Inhaltsverzeichnis
1 GESCHICHTLICHE EINFLÜSSE AUF DIE ENTWICKLUNG DES WINDSURFBRETTS
2 GRUNDBEGRIFFE
2.1 Auftrieb und Gleitzustand.
2.2 Begriffe am Windsurfbrett
3 BEDEUTUNG DER FAHRTECHNIK
3.1 Einfluss der Fahrtechnik auf die Entwicklung
3.1.1 Wasserstart
3.1.2 Fußsteuerung.
3.1.3 Powerhalse.
4 KONSTRUKTIONSMERKMALE UND IHR EINFLUSS AUF DIE FAHREIGENSCHAFTEN
4.1 Das Brettvolumen
4.1.1 Hohes Volumen.
4.1.2 Geringes Volumen.
4.1.3 Volumenverteilung.
4.2 Die Umrissform (Outline)
4.2.1 Langgestreckte Outline
4.2.2 Verrundete Outline
4.2.3 Widebodies. 4.3 Die Heckform
4.4 Das One-Foot-Off-Maß am Heck
4.5 Die Beschaffenheit der Kanten (Rails)
4.6 Die Scoop-Rocker-Linie
4.6.1 Scoop-Eigenschaften
4.6.2 Rocker-Eigenschaften
4.7 Die Formen des Unterwasserschiffs
5 ANWENDUNG DER ERKENNTNISSE AUF MODERENE SURFBRETTFORMEN
5.1 Waveboards
5.1.1 Anforderungen an ein Waveboard
5.1.2 Konstruktive Umsetzung
5.2 Freestyleboards Die Windsurfbrett-Konstruktion
5.2.1 Anforderungen an ein Freestyleboard
5.2.2 Konstruktive Umsetzung
5.3 Freerideboards
5.4 Anfängerboards
5.4.1 Anforderungen an ein Anfängerboard
5.4.2 Konstruktive Umsetzung.
6 ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
7 ANHANG
6.1 Glossar
6.2 Literaturverzeichnis
1 GESCHICHTLICHE EINFLÜSSE AUF DIE ENTWI CKLUNG DES WINDSURFBRETTS
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 1: Wellensurfer1
Wir sind immer wieder fasziniert, wenn wir Bilder (Bild 1) oder Filmsequenzen von Wellenreitern sehen, wie sie - auf einem schmalen, länglich ovalen Kunststoffbrett von einer Riesenwelle getragen - die Naturgewalten nutzen.
Doch nicht jeder hat die Möglichkeiten, um z.B. nach Hawaii zu fahren. So entwickelte man ein Sportgerät, bei der man mit Hilfe eines Segels, Rigg genannt, eine zweite Naturgewalt - den Wind - nutzt. Die Wasser-Sportart, bei der man ein Brett (Board) mit einem Segel kombinierte, nannte man Windsurfen.
Vom ersten modernen Windsurfbrett, dem „Windsurfer“ mit einer Länge von 3,65 Meter, einer Breite von 65 Zentimetern, das 1967 von Jim Drake und Hoyle Schweizer konstruiert wurde, dauerte es bis Anfang der 80er Jahre bis sich kleine Boards für Starkwind- und Welleneinsatz durchsetzten.
Nicht nur in der geschichtlichen Entwicklung, sondern auch für die Konstruktion heutiger Windsurfbretter, haben die Ideen und Erkenntnisse der Wellenreiter eine große Bedeutung. „Seit etwa 1980, mit dem Aufkommen der ersten kurzen Funboards, greift man immer mehr auf klassische Formen der Wellenreiter zurück.“2
Im Windsurfen findet nicht nur ein harter Konkurrenzkampf im Worldcup statt, sondern Windsurfen wurde 1984 auch ein olympischer Wettbewerb. Beides führte dazu, dass sich das Windsurfgerät in den letzten Jahren zu einem High-Tech-Sportgerät entwickelte. Viele der heute im Freizeitbereich angewandten Technologien sind Ableitungen aus diesen Wettbewerbserfahrungen.
Einen besonders großen Anteil an den Entwicklungsschritten hat dabei das Windsurfbrett selbst.
Ein Aspekt der Verbesserungen liegt in den neuen Werkstoffen für das Brett und in den modernen Herstellungsmethoden; dies wäre ein eigenes Thema. Die Veränderung der konstruktiven Details am Windsurfbrett und wie sich diese auf die Fahreigenschaften heutiger Boards auswirken, soll Thema dieser Facharbeit sein Die Windsurfbrett-Konstruktion
2. GRUNDBEGRIFFE
2.1 Auftrieb und Gleitzustand
Ein im Wasser liegendes Brett wird im Ruhezustand nur vom hydrostatischen Auftrieb ge- tragen. Diese Auftriebskraft ist die Gewichtskraft des vom Brett verdrängten Wasservolu- mens.
Bretter, die so groß sind, dass sie auch bei Belastung mit Rigg und Surfer vom hydrostatischen Auftrieb getragen werden, nennt man „Floater“. Reicht der statische Auftrieb nicht aus, das Gewicht des Surfers zu tragen, geht das Brett unter. Deshalb spricht man von „Sinkern“. Sinker sind auf den hydrodynamischen Auftrieb angewiesen.
Bei steigender Fahrgeschwindigkeit hebt sich ein Surfbrett durch den erzeugten Staudruck zunehmend aus dem Wasser (Bild 2). Der dabei erzeugte hydrodynamische Auftrieb führt bei hoher Geschwindigkeit dazu, dass das Brett das Wasser großteils nicht mehr verdrängt, sondern über die Wasseroberfläche gleitet.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 2: Veränderung des Staudruckpunktes beim Gleiten3
Die Staudruckruckkraft verschiebt sich dabei in Richtung Heck und bewirkt eine Verkleinerung der benetzten Gleitfläche. Dadurch wird die Wasserreibungskraft geringer und die Geschwindigkeit steigt weiter.
2.2 Begriffe am Surfbrett
Die vordere Aufbiegung des Brettes wir Scoop genannt, die hintere Rocker. Die Länge dieser Maße bestimmen die Größe der Gleitfläche (Bild 3).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 3: Seitenansicht mit Bezeichnungen4
Ein Zielkonflikt besteht darin, dass man einerseits für hohe Geschwindigkeiten eine kleine Gleitfläche benötigt, da - wie beschrieben - dann eine geringere Reibungskraft auftritt. Andererseits aber sollte die benetzte Fläche jedoch möglichst groß gestaltet sein, um früh zeitig in die Gleitphase zu kommen (=Angleiten), weil damit eine große Auftriebskraft an greifen kann.
3. BEDEUTUNG DER FAHRTECHNIK
3.1 Einfluss der Fahrtechnik auf die Entwicklung
Vom ersten modernen Windsurfbrett von 1967, dauerte es bis Anfang der 80er Jahre bis sich die früher einheitlich als Funboards bezeichneten kleineren Boards für Starkwind- und Welleneinsatz durchsetzen.
Der Weg dahin wurde durch Weiterentwicklungen in der Fahrtechnik - dies sind heutige Grundtechniken wie der Wasserstart, die Fußsteuertechnik und diePowerhalse - bereitet.
3.1.1 Wasserstart
„Erst durch das Aufkommen einer neuen Technik (...), der des Wasserstarts nämlich, wurde dann die Voraussetzung für die Entwicklung kleiner, wendiger und schneller Bretter geschaffen.“5. Denn durch den geringen statischen Auftrieb der volumenarmen, kippinstabilen Surfboards ist das Segelaufholen im Ruhezustand nicht möglich. Die Wasserstarttechnik löst dieses Problem, verlangt aber eine höhere Windstärke.
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Bilder 4: Szenenfolge Wasserstart6
Wie der Name schon ausdrückt, befindet sich der Surfer beim Wasserstart neben dem Board im Wasser (Bild 4-1). Durch das Ausrichten des Segels lässt er sich durch die Windkraft auf das Brett ziehen und gewinnt dabei schon an Fahrt und somit stabilisierenden hydrodynamischen Auftrieb (Bilder 4-2 und 4-3).
3.1.2 Fußsteuerung
Während bei hochvolumigen Boards eine Kursänderung hauptsächlich durch die Verlagerung der Riggposition (= Riggsteuerung) vollzogen wird, spielt die Fußsteuerung bei geringerem Brettvolumen eine immer größere Rolle.
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Bild 5: Fußsteuerung (Ausschnitt)7
Dabei kontrolliert und steuert der Fahrer sein Surfbrett im Gleitzustand durch eine Gewichtsverlagerung auf die Brettaußenkanten. Die durch die Füße erzeugte Druckbelastung auf die Steuer- bzw. Backbordseite bewirkt eine Widerstandserhöhung (Bild 5). Der ent standene Bremseffekt führt dazu, dass das Board eine 8 Kurve in Richtung der belasteten Kante einleitet.
3.1.3 Powerhalse
Die Beherrschung der Fußsteuerung ist die Voraussetzung, um eine Powerhalse zu fahren. Bei dieser Halsenvariante bleibt das Surfbrett im Gleitzustand, die Geschwindigkeit nimmt nur gering ab. Diese „durchgeglittene“ Halse ist mit kleineren Brettern leichter möglich.
4. KONSTRUKTIONSMERKMALE UND IHR EINFLUSS AUF DIE FAHREIGENSCHAFTEN
Auf den ersten Blick sehen sich die unzähligen Windsurfbretter, welche den unterschiedlichen Einsatzbereichen zugeordnet werden, in Form und Konstruktion ähnlich. An welchen Konstruktionsfaktoren lässt sich nun ausmachen, welche charakteristische Fahreigenschaften ein Surfbrett bietet?
4.1 Das Brettvolumen
4.1.1 Hohes Volumen
Ein Windsurfboard mit relativ hohem Volumen bringt zwangsläufig eine größere Gleitfläche gute (frühe) Angleiteigenschaften und „Kippstabilität“ bei wenig Wind mit sich.9 Ein hochvolumiges und damit auch großes Brett bedeutet jedoch auch eine Einbuße an Wendigkeit, eine schlechtere Möglichkeit der Fußsteuerung und geringere Kontrollierbarkeit bei Starkwindbedingungen.
4.1.2 Geringes Volumen
Im Vergleich dazu zeigt ein Surfboard mit geringerem Volumen eine sensiblere Reaktion auf Fußsteuerung, eine bessere Wendigkeit und Beweglichkeit. Ein positiver Nebeneffekt ist das niedrigeres Gewicht des Bretts.
Der Gleitzustand kann erst durch einen höheren hydrodynamischen Auftrieb und somit erst bei höherer Geschwindigkeit erreicht werden.
4.1.3 Volumenverteilung
Doch nicht nur das Gesamtvolumen wirkt auf die Surfbrettcharakteristik ein, sondern die harmonische, auf den Einsatzzweck abgestimmte Volumenverteilung (Bild 6).11
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 6: Volumenverteilung10
4.2. Die Umrissform (Outline)
Der zweite Faktor, den der Surfbrett-Konstrukteur(Shaper)auf den Fahrer und den Einsatzbereich abstimmen muss, ist die Umrissform (auch engl. Outline) eines Windsurfbretts. Sie bestimmt ca. 15 Prozent der Fahreigenschaften12.
Shaper beschreiben die Outline eines Surfbretts durch das Verhältnis von fünf Größen (Bild 7):
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild7: Wichtige Brettmaße13
Der Länge, der maximalen Breite und deren Position von der Mitte des Bretts aus gemessen, sowie den One-Foot-Off-Maßen (Breite des Brettes, gemessen jeweils 30,5 cm vom Bug bzw. Heck aus).
Ohne detailliert auf Maße einzugehen, unterscheidet man zwei Grundtypen:
4.2.1 Langgestreckte Outline
(Bild 8, Surfbrett A):
Die langgestreckte Outline bewirkt ein hohe Endgeschwindigkeit14 bei großer Laufruhe und stabilen Geradeauslauf15, hoher Laufruhe, verlangt aber einen größerer Kurvenradius.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 8: Outlines16
4.2.2 Verrundete Outline (Bild 8 Surfbrett B)
Je runder die Umrissform desto kleiner ist bei Kurven in Gleitfahrt der Kantenabschnitt, der in das Wasser schneidet. Folglich entsteht weniger Reibungswiderstand und enge Kurven radien sind möglich. Das Brett ist so drehfreudiger und hat ein sensibleres Fahrverhalten17. In der Fachsprache wird das als „loose“ bezeichnet. Auch ermöglicht diese Form schnelles Beschleunigen.
Als Nachteile treten auf:
- Begrenzte Endgeschwindigkeit18
- Unruhe bei höheren Geschwindigkeiten19
- geringere Spurstabilität20
Je weiter hinten die breiteste Stelle ist, desto früher kommt es zum Angleiten.
Je weiter vorne dieser Ort ist, desto besser ist die Kontrollierbarkeit bei hohen Geschwindigkeiten.21
4.2.3 Widebodies
Die Entwicklung der letzten Jahre brachte immer breitere Boards hervor; die Industrie nennt das Wide-Body-Concept. Die Bretter sind heute „5 - 15% breiter als im traditionellen Durchschnitt`(...)“22
Die Vorteile dieser breiteren Konstruktionen sind:
- bessere Angleiteigenschaften
- gute Halsenqualitäten
- eine bessere Kippstabilität
- verzeihen Belastungsfehler23
4.3 Die Heckform
„Die größte Experimentierfreudigkeit hat sich in den verschiedenen Heckformen (Bild 9) ausgedrückt:“24
1 rounded Pintail
2 Pintail
3 swallow Tail mit Double-Winger
4 sqash Tail
5 Diamand-Tail
6 Pintail-Winger
Winger nennt man die stufenförmigen Absetzungen im Heckbereich mit dem Ziel, die Vorteile von schmalem und breitem Heck zu verbinden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 9: Heckformen
Es zeigte sich aber, dass die Form des Hecks einen eher geringen Einfluss im Vergleich zu anderen Merkmalen der Konstruktion bewirkt. Bei den aktuellen Windsurfbrettern hat sich deshalb vor allem die einfache Form des Rounded Pintail.
4.4 Das One-Foot-Off-Maß am Heck
Mehr Bedeutung kommt statt dessen der Heckbreite zu, da diese erstens die Größe der Gleitfläche und ihre Veränderung bei höheren Geschwindigkeiten und zweitens die Beweglichkeit eines Windsurfbrettes wesentlich beeinflusst.25
Ein schmales Heck (kleines One-Foot-Off-Maß) bewirkt ...
- eine hohe Endgeschwindigkeit, wegen Verkleinerung der benetzten Oberfläche
- eine bessere Kontrollierbarkeit bei hoher Geschwindigkeit,
Dagegen bewirkt ein breites Heck (großes One-Foot-Off-Maß):
- frühes Gleiten
- frühe Beschleunigung
- geringere Kontrollierbarkeit bei höherer Geschwindigkeit, da es zu Laufunruhe und plötzlichem Ausbrechen (Spin-Out) neigt.26
4.5 Die Beschaffenheit der Kanten (Rails)
Die Form, in der die Kanten geschliffen sind, bestimmt über die Beweglichkeit und Kontrollierbarkeit eine Windsurfbretts (Bild 10).
So führen „weiche“, runde Kanten (soft rails) zu guter Wendigkeit, Griffigkeit und Kurvenkontrolle (Bilder 10a, 10b, 10c).27
Schärfere, „harte“ und lange Kanten (hard rails) erzeugen einen sauberen Wasserabriss.1 - Dadurch kann ein Surfboard bei hohen Geschwindigkeiten besser kontrolliert werden. (Bilder 10d, 10e) In der Regel weist ein Shape keine einheitliche Kantenform entlang des ganzen Brettes auf, sondern „Harte Kanten am Heck (...) gehen zur Mitte hin in weiche, abgerundete Formen, wie das häufig verwendete ´tuckedunder-edge´(das für ausgezeichnete Manövereigenschaften steht) über (Bild 10f).“29 Letztere, wie auch Bretter mit der Kanten form des “bevelled Rail” (Bild 10g) zeigen gute AllroundEigenschaften.
Die Kanten sind im Bereich des Mastfusses am dicksten (full rails) (Bild 10d) und werden zum Heck und Bug hin dün- (Bild 10). Kantenformen30 ner (fine rails) (Bild 10e).31
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
4.6 Die Scoop-Rocker-Linie
„Besonderes Augenmerk verwenden die Shaper auf eine ausgefeilte Scoop-Rocker-Linie (Bug-Heck-Aufbiegung der Gleitfläche).“32 Denn „70% des Fahrverhaltens werden von der Bodenlinie (Bild 11) bestimmt.“33 Der Verlauf der Krümmungslinie bestimmt über die benetzte Fläche und deren Verkleinerung bei Fahrt und somit über die Beweglichkeit, die Gleiteigenschaften und den Endgeschwindigkeit eines Windsurfbretts.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 11: Scoop-Rocker-Linie 34 a = Scoop b = Rocker
Früher produzierte man gerade Unterwasserschiffe mit einer mehr oder weniger übergangslosen Aufbiegung nach vorn (Scoop, engl. nose-rocker) und nach hinten (Rocker, engl. tail-rocker). Aktuelle Bretter sind an keiner Stelle gerade, die Shaper nennen diese Biegekurve „durchgescoopt“.35
4.6.1 Scoop-Eigenschaften
Bei genügend großer Scoop-Krümmung ergibt sich ein dynamischer Auftrieb beim Anprall an eine Welle und so wird das Eintauchen in die Wellen (= Unterschneiden) verhindert.36 Ist jedoch die Krümmung zu stark, so wird das Brett gebremst, da das anprallende Wasser weggedrückt wird.
4.6.2 Rocker-Eigenschaften
Vereinfacht bedeutet ein ausgeprägter Rocker eine gute Wendigkeit und Drehfreudigkeit, da ein solcher einen kleineren Kurvenwiderstand bietet und somit das Board beweglicher macht.37
Dagegen erreicht man durch einen schwachen Rocker
- gute Angleit-Eigenschaften, durch eine größere Gleitfläche,
- eine hohe Geschwindigkeit bei Geradeausfahrt im flachen Wasser. In dieser Fahrei- genschaft sind Boards mit einem hohen Rocker-Maß benachteiligt, da Turbulenzen, welche durch die stärkere Rundung erzeugt werden, das Brett bremsen und Laufunru- he verursachen.38
In der Entwicklungsgeschichte gab es auch Versuche mit einem negativem Tail-Rocker- Maß. Dadurch wurde ein früheres Angleiten bei unteren Windgeschwindigkeiten ange- strebt, da das Heck früher angehoben und eine günstige Gleitlage erreicht wird.39 Die ungünstigen Auswirkungen des negativen Rockers überwiegen jedoch: Die Geschwindigkeit ist eingeschränkt, da keine Verkleinerung der Gleitfläche erreicht werden kann.40
Auch bei diesem Konstruktionsfaktor entscheiden nicht allein die absoluten Scoop- und Rockermaße, sondern insbesondere der Verlauf der Krümmungslinie und die Harmonie mit der Gesamtkonstruktion über die Fahrcharakteristik.41
4.7 Die Formen des Unterwasserschiffs
Auch über verschiedene Formen des Bodens des Windsurfbretts, des sogenannten Unterwasserschiffs, versuchte man das Fahrverhalten zu optimieren (Bild12).
Konkave Unterwasserschiffe - einst eine Entwicklung für den WorldCup der Profi-Windsurfer - führen zu einem frühen Angleiten bei wenig Wind (Bilder 12-4 und 12-5).42
„In Bezug auf Wendigkeit ist jedoch der V-Shape überlegen“43 (Bild 12-2).
Ein flacher (planer) Boden (Bild 12-1) erzeugt einen maximalen Auftrieb, jedoch eine hohe Laufunruhe.
Durch Channels im Unterwasserschiff (Bild 12-6) kann eine bessere Führung in der Geradeausfahrt erreicht werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild12: Formen der Unterwasserschiffe
5 ANWENDUNG DER ERKENNTNISSE AUF MODERENE SURFBRETTFORMEN UND EINSATZMÖGLICHKEITEN
Da Wind und Wellen im Surfreviers und die unterschiedlichen Anforderungen / Zielsetzungen bei einem Surfgerät sehr unterschiedlich ausfallen können, werden die Konstruktionsformen vielfältig kombiniert, um die Eigenschaften der Boards zu optimieren. So entstehen die verschiedensten spezialisierten Windsurfbretter wie Waveboards, Freerideboards, Freestyleboards und auch Bretter für die Anfängerschulung.
Die Unterschiede in Outline und Scoop-Rocker-Linie können schon bei der Betrachtung der Bilder 13 und 14 der verschiedenen Bretttypen ausgemacht werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 13: Überblick über die Outlines der North-Shore-Maui-Boards44
Bild 14: Überblick über die North-Shore-Maui-Boards (Seitenansicht)45
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
5.1. Waveboards
Beim Waveriding, auch BrandungsSurfen genannt, wird die Verwandtschaft des WindSurfsports mit den Wellenreitern besonders deutlich. Dies unterstreichen besonders die vielen identischen Manöver und Bewegungsabläufe im gleichen Einsatzbereich, nämlich in Wellen aller Größe und Art.
So stammen die zwei grundlegenden Manöver des Waveriding, der Cutback - ein „beschnittenerTurnauf dem Wellenkamm“46 - und der Bottom-Turn - eine „Kurve im Wellental Richtung Wellenkamm“47 -, von den Surfern ohne Segel.
5.1.1 Anforderungen an ein Waveboard
Das Haupt-Interesse der Waverider liegt sowohl beim Wellenabreiten mit eng geschnittenen Richtungswechseln (Turns) als auch bei radikalen Sprüngen von derWellenlippe(off the lip). Um diese Ziele optimal umsetzen zu können, werden folgende Anforderungen an ein Waveboard gestellt:
Die Grundeigenschaften eines Surfboards für die Welle sind eine extreme Drehfreudigkeit für enge Wellenmanöver und eine sensible Reaktion auf Fuß-Steuerung für ein gefühlvolles Wellenabreiten. Auch gute Frühgleiteigenschaften, und eine hohe Geschwindigkeit sind mittlerweile genauso wichtig wie die Manövereigenschaften.
Durch ein frühes Angleiten des Boards wird eine rasche Beschleunigung und somit ausreichend Geschwindigkeit für hohe Sprünge erreicht. „Denn mit einem Frühgleiter erwischt man einfach mehr Wellen, undAerialsoder andere Wellenmoves benötigen sattenSpeed. Trotzdem dürfen sie auf keinen Fall bei schnellenTurnsverschneiden.48 “
5.1.2 Konstruktive Umsetzung
Wie werden diese entscheidenden Anforderungen nun durch die Waveboard-konstruktion erfüllt?
- Rocker
Die Brandungsbretter weisen eine ausgeprägte Scoop-Rocker-Linie mit starkem Ro- cker auf1, um eine gute Beweglichkeit für enge, radikale Kurvenmanöver (Turns), wie eboards haben einen - Tailrocker. „Diese besonders starke Aufbiegung im letzten Teil des Hecks erlaubt extrem radikale Manöver auf engstem Raum“49
Neben der guten Wendigkeit bietet ein starker Rocker auch eine bessere Gleitlage in der Welle.50
- Outline
Auch die typische Länge von 2,40 Meter bis 2,8051 Metern erlaubt gute Drehfreudigkeit auch in kleinen Wellen.
„Die Drehfreudigkeit und Spurstabilität eines Brettes wird bei sogenannten Rail-to-Rail-Manövern (Bottom-Turn, Cutback) genau von dem Outlineabschnitt bestimmt, der zwischen Mastfuß und Fußschlaufen liegt.“52 Waveboards haben deshalb in diesem Abschnitt eine verrundete Outline-Form. Zusammen mit einem v-förmigen Unterwasserschiff wird dadurch die Beweglichkeit verbessert.
- Kantenform
Eine abgerundete Kantenform wirkt einem Verschneiden bei engen Richtungswechseln entgegen.
5.2 Freestyleboards
Der Einsatzbereich des Freestylesurfens, früher auch Tricksurfen genannt ist das Flach- wasser, also häufig Binnenseen. Es beinhaltet klassische Trickmanöver wie zum Beispiel den Rail-Ride (auf der Brettkante Surfen) genauso wie komplizierte Richtungswechsel mit Segelrotationen und Rückwärtssurfen. Aber auch hohe Sprungmanöver sind denkbar.
5.2.1 Anforderungen an ein Freestyleboard
Die starke Trickorientierung dieses Fahrstils stellt spezielle Anforderungen an das Freestyleboard:
- „frühes Angleiten und konsequentes Durchgleiten in der Kurve
- genügend Auftrieb (…)
- Kippstabilität bei Schrittfolgen um den Mast
- extreme Drehfreudigkeit
- Sprungfreudigkeit
- gute Gleiteigenschaften Finne voraus.“53
5.2.2 Konstruktive Umsetzung
Der Freestyletrend hat zu einer eigenen Brettklasse auf dem Surfboardmarkt geführt. Die- se Freestyleboards setzen das Widebody Concept konsequent um. In Bild 15 findet man die typische Outline, die sich daraus ergibt. Die Vorteile der überdurchschnittlichen Breite erfüllen dabei besonders die Anforderungen der Free styler: „Breite Boards haben Vorteile im An- und Durchgleiten bei der Halse, bei der Kippstabilität (…)“54 erklärt der F2-Shaper Werner Gnigler. Ein weiteres Merkmal der Outline ist die Symmetrie, die maximale Breite liegt zentral. Dadurch werden gute Gleiteigenschaften in der Rückwärtsfahrt erzielt, welche auch oft noch durch Bevells (vgl.Bild 10g) im Bugbe- reich verbessert werden.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bild 15: Freestyle Brett56
Genügend Auftrieb und eine harmonischen Volumenverteilung55 fördern auch bei wenig Wind Frühgleiteigenschaften und ermöglichen ein Weitergleiten nach Trickmanövern, in denen man an Fahrt verloren hat.
Ein hohes Volumen imMastfußbereich bietet Kippstabilität bei Leichtwindmanövern mit Schrittfolgen um den Mast.
Die guten Sprungeigenschaften für die oft erstaunlich hohen Sprünge bei einer nur kleinen Windwelle als Sprungrampe werden durch eine runde Scoop-Rocker-Linie, einen breiten Bug56 und ein möglichst geringes Gewicht erreicht.
5.3. Freerideboards
Ein Freerideboard stellt einen Kompromiss der Fahreigenschaftem von Wave-, Freestyle- boards und geschwindigkeitsorientierten Windsurfbrettern dar. Es soll durch Allroundquali- täten im Flachwasser aber auch in einer kleinen Brandung funktionieren. Besonderen Stellenwert haben frühe Angleiteigenschaften, ein hohes Geschwindigkeitspotential, komfortable Laufruhe und Brettkontrollierbarkeit sowie gute Halseneigenschaften.
5.4 Anfängerboards
Bretter für die Schulung der Anfänger sollen zu einem unkomplizierten und schnellen Fort- schritt des Windsurfschülers beim Erlernen der Grundtechniken beitragen. Diese Grund- techniken sind die sichere Riggsteuerung, Beherrschung von Halse und Wende bis hin zum Erlernen des Wasserstarts. Gleichzeitig sollten viele entmotivierende Stürze mit an- schließenden großen Anstrengungen beim Segelaufholen durch die Boardkonstruktion minimiert werden.
5.4.1 Anforderungen an ein Anfängerboard.
- eine überdurchschnittliche Kippstabilität, welche Unsicherheiten und Belastungsfehler kompensiert,
- gute Höhelaufeigenschaften gegen einAbtreiben.
5.4.2 Konstruktive Umsetzung
Diese anfängerfreundliche Brettcharakteristik wird in erster Linie durch ein hohes Volumen erreicht. Dieses wird bei den modernen Anfängerboards mit einem deutlichen Wide-Body- Concept verbunden. Zusammen mit dem in der Regel verwendetem Schwert, das das Höhelaufen erleichtert, bewirkt diese Bauweise eine gute Kippstabilität.
6. ZUSAMMENFASSUNG UND AUSBLICK
Die erläuterten Grundlagen über die Windsurfbrettkonstruktion und ihre Auswirkungen können nur als Richtlinie für die Optimierung der Fahreigenschaften angesehen. Wie bereits erwähnt ist das harmonische Zusammenspiel der Gesamtkonstruktion von großer Bedeutung. Da viele Einflussfaktoren auf die Fahrcharakteristik eng miteinander verknüpft sind, können sie nur schwer durch Gesetzmäßigkeiten ausgedrückt und eindeutig zugeordnet werden. Dennoch können die vermittelten Grundlagen dazu beitragen, sich im unübersichtlichen Surfboardmarkt zu orientieren.
In der Vergangenheit wurde oft die Spezialisierung im Windsurfbrettbau kritisiert, welche nur auf den Profi- oder Hochleistungssurfer zugeschnitten war. Der aktuelle Wide-body- Trend ist ein Schritt in die richtige Richtung zur einfach handhabbareren Konstruktionen für den Hobbysurfer. Vor allem die neuen Anfängerbretter, mit welchen ein schneller Leis- tungsfortschritt des Surfschülers möglich ist und welche auch noch bei höheren Windge- schwindigkeiten einsetzbar sind, dürften dem Windsurfsport einen neuen Auftrieb geben.
7. Anhang
7.1 Glossar
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
7.2 Literaturverzeichnis
Informationen aus Büchern
- Evans J., Funboard surfen,- Material-Technik, London, 1987, Holland & Clark
- Hönscheid, J. u.a., Starkwind, Frilong (CH),1984, Buchheim Edition S.A.
- Keglmaier, Rößler,Richtig Funboard surfen, München, 1985, BLV Verlag
- Pudenz, P., Lass, H, Funboard, Bielefeld ,1983 , Delius Klasing Verlag
- Pudenz u.a., Kleine Funboards und Sinker, Bielefeld, 1984, Delius Klasing Verlag
Informationen aus Zeitungen und Zeitschriften
- Surf 9/97, Bielefeld, Delius Klasing Verlag
- Surf 10/97, Bielefeld, Delius Klasing Verlag
- Surf 8/98, Bielefeld, Delius Klasing Verlag
- Surf 9/98, Bielefeld, Delius Klasing Verlag
- Surf 5/99, Bielefeld, Delius Klasing Verlag
- Surf 10/99, Bielefeld, Delius Klasing Verlag
Informationen aus dem Internet
- http.//medialive.focus.de/M /MD/MDD/.../ windwettersurfer.gif, 20.12.99
- www.bayinsider.com/recreation/windsurfing/tips_waterstart.html, 12.01.2000
- www.boards.co.uk/equipment, 12.01.2000
- www.ozemail.com/.com.an/^htsurf, 20.12.99
- www.prototyp-surfboards.de , 22.12.99
- www.ultranet.com/^lefebvre/windsurfing/articls/bdesign, 12.1.2000
Ich erkläre hiermit, dass ich die Facharbeit ohne fremde Hilfe angefertigt und nur die im Litera- turverzeichnis angeführten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.
Kleinaitingen, den 10.1.2000
Unterschrift
[...]
1 http.//medialive.focus.de/M /MD/MDD/.../ windwetterSurfer.gif
2 Pudenz, Lass, 1983, S.16
3 Surf 10/97, S.40
4 Keglmaier, Rößler, 1985, S. 14
5 Evans, 1987, S.24
6 www.bayinsider.com/recreation/windsurfing/tips_waterstart.html
7 Surf 10/97 S. 40
8 Surf 10/97 S. 40
9 nach Evans, 1987, S.28 Bild 6: Volumenverteilun
10 www.ozemail.com/.com.an/^htsurf
11 nach Hönscheid u.a., 1984, S. 20
12 www.prototyp-surfboards.de
13 Keglmaier, Rößler, 1985, S.11
14 Hönscheid u.a., 1984,S. 17
15 www.prototyp-surfboards.de
16 Hönscheid u.a., 1984,S..17
17 Hönscheid u.a., 1984,S..17
18 Hönscheid u.a., 1984,S. 17
19 www.prototyp-surfboards.de
20 www.prototyp-surfboards.de
21 www.ultranet.com/^lef ebvre/windSurfing/articls/bdesign
22 www.boards.co.uk/equipment
23 Surf 5/99, S.40
24 Pudenz, Lass, 1983, S.21
25 Pudenz, Lass, 1983, S. 21
26 Pudenz, Lass, 1983, S. 21
27 Evans, 1987, S. 30
28 Hönscheid u.a., 1984,S. 19
29 Evans, 1987, ,S. 31
30 Evans, 1987, ,S. 30
31 Evans, 1987, ,S. 30
32 Evans, 1987, S. 30
33 www.prototyp-surfboards.de
34 Pudenz u.a., 1984, S.12
35 Evans, 1987, S.30
36 Pudenz, Lass, 1983, S.19
37 Surf 10/97,S. 40
38 nach Pudenz, Lass, 1983, S.19
39 Pudenz, Lass, 1983,
40 Pudenz, Lass, 1983,
41 nach Pudenz, Lass, 1983,
42 Evans, 1987,S. 30
43 Evans, 1987, S.30
44 www.windnwave.com/usm/aol/brd-frst.html
45 www.windnwave.com/usm/aol/brd-frst.html
46 Surf 9/98,S.47
47 Surf 9/98,S.47
48 Surf 10/99,S.58
49 Evans, 1987, S. 26
50 Pudenz, Lass, 1983,
51 Evans, 1987, S. 26
52 www.prototyp-surfboards.de
53 Surf 8/98, S.
54 Surf 9/98,S. 8
55 Surf 8/98,S. 32
56 Surf 9/98,S.
- Quote paper
- Fabian Sporer (Author), 2000, Die Windsurfbrett-Konstruktion, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/100882