Stellen Sie sich vor, Ihr hart verdientes Geld ist plötzlich wertlos, Preise explodieren stündlich, und das tägliche Leben wird zum Überlebenskampf. Dieses Schicksal ereilte Deutschland in den Jahren 1920 bis 1930, einer Zeit, die von Hyperinflation, politischer Instabilität und sozialer Zerrissenheit geprägt war. Diese umfassende Analyse beleuchtet die Ursachen und Konsequenzen der verheerenden Inflation der Weimarer Republik, von den immensen Kriegskosten und Reparationszahlungen bis hin zu den verheerenden Auswirkungen auf die Bevölkerung. Erfahren Sie, wie die Inflation Gewinner und Verlierer schuf, Klassenhass und Neid schürte und den Aufstieg extremistischer Ideologien befeuerte. Tauchen Sie ein in die komplexen wirtschaftlichen Zusammenhänge, die zur Entwertung der Mark führten, und entdecken Sie, wie clevere Unternehmer und skrupellose Spekulanten die Krise für sich nutzten. Doch die Geschichte endet nicht im Chaos. Verfolgen Sie die dramatischen Maßnahmen zur Währungsstabilisierung unter Gustav Stresemann, die Einführung der Rentenmark und die anschließende Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs, bekannt als die Goldenen Zwanziger. Untersuchen Sie, wie Deutschland durch Kredite und technologische Innovationen zu einem globalen Wirtschaftsakteur aufstieg, während gleichzeitig soziale Spannungen und wachsende Arbeitslosigkeit unter der Oberfläche brodelten. Doch dieser scheinbare Wohlstand ruhte auf einem brüchigen Fundament aus Krediten, das durch den Börsenkrach von 1929 jäh zerstört wurde und Deutschland in eine neue Krise stürzte. Diese fesselnde Darstellung der deutschen Inflation ist nicht nur eine wirtschaftshistorische Analyse, sondern auch eine Warnung vor den verheerenden Folgen unkontrollierter Geldentwertung und den sozialen und politischen Umwälzungen, die sie nach sich ziehen kann. Es ist eine Geschichte von Krisenmanagement, politischem Kalkül und dem unermüdlichen Streben nach Stabilität in einer Zeit des Umbruchs. Entdecken Sie die Lehren dieser turbulenten Epoche, die bis heute relevant sind, und gewinnen Sie ein tieferes Verständnis für die komplexen Zusammenhänge zwischen Wirtschaft, Politik und Gesellschaft in Krisenzeiten. Die Weimarer Republik, Inflation, Hyperinflation, Reparationen, Gustav Stresemann, Goldene Zwanziger, Börsenkrach, soziale Ungleichheit, politische Instabilität, Währungsreform, Rentenmark, Dawesplan, Arbeitslosigkeit, Krisenmanagement, Deutschland 1920-1930.
Die Inflation, ihre Folgen und die Stabilisierung (Deutschland 1920-1930)
In normalen stabilen Zeiten kann man für eine bestimmte Summe Geld eine ganz bestimmte Ware oder Dienstleistung kaufen. Wenn sich aber der Preis für dieses enorm erhöht, man also für das gleiche Geld immer weniger erhält, spricht man von einer INFLATION. Die Abnahme der Kaufkraft des Geldes nimmt große Ausmaße an, wenn sich die bereitstehende produzierte Ware verringert und gleichzeitig die Geldmenge, die im Umlauf ist ,,aufbläht" (lat. Inflation = aufblähen)
Vor dieser Situation stand man in der Weimarer Republik. Vor dem 1. Weltkrieg waren die Banknoten durch Goldreserven gedeckt. Aber die Kosten der Kriegsführung stiegen von 1,2 Milliarden Mark monatlich 1914 auf 5 Milliarden Mark monatlich 1918. Deutschland finanzierte den Krieg durch ,,außerplanmäßige Einnahmen" wie
- Kriegsanleihen bei Unternehmen und Bürgern und durch
- das Neudrucken von Papiergeld, was nicht durch Goldreserven abgedeckt war.
Durch die Kriegsfolgekosten steigerte sich die Inflation. Dazu gehörten:
- die Waren waren aufgebraucht;
- politische Unruhen und Streiks lähmten die neue Produktion;
- die Schulden der Kriegsanleihen mussten beglichen werden;
- Reparationsleistungen in Geld (in Goldmark) und Sachleistungen (vor allem Ruhrkohle nach Frankreich) waren zu leisten;
- Leistungen für die Rückführung und Entlassung des Heeres;
- Leistungen für die Kriegsopferversorgung;
- Leistungen für die Erwerbslosen - und Flüchtlingsfürsorge;
- Leistungen für Wohnungsbeschaffung
- Gelder für Lebensmittelimporte
- Kosten für die Besatzungstruppen in den linksrheinischen Gebieten und
- fehlende Einnahmen durch hohe Arbeitslosigkeit
- fehlende Einnahmen durch alliierte Exportbeschränkungen ( Schutzzölle)
Schon während des 1. Weltkrieges wurde Notgeld ausgegeben. Zuerst waren es überschaubare Mengen, dannüberschwemmte das Notgeld in der Inflationszeit das ganze Land. Es wurden ,,Hilfsbanknoten" und Gutscheine gedruckt.
Die Reichsregierung verhielt sich zunächst passiv gegenüber der Inflation. Die Handelsflotte und das Auslandsguthaben waren verloren, die Verschuldung des Staates steigerte sich noch nach Beendigung des Krieges durch die harten Waffenstillstandsbedingungen.
Die Entwertung des Geldes brachte zu diesem Zeitpunkt auch positives für die Wirtschaft. Aufgrund der Unterbewertung der Mark ließen sich mit einem mal deutsche Produkte sehr billig im Ausland verkaufen und die vielen, nicht mehr gebrauchten, Soldaten wurden billige Arbeitskräfte und so konnten die Produkte billig in Deutschland hergestellt werden. Darum waren die Unternehmer und Industrielle interessiert an der Inflation. Der Staat nutzte die Inflation, um die großen Staatsschulden auf einmal loszuwerden.
Andere Gewinner waren ebenfalls Privatschuldner und die Eigentümer von Realvermögen (Boden, Mietshäuser, Wohneigentum und Fabriken), andererseits waren diejenigen, die ein Sparguthaben, eine Lebensversicherung oder anderes Geldvermögen besaßen, praktisch bankrott. Auch Menschen, die nur vom Lohn oder von Staatsrente leben mussten, erlitten nun große Not. Der Mittelstand, der oft seine Sicherheiten und Reserven in Wertpapieren oder Staatsanleihen angelegt hatte, wurde hart getroffen.
Alle Schichten spalteten sich in Gewinner und Verlierer. In allen deutschen Ständen gab es nun gut und schlecht weggekommene Glückspilze und Pechvögel. Klassenhass und Neid entstanden nun innerhalb derselben sozialen Schicht, innerhalb der Freundschaften und Familien.
Das hatte auch Auswirkungen auf das Parteileben. Hass und Enttäuschung wurde in die Politik getragen, mancher orientierte sich völlig neu. Wer waren die Schuldigen und wo saßen die, die einen Nutzen davon hatten, fragten sich die Bürger und jenachdem, wer in ihren Augen die richtigen Aussagen dazu machte, dem schlossen sie sich an. Die Nationalsozialisten behaupteten, daß die Inflation gerade die Juden nicht getroffen hätten. Das stimmte so nicht. Richtig war, dass viele jüdische Geschäftsleute (genauso wie viele christlichen) rechtzeitig Sicherungen getroffen hatten. Andere Juden waren ebenso hart betroffen von der Inflation. Es gab jedoch jüdische Schieber, die die Inflation zum Erlangen von größeren Gewinnen nutzten. Der erfolgreichste Inflationsgewinnler dieser Zeit war aber kein Jude, es war Hugo Stinnes.
Zu jener Zeit vertiefte sich die Verleumdung der Juden und ein Hass auf sie als bequeme und einfache Art, irgendjemanden Schuld an der eigenen Not zu geben. Viele Betroffene der Inflation fanden eben Trost und Hoffnung beim Nationalsozialismus, der in jenen Jahren immer stärker wurde.
Auch die kommunistischen Parteien erhielten durch die große Not neuen Zulauf.
1921 mußte schließlich die erste Reparationszahlung geleistet werden und die wurden durch den Druck einer Mrd. Mark ,,abgesichert", Man wollte die Wirtschaftsexpansion der mit der Exportindustrie verknüpfen Wirtschaftszweige nicht gefährden. So wurde zu diesem Zeitpunkt die Währungsstabilisierung von der Regierung und der Industrie verhindert. Gerade die Reparationen versetzten der deutschen Wirtschaft starke Schäden. Es entstand ein Kreislauf der nur schwer zu durchbrechen war. Die alliierten Exportbeschränkungen verursachten fehlende Einnahmen. Diese führten zu einer hohen Anzahl von Entlassungen, durch die aber wieder Einnahmen verloren gingen. Diese fehlenden Steuereinnahmen sorgten auch dafür, dass Deutschland in Verzug mit den Reparationen geriet. Das nahm Frankreich als Anlass um das Ruhrgebiet zu besetzen. Es kam jedoch zu einem passiven Widerstand (Ruhrkampf), welcher beiden Seiten hohe Unkosten brachte.
Die Reichsregierung rief zum passiven Widerstand aller Deutschen des Ruhrgebietes gegen die Gewalt auf.
Die zerrüttete deutsche Währung zwang die Reichsregierung, den Ruhrkampf am 26. September 1923 erfolglos abzubrechen. Alle Streikenden und Ausgewiesenen mußten ja vom Reich unterhalten werden. Die deutsche Regierung hofften in den Jahren immer darauf, dass die Alliierten auf die Reparationszahlungen verzichtete. Doch diese erklärten, sie wären erst zu Verhandlungen bereit, wenn die Deutschen eine Währungsstabilität aus eigener Kraft gelingen würde..
Nach der Ruhrkapitulation und den somit weggefallenen Kosten rückte dies in den Bereich des Möglichen.
Diese Ruhrkapitulation war der Politik Gustav Stresemanns zu verdanken. Im August 1923 wurde er Reichskanzler und Außenminister. Wenig später wurde seine Regierung gestürzt, er arbeitete weiter als Außenminister.
Am 15. November 23 erfolgte die Währungsreform, die Rentenmark wurde eingeführt, später die Reichsmark. 1 Mark ersetzte jeweils 1 Billion Papiermark. Gedeckt war sie durch Anlagevermögen der gesamten Industrie und Landwirtschaft. Später wurde ein neuer Reparationsplan, der Dawesplan, aufgestellt, der der deutschen Wirtschaft erlaubte, sich etwas zu erholen.
Jedoch hatte die Stabilisierung zur folge, dass die Arbeitslosigkeit in Deutschland noch mehr anstieg. 1926 waren in 39 Ländern Europas die Wechselkurse schon wieder stabil und 1928 hatte sich die Weltwirtschaft weitergehend wieder erholt. Deutschland konnte eine 800- Millionen-Goldmark-Anleihe aufnehmen. Dieses wurde in Bauten, Anlagen, technische und militärische Verbesserungen angelegt. Man führte billige Rohwaren ein und drosselt die Ausfuhr. Deutschland schaffte sich einen gewaltigen neuen, technischen völlig durchrationalisierten Erzeugungsapparat an. Sie leisteten die festgelegten Reparationen. Die Europäischen Staaten der Alliierten zahlten damit die Kriegsschulden an die USA, die wiederum gab Deutschland Kredite. Die Stabilisierung der Mark brachte die deutsche Wirtschaft in einen deutlichen Aufschwung. Die Verkehrswege wurden ausgebaut, Kanäle gebaut, der Autoverkehr entwickelte sich. In der Elektrotechnik und der Chemie wurde Deutschland führend auf dem Weltmarkt.
Die soziale Fürsorge wurde ausgebaut, die Arbeitszeit auf 8 Stunden am Tag festgelegt, Tarifverträge ausgehandelt. 1927 wurde die Arbeitslosenversicherung eingeführt. Sozialversicherungen, Krankenversicherungen, Hilfe für werdene Mütter, Säuglinge, Krüppel und Hilfsbedürftige wurden ausgebaut. Jugendfürsorge und Jugendpflege gewinnt an Bedeutung. Mieterschutzgesetze erließ man. Der Kampf um die Gleichberechtigung der Frauen nahm zu. Die Ausgaben für die Volksbildung und die Wissenschaft stiegen, man gründete Volkshochschulen und Volksbühnen. Deutsche erhielten den wissenschaftlichen Nobelpreis wie Max Plank und Albert Einstein. Das künstlerische Schaffen wurde unterstüzt und enfaltete sich, wie zum Beispiel die Baukunst. In der Malerei setzte sich ein neuer Stil durch, die abstrakte Malerei. 1923 begann der Siegerzug des Radios. Funk, Film, Presse gewann an Bedeutung. Man spricht von den Goldenen Jahren.
Aber es gab auch eine Kehrseite wie steigende Arbeitslosigkeit, Streiks und die Kluft zwischen Arm und Reich wurde größer.
Häufig gestellte Fragen
Was ist Inflation laut dem Text "Die Inflation, ihre Folgen und die Stabilisierung (Deutschland 1920-1930)"?
Inflation wird im Text als eine Situation beschrieben, in der die Kaufkraft des Geldes abnimmt, weil sich die Preise für Waren und Dienstleistungen enorm erhöhen. Man erhält also für die gleiche Geldmenge immer weniger.
Wie finanzierte Deutschland den Ersten Weltkrieg?
Deutschland finanzierte den Krieg durch "außerplanmäßige Einnahmen", hauptsächlich durch Kriegsanleihen bei Unternehmen und Bürgern sowie durch das Neudrucken von Papiergeld, das nicht durch Goldreserven gedeckt war.
Welche Kriegsfolgekosten trugen zur Inflation in der Weimarer Republik bei?
Zu den Kriegsfolgekosten gehörten: aufgebrauchte Waren, politische Unruhen und Streiks, die Begleichung der Schulden der Kriegsanleihen, Reparationsleistungen, Leistungen für die Rückführung und Entlassung des Heeres, Leistungen für die Kriegsopferversorgung, Erwerbslosen- und Flüchtlingsfürsorge, Wohnungsbeschaffung, Lebensmittelimporte, Kosten für die Besatzungstruppen und fehlende Einnahmen durch hohe Arbeitslosigkeit und Exportbeschränkungen.
Wie verhielt sich die Reichsregierung zunächst gegenüber der Inflation?
Die Reichsregierung verhielt sich zunächst passiv gegenüber der Inflation. Dies lag auch an den harten Waffenstillstandsbedingungen und der hohen Staatsverschuldung.
Wer profitierte von der Inflation und wer verlor?
Von der Inflation profitierten Unternehmer, Industrielle, Privatschuldner und Eigentümer von Realvermögen. Verlierer waren Sparer, Besitzer von Lebensversicherungen, Menschen, die vom Lohn oder von Staatsrente leben mussten, und der Mittelstand, der in Wertpapieren oder Staatsanleihen angelegt hatte.
Welche Auswirkungen hatte die Inflation auf das Parteileben?
Hass und Enttäuschung wurden in die Politik getragen, was zu einer Neuorientierung vieler Bürger führte. Dies führte zu Zulauf für Parteien wie die Nationalsozialisten und die Kommunisten.
Was war der Ruhrkampf und warum wurde er abgebrochen?
Der Ruhrkampf war ein passiver Widerstand der Deutschen im Ruhrgebiet gegen die französische Besetzung. Die Reichsregierung brach den Ruhrkampf ab, da die zerrüttete deutsche Währung die Unterhaltung der Streikenden und Ausgewiesenen unmöglich machte.
Wer war Gustav Stresemann und welche Rolle spielte er bei der Stabilisierung?
Gustav Stresemann war Reichskanzler und Außenminister. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Stabilisierung der Währung und der deutschen Wirtschaft nach dem Ruhrkampf.
Wie erfolgte die Währungsreform?
Die Währungsreform erfolgte am 15. November 1923 mit der Einführung der Rentenmark, später der Reichsmark. 1 Mark ersetzte 1 Billion Papiermark. Die neue Währung war durch Anlagevermögen der Industrie und Landwirtschaft gedeckt.
Was war der Dawesplan?
Der Dawesplan war ein neuer Reparationsplan, der der deutschen Wirtschaft erlaubte, sich zu erholen.
Welche Folgen hatte die Stabilisierung der Währung?
Die Stabilisierung führte zunächst zu steigender Arbeitslosigkeit. Später führte sie aber zu einem deutlichen Aufschwung, der als die "Goldenen Jahre" bekannt ist, mit Ausbau der Infrastruktur, sozialer Fürsorge und wissenschaftlichen Erfolgen.
Worauf basierte der wirtschaftliche Aufschwung der "Goldenen Jahre"?
Der Aufschwung basierte hauptsächlich auf Kreditaufnahme. Der Börsenkrach in New York 1929 beendete den Aufschwung, da die Kredite zurückverlangt wurden.
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- Ina Pietschmann (Author), 2001, Die Inflation, ihre Folgen und die Stabilisierung (Deutschland 1920-1930), Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/102047