Ein Schuss in Sarajewo, der die Welt veränderte: Tauchen Sie ein in die komplexen Ursachen und den verhängnisvollen Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Diese tiefgreifende Analyse enthüllt, wie das Attentat auf Franz Ferdinand, den österreichischen Thronfolger, eine Kettenreaktion auslöste, die Europa in einen verheerenden Konflikt stürzte. Entdecken Sie die wahren Motive hinter dem Attentat, die im brodelnden Nationalismus und den slawenfeindlichen Bestrebungen Österreich-Ungarns wurzelten. Verfolgen Sie die Eskalation der Julikrise 1914, als Österreich-Ungarn, unterstützt vom Deutschen Reich, ein Ultimatum an Serbien stellte, das die Welt in Atem hielt. Erfahren Sie, wie die starren Bündnissysteme und die gegenseitigen Bündnisverpflichtungen der Großmächte ein unaufhaltsames Räderwerk der Mobilmachung in Gang setzten. Doch der Kriegsausbruch war nicht nur das Ergebnis einer verhängnisvollen Julikrise. Die inneren Ursachen des Konflikts reichen tiefer und sind in den imperialistischen Spannungen, dem aufkeimenden Nationalismus und dem wachsenden Militarismus des ausgehenden 19. Jahrhunderts verwurzelt. Analysieren Sie den Konkurrenzkampf der Industrienationen um Marktanteile und Einflusssphären, die Deutschland Rolle als verspäteter Nationalstaat und die daraus resultierenden Spannungen mit den etablierten Großmächten. Beleuchtet werden die Revanchegelüste Frankreichs, die panslawistischen Bestrebungen Russlands und Österreich-Ungarns sowie das britische Interesse an der Eindämmung des deutschen Machtanspruchs. Dieses Buch bietet einen umfassenden und aufschlussreichen Einblick in die vielschichtigen Ursachen des Ersten Weltkriegs und zeichnet ein beunruhigendes Bild einer Welt am Rande des Abgrunds, in der politische Intrigen, nationale Egoismen und militärische Aufrüstung eine explosive Mischung bildeten, die letztendlich in die Katastrophe führte. Ideal für Geschichtsinteressierte, Studierende und alle, die die Wurzeln des 20. Jahrhunderts verstehen wollen. Eine packende Lektüre über Krieg, Politik und die dunkle Seite des menschlichen Strebens nach Macht und Einfluss.
Ursachen und Ausbruch des 1. Weltkrieges
Der äußere Anlass: Die Julikrise 1914
Der Auslöser des 1. Weltkrieges war die Ermordung von Franz Ferdinand, dem österreichischen Thronfolger, und seiner Ehefrau am 28. Juni 1914 in Sarajewo. Die Motive für den von dem Studenten Gavilo Princip durchgeführten Mord lagen in den slawenfeindlichen Politik des österreich-ungarischen Völkerstaates. Die dort lebenden Slawen strebten eine nationale Befreiung an, welche Österreich-Ungarn jedoch verhindern wollte, um seine Vorrangstellung in der Doppelmonarchie zu behalten. Aber da die Slawen sich der Unterstützung des Königreichs Serbien und Russlands sicher sein konnten, wurden sie in ihrem Vorhaben nur noch mehr gestärkt. Das Königreich Serbien nämlich stand an der Spitze einer serbischen Bewegung, in der es darum ging, alle slawischen Völker Osteuropas zu vereinigen (Panslawismus!) und Russland unterstütze den Panslawismus ebenfalls, da es darin eine Chance sah, seinen Machtbereich erheblich zu vergrößern und alle slawischen Völker unter russische Herrschaft zu stellen. Da diese Kräfte eine existenzielle Bedrohung für Österreich-Ungarn darstellten, versuchte Franz Ferdinand seinen Dualismus Österreich- Ungarn in einen Trialismus Österreich-Ungarn-Südslawien zu erweitern, indem er der slawischen Bevölkerung Gleichberechtigung und innere Autonomie einräumte. Er sah darin den einzigen Weg, die Slawen im Reichsverband zu halten und den Fortbestand des Völkerstaates zu sichern. Aber da dieser Bund mit Österreich-Ungarn die Ziele des Panslawismus und somit die Hoffnung auf ein großserbisches Reich zerstört hätte, sah die serbische radikal-nationalistische Geheimorganisation „Schwarze Hand“ den einzigen Weg den Trialismus aufzuhalten darin, dessen Integrationsfigur, Franz Ferdinand, zu ermorden. Die europäische Öffentlichkeit war schockiert von dem Attentat und verlangte von der serbischen Regierung eine Genugtuung an den Völkerstaat, da für sie eine Unschuld der serbischen Regierung an dem Attentat außer Frage stand.
Diese Situation wollte Österreich-Ungarn nutzen, um durch eine harte Strafaktion der Bedrohung durch Russland und Serbien ein Ende zu bereiten. Das Ziel war ein auf Südosteuropa beschränkter Konflikt, der einerseits das Risiko einer europäischen Krieges eingrenzte, wovor der Völkerstaat Angst hatte, da hinter Serbien Russland und hinter Russland seit der Tripelentente (1907) Frankreich und Großbritannien standen, und andererseits Serbien zu einem abhängigen Staat herabdrückte.
Das Deutsche Reich versicherte Österreich, dass es auf Grund seiner Bündnisverpflichtungen und tiefen Freundschaft gegenüber Österreich stets an der Seite Österreich-Ungarns stehe und dem Völkerstaat jederzeit Rückendeckung geben werde. Diese Bereitschaft lässt sich allerdings auch dadurch erklären, dass Deutschland, welches von den übrigen Großmächten Europas eingekreist war, nicht auch noch seinen letzten Bundesgenossen verlieren wollte, denn auf Grund der Marokkokrisen herrschte eine gespannte Beziehung zwischen Deutschland und Frankreich. Beide Staaten hatten Interesse an Marokko, welches 1905 erst zur 1. Marokkokrise führte, die die sogenannten „Entente Cordiale“, eine britisch- französischen Vereinigung, und die Isolierung Deutschlands bestärkte und zur 2. Marokkokrise. Die zweite Marokkokrise wurde ausgelöst durch die Besetzung Fés durch die Franzosen, woraufhin Deutschland sein Kanonenboot Panther nach Agadir sandte. Die Krise wurde durch ein Abkommen beseitigt, welches das französische Protektorat über Marokko festlegte. Durch den Bau der Bagdadbahn wollte Deutschland außerdem seinen Machtbereich auf den vorderen Orient erweitern, was wiederum den Unmut von Russland und England beschwor, die ihre Einflusssphären bedroht sahen. So schloss sich also 1914 England dem Bund zwischen Russland und Frankreich an und stand so dem Deutschen Reich gegenüber. Weil sich Österreich also der Unterstützung des Deutschen Reiches gewiss sein konnte, richtete es am 23. Juli 1914 ein hartes, auf 24 Stunden befristetes Ultimatum an Serbien, in dem sie u.a. die Unterdrückung jeglicher Aktionen und Propaganda gegen die territoriale Integrität der österreich-ungarischen Monarchie verlangte und eine gerichtliche Untersuchung des Attentats unter Mitwirkung österreich-ungarischer Beamter forderte.
Serbien akzeptierte das Ultimatum in fast allen Punkten und wies nur die Mitwirkung österreichischer Beamter bei den innerstaatlichen Untersuchungen zurück, da dies ein Eingriff in die staatliche Souveränität bedeutet hätte. Die überraschend entgegenkommende serbische Antwort hatte einen Stimmungswechsel in den Hauptstädten Europas zur Folge. Alle Gründe für einen Krieg entfielen. Noch einmal kam es zu diplomatischen Vermittlungsversuchen; ein Frieden schien nach wie vor möglich. Doch Österreich-Ungarn sah sein Vorhaben der inneren Stabilisierung durch Niederwerfung Serbiens auf Grund der internationalen Verständigungsinitiativen gefährdet und erklärte Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg. Durch die vielen gegenseitigen Bündnisverpflichtungen wurde damit ein Räderwerk der Mobilmachung in Gang gesetzt. Am 30. Juli 1914 ordnete Zar Nikolaus II. die Gesamtmobilmachung in Russland an, worauf das Deutsche Reich mit einem Ultimatum reagierte, welches die Einstellung der Mobilmachung gegen Österreich und Deutschland innerhalb von 12 Stunden forderte. Aber das Ultimatum blieb unbeantwortet und so erklärte das Deutsche Reich am 1. August Russland den Krieg.
Deutschland hatte also Russland den Krieg erklärt, aber noch keinen Aufmarsch- und Kriegsplan für einen Einfrontenkampf erarbeitet, musste also nach einem alten, bereits existierenden Feldzugsplan vorgehen. Dieser Feldzugsplan jedoch war lediglich für einen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland konzipiert. Der Generalstab wollte also zuerst innerhalb von 6 Wochen Frankreich besiegen und dann, noch bevor Russland vollständig mobilisiert war, alle Truppen an die Ostfront schicken und den Krieg mit einem Sieg über Russland beenden.
Am 3. August 1914 erklärte Deutschland Frankreich den Krieg und marschierte in Belgien ein, um den französischen Heer vom Nordosten in den Rücken zu fallen.
Auf Grund der Garantiemacht der belgischen Neutralität seit dem Londoner Protokoll von 1831 war nun England verpflichtet, gegen den völkerrechtswidrigen Einmarsch Deutschlands in Belgien vorzugehen und verfasste am 4. August ein Ultimatum, dass den sofortigen Rückzug aus Belgien forderte. Um Mitternacht folge die britische Kriegserklärung an das Deutsch Reich.
Damit war aus der Julikrise auf dem Balkan ein europäischer Großkonflikt geworden, in dessen Verlauf den vier Mittelmächten (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Türkei und Bulgarien) 28 alliierte bzw. assoziierte Mächte (darunter Großbritannien, Frankreich, Russland, Italien, Japan und die USA) auf beinahe allen Kontinenten und großen Meeren gegenüberstanden.
Die inneren Ursachen: Imperialismus, Nationalismus, Militarismus
Doch die Julikrise war nur der letzte Tropfen gewesen, der das Fass der seit längerer Zeit anherrschenden Konflikte zum Überlaufen brachte.
Die eigentlichen Ursachen des Krieges liegen tiefer. Sie reichen zurück bis zu den imperialistischen Spannungen zwischen den europäischen Großmächten im ausgehenden 19. Jahrhundert, mit dem sich damals allmählich formierenden starren Bündnissystem, mit Dominanz von Chauvinismus und Militarismus und mit dem Konkurrenzkampf der Industrienationen um Marktanteile und Einflusssphären auf der ganzen Welt. Es gab im Vorfeld des 1. Weltkrieges immer wieder Krisen und Interessengegensätze zwischen den Großmächten, die nicht selten an den Rand eines Krieges führten und eine spannungsgeladene Atmosphäre in Europa schufen.
Das Deutsche Reich wurde erst 1871 als letzter der europäischen Nationalstaaten gegründet, entwickelte sich aber schnell zum zweitgrößten Industriestaat der Erde. Da die übrigen Mächte schon einen sogenannten „Platz an der Sonne“, also Kolonien in Übersee, besaßen, strebte auch das Deutsche Reich ab etwa 1890 danach und somit nach dem Status einer Weltmacht. Das oft kriegerische und anmaßende Auftreten Kaiser Wilhelms II. verstimmte vor allem Frankreich und Russland so sehr, dass sie bereits 1894 ein Defensivbündnis gegen Deutschland schlossen. Damit war jene Zangenkostellation eingetreten, die Bismarck - dem die Gefahr der ungünstigen geographischen Mittellage Deutschlands stets bewusst war - immer hatte verhindern wollen. Als sich das Deutsche Reich mit dem Ausbau seiner Flotte zusätzlich noch die Feindschaft der traditionellen Seemacht England zuzog, war es endgültig isoliert. Deutschland fühlte sich „eingekreist“, dabei hatte es sich durch aggressive und ungeschickte Machtpolitik selbst „ausgekreist“.
In Frankreich beherrschte seit der Niederlage im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 ein nie überwundenes Revanchedenken die Politik, die sich weigerte, den Status Quo in Europa hinzunehmen und stets auf eine Schwächung des Rivalen Deutschland hinzielte. Dem Verhältnis Österreich-Ungarn und Russland stand das Interesse einer Vielvölkerstaates mit der Idee des Panslawismus im Weg: Beides waren machtpolitische Konzepte, um den jeweiligen Einfluss auf dem Balkan zu vergrößern.
Häufig gestellte Fragen
Was war der unmittelbare Auslöser des Ersten Weltkriegs?
Der unmittelbare Auslöser war die Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und seiner Frau am 28. Juni 1914 in Sarajevo durch Gavrilo Princip. Die Motive lagen in der slawenfeindlichen Politik Österreich-Ungarns.
Welche Rolle spielte Serbien bei der Julikrise 1914?
Serbien wurde von Österreich-Ungarn beschuldigt, die slawische Befreiungsbewegung zu unterstützen und in das Attentat verwickelt zu sein. Österreich-Ungarn stellte Serbien ein hartes Ultimatum, das Serbien fast vollständig akzeptierte, was jedoch nicht ausreichte, um einen Krieg zu verhindern.
Was war das Ziel Österreich-Ungarns mit dem Ultimatum an Serbien?
Österreich-Ungarn wollte Serbien demütigen und seine Vorrangstellung auf dem Balkan sichern, um die Bedrohung durch panslawistische Bewegungen einzudämmen. Es sollte ein begrenzter Konflikt bleiben, der jedoch durch Bündnisverpflichtungen zu einem Weltkrieg eskalierte.
Welche Rolle spielte das Deutsche Reich vor dem Kriegsausbruch?
Das Deutsche Reich sicherte Österreich-Ungarn seine volle Unterstützung zu ("Blankoscheck"), was Österreich-Ungarn ermutigte, hart gegen Serbien vorzugehen. Deutschland wollte seinen einzigen verbliebenen Verbündeten nicht verlieren und fühlte sich zudem von anderen europäischen Großmächten eingekreist.
Was waren die Bündnisverpflichtungen, die zum Krieg führten?
Österreich-Ungarn war mit dem Deutschen Reich verbündet. Serbien konnte auf die Unterstützung Russlands zählen. Russland war durch die Tripelentente mit Frankreich und Großbritannien verbunden. Diese Bündnisse führten dazu, dass die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien eine Kettenreaktion auslöste.
Was war der Schlieffen-Plan?
Der Schlieffen-Plan war ein deutscher Feldzugsplan für einen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland. Er sah vor, zuerst Frankreich schnell zu besiegen und dann die Truppen gegen Russland zu verlegen.
Warum trat Großbritannien in den Krieg ein?
Großbritannien erklärte Deutschland den Krieg, nachdem Deutschland in Belgien einmarschiert war und damit die belgische Neutralität verletzt hatte, die durch das Londoner Protokoll von 1831 garantiert wurde.
Welche tieferliegenden Ursachen trugen zum Ersten Weltkrieg bei?
Zu den tieferliegenden Ursachen gehörten: imperialistische Spannungen zwischen den europäischen Großmächten, Nationalismus, Militarismus und der Konkurrenzkampf um Marktanteile und Einflusssphären.
Wie wirkte sich der Imperialismus auf die Entstehung des Krieges aus?
Die imperialistischen Bestrebungen des Deutschen Reiches, nach Kolonien und dem Status einer Weltmacht zu streben, führten zu Konflikten mit anderen Großmächten, die bereits Kolonien besaßen.
Welche Rolle spielte der Nationalismus im Vorfeld des Krieges?
Der Nationalismus führte zu Konflikten zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen und Staaten, insbesondere auf dem Balkan, wo slawische Völker nach nationaler Befreiung strebten.
Wie trug der Militarismus zum Ausbruch des Krieges bei?
Der Militarismus führte zu einem Wettrüsten und einer Glorifizierung des Krieges, was die Bereitschaft der europäischen Mächte erhöhte, militärische Konflikte einzugehen.
Welche Interessengegensätze bestanden zwischen den Großmächten?
Deutschland und Frankreich stritten um Einfluss in Marokko. Österreich-Ungarn und Russland konkurrierten um Einfluss auf dem Balkan. Großbritannien sah im deutschen Flottenbau eine Bedrohung seiner Seeherrschaft.
Wie rechtfertigten die einzelnen Staaten ihre Kriegsbeteiligung?
Serbien verwies auf seine Kooperationsbereitschaft, Österreich-Ungarn auf panslawistische Umtriebe, Russland auf den Schutz der slawischen Völker, Deutschland auf französische Revanchegelüste und russische Kriegstreiberei, und Großbritannien auf Deutschlands Hegemoniestrebungen.
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- Swantje Ehrig (Autor:in), 2001, Ursachen und Ausbruch des 1. Weltkrieges, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/100224