Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Gründen für Bismarcks kolonialpolitische Wende 1884/85. Nach einer thematischen Einführung folgt die Darstellung der Ausgangslage und Rahmenbedingungen. Anschließend widmet sich die Untersuchung dem Weg in die Kolonialpolitik. Im vierten Kapitel wird die Theorie des Sozialimperialismus behandelt. Schließlich wird auf Bismarcks Frankreichpolitik sowie das Gladstone-Kabinett eingegangen.
Schon sehr früh wird deutlich, wie schwer die Personalie Otto von Bismarck zu fassen ist – Christoph Nonn beschreibt ihn gar als die umstrittenste und in der Forschung am meisten diskutierte deutsche Persönlichkeit. Dementsprechend sind die Beweggründe für sein Intermezzo in der überseeischen Kolonialpolitik nicht minder komplex, ergaben sie sich aus dem Zusammenspiel einer Vielzahl von wirtschaftlichen, sozialen, sowie innen- und außenpolitischen Faktoren.
Otto von Bismarcks Rede im Reichstag am 26. Juni 1884 gehört definitiv in die Kategorie historisch gewordener Reden, weil sie weitreichende Folgen nach sich ziehen – wenn auch nicht nur im positiven Sinne. Diese Rede markierte nämlich ein Umschwenken seiner bis dato antikolonialen Politik und den offiziell verkündeten Beginn bismarckscher Kolonialbestrebungen. Ein Umschwenken, über dessen Beweggründe sich Historiker auch über 130 Jahre später noch immer nicht ganz einig sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Ausgangslage und Rahmenbedingungen
- Bismarcks Grundvorstellungen
- Innenpolitische Strukturen
- Der Weg in die Kolonialpolitik
- Die Theorie des Sozialimperialismus
- Wirtschaftliche Motive
- „Kulturkampf“ und SPD als innenpolitische Motive
- Bismarcks Frankreichpolitik
- Das „Gladstone-Kabinett“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, warum Otto von Bismarck, lange Zeit ein Verfechter einer antikolonialen Politik, im Jahr 1884/85 eine Kehrtwende vollzog und Deutschland auf den Weg zur Kolonialisierung führte. Die Analyse beleuchtet die vielfältigen Faktoren, die Bismarcks Entscheidung beeinflusst haben könnten.
- Die Analyse von Bismarcks Grundvorstellungen und der innenpolitischen Strukturen in Deutschland
- Die Rolle der Sozialimperialismus-Theorie und ihrer wirtschaftlichen sowie innenpolitischen Beweggründe
- Die Untersuchung von Bismarcks Frankreichpolitik und die Rolle des „Gladstone-Kabinetts“
- Die Abwägung verschiedener Theorien und die Suche nach der plausibelsten Erklärung für Bismarcks kolonialpolitische Wende
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die historische Relevanz von Otto von Bismarcks Rede im Reichstag von 1884, die den Beginn der deutschen Kolonialpolitik markierte. Es werden verschiedene Theorien über die Gründe für Bismarcks Entscheidung vorgestellt und die Komplexität der Situation deutlich gemacht.
Kapitel 2 setzt den Rahmen für die weitere Analyse und skizziert die Ausgangssituation im ausgehenden 19. Jahrhundert. Es wird die Rolle Deutschlands im europäischen Kontext, die fehlende Beteiligung an der Kolonialisierung und die Bedeutung der Reichsgründung für die internationale Situation beleuchtet.
Das dritte Kapitel widmet sich der Untersuchung der Sozialimperialismus-Theorie von Hans-Ulrich Wehler, welche sowohl wirtschaftliche als auch innenpolitische Beweggründe für Bismarcks Kolonialpolitik aufzeigt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen des deutschen Kolonialismus und Imperialismus im 19. Jahrhundert, insbesondere mit der Persönlichkeit Otto von Bismarcks und seiner kolonialpolitischen Wende. Weitere Schlüsselbegriffe sind Sozialimperialismus, Frankreichpolitik, „Gladstone-Kabinett“ und die Analyse der wirtschaftlichen, sozialen und innenpolitischen Faktoren, die Bismarcks Entscheidung beeinflusst haben könnten.
- Quote paper
- Vincent Franck (Author), 2017, Bismarcks kolonialpolitische Wende 1884/85. Weg in die Kolonialpolitik, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/1010948