Werkbetrachtung im Kunstunterricht Unterrichtsentwurf
Thema: Farbe als Ausdrucksmittel für Naturphänomene Wintersemester 2000
(GHS 5.Semester, HF Kunst)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Lebenslauf von Vincent Willem van Gogh
Vincent Willem van Gogh wird am 30. März 1853 in den Niederlanden geboren. Sein Vater war Prediger in der Gemeinde und seine Mutter war die Tochter eines Buchbinders. Er besuchte die Dorfschule und lebte später am Internat, dort lernt er Französisch, Englisch und Deutsch. Während dieser Zeit zeichnet er häufig.
- 1969 ist er Lehrling einer der Den Haager Kunsthandlung, die sein Onkel gegründet hatte, dort lernt er den Stil verschiedener Künstler kennen
- 1873 erfolgt die Versetzung in die Brüsseler Filiale, im Mai wird er nach London versetzt
- 1874 verliebt er sich unglücklich, stürzt in eine Tiefe Krise, sein Verhalten ändert sich darauf hin
- 1875 erfolgt seine Versetzung nach Paris, er vernachlässigt seine Arbeit und beschäftigt sich mit der Bibel, besucht Museen und Galerien
- 1876 beendet er seine Tätigkeit als Kunsthändler und wird Hilfsprediger in England
- 1877 Beginn seines Teologiestudiums, was er aber nach kurzer Zeit aufgibt
- 1879 lebt er in äußerster Armut in einem belgischem Steinkohlenrevier, dort hilft er Armen und Kranken, durchlebt tiefe Krisen die sein späteres Leben beeinflussen
- 1880 entscheidet er sich für eine künstlerische Laufbahn, malt Bergarbeiterszenen und kopiert Werke von Millet an der Akademie
- 1881 verbringt er bei seinen Eltern, zeichnet Figuren, Landschaften nach der Natur, verliebt sich erneut unglücklich in seine Kusine, seine ersten Gemälde entstehen
- 1882 Mauve ein Mitglied der "Haager Schule" macht ihn mit Farbe vertraut, lebt in wilde Ehe mit einer Prostituierten
- 1883 Trennung und Rückzug nach Drenthe in die Einsamkeit
- 1883-85 lebt er bei seinen Eltern, es entstehen 200 Gemälde in dunkler, erdiger Tonalität
- 1884 erster und einziger Malauftrag
- 1884/85 entstehen Bauernportraits
- März 1885 Tod seines Vaters
- bis zum Winter 1885 setzt er seine Reihe der dunklen Bauernportraits fort
- 1885/86 Antwerpen, er begegnet Werken von Rubens, die ihn zur Verwendung von stärkeren leuchtenderen Farben anregen
- 1886-88 lebt er in Paris, Unterricht bei Cormon, begegnet Werken der Impressionisten, dadurch hellt sich seine Farbpalette merklich auf, er experimentiert ab jetzt die Wirkung der Farbe auch an seinen ersten Selbstbildnissen
- 1887 Schlüsseljahr, entdeckt endgültig Eigenwert des Bildes, es repräsentiert nicht nur die Natur, sondern auch sich selbst, entdeckt neue Bildthemen wie die Sonnenblumen
- 1888 Arles, sucht im Süden sein Japan, die Farben des Südens ziehen ihn an, setzt sich mit der Lichtwirkung auseinander, stellt sich eine Künstlergemeinschaft mit Gauguin vor - dieser verläßt aber v. Gogh nach nur 2 Monaten wegen Differenzen
- Dezember 1888 verletzt er sich absichtlich sein linkes Ohr
- bis Mai 1889 hält er sich im Krankenhaus auf, malt aber zwischendurch immer wieder in Arles
- ab Mai 1889 geht er auf eigenen Wunsch in eine Asyl für Geisteskranke, malt aber weiterhin, während dieser Zeit entsteht auch "Die Sternennacht" ("Zypressen und Dorf)", er erleidet mehrere Anfälle zum Teil verliert er dabei das Bewußtsein
- 1890 entstehen Kopien nach Millet und Delacroix, stellt 10 Gemälde im "Salon des Artistes Independants" aus
- Mai 1890 reist er nach Paris, in diesen letzten 2 Monaten entstehen 80 Gemälde
- 30.07. 1890 Tod durch Selbstmord
Werkbetrachtung
Auswahl des Bildes
"Die Sternennacht" ("Zypressen und Dorf")
Saint- Remy, Juni 1889
Öl auf Leinwand, 73,7 x 92,1 cm
New York, The Museum of Modern Art
Meine Wahl fiel auf dieses Bild, da es mich in Farbe und Form beeindruckt. Das Bild beinhaltet Bewegung und Lebendigkeit, obwohl es der Künstler unter Umständen persönlicher Krisen und religiösen Wahnvorstellungen gemalt hat. Aber vielleicht hat ja gerade dieser Zustand ein solches Werk provoziert indem die Sterne, der Mond, die Berge und die Bäume phantastisch und impulsiv dargestellt wurden.
Bestandsaufnahme
Der Betrachter steht auf einem imaginären Standort und blickt über ein Dorf. Im linken Vordergrund des Bildes steht eine Zypresse, die sich vom unteren, bis fast zum oberen Bildrand ausdehnt. Rechts neben der Zypresse sieht man im Hintergrund ein Dorf mit mehreren Häusern, in verschiedenen von ihnen scheint Licht zu brennen. Ungefähr in der Mitte ist eine Kirche mit einem spitzen Dach zu sehen. Das Dorf ist rechts umgeben von Bäumen, die wolkenartig dargestellt sind. Hinter den Bäumen ziehen sich an der ganzen Horizontlinie sanfte wellige Hügel entlang. Der Himmel ist mit vielen Sternen bedeckt, diese wurden stark vergrößert und durch eine Kreisform von verschiedenen Gelbabstufungen, in Kreisform um den jeweiligen Stern angebracht, dargestellt. Die Zypresse hat die Form einer brennenden Flamme. Sie ist am unteren Bildrand wesentlich breiter dargestellt und verläuft sich in der Spitzte bis fast zum oberen Bildrand.
Bildaufteilung
Den Vordergrund nimmt im linken Bildteil die Zypresse ein. Diese füllt fast die Hälfte der linken Bildfläche aus. Rechts daneben ist im unteren Drittel ein Dorf zu erkennen. Hinter der Zypresse und oberhalb vom Dorf verläuft eine Hügelkette. Zusammen mit dem Dorf nimmt die Hügelkette ca. Ein Drittel der Bildhöhe ein. Die Horizontlinie liegt somit unter der Bildmitte. Zwei Drittel der Bildhöhe sind mit Himmel dargestellt worden. Auf dem Himmel sind neben dem Mond auch mehrere Sterne angeordnet, diese heben sich durch ihre kreisrunden Ringe, die um die jeweiligen Sterne gemalt wurden, hervor. Rechts oben im Bild ist der Mond in der selben Darstellungsform wie die Sterne abgebildet. Fast in der Bildmitte, im Himmel, ist eine Art ineinander greifende Schlangenlinie dargestellt. Sowie die Hügelkette, als auch die Häuser wurden dunkel umrahmt.
Bildanalyse
Die Zypresse erinnert an eine lodernde Flamme, die zum Himmel empor steigt. Der grobe Pinselduktus, der nichts Genaueres oder keine kleinen Details sehen läßt, taucht das Dorf und die Hügelkette dahinter, zusammen mit den teils gedämpften, teils trüben Farben in eine nebelartige Erscheinungsform. Van Gogh verwendet in diesem Bild überwiegend blau, dies erinnert auch an Wasser. Das Elementare greift hier auf die Gestirne am Himmel über. Das Bild macht durch seine Farbgebung den Eindruck, daß sich alles in der Abenddämmerung abspielt, denn in manchen Häusern ist Licht, welches durch gelben Farbauftrag, wie in manchen Fensteröffnungen dargestellt wurde.
Trotz das dieses Bild die Nacht über dem Dorf darstellt, leuchten die Farben. Schwarz wurde nicht verwendet, beschränkt wurde sich hier auf blau-, braun- und grün- Töne. Das Gelb und Grün, was zum Teil rein bunt aufgetragen wurde, läßt die Darstellung einer Nachtszene trotzdem leuchten.
Komposition
Mehrere Diagonalen durchziehen das Bild. Allein die Hügelkette am Horizont besteht aus fünf wesentlichen Diagonalen, die sich von links unten nach rechts oben hinziehen. Gegenläufige Diagonalen befinden sich in dem Waldstück, sie verlaufen von rechts unten nach links oben, in Richtung Hügelkette. Die kreisrunde Darstellung der Sterne am Himmel, zusammen mit der Schleifendarstellung in der Bildmitte am Himmel, läßt die Komposition dynamisch und unruhig erscheinen. Im Vordergrund nimmt die Zypresse einen wesentlichen Teil der Bildfläche ein. Sie versperrt dem Betrachter zum Teil die Sicht auf die dahinter verborgene Landschaft.
s. auch Kompositionsskizze als Anlage beigefügt
Farbanalyse
Vincent van Gogh ist sich der Farbwirkung des Komplementärkontrastes in diesem Gemälde voll bewußt. Durch den Kontrast der gelben und violetten Farbe, wird auch die Symbolkraft zwischen dem Irdischen und den Gestirnen verstärkt. Die Landschaft mit den Bäumen, Häusern und Hügeln ist überwiegend in violett- blau Abstufungen gehalten, durchsetzt mit einigen wenigen Momenten gelb. Dagegen wurde der Himmel, unter anderem, mit vielen Abstufungen der Farbe Gelb gestaltet. Trotz des Kontrastes zwischen Himmel und Erde besteht eine Harmonie zwischen den beiden. Durch den deutlichen grob ausgeführten Pinselduktus und die Farbwiederholungen im Himmel und im Dorf, spielen die zwei Ebenen wieder zusammen. Auch verbindet die nach oben wachsende Zypresse, zusammen mit dem Kirchturm im Hintergrund die Erde mit dem Himmel. Da der Künstler streng gläubig war nimmt man auch an das die zum Himmel emporsteigende Kirchturmspitze die Verbindung zwischen Himmel und Erde darstellen könnte.
Trotz dieser anscheinenden Harmonie zwischen Erde und Himmel, wirkt das Bild auch bedrückend. Die eingeschränkte Optik des Betrachters, verstärkt und hervorgerufen durch die Zypresse im Vordergrund, der aufgewühlte deutlich sichtbare Pinselauftrag, die dunkle Farbgebung und die Einrahmung der Nachtszene von den dunkel umrahmten Hügelketten im Hintergrund, läßt erahnen wie ohnmächtig sich van Gogh in seiner Krankheitsbedingten Situation gefühlt haben muß. Der Betrachter scheint vom Dorf entrückt auf einem unbekannten Standort aus die Szene zu beobachten. Es wird vermutet, daß Vincent van Gogh sich selber durch die Zypresse darstellen wollte.
Erwartetes Schülerinteresse
Der Lehrer sollte sich mit den Schülern am Anfang der Unterrichtsstunde über Naturerscheinungen unterhalten. Wie sie erlebt wurden und den Einzelnen in welcher Art und Weise beeindruckten. Vielleicht kann der ein oder andere Schüler die Sterne und den Mond auf dem Bild deuten, oder aber nur Sterne die übertrieben groß und farbig gemalt wurden. Die Frage warum der Künstler auf die Art malte wird den Schülern auf diese Weise deutlicher, indem sie nämlich ihre persönlichen Eindrücke verarbeiten können sich in den Künstler hineinversetzen müssen um die Frage beantworten zu können.
Jeder Schüler dieser gewählten Klassenstufe erlebte sicherlich irgendwann schon einmal ein Gewitter, Hagel, einen heftigen Sturm, sah einen Wasserfall, hohe Wellen oder hielt sich im Urlaub in einer Wüste auf. Das alles sind Situationen in denen sie in gewisser Weise emotional berührt waren. Man ist in solchen Situationen beeindruckt und bestaunt die Natur. Das Ausdrucksmittel Farbe soll hier nun die Sprache dieser Erzählung im Bild sein. Wie auch in der "Sternennacht" sollte die Farbe so gewählt werden, das der Blick dahin gelenkt wird, wo das Naturerlebnis stattfindet, nämlich wie hier am Himmel. Durch den Komplementärkontrast Gelb- Violett im Himmel und Rot - Grün in der Zypresse springt das Ereignis dem Betrachter ins Auge. Die dynamisch gesetzten Pinselstriche vervollständigen die Phantastische Illusion.
Literaturverzeichnis
Bernhard Zurcher: Vincent van Gogh, Leben und Werk, Hirmer, München 1985
W. Stadler: Lexikon der Kunst, Erlangen 1994
Doumonts Neue Galerie, Van Gogh, Köln 1988
Walther, Ingo; Metzger, Rainer, Vincent van Gogh, Sämtliche Gemälde. Benedikt Tschen
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Dokuments "Werkbetrachtung im Kunstunterricht Unterrichtsentwurf"?
Das Dokument ist ein Unterrichtsentwurf zum Thema "Werkbetrachtung im Kunstunterricht" mit dem Fokus auf Vincent van Goghs Gemälde "Die Sternennacht" ("Zypressen und Dorf"). Es analysiert das Bild hinsichtlich seiner Komposition, Farbanalyse und Bildaufteilung. Es enthält auch eine Lebensbeschreibung van Goghs, eine Bestandsaufnahme des Bildes und Überlegungen zum Schülerinteresse.
Was ist das Thema des Unterrichtsentwurfs?
Das Thema ist "Farbe als Ausdrucksmittel für Naturphänomene".
Welches Gemälde von Vincent van Gogh wird hauptsächlich analysiert?
Das Gemälde "Die Sternennacht" ("Zypressen und Dorf") aus dem Juni 1889.
Wo befindet sich das Originalgemälde "Die Sternennacht"?
Im The Museum of Modern Art in New York.
Welche Aspekte des Gemäldes werden in der Analyse hervorgehoben?
Die Bildaufteilung, Bildanalyse (inklusive der Deutung der Zypresse als Flamme), Komposition (Diagonalen, Kreisformen) und die Farbanalyse (Komplementärkontraste, Harmonie zwischen Himmel und Erde).
Welche Farben dominieren das Gemälde laut Analyse?
Blau, Braun, Grün, Gelb und Violett.
Welche Rolle spielt die Zypresse im Gemälde laut der Analyse?
Die Zypresse erinnert an eine lodernde Flamme, die zum Himmel emporsteigt und wird als ein Element interpretiert, das die Erde mit dem Himmel verbindet. Es wird auch vermutet, dass van Gogh sich selbst durch die Zypresse darstellen wollte.
Was wird bezüglich des erwarteten Schülerinteresses erläutert?
Es wird vorgeschlagen, mit den Schülern über ihre persönlichen Erfahrungen mit Naturerscheinungen zu sprechen, um ihr Interesse zu wecken und sie in die Lage zu versetzen, sich in den Künstler hineinzuversetzen und seine Bildsprache zu verstehen.
Welche Literatur wird im Dokument aufgeführt?
Es werden folgende Werke aufgelistet:
- Bernhard Zurcher: Vincent van Gogh, Leben und Werk, Hirmer, München 1985
- W. Stadler: Lexikon der Kunst, Erlangen 1994
- Doumonts Neue Galerie, Van Gogh, Köln 1988
- Walther, Ingo; Metzger, Rainer, Vincent van Gogh, Sämtliche Gemälde. Benedikt Tschen Verlag GmbH, 1997 Köln
Was wird im Lebenslauf van Goghs hervorgehoben?
Sein Werdegang vom Kunsthändler zum Predigerassistenten bis hin zum Künstler, seine persönlichen Krisen, seine Auseinandersetzung mit verschiedenen Kunststilen (besonders die Begegnung mit Impressionisten), sowie seine Suche nach dem Eigenwert des Bildes.
- Quote paper
- Steffi Mende (Author), 2001, Werkbetrachtung im Kunstunterricht. Farbe als Ausdrucksmittel für Naturphänomene, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/100785