Ab 1971 engagiert sic h Prof. Bernd Grönwald als Mieter für das Haus. Er stoppt den Verfall indem er das Gebäude restauriert und öffnet es mit einer ständigen Dokumentation und Ausstellung für die Öffentlichkeit.
Häufig gestellte Fragen zu BAUHAUS - „HAUS AM HORN“
Was ist das „Haus am Horn“?
Das „Haus am Horn“ ist ein Versuchsbau des Bauhauses in Weimar, der 1923 im Rahmen der ersten großen Bauhaus-Ausstellung errichtet wurde. Es wurde von Georg Muche entworfen und mit Unterstützung des Architekturbüros von Walter Gropius gebaut. 1996 wurde es von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Wer war Georg Muche?
Georg Muche war der jüngste Bauhaus-Meister, der das „Haus am Horn“ entworfen hat.
Wer war Walter Gropius?
Walter Gropius war ein deutscher Architekt und Gründer des Bauhauses im Jahr 1919.
Was war das Bauhaus?
Das Bauhaus war eine Avantgardeschule, die 1919 von Walter Gropius gegründet wurde. Sie war die erste Designhochschule der Welt und setzte sich für die Einheit von Kunst und Technik ein.
Was war die Idee hinter dem „Haus am Horn“?
Die Idee war, ein modernes Wohnhaus für eine Familie zu schaffen, das ohne Hauspersonal auskommt. Es sollte die traditionelle Hausarbeit der Frau durch moderne Haustechnik und pflegeleichte Materialien erleichtern. Im Mittelpunkt stand die Kommunikation in der Familie und im Freundeskreis.
Wie war das „Haus am Horn“ aufgebaut?
Das Haus hatte einen zentralen Wohnraum, der von den anderen Räumen umschlossen war. Die Räume waren minimiert, vergleichbar mit Schiffskabinen oder Eisenbahnabteilen. Es wies eine strenge doppelte Symmetrie mit Eckbetonungen auf.
Welche Materialien und Technologien wurden im „Haus am Horn“ verwendet?
Das „Haus am Horn“ diente als Experimentierfeld zur Erprobung neuer Materialien, Baukonstruktionen und Bautechnologien. Es gab wenig bewegliches Mobiliar, stattdessen wurden Einbauschränke verwendet. Es gab auch einen ökologischen Ansatz mit einer Öffnung nach Süden und Westen und einer guten Wärmedämmung.
Warum wurde keine ganze Bauhaussiedlung gebaut?
Die Inflation in der Nachkriegszeit verhinderte den Bau einer ganzen Siedlung. Daher wurde nur das „Haus am Horn“ als Musterhaus realisiert.
Was geschah mit dem „Haus am Horn“ nach dem Umzug des Bauhauses nach Dessau?
Nach dem Umzug des Bauhauses geriet das „Haus am Horn“ aus dem Blickfeld der internationalen Architekturdiskussionen. Es wurde von den Weimarern als „Kaffeemühle“ bezeichnet und in den kulturpolitischen Streit der Nazis einbezogen.
Wer rettete das „Haus am Horn“ vor dem Verfall?
Ab 1971 engagierte sich Prof. Bernd Grönwald als Mieter für das Haus. Er restaurierte es und öffnete es mit einer ständigen Dokumentation und Ausstellung für die Öffentlichkeit.
Wer war an der Gestaltung des Hauses beteiligt?
Mehr als zwanzig Studierende und Lehrende des Bauhauses waren an der Gestaltung des Hauses beteiligt, darunter Alma Buscher, Carl Jakob Jucker, Gyula Pap, Marcel Breuer, Erich Dieckmann, Benita Otte, Ernst Gebhardt, Lis Deihardt, Martha Erps, Agnes Rogh é und Gunta Stölzl.
Was passierte mit dem Mobiliar nach der Ausstellung?
Das gesamte Mobiliar ging nach dem Ausstellungsende in den Besitz des Bauunternehmers Adolf Sommerfelds über, der den Bau finanziert hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden jedoch die Bauhausoriginale.
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- Meike Brügel (Author), 2001, Kurzreferat über das Bauhauswerk "Haus am Horn" in Weimar, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/103145