Johannes XXIII.
Johannes XXIII. eröffnete die Kirche für in neues Zeital- tar, denn obwohl er die Weltkirche nur knapp fünf Jahre als Papst leitete, schaffte er es, nicht nur durch das zweite vatikanische Konzil, der katholischen Kirche ein menschli- cheres, einladenderes Gesicht zu geben. Jahrhundertelang war die Kirche wie ein starrer Felsblock erschienen, unbe- weglich, in sich ruhend, abgekapselt in einer Mischung aus Selbstzufriedenheit und Angst. Papst Johannes XXIII. er- füllte die Kirche mit frischen Wind, seine Lebenseinstel- lung war: „Die Welt bewegt sich. Es ist notwendig, mit ju- gendlichem und vertrauensvollem Herzen den richtigen Zugang zu ihr zu finden und nicht die Zeit mit Gegenüberstellungen zu verschwenden. Ich ziehe es vor, mit dem, der geht, Schritt zu halten, statt mich abzusondern und es zuzulas- sen, dass man an mir vorbeigeht.“
Johannes XXIII. wurde als Angelo Roncalli am 25. November 1881 in dem Dorf Sotto il Monte in der Nähe von Bergamo (I- talien) geboren. Er kam aus bäuerlichen, ärmlichen Verhält- nissen. Er ging jeden Tag sechs Kilometer zu Fuß in die Schule -barfuß um die kostbaren Lederschuhe zu schonen. Seine Ausbildung mit dem Ziel Priesterweihe absolvierte er zunächst in Bergamo. Hier zeigt sich auch seine einfache Herkunft, denn seine Mutter wollte ihn nicht ganz ohne Geld auf das Priesterseminar in Bergamo schicken. Deshalb lief sie einen ganzen Tag lang von einem Nachbarn zum anderen und brachte zwei Lire, nach damaliger Währung etwa 50 Pfen- nig, zusammen. Eine lächerliche Summe, die sie Angelo wei- nend auf den Tisch legte.
Ab 1901 studierte Angelo mit einem Stipendium am Päpstlichen Römischen Seminar. Mit 22 Jahren wurde Angelo Roncalli am 10. August 1904 zum Priester geweiht.
Seine erste Stelle erhielt Roncalli in Bergamo als Sekretär des engagierten Bischofs Radini-Tedschi. Nach dessen Tod wurde ihm, er war mittlerweile 40 Jahre alt, die Aufgabe übertragen das päpstliche Missionswerk zu modernisieren, eine Aufgabe, die sehr viel Fingerspitzengefühl erforderte. Ein paar Monate lang hatte er einen Lehrstuhl an einer stark traditionsbewussten Lateran-Universität inne, wo er als unvorsichtiger Provinzler mit einer sehr aufgeschlosse- nen Meinung zwangsläufig unangenehm auffallen musste. Des- halb wurde er sozusagen aus Rom auf entlegene diplomatische Posten verbannt.
1925 wurde er Erzbischof in Bulgarien und bereiste die kleine katholischen Inseln inmitten einer orthodoxen Umge- bung mit einem klapprigen Auto oder auf dem Rücken eines altersschwachen Gauls. Kurz danach wurde er nach Istanbul versetzt, als Apostolischer Delegat für Griechenland und die Türkei. Beide Länder kämpften mit ganz unterschiedli- chen politischen Problemen, durch welche die Katholiken im Land stark unterdrückt wurden. Roncalli gelang es aber durch seinen unermüdlichen Eifer ihnen mehr Freiraum zu verschaffen. Enttäuscht war Roncalli von Rom, denn alle seine Vorschläge wurden kaum berücksichtigt, denn sie lie- fen alle darauf hinaus die Kirche des Ostens mehr auf ihre eigenen Beine zu stellen und einen einheimischen Bischof zu wählen.
Kurz vor Ende des zweiten Weltkrieges wurde Roncalli plötz- lich als Nuntius nach Paris versetzt, der wichtigsten Schaltstelle der Diplomatie. Eine Entscheidung mit dem ein Großteil der Kurie nicht einverstanden war. Mit 72 Jahren wurde Roncalli dann zum Bischof von Venedig und hatte endlich wieder Zeit sich der unmittelbaren Seel- sorgearbeit zu widmen.
Nach dem Tod Pius XII. im Jahr 1958 gehörte Roncalli zu den Papstkandidaten, wozu der Bischof von Venedig fast schon traditionell zählt.
Er galt eher als Übergangskandidat, dem kaum einer noch etwas zutraute, er war schließlich schon 77. Im elften oder zwölften Wahlgang wurde er schließlich gewählt und nahm den Namen Johannes XXIII. an.
Johannes XXIII. war ein frommer Mann, dessen Vorsätze waren niemals aus Gewohnheit oder Gleichgültigkeit zu den Sakra- menten zu gehen, Zerstreuung beim Gebet zu vermeiden, den Stolz zu bekämpfen, jeden Tag Gewissenserforschung zu hal- ten und den Rosenkranz zu beten. ER war ein zutiefst kon- servativer Mann, der der Kirche den Umbruch dadurch brach- te, dass er die Glaubenslehre der Kirche bewahrte, sie aber entsprechend den neuen Herausforderungen der Gegenwart neu auslegen wollte, nicht weil er eine radikale Kehrtwendung machte.
Als erster Papst seit Jahrhunderten empfing er orthodoxe Kirchenführern Repräsentanten des Protestantismus und den anglikanischen Erzbischof Fisher von Cantrebury. Vorrangig war für ihn immer die Suche nach Gemeinsamkeiten, nicht das Aufrechnen alter Schuld. Seine Vergangenheit hatte ihn mit so vielen andersgläubigen in Verbindung gebracht, dass er die Notwndikeit und den Sinn des Dialogs mit ihnen erkann- te.
Besonders auffälig an Johannns XXIII. war sein Nähe zum, Volk. Im Vatikan wirkte er oft mehr wie ein Landpfarrer als ein Papst. Er spazierte unbekümmert und ohne Begleitung da- her und unterhielt sich ungezwungen mit den Arbeitern und setzte ihre grausam niedrigen Gehälter herauf. Er ließ sich nicht mit den Ehrentitel des Papstes anreden und schaffte auch die Kniebeugen zu Beginn einer Audienz ab. Sein Leit satz war: „Seid einfacher, seid herzlicher.“ Am ersten Weihnachtsfest seiner Amtszeit erschien er nach der Christmette im Kinderkrankenhaus, wo ihn die kleinen Pati- enten begeistert empfingen. Tags daruf besuchte er die 1200 Häftlinge eine s Gefängnisses und liess alle Zellenöffnen, damit alle zu ihm kommen konnten, auch die der Mörder und Sexualverbrecher. ER sah sie alle als Kinder Gottes an. Seit dem sprachen die Römer von ihm nur noch als „Papa Ron- calli“.
Er sprach sich schon damals gegen das Wettrüsten aus und hielt den Nationalismus schon vor Beginn des 2. Weltkrieges für übertrieben.
Häufig gestellte Fragen
Wer war Johannes XXIII.?
Johannes XXIII. war ein Papst, der die katholische Kirche modernisierte und für ein neues Zeitalter öffnete. Er amtierte nur knapp fünf Jahre, prägte die Kirche aber nachhaltig durch das Zweite Vatikanische Konzil.
Wann und wo wurde Johannes XXIII. geboren?
Er wurde am 25. November 1881 als Angelo Roncalli in Sotto il Monte in der Nähe von Bergamo (Italien) geboren.
Welche Herkunft hatte Johannes XXIII.?
Er stammte aus einfachen, bäuerlichen Verhältnissen.
Was waren Roncallis frühe Karrierewege?
Nach seiner Priesterweihe arbeitete er als Sekretär des Bischofs Radini-Tedschi in Bergamo. Später modernisierte er das päpstliche Missionswerk und hatte eine kurze Lehrstuhlzeit an der Lateran-Universität.
Welche diplomatischen Aufgaben übernahm Roncalli?
Er war Erzbischof in Bulgarien und Apostolischer Delegat in Istanbul für Griechenland und die Türkei. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er Nuntius in Paris.
Wann wurde Roncalli zum Papst gewählt?
Nach dem Tod von Pius XII. im Jahr 1958 wurde Roncalli zum Papst gewählt und nahm den Namen Johannes XXIII. an.
Was waren Johannes XXIII.s Vorsätze und sein Charakter?
Er war ein frommer und konservativer Mann, der die Glaubenslehre bewahrte, sie aber den neuen Herausforderungen der Gegenwart entsprechend neu auslegen wollte. Seine Vorsätze waren aus Gewohnheit oder Gleichgültigkeit zu den Sakramenten zu gehen, Zerstreuung beim Gebet zu vermeiden, den Stolz zu bekämpfen, jeden Tag Gewissenserforschung zu hal- ten und den Rosenkranz zu beten.
Wie gestaltete Johannes XXIII. seine Amtszeit als Papst?
Er empfing als erster Papst seit Jahrhunderten orthodoxe Kirchenführer, Repräsentanten des Protestantismus und den anglikanischen Erzbischof. Er suchte nach Gemeinsamkeiten und Dialog mit Andersgläubigen. Er war volksnah, ungezwungen und setzte sich für soziale Gerechtigkeit ein.
Was waren einige seiner bemerkenswertesten Handlungen als Papst?
Er besuchte ein Kinderkrankenhaus und ein Gefängnis, sprach sich gegen das Wettrüsten aus und hielt den Nationalismus für übertrieben.
Wann starb Johannes XXIII.?
Er starb am Pfingstmontag 1963 nach einem 83-stündigen Todeskampf an einem Krebsleiden.
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- Stefanie Schroers (Author), 2000, Johannes XXIII., Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/100289